Drei Projekte, ein Ziel: Digitalisierung in der Behindertenhilfe #127 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
In dieser Folge sprechen Moderator Ralf Podszus und Elena Fronk über das Digitalisierungsprojekt der AWO Niederrhein – gefördert durch die Sozialstiftung NRW. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie lassen sich Mitarbeitende sinnvoll und praxisnah in digitalen Kompetenzen schulen? Vom gescheiterten Spiel zur selbstentwickelten Lernplattform, von Mini-Workshops über Yoga bis zu KI: Diese Episode zeigt, wie Digitalisierung funktioniert, wenn sie flexibel, praxisnah und gemeinsam gedacht wird.
Außerdem dabei: Das Projekt „Schulungscafés“ von Kette e.V. für Menschen mit psychischen Erkrankungen und smarte Assistenzsysteme der Lebenshilfe Brakel für mehr Selbstbestimmung im Wohnen. Drei Projekte, drei Perspektiven, eine klare Botschaft: Digitale Teilhabe ist machbar, wenn sie nah am Menschen ist.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator:
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht die Digitalisierung als Chance. Gleichzeitig wünscht sich fast jeder Zweite oder jede Zweite mehr Unterstützung, um im digitalen Wandel nicht abgehängt zu werden. Ja, zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Initiative Digital für alle. In der Behindertenhilfe gibt es viele gute Projekte, die genau dieses Ziel verfolgen: Die Menschen mitnehmen und sie an digitale Tools heranführen. In der letzten Folge, da habt ihr etwas über ein Sonderprogramm gehört, das digitale Projekte in der Behindertenhilfe fördert. Heute erfahrt ihr etwas über drei verschiedene Digitalisierungsprojekte, die von der Sozialstiftung NRW gefördert wurden oder werden.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben – der BGW-Podcast
Moderator:
Jetzt reden wir über das Projekt der AWO Niederrhein. Projektleiterin war da Elena Fronk. Grüße Dich, Elena schön, dass du da bist!
Elena Fronk:
Hallo, danke für die Einladung.
Moderator:
Bevor wir gleich über das Modellprojekt sprechen, mal eine ganz allgemeine Frage zum Thema Digitalisierung: Benutzt ihr bei der AWO Tablets oder auch andere digitale Geräte für eure Arbeit?
Elena Fronk:
Auf jeden Fall, ganz viel. Die AWO ist aber ein sehr großes Schiff, sage ich mal, oder Tanker, mit vielen unterschiedlichen Arbeitsfeldern, und deswegen ist es auch ganz unterschiedlich, ob da mobile Geräte genutzt werden oder nicht.
Moderator:
Eine BGW Umfrage in der ambulanten Pflege und in Werkstätten die hat ergeben, dass ein Großteil mit solchen Geräten arbeitet, um genau zu sein sogar 75 Prozent, mitunter auch 60 Prozent, je nachdem wo man ist. Was würdest du all denjenigen sagen, die bisher noch nicht damit arbeiten, also vielleicht sogar Bedenken haben Wegen der Kosten oder des Datenschutzes?
Elena Fronk:
Also erst mal finde ich immer total wichtig zu schauen, brauchen die das wirklich, verbessert das deren Arbeit? Das ist auch der Grund, warum das bei uns unterschiedlich ist. Kommt auf den Einzelfall an, aber ich finde auch schon wichtig zu sagen, dass Sorgen jetzt zum Beispiel beim Thema Datenschutz, wenn man Tablets einsetzt statt sage ich mal Digitalkameras um Fotos zu machen bei der Arbeit, oft und unbegründet sind oder sogar eher so ins Gegenteil umschlagen. Also wenn ich zum Beispiel Fotos auf einer Digitalkamera habe und dann wird die gestohlen, dann sind die Fotos weg und das ist ein Datenschutzproblem. Wenn ich aber ein Tablet hab und das ist gut eingebunden in eine Geräteverwaltung innerhalb der Organisation, dann kann ich einfach aus der Ferne das ja noch löschen diese Fotos und hab da nicht so ein Problem. Also digital heißt nicht immer unsicherer.
Moderator:
Man muss halt einfach immer so ein paar Bedenken abbauen, ne.
Elena Fronk:
Auf jeden Fall. Genau, das ist wichtig, glaube ich, da einfach im Einzelfall immer zu schauen, worum geht es, was sind die Ziele in dem konkreten Fall und was sind die Fragen. Es gibt oft nicht so Pauschallösungen, würde ich sagen. Ich glaube, das ist eine wichtige Arbeit gemeinsam mit Mitarbeitenden von Wohlfahrtsverbänden hinzuschauen, damit die da eine Offenheit entwickeln. Und das passiert eigentlich immer dann, wenn die einen konkreten Nutzen sehen.
Moderator:
Und du hattest gleich als Beispiel das Thema Datenschutz. Das ist hier in Deutschland ja immer ein ganz großes Hemmnis für alles.
Elena Fronk:
Das stimmt. Ich glaube, dass gerade in der Wohlfahrt die Kolleg*innen sehr gut sensibilisiert sind, in der Regel für Datenschutzthemen, welche Daten zum Beispiel sensibel sind, was sind überhaupt personenbezogene Daten? Ich erlebe das so, dass Kolleg*innen zumindest sehr gut darin geschult sind. Ist ja auch Pflicht, das zu schulen, da regelmäßig nachzuweisen. Insofern ist das auf jeden Fall ein Thema, was uns oft beschäftigt, was aber auch oft hemmt. Wenn man das am Anfang als Totschlagargument nutzt, um etwas gar nicht auszuprobieren, kommt man gar nicht an die Stelle, wo man lernen kann, wie man damit umgehen könnte und trotzdem was nutzen kann, das finde ich dann schade.
Moderator:
So, lass mal zu dem Digitalisierungsprojekt kommen. Elena, ihr habt euch für einen spielerischen Ansatz entschieden, um eure Mitarbeitenden in Sachen Digitalisierung zu schulen. Wie läuft das genau ab?
Elena Fronk:
Genau, in dem Projekt war es so, dass wir ein digitales Tool genutzt haben. “Talente geteilt” hieß das und da war es so, dass man in die Rolle eines Wissenschaftlers geschlüpft ist, also wirklich ein Online Game, in dem man dann als dieser Wissenschaftler oder Wissenschaftler*in die Welt retten sollte. Und da gab es dann auf diesem Weg natürlich ganz viele Hürden zu nehmen. Und das alles in digitaler Zusammenarbeit, die in diesem Spiel dann simuliert wurde und in jedem Level konnte man dann bestimmte Sachen machen, also Online-Meetings oder Apps runterladen, alles aber in so einer künstlichen Umgebung und dafür Punkte erlangen und dann hat man am Ende eine Messung und auch eben Eintrainieren der digitalen Fähigkeiten.
Es ist leider so gewesen, dass es bei uns gar nicht so gut angekommen ist bei den Kolleg*innen und ich glaube, das hatte viel damit zu tun, dass ja wenig Zeit ist eigentlich und das Spiel teilweise relativ herausfordernd war, länger gedauert hat als angekündigt war. Ja, und das es sehr wenig mit der Arbeitswelt zu tun hatte, das war eigentlich oft so ein Kritikpunkt, den Kolleg*innen gebracht haben. Das heißt, wir haben das an knapp 1.000 Menschen in unserem Verband auch noch in Kreisverbänden von uns die Möglichkeit geben, zu spielen, und es hat fast niemand genutzt. Also viele haben sich ein erstes Mal angemeldet und haben das dann aber nicht weiterverfolgt, eben aus diesen Gründen, die ich schon genannt hab. Genau, und dann haben wir versucht das umzumodeln oder was Neues zu entwickeln, was besser mit uns passt. Und ich glaube, dass das ein ganz spannender Punkt war, weil, statt dann ein fertiges Produkt zu nehmen und das an Mitarbeitende auszuspielen, haben wir die Mitarbeitenden einbezogen in die Entwicklung eines neuen Produktes, das dann für sie besonders gut passt. Und allein dieser Prozess, Co-Innovation kann man dazu sagen, wenn man so gemeinsam mit User*innen etwas entwickelt, in dem lernt man schon ganz schön viel darüber, wie Digitalisierung funktioniert. Da entsteht Offenheit, da tauscht man sich über Fehler auf und wie man die überwindet. Also eigentlich ist dieser ganze Prozess des Scheiterns und damit-umgehens viel produktiver gewesen als das Spiel an sich.
Moderator:
Ja, und vor allem ich sag es ja oft in diesem Podcast, man muss einfach miteinander kommunizieren und die Welt wird automatisch besser. Ja, also am Anfang gescheitert, dann alle an die Hand genommen und wie ist dann der Plan aufgegangen? Also hat die Spiel- und Lernplattform dafür dann gesorgt, dass jetzt auch ganz viele mitgemacht haben, weil sich alle da auch wiedererkennen wollten oder gemeint haben, ah ah, das ist doch eine Idee von mir, oder weil es einfach nahbarer zum Job irgendwie war und haben auch viele Mitarbeitende, die bisher wenig Digitalerfahrung gehabt haben, dann dran teilgenommen.
Elena Fronk:
Ja, das war schon so. Also, wir hatten dann am Ende auf jeden Fall eine viel höhere Teilnehmerzahl und die Abteilungen haben auch wirklich sehr aktiv das vorangetrieben, das zu nutzen, das war auf jeden Fall viel besser. Wir haben aber auch parallel noch so ein Rahmenprogramm gemacht und ich habe manchmal den Verdacht, dass in diesem Rahmenprogramm, das dann auch oft spielerisch war, auch noch ganz viel Erfolgsgründe für das Projekt dann lagen, also warum man am Ende sagen kann, das hat uns was, die Kultur in unserem AWO-Verband angeht, wirklich weitergebracht. Wir haben zum Beispiel so kleine Workshops angeboten aus der Praxis für die Praxis, die waren immer online, die haben nur 15 Minuten gedauert, und da konnten Kolleg*innen wirklich Teams reinbringen, die sie ganz konkret in ihrem Arbeitsalltag beschäftigen, und da das eben miteinander teilen. Oder oft war es auch so, dass ich einfach Fragen, die im Arbeitsalltag aufgekommen sind, an mich gestellt wurden, da aufgenommen hab und für alle erklärt hab, weil oft ist das auch so, dass Kolleg*innen sich gar nicht trauen zu sagen, wo auch ihre Hürden sind. Also ganz viel Beziehungsarbeit haben wir dann auch gemacht. Ganz viel in diesem Projekt hat eigentlich darüber funktioniert, eben immer so Auswege zu finden. Oder man könnte das agiles Projektmanagement nennen, ne, dass man immer schaut nach jeder Schleife oder jeder neuen Sache, die man macht, was ist denn gut gelaufen, was ist nicht so gut gelaufen, wie können wir das anpassen und sich nicht darauf versteift auf Ziele, die man am Anfang gesetzt hat, quasi zu pochen – was ja gewesen wäre, ganz viele spielen jetzt dieses Spiel und am Ende haben wir da eine Messung und Ergebnis. Stattdessen haben wir ganz viel anderes gemacht und da lag wirklich ganz viel Wert drin und das hat uns sehr weitergebracht.
Moderator:
Dein Team und du ihr seid dann direkt in die Weiterentwicklung gegangen und habt den AWO Digital Check entwickelt. Was genau habt ihr verändert und warum hat das besser funktioniert?
Elena Fronk:
Also wir haben dann statt dieses episodischen Spiels, in dem man in so einen Charakter schlüpft, mit dem sich viele vielleicht gar nicht so identifizieren könnten, haben wir so kleine Szenarien genommen, die aus dem Alltag der Kolleg*innen gekommen sind? Also da ging es dann zum Beispiel darum, einen Social Media Account für die eigene Kita zu bedienen, und dann waren da eher Quizfragen drin, also nicht mehr dieses ...
Moderator:
... nicht kurz an der Steilküste die ganzen Agenten wegschießen.
Elena Fronk:
Genau dann war da eben nicht mehr so ein Spielplot, irgendwie, der ganz breit ist, sondern es war eingeschränkt irgendwie auf so eine kleinere Sache, die man aber aus dem Alltag kennt und wo auch wirklich relevante Inhalte drin sind. Und wir haben dabei immer versucht, das auch so ein bisschen übertragbar zu machen für andere Fachbereiche, weil wir haben ja nicht nur Kitas, wir haben auch Behindertenhilfe, das ist ja auch heute in dem Podcast das Thema, dann haben wir aber eben auch noch ganz viele Verwaltungskräfte, wir haben aber auch Menschen, die UWS machen, also Beratungsstellen, Migration, Schwangerenberatung. Das heißt, alle haben ja im Grunde auch ganz unterschiedliche Arbeitssituationen und konkrete Fälle, in denen Digitalisierung hilft oder auch nicht. Und manches ist aber übertragbar, und wir haben auch manchmal beim privaten Alltag angesetzt, weil das das ist, was wir alle teilen, dass wir auch im Privaten natürlich mit Digitalisierung konfrontiert sind. Und wir haben halt so versucht, über ganz niedrigschwellige, ganz konkrete Beispiele, viele, alle anzusprechen und das eben an unserem AWO-Alltag anzudocken. D s war, glaube ich, sehr wichtig.
Moderator:
Insgesamt haben dann vier AWO-Kreisverbände bei eurem Digitalisierungsprojekt mitgemacht. Hat euch das auch noch mal wichtige Erkenntnisse gebracht, zum Beispiel bei der Ausstattung mit Hard- und Software? Es muss ja auch alles stimmen, damit man überhaupt dran teilnehmen kann.
Elena Fronk:
Das ist total unterschiedlich. Wenn man mit Kreisverbänden, die natürlich örtlich ganz woanders liegen, zusammenarbeitet, weil natürlich jeder Kreisverband auch unterschiedlich technisch ausgestattet ist und ne, so wie es bei uns schon so ist, dass jede Abteilung, vielleicht auch andere digitale Tools nutzt, gibt es eben doch für alle Microsoft 365 jetzt zum Beispiel ne und das ist vielleicht nicht in jedem Kreisverband dann genauso gegeben. Oder die Einstellungen sind anders, das heißt, gerade wenn ich Digitalisierungsthemen vermitteln will, dann aber merke Wow, die Software ist aber völlig unterschiedlich, die genutzt wird dann ist das einfach so, weil das ist auch überall so. Genau das ist so eine Herausforderung oder ein Problem, vor dem glaub ich viele stehen, gerade wenn das so ein bisschen dezentraler organisiert ist, was in der Wohlfahrt oft so ist. Dass man einfach nicht einheitliche Standards für alle setzen kann, ne, dass eskein Top-Down gibt, sondern eben eher so ein Bottom, wo jeder auch unterschiedliche Lösungen ausprobiert. Und wir haben versucht, das nicht als Hürde zu sehen, sondern auch so ein bisschen ja als Reichtum oder als Herausforderung, an der man lernen kann.
Es ist nämlich so, dass die Digitalisierung für uns alle auch im privaten Alltag und im Beruflichen immer bedeutet, dass sich ganz vieles ganz schnell ändert. Jedes Programm hat auch immer wieder ein Update, immer wieder muss man alles neu lernen, und ich glaube, das ist eine der Kernkompetenzen, nicht dass man ein bestimmtes Programm beherrscht, sondern dass man lernt, wie man immer wieder nur sich auf diese digitalen Software einstellt und damit neu lernt zu arbeiten, wo ja die ganze Zeit immer neue Updates kommen. Das ist mühsam und nervig für viele Leute, ne. Also genau, aber es ist so, das ist glaube ich was, was wir nicht so richtig in der Hand haben, womit wir umgehen müssen. Genau, das war das eine. Das andere, was ich total spannend fand, ist, dass durch diese dezentrale Situation, also dass eben nicht alle Einrichtungen, nicht alle Verbände an einem Ort waren, hieß das natürlich, dass wir ganz viel auch hybrid und remote gemacht haben in dem Projekt, und das war total spannend, weil dadurch auch alleine schon wieder um in Kontakt zu kommen, um zu kommunizieren, um im Projekt gemeinsam zusammenzuarbeiten, mussten wir ja auch immer digitale Lösungen nutzen und haben uns dadurch natürlich auch wieder neu vertraut gemacht. Und für manche Kolleginnen hieß das vielleicht, dass die überhaupt an einer Teams-Besprechung teilgenommen haben für das Projekt, um da was zu erfahren, wo sie vorher gar nicht die Notwendigkeit hatten oder einfach noch nie gemacht hatten.
Moderator:
Die Angst war auch vielleicht weg, jetzt wussten sie, wie es geht.
Elena Fronk:
Genau, und das war ja ein Erprobungsraum. Es ging ja darum, was zu lernen und nicht darum, es zu können, ne, und wir haben auch in diesen Mini-Workshops, die ich eben erwähnt hab, haben wir auch teilweise sowas gemacht wie 15 Minuten Yoga zur Entspannung. Also, um diesen digitalen Pling Pling, was den ganzen Tag so ist, mal zu entkommen und auch Digital Detox ernst zu nehmen als Bedürfnis in der digitalisierten Welt, ne, dass man davon mal wegkommt. Also es waren glaub ich so vertrauensstiftende Maßnahmen wo dann die Leute, die sowas mitgemacht haben, sich auch am Ende getraut haben zu fragen. Ja hör mal, ich weiß gar nicht wie XY funktioniert, kannst du mir mal helfen so. Und also diese Fehleroffenheit für viele, Offenheit für Nichtwissen, kein Experte sein müssen, lernen dürfen, das waren alles Sachen, die wir gemacht haben und die glaube ich sehr hilfreich waren. Und genau das mit so einer gewissen Leichtigkeit auch immer anzugehen und eben nicht als trockene Schulung, das hat, glaube ich, auch geholfen. Also, da haben wir so versucht, ein bisschen dieses Spielerische, das Leichte beizubehalten in unseren Formaten. Und am Anfang des Projektes wurde als Ziel, also im Förderantrag stand, das digitale Mindset der Mitarbeitenden entwickeln. Ich find das Mindset entwickeln eigentlich ein bisschen übergriffig, denn man kann nicht die Haltung von Leuten beeinflussen. Ja, das ist so, fanden auch viele Leute bei uns nicht cool, aber letztendlich dadurch, dass wir über die Distanz hinweg ganz viel hybrid gemacht haben, ganz viel online gemacht haben, aber auch ganz viel besucht haben, dadurch, dass wir eben diese ganzen Fehler gemacht haben am Anfang oder einfach was hatten, was nicht funktioniert hat und uns neu ausrichten mussten. Dadurch sind wir eigentlich genau dahin gekommen, dieses digitale Mindset, was zum Beispiel Fehlertoleranz, eine gute Fehlerkultur, den Mut auszuprobieren, solche Dinge beinhaltet das per Definition, das hat sich dadurch entwickelt, aber wir haben es halt nicht gezielt zu beeinflussen, so ist das mit der Veränderung, die passiert, man kann es nur begleiten.
Moderator:
Und bei mir ist vor allem natürlich hängen geblieben, dass man auch meine kleine Digitalisierungspause bei dem ganzen digital lernen macht. Dein Yogakurs zum Beispiel ist ja da auf jeden Fall sehr gut dann gewesen und auch natürlich beim Digitalyoga gilt: Schule aus, ne, ganz wichtig.
Elena Fronk:
Wir haben das tatsächlich im Sitzen gemacht, damit alle teilnehmen können und sich quasi wohlfühlen, auch damit, Gesicht zu zeigen während dieses Kurses.
Moderator:
Auch eine große Herausforderung, der herabschauende Hund noch vor der Webcam.
Elena Fronk:
Ja, hat auf jeden Fall Spaß gemacht und sehr viel Gemeinschaft und Vertrauen. Also ich hab immer noch Kolleginnen, mit denen ich das ab und zu mache vor deren Team-Meeting, weil die so viel Freude daran hatten und das gerne beibehalten wollen, ja.
Moderator:
Im Sommer 2021 seid ihr mit dem Projekt gestartet, mit einer Laufzeit von drei Jahren. Das Projekt ist also mittlerweile abgeschlossen. Ja, kurz nochmal eben nachrechnen, ja vorbei. Auch euer Projekt wurde wissenschaftlich begleitet und ausgewertet, wie ist das Fazit jetzt?
Elena Fronk:
Also wir konnten aus dem Projekt sehr viel ziehen. Wir haben so Prinzipien abgeleitet, die wir auch in die weitere Arbeit zum Thema Digitalisierung nehmen, zum Beispiel, dass wir immer versuchen, die Praxisnähe zu schaffen, wenn wir neue Lösungen einführen, nachzufragen, zu hospitieren, das relevant zu machen für unsere Mitarbeitenden. Wir versuchen immer, niedrigschwellige Angebote zu machen, wir haben auch jetzt wieder Miniimpulse zum Thema KI, wo es eben 15 Minuten sind, wo man sich alle zwei Wochen reinschalten kann, um was Neues zum Thema KI und der Nutzung in unserer Arbeit zu hören oder auch zu erzählen, also Beteiligung, Niedrigschwelligkeit. Genau das ist eigentlich das, was ich das Allerwichtigste finde, das immer wieder an der Praxis anzuknüpfen.
Moderator:
Plant ihr denn in Zukunft ähnliche Projekte oder habt ihr vielleicht sogar schon direkt weitergemacht?
Elena Fronk:
Ja, ich würde sagen, wir haben direkt weitergemacht. Also es ist jetzt nicht mehr im Rahmen vom Projekt gerade, aber wir führen zum Beispiel gerade KI ein und gehen da auch sehr experimentell vor. Also wir haben das Experimentierphase genannt und haben in Absprache mit unserem Datenschützer geklärt, unter welchen Voraussetzungen können wir KI wie nutzen, welche KI und machen jetzt erstmal einfach, bevor wir dann irgendwie die großen Projekte daraus ziehen, um erstmal ein Gefühl dafür zu bekommen. Oder auch bei der Einführung von Microsoft 365 das haben wir schon lange, aber bei der Verstetigung und der breiteren Nutzung irgendwie, da gucken wir gerade auch wieder über Hospitation, klären was es wirklich im Alltag relevant, also eigentlich haben wir da so ein Schema für uns entwickeln können, was wir jetzt bei allen Digitalisierungsthemen immer wieder anwenden können.
Moderator:
Viel Spaß beim weiteren Digital ausprobieren, dass man Einblicke zum Projekt der AWO Niederrhein. Danke, Elena Franck.
Elena Fronk:
Sehr gerne. Dankeschön.
Moderator:
Ein Beispiel haben wir jetzt schon gehört. Es gibt noch weitere gute Digitalisierungsprojekte. Viele Menschen mit psychischer Erkrankung, die haben im Alltag kaum Berührung mit digitalen Medien. Denn oft fehlt nicht nur die Technik, sondern auch die passende Unterstützung, um sich sicher darin zu bewegen. Genau da sitzt das Projekt der Kette e.V. an, speziell für Menschen, die in betreuten Wohngruppen leben oder in einer eigenen Wohnung mit ambulanter Begleitung.
Sprecher:
In sogenannten Schulungscafés lernen die Teilnehmenden Schritt für Schritt: Wie finde ich eine Adresse bei Google Maps? Wie buche ich online einen Arzttermin oder checke mein Konto per Onlinebanking? Ganz praktisch mit Zeit, Ruhe und verständlich erklärt. Wer sich im Gruppenangebot unsicher fühlt oder mehr Begleitung braucht, wird zuhause unterstützt. Die nötige Technik wie Tablets oder Laptops können ausgeliehen werden, Lernvideos erklären lebensnahe Themen wie: Was ist Cybermobbing oder wie erkenne ich eine Phishing-Mail? Und das Besondere: Die Teilnehmenden bringen sich selbst ein als digitale Peers oder direkt im Projektteam.
Moderator:
Im ersten Teil dieser Doppel Podcast-Folge hat uns Norbert Killewald von der Sozialstiftung NRW erzählt, dass es ein zweites Sonderprogramm gibt, das Projekte fördert, die sich mit assistiven Technologien beschäftigen, um Menschen mit Behinderung zu unterstützen, damit sie selbstbestimmter wohnen können. Eines der Projekte, das dabei gefördert wird, ist, dass der Lebenshilfe Brakel.
Sprecher:
In einer Wohnstätte mit 24 Plätzen kommen moderne Assistenztechnologien zum Einsatz. Sensoren erkennen Stürze oder Krampfanfälle und melden automatisch Notfälle. Vitalwerte wie Puls und Blutdruck werden automatisch erfasst und ins System übertragen, Pflegekräfte dokumentieren ihre Arbeit per Spracheingabe. Das geht schnell und fehlerfrei, außerdem bleibt mehr Zeit für die Menschen. Und auch die Bewohnerinnen und Bewohner profitieren. Sie können selbst das Licht steuern oder Hilfe anfordern, ganz einfach per Sprachsteuerung. Ein KI-System analysiert sogar individuelle Bedürfnisse und schlägt passende Unterstützung vor.
Moderator:
Das Projekt der Lebenshilfe Brakel wird von der Sozialstiftung NRW mit 175.000 € gefördert. Insgesamt sind es sogar zwei Punkte, 5.000.000 € für zehn Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen.
Jetzt habt ihr gehört, wie die Digitalisierung in der Behindertenhilfe ganz praktisch aussehen kann. Mit spielerischen Lernplattformen oder smarten Assistenzsystemen im Wohnalltag. Die Projekte der AWO, der Kette e.V. und der Lebenshilfe Brakel zeigen: Wenn digitale Teilhabe gelingt, dann entsteht mehr Selbstbestimmung, bessere Arbeitsbedingungen und manchmal sogar ein ganz neues Miteinander. Wenn euch das inspiriert hat oder ihr selbst ein Projekt plant, dann schaut doch mal in die Shownotes dieser Podcast-Folge, da findet ihr alle Infos zur Sozialstiftung NRW und weitere Projektbeispiele. Und wenn ihr noch eine Minute Zeit habt, dann lasst doch gerne eine Bewertung oder einen Kommentar für Herzschlag da, das könnt ihr zum Beispiel bei Spotify machen, bei YouTube oder auch bei Apple-Podcasts. Viele weitere Herzschlagfolgen findet ihr überall, wo es Podcasts gibt und auf der Website der BGW: www.bgw-online.de/podcast. Bis zum nächsten Mal!
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben – der BGW-Podcast
Interviewgast
Elena Fronk
Projektleiterin bei AWO Bezirksverband Niederrhein e.V.
Für unseren BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben" nutzen wir den Podcast-Hosting-Dienst Podigee des Anbieters Podigee GmbH, Schlesische Straße 20, 10997 Berlin, Deutschland. Die Podcasts werden dabei von Podigee geladen oder über Podigee übertragen.
Wenn Sie unseren Podcast anhören, erfolgt eine Datenverarbeitung auf Grundlage unserer berechtigten Interessen, d.h. Interesse an einer sicheren und effizienten Bereitstellung, Analyse sowie Optimierung unseres Podcastangebotes gem. Art. 6 Abs. 1 lit. f. DSGVO.
Podigee verarbeitet dann IP-Adressen und Geräteinformationen, um Podcast-Downloads/ Wiedergaben zu ermöglichen und statistische Daten, wie zum Beispiel Abrufzahlen zu ermitteln. Diese Daten werden vor der Speicherung in der Datenbank von Podigee anonymisiert oder pseudonymisiert, sofern Sie für die Bereitstellung der Podcasts nicht erforderlich sind.
Weitere Informationen und Widerspruchsmöglichkeiten finden sich in der Datenschutzerklärung von Podigee: podigee.com/de/about/privacy/.