Muskel-Skelett-Erkrankungen, arbeitsbedingte Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen bei Beschäftigten im Friseurhandwerk – ein Scoping Review

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind in der erwerbsfähigen Bevölkerung weitverbreitet und wirken sich auf passive (Knochen, Gelenke) und/oder aktive Strukturen des Körpers (Muskeln, Sehnen, Bänder, periphere Nerven) aus (Punnett u. Wegman 2004).

Hintergrund:

Die mit dem Friseurhandwerk verbundenen Tätigkeiten können MSE verursachen oder verschlimmern. Ziel dieses Scoping Reviews ist es, Kenntnisse über den aktuellen Forschungsstand zu den Risiken für MSE sowie zu Präventionsmaßnahmen im Friseurhandwerk zu gewinnen und mögliche Forschungslücken zu ermitteln.

Methode:

Bis zum Mai 2017 veröffentlichte Studien wurden anhand einer systematischen Suche in elektronischen Datenbanken (MEDLINE, PUBMED, CINAHL, Web of Science, LIVIVO), Google Scholar und Referenzlisten von Artikeln identifiziert. Die Studien wurden von zwei Forschenden untersucht sowie quantitativ und narrativ zusammengefasst. Gepoolte Effektschätzer für eine 12-Monats- und eine Punktprävalenz von MSE wurden anhand von Modellen mit zufälligen Effekten berechnet.

Ergebnis:

Insgesamt wurden 40 Studien in das Scoping Review eingeschlossen. 19 Studien gaben eine MSE-Prävalenz an: die höchste durchschnittliche 12-Monats-Prävalenz wurde für den unteren Rücken mit 48 % (95 %-KI 35,5-59,5) ermittelt, gefolgt von dem Nacken mit 43 % (95 %-KI 31,0-55,1), den Schultern mit 42 % (95 %-KI 30,1-53,2) und der Hand/den Handgelenken mit 32 % (95 %-KI 22,2-40,8). Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen berichteten Friseure häufiger über MSE in allen Körperregionen und sie haben ein größeres Risiko, aus gesundheitlichen Gründen aus dem Beruf aussteigen zu müssen.
Zu den Risikofaktoren, die die Arbeitsfähigkeit verringern und MSE verstärken können, zählen das Drehen oder Beugen des Rumpfs, statische Haltungen, das Arbeiten mit über Schulterhöhe angehobenen Armen, ein großer Kraftaufwand der oberen Extremitäten und die manuelle Bedienung schwerer Geräte. Der Effekt dieser Risikofaktoren kann durch fehlende angemessene Pausen, eine hohe Arbeitslast und allgemeine Stressbelastung verstärkt werden.
Es wurden sechs Interventionsstudien gefunden, die rehabilitative oder präventive Maßnahmen untersucht haben. Lediglich die rehabilitativen Interventionen wiesen positive Effekte auf die Bewältigung der physischen und mentalen Belastung auf und führten zu einer erheblichen Schmerzminderung, einer erhöhten physischen Belastbarkeit und zu Kenntnissen über potenzielle Risikofaktoren für MSE.

Schlussfolgerung:

Diese Daten liefern einige Hinweise zu den berufsbedingten Belastungen und Beanspruchungen im Friseurhandwerk und weisen darauf hin, dass Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und Sicherheit notwendig sind. Um fundierte und nachhaltige Empfehlungen ableiten zu können, bedarf es weiterer Forschung. Es sind qualitativ hochwertige und langfristige Interventionsstudien erforderlich, um die Wirksamkeit der komplexen Präventionskonzepte zu klären.

Diese Zusammenfassung ist ein Teil des Beitrages "Muskel-Skelett-Erkrankungen, arbeitsbedingte Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen bei Beschäftigten im Friseurhandwerk – ein Scoping Review", erschienen im Buch "RIRE - Risiken und Ressourcen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege", © 2018 ecomed MEDIZIN, ISBN 978-3-609-10095-1.