Roter Faden für die Kinderbetreuung BGW magazin 2/2024
Wie lässt sich in Kitas gesund und sicher arbeiten? Themen gibt es viele. Wo Leitungen ansetzen können, weiß Claudia Stiller-Wüsten. Ihr Job: passende Unterstützungsangebote der BGW zu gestalten.
Frau Stiller-Wüsten, Sie haben in Befragungen untersuchen lassen, wo in den BGW-Branchen der Schuh drückt. Wie steht es in der Kinderbetreuung?
Auffällig ist, dass es bei einigen Basisthemen hakt. Das führt auch dazu, dass die Branche sich tendenziell schlechter als andere auf Krisensituationen vorbereitet fühlt. Die Covid-19-Pandemie war für alle ein Extremereignis. Unternehmen, die eine gute Basis für sicheres und gesundes Arbeiten geschaffen haben, bewältigen aber auch solche Herausforderungen besser als andere.
Wo sollten die Einrichtungen ansetzen?
In Kitas besteht häufiger Nachholbedarf bei der Gefährdungsbeurteilung. Dabei sind im Alltag vielfältige Belastungen bei Mitarbeitenden festzustellen. Körperliche Anforderungen, psychische Belastungen und auch strukturell-organisatorische Probleme wie der Fachkräftemangel oder der hohe Zeitaufwand für Leitungsaufgaben schlagen sich nieder. Die Gefährdungsbeurteilung hilft, solche Themen systematisch zu betrachten, die wichtigsten Knackpunkte zu erkennen und konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Sie wird allerdings häufig aufgrund von Zeitmangel vernachlässigt. Der Aufwand zahlt sich jedoch aus.
Und die BGW unterstützt beim Durchführen der Gefährdungsbeurteilung?
Genau. Für die Branche steht dafür unter anderem ein Online-Tool zur Verfügung. Auch weitere Handlungshilfen für die Gefährdungsbeurteilung zählen zu unserem Angebot rund um das nötige "Basiswissen". Dort bündeln wir insbesondere die Themen, bei denen es um grundlegende gesetzliche Anforderungen und um die Arbeitsschutzorganisation geht. Ergänzend haben wir vertiefende Angebote zu bekannten Gefährdungsschwerpunkten in Kitas – wie psychischen Belastungen oder auch rückengerechtem Arbeiten.
Es gibt also viele Themen, aber auch viele Angebote. Kann das nicht überfordern?
Mithilfe der Gefährdungsbeurteilung erkennen die Kitas ihre wichtigsten Handlungsschwerpunkte. Alles auf einmal zu bearbeiten, geht oft nicht. Wir helfen deshalb, einen roten Faden zu finden, beispielsweise mit einer Arbeitssituationsanalyse und im Weiteren mit einem Strategietag. So kann es ein guter Anfang sein, im Kita-Team gemeinsam auf ein bestimmtes Thema zu schauen und erstmal dafür kreative Lösungsideen zu entwickeln. Auch der Erfahrungsaustausch mit anderen dürfte für die Leitungskräfte hilfreich sein. Seminare oder Veranstaltungen wie unsere Kongresse "BGW forum" sind deshalb sehr zu empfehlen. Damit Leitungskräfte Kitas besser durch den herausfordernden Alltag ebenso wie durch schwierige Zeiten führen können, müssen sie zudem lernen, auf sich selbst zu achten.
Stichwort individueller Unterstützungsbedarf: Wie gehen Sie auf diesen ein?
Für unsere Angebote setzen wir verschiedene Formate ein, beispielsweise Print-Broschüren, Präsenz-Seminare, Online-Lernangebote und -Analyseinstrumente. Um passende Produkte "maßzuschneidern", brauchen wir regelmäßig Feedback. Ich freue mich deshalb über alle Hinweise und Anregungen.
Zweimal werden Sie in diesem Jahr auch direkt ins Gespräch mit Leitungskräften und Beschäftigten aus der Kinderbetreuung gehen.
Richtig. Auf unseren Kongressen für die pädagogische Arbeit stelle ich in einem Plenum die Befragungsergebnisse und einige unserer Unterstützungsangebote vor. Die Veranstaltungen geben insgesamt einen guten Überblick über das Themenspektrum zum sicheren und gesunden Arbeiten. Es lohnt sich, diese Gelegenheit zu nutzen und dabei auch viele Beispiele guter Praxis kennenzulernen.
Für welche Themen ist Unterstützung besonders nötig? Wie sollten die Angebote aussehen? Kurze oder längere Seminare? Präsenz oder online? Printmaterialien oder digitale Informations- und Selbstlern-Formate? Jetzt Claudia Stiller-Wüsten und ihrem Team schreiben! E-Mail: kundenbefragungen@bgw-online.de
Von: Anja Hanssen