
BGW-Gesundheitspreis 2025: Behindertenhilfe
Wer geht mit gutem Beispiel voran und setzt sich in besonderer Weise für die Gesundheit am Arbeitsplatz ein? Die BGW zeichnet engagierte Einrichtungen der Behindertenhilfe alle vier Jahre mit dem BGW-Gesundheitspreis aus. 2025 konnten sich drei Unternehmen freuen. Allen gemeinsam ist, dass sie sich beispielgebend für das gesunde Arbeiten ihrer Mitarbeitenden mit und ohne Beeinträchtigungen engagieren und diese dabei einbeziehen.
Zur Pressemitteilung (mit Download Pressebilder)
Sie haben 2025 gewonnen:
184 Mitarbeitende sind in der Einrichtung am Rande der Lüneburger Heide tätig. Zu ihr zählen drei Wohnhäuser und eine Tagesförderstätte für Menschen mit komplexer Behinderung. Die Jury zeigte sich besonders begeistert von der gelebten Sicherheitskultur in diesem Unternehmen der Eingliederungshilfe. Weit vorn ist sie beispielsweise im Hinblick auf das Zusammenspiel von Architektur und gesunden Arbeitsbedingungen. So konnten Mitarbeitende beim Neubau 2019 ihre Anregungen einbringen und gestalteten unter anderem Sitzecken im Flur.
Die Heilpädagogisches Heim Dr. Kruse GmbH betreibt einen eigenen Chat-Kanal rund um das betriebliche Gesundheitsmanagement. Das Angebot für Mitarbeitende ist breit gefächert: Dazu gehören Präventionskurse und Raucherentwöhnung in der Arbeitszeit ebenso wie Online-Trainings zur Achtsamkeit und ein hauseigener Fitness- und Krafttrainingsraum. Eine betriebliche Krankenzusatzversicherung übernimmt auch Kosten für Brillen oder Physiotherapie. Die Kinder von Mitarbeitenden können in der zur Einrichtung gehörenden Großtagespflege betreut werden. Ein externer Service steht für die psychologische Beratung von Mitarbeitenden zur Verfügung.
Überzeugend sind auch die Strukturen und die breite Basis, auf der die Sicherheit und Gesundheit im Betrieb stehen. Führungskräfte sind umfassend im gesundheitsfördernden Führen geschult. Themen wie der Schutz vor Gewalt oder Mobbing werden ganz selbstverständlich bearbeitet. Dabei gibt es oft besondere Extras. Die Betriebsvereinbarung „Konflikt & Mobbing“ muss zum Beispiel von allen Mitarbeitenden bei Eintritt unterzeichnet werden. Regelmäßig finden direkt in den Gruppen Deeskalationstrainings statt. Mitarbeitende übernehmen vielfältige Aufgaben im Gesundheitsschutz, zum Beispiel als psychologische Erstbetreuende, Gesundheitslotsinnen und -lotsen oder Sicherheitsbeauftragte. Auf Leitungsebene ist die Gesundheit wöchentlich Thema in einer Besprechung. Darüber hinaus überzeugt die Einrichtung mit durchdachten Konzepten sowohl zum Umgang mit kurzfristigem Personalausfall als auch zur langfristigen Nachfolgeplanung.
Die Einrichtung in der Nähe von Nürnberg beschäftigt rund 300 Mitarbeitende und 870 Menschen mit Behinderung in vier Werkstätten. Am betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) wird schon seit Längerem erfolgreich gearbeitet. So konnte die Westmittelfränkische Lebenshilfe Werkstätten GmbH bereits einen dritten Platz beim BGW-Gesundheitspreis 2021 erzielen. Die Jury bescheinigte der Einrichtung, seitdem die Angebote zur Gesundheit am Arbeitsplatz erkennbar erweitert, verfeinert und verstetigt zu haben. Sie punktete beispielsweise mit einem umfassenden Gewaltschutzkonzept und einem digitalen Verbandbuch, das auch psychische Belastungen erfasst.
Das BGM richtet sich mittlerweile nicht nur an Mitarbeitende, sondern auch an beschäftigte Menschen mit Behinderung. Alle können mithilfe einer Datenbank die Angebote einsehen. Zu diesen zählt unter anderem ein Programm für Werkstattbeschäftigte ab 60 Jahren, das sie auf die Zeit nach dem Renteneintritt vorbereitet.
Seit mehr als 140 Jahren bietet die Stift Tilbeck GmbH in und um Havixbeck nahe Münster Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen an. Rund 1.100 Menschen sind heute in den verschiedenen Bereichen des Unternehmens in katholischer Trägerschaft tätig. Dazu zählen Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen ebenso wie ein inklusives Café. Bei ihrem Besuch vor Ort erlebte die Jury großes Engagement für die Gesundheit am Arbeitsplatz. Zum Einsatz kommt dabei auch digitale Unterstützung. Zum Beispiel werden mithilfe von Computer-Myographie körperliche Belastungen erfasst.
Am betrieblichen Gesundheitsmanagement wird mit breiter Beteiligung gearbeitet. Es geht um Eigenverantwortlichkeit und darum, ein „Gesundheitsverständnis“ bei den Mitarbeitenden zu etablieren. Diese werden unter anderem in einer zweitägigen Schulung in das Thema Prävention eingeführt. Identifikationsfigur für alle Aktivitäten ist die Figur der „Tilbecker Königin“. Dahinter verbirgt sich eine Statue. Sie symbolisiert für die Stift Tilbeck GmbH die Würde aller Menschen und die Wertschätzung, die ihnen in der Einrichtung entgegengebracht wird. Hier trägt sozusagen jede und jeder eine Krone und soll behandelt werden wie eine Königin.
Eindrücke von der Preisverleihung 2025
Darum geht es
Mit dem BGW-Gesundheitspreis werden durchdachte Grundlagenarbeit und innovative Konzepte prämiert. Nicht alles muss schon umgesetzt sein – Punkte gab es auch für gute Ansätze. Ein systematischer Schutz der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit war aber Voraussetzung. An der Wettbewerbsrunde 2025 konnten BGW-Mitgliedsbetriebe aus der Behindertenhilfe teilnehmen.
So lief die Bewerbung
Das Bewerbungsverfahren lief dreistufig ab: Zunächst wurde online geprüft, ob die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt waren. Danach beschrieben die Betriebe ebenfalls per Online-Formular ihr konkretes Vorgehen zur Gesundheitsförderung. Eine Jury bewertete die Eingänge und nominierte die Einrichtungen für die Endrunde. Diese wurden vor Ort besucht (Audit). Die Preisverleihung erfolgte auf dem Fachkongress BGW forum 2025 "Sicher und gesund in der Behindertenhilfe".
Allgemeine FAQ finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gesundheitspreis.