Medizinisches Personal benutzt tagtäglich Venenverweilkanülen, um Gefäßzugänge für Infusionen zu legen. Aber auch wenn dafür sogenannte Sicherheitsgeräte verwendet werden: Wer mit spitzen Kanülen arbeitet, läuft Gefahr, sich zu stechen – und sich dabei schlimmstenfalls eine Infektion zuzuziehen. Die BGW hat daher in einem Produkttest die ergonomische Gestaltung von 17 Venenverweilkanülen untersucht.
45 Testpersonen aus Pflege, Medizin und Rettungswesen prüften Bedienbarkeit
Was macht ein Sicherheitsgerät benutzerfreundlich? Welche Produkteigenschaften stören den Arbeitsablauf der Beschäftigten und was darf auf keinen Fall passieren, damit Verletzungen ausgeschlossen sind? Kurz: Was macht Sicherheitsgeräte wirklich sicher – und welche Aspekte führen dagegen zu Sicherheitsrisiken?
45 Testpersonen erprobten in 3 Aufgaben mit insgesamt 9 Teilaufgaben typische Arbeitsschritte – vom Auspacken des Produkts über das Legen der Kanüle bis zum Kanüleziehen und Entsorgen – in einem simulierten Patientenzimmer. Während der Anwendung beobachtete und dokumentierte die Versuchsleitung Handhabungsschwierigkeiten mit den Venenverweilkanülen sowie Störungen im Arbeitsablauf der Testpersonen.
Den 7 für "sehr gut" oder "gut" befundenen Produkten stehen 7 gegenüber, die aufgrund schwerwiegender Gestaltungsschwächen die Note "mangelhaft" bekamen.
Mögliche Sicherheitsrisiken begutachtete zudem eine Expertengruppe, zusammengesetzt aus neun medizinischen, technischen und arbeitswissenschaftlichen Fachleuten. Der Fokus lag dabei auf der Gestaltung des Sicherheitsmechanismus, da er entscheidend für das Risiko einer Verletzung ist. Der Mechanismus muss entweder automatisch oder mit einer Hand zu aktivieren sein – unmittelbar nach dem Benutzen des Geräts. Er muss verhindern, dass ein Produkt wiederverwendet werden kann, und deutlich zu erkennen sein.
Bei der Begutachtung traten zum Teil gravierende Sicherheitsmängel auf, was zu 7 Bewertungen mit "mangelhaft" führte. Allerdings wurden auch 7 der 17 getesteten Venenverweilkanülen insgesamt mit "sehr gut" oder "gut" bewertet.
Alle detaillierten Ergebnisse finden Sie in der Vergleichstabelle in der Broschüre ab Seite 14.
Fazit: Passive Sicherheitsmechanismen sind aktiven Systemen überlegen
Bei festgestellten Mängeln, die die Sicherheit eines Produkts beeinflussen, wurde das Gesamtergebnis abgewertet. Gründe für die Abwertungen bei passiven Sicherheitsmechanismen waren, dass diese nicht auslösten. Oder es konnten Sicherungen leicht wieder von der Kanüle entfernt werden. Solche Produkte können ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln. Bei den aktiven Sicherheitsmechanismen übersahen manche Testpersonen den Mechanismus beim Testen, lösten ihn unbeabsichtigt aus oder es kam zu Blutspritzern.
Nutzen Sie von der BGW als mangelhaft bewertete Produkte?
Sollten Sie als mangelhaft bewertete Produkte im Betrieb benutzen, können Sie diese zunächst weiterverwenden. Prüfen Sie, ob vermehrt Nadelstichverletzungen vorkommen. Hinweise für die Erfassung und Analyse von Nadelstichverletzungen bietet die Technische Regel "Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege" (TRBA 250, Anhang 6).
Empfohlene Vorgehensweise:
Prüfen Sie: Welche Produkte sind bei Ihnen im Einsatz und wie sind diese im BGW test bewertet?
Werden Nadelstichverletzungen ausreichend dokumentiert? Schauen Sie sich die betrieblichen Statistiken über Nadelstichverletzungen an. Welche Produkte erscheinen darin überdurchschnittlich häufig?
Überprüfen Sie, ob die aus Ihrer Gefährdungsbeurteilung abgeleiteten Schutzmaßnahmen ausreichend wirksam sind.
Führt Ihre Überprüfung zu dem Ergebnis, dass im BGW test als mangelhaft bewertete Produkte zu einem erhöhten Sicherheitsrisiko für Ihre Beschäftigten führen, sind weitere Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dies kann auch bedeuten, dass Sie die entsprechenden Produkte austauschen müssen.
Die Ergebnisse von BGW test können Sie als Hilfe bei Ihrer Kaufentscheidung nutzen – für einen gesunden, sicheren Arbeitsalltag. Unser Ziel ist es, Gesundheitseinrichtungen bei der Beschaffung ergonomischer Medizinprodukte zu unterstützen, um so durch eine Ausstattung mit geeigneten Sicherheitsgeräten die Belastungen des medizinischen Personals zu reduzieren.
Wie wähle ich passende Sicherheitsgeräte aus?
Worauf Sie beim Auswählen achten sollten
Verpackung: Sollte leicht zu öffnen sein, ohne dass die Kanüle versehentlich herausfällt.
Schutzkappe: Sollte eine ausreichende Grifffläche bieten und sollte sicher, aber nicht zu fest sitzen, um ein einfaches Abziehen zu ermöglichen.
Flügel: Hilfreich beim Fixieren und Greifen; sie sollten weder zu klein, noch zu hart oder unflexibel sein.
Sicherheitsmechanismus: Muss gut sichtbar sein und zuverlässig funktionieren sowie das flüssige Herausziehen der Kanüle gewährleisten.
Handhabung bei der Punktion: Das Punktieren einer Vene ist eine feinmotorisch anspruchsvolle Aufgabe. Die Ergebnisse des Tests zeigen, dass gut gestaltete Flügel und das Vorhandensein von gut gestalteten Griffflächen dazu beitragen können, einen sicheren Griff der Venenverweilkanüle zu gewährleisten. Dies wiederum erleichtert die erfolgreiche Punktion der Vene.
Rückschlagventil: Ein Rückschlagventil verhindert den Rückfluss von Blut aus der Kanüle und sorgt für mehr Sicherheit.
Erfolgskontrolle: Sichtfenster oder ähnliche Funktionen ermöglichen sofortiges Feedback über die korrekte Lage der Kanüle. Fehlt diese Funktion, kann das die Beurteilung erschweren, was zu wiederholten Punktionsversuchen führen kann.
Kompaktes Design: Erleichtert die sichere und platzsparende Entsorgung im Abwurfbehälter.
Zusammen mit der Belegschaft Venenverweilkanülen ausgiebig testen und bewerten – Tipp: Fragebogen der BGW nutzen
Dieser Artikel ist ausschließlich als PDF verfügbar und nicht bestellbar.