
BGW-Gesundheitspreis 2021: Behindertenhilfe

Wer geht mit gutem Beispiel voran und setzt sich in besonderer Weise für die Gesundheit am Arbeitsplatz ein? Die BGW hat drei engagierte Einrichtungen der Behindertenhilfe mit dem BGW-Gesundheitspreis 2021 ausgezeichnet.
Darum geht es
Mit dem BGW-Gesundheitspreis werden durchdachte Grundlagenarbeit und innovative Konzepte prämiert. Nicht alles muss schon umgesetzt sein – Punkte gibt es auch für gute Ansätze. Ein systematischer Schutz der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ist aber Voraussetzung. An der Wettbewerbsrunde 2021 konnten BGW-Mitgliedsbetriebe aus allen Bereichen der Behindertenhilfe teilnehmen.
Zunächst wurde mit einem Online-Formular geprüft, ob interessierte Einrichtungen die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. War das der Fall, haben sie ebenfalls per Online-Formular ihr Vorgehen zur Gesundheitsförderung des Personals beziehungsweise der betreuten Beschäftigten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen beschrieben. Eine Jury hat die Eingänge bewertet und die Einrichtungen für die Endrunde ausgewählt. Sie wurden einem Audit unterzogen.
Die prämierten Einrichtungen
Dreimal Prädikat "vorbildlich": Drei engagierte Betriebe aus der Behindertenhilfe wurden mit dem BGW-Gesundheitspreis 2021 ausgezeichnet. Die Einrichtungen aus Meppen, Straubing und Ansbach zeigen, wie sich eine gute Präventionskultur aufbauen lässt. Das Ziel ist eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung, von der sowohl Mitarbeitende als auch die in Werkstätten und Inklusionsbetrieben beschäftigten Menschen mit Behinderungen profitieren.
Die Preisverleihung erfolgte am 7. September 2021 im Rahmen des Online-Kongresses "BGW forum", der sich ebenfalls an die Behindertenhilfe richtete. Das Preisgeld in Höhe von 45.000 Euro wird unter den siegreichen Unternehmen aufgeteilt und kann für weitere Aktivitäten zum Gesundheitsschutz verwendet werden.
Tipp: Aufzeichnungen - auch barrierefrei!
Wer die ausgezeichneten Konzepte näher kennenlernen möchte, kann Videoaufzeichnungen vom Online-Kongress "BGW forum" im YouTube-Kanal zur Kongressreihe ansehen. Dort fanden neben der Preisverleihung auch zwei Plenen statt, in denen die insgesamt fünf Einrichtungen der Endrunde zum BGW-Gesundheitspreis 2021 ihr Vorgehen erläuterten.
Die Videos stehen auch in Versionen mit Gebärdensprache oder Audiodeskription zur Verfügung.
Zu den Videos:
- Preisverleihung
- Gute Praxis (Teil 1) - 1/2 und 2/2
- Gute Praxis (Teil 2) - 1/2 und 2/2
- Playlist Videos in Gebärdensprache (BGW forum - Gesamtliste)
- Playlist Videos mit Audiodeskription (BGW forum - Gesamtliste)
1. Preis: St. Vitus Werk GmbH, Meppen
Rund 200 Mitarbeitende und 680 Menschen mit Behinderungen sind im St. Vitus Werk im niedersächsischen Meppen tätig. Die Einrichtung verbindet Arbeitsschutz und Inklusion. So werden unter anderem Beschäftigte mit Behinderung zu Hilfskräften in der Arbeitssicherheit ausgebildet. Schon im Leitbild wird der beruflichen und persönlichen Weiterbildung große Bedeutung zugemessen. Die Führungskräfte erhalten regelmäßige Fortbildungen zu Themen wie gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung und Wertschätzung. In der hauseigenen Akademie werden arbeitsspezifische Gesundheitsseminare und Präventionskurse für die Mitarbeitenden angeboten. Weiterhin stehen die Beratungsangebote des psychologischen Dienstes sowohl Beschäftigten mit Behinderung als auch allen anderen hier Tätigen offen.
Die Jury zeigte sich überzeugt von dem umfassenden Konzept der Einrichtung, das sowohl die Gestaltung der Rahmenbedingungen als auch das Verhalten der Betriebsangehörigen einbezieht. Anregungen für eine gesunde Lebensführung bietet zum Beispiel der monatliche "Gesunde Newsletter". Die Steuerungsgruppe Betriebliches Gesundheitsmanagement koordiniert die vielfältigen Maßnahmen und entwickelt sie weiter.
2. Preis: Dimetria-VdK gGmbH, Straubing
Mit seinen insgesamt etwa 80 Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung ist Dimetria-VdK aus Straubing in Niederbayern im Vergleich mit anderen Einrichtungen aus der Behindertenhilfe, die sich um den diesjährigen BGW-Gesundheitspreis beworben haben, ein eher kleineres Unternehmen. 35 Menschen mit Behinderung wird in dem Inklusionsbetrieb eine Beschäftigung geboten.
Wer neu ins Unternehmen kommt, lernt schnell die präventive Ausrichtung kennen: Zeitnah findet eine Begehung des Arbeitsplatzes statt, um beispielsweise Schreibtisch, Stuhl und Beleuchtung individuell einzustellen. Auch auf kurzfristige Herausforderungen wie Hitzewellen wird flexibel reagiert, bis hin zur Anpassung von Arbeitszeiten bei Tätigkeiten im Freien. Die Kantine ist nach dem Programm „Job & Fit“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert.
Besonderes Anliegen von Dimetria-VdK ist das Thema psychische Gesundheit, für das sich der Inklusionsbetrieb nicht nur intern, sondern auch öffentlich engagiert. Ziel ist es unter anderem, über psychische Störungen zu informieren und Betroffene zu entstigmatisieren.
3. Preis: Westmittelfränkische Lebenshilfe Werkstätten GmbH, Ansbach
Mehr als 270 Mitarbeitende und rund 780 Menschen mit Behinderung sind in den Westmittelfränkische Lebenshilfe Werkstätten in Ansbach beschäftigt. Die Einrichtung in der Nähe von Nürnberg legt Wert auf Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung. Betriebsvereinbarungen tragen dazu bei, das Vorgehen in Handlungsfeldern wie Suchtprävention oder Konfliktregelung für alle verbindlich festzulegen. Beim Thema Gewalt am Arbeitsplatz gibt es ein umfassendes Schulungskonzept zur Deeskalation und im Ernstfall sind kollegiale Erstbetreuerinnen und Erstbetreuer schnell zur Stelle.
Richtungsweisend ist auch der Umgang mit dem Verbandbuch, das in allen Betrieben zur Erfassung von Arbeitsunfällen und Erste-Hilfe-Leistungen dient: In den Westmittelfränkische Lebenshilfe Werkstätten können nicht nur Verletzungen, sondern auch psychische Belastungen eingetragen werden. Zudem wird eine digitale Version genutzt, die für alle im Unternehmen leicht zugänglich ist.