Sieben Schueler stehen an Wand gelehnt

Arbeits- und Gesundheitssituation in der Jugendhilfe – erste Befragungsergebnisse

Kurzfassung der Ergebnisse

Insgesamt haben 1044 Beschäftigte aus der Jugendhilfe an der ersten Befragung der BGW und der Medical School Hamburg teilgenommen, davon 671 aus der stationären Jugendhilfe und 373 aus der ambulanten Jugendhilfe. 71% der Befragten sind weiblich, das Alter liegt im Mittel bei 40,3 Jahren.

Stressoren in der Jugendhilfe allgemein

Folgende Stressoren stellten sich als besonders ausgeprägt für die Beschäftigten heraus:

  • Emotionale Anforderungen (Beispiel: Wie häufig bringt Ihre Arbeit Sie in emotional belastende Situationen?)
  • Qualitative Anforderungen (Beispiel: Es kommt schon vor, dass einem die Fälle zu kompliziert sind.)
  • Soziale Anforderungen (Beispiel: Wie häufig kommt es vor, dass Klientinnen und Klienten überzogene Ansprüche an Sie stellen?)
  • Zeitdruck (Beispiel: Wie häufig stehen Sie unter Zeitdruck?)

Ähnlichkeiten und Unterschiede der Stressoren zwischen der ambulanten und stationären Jugendhilfe

Die Hälfte der erfassten Stressoren hat ähnliche Ausprägungen in der ambulanten und in der stationären Jugendhilfe. Nachfolgende Stressoren sind in der stationären Jugendhilfe signifikant höher ausgeprägt: Zeitdruck, Unsicherheit bezüglich der Arbeitsinhalte, qualitative Anforderungen, soziale Anforderungen sowie Aggression ausgehend von Klientinnen.

Ressourcen in der Jugendhilfe allgemein

Besonders relevant sind folgende Ressourcen:

  • Sinnhaftigkeit der Arbeit (Beispiel: Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit wichtig ist?)
  • Austausch im Team (Beispiel: Bei meiner Arbeit ist Zeit für gegenseitige Beratung unter Kolleginnen und Kollegen oder mit dem/der Vorgesetzten vorhanden.)
  • Soziale Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen (Beispiel: Wie sehr können Sie sich auf Ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen verlassen, wenn in der Arbeit Probleme auftauchen?)
  • Soziale Unterstützung durch die Führungskraft (Beispiel: Wie sehr können Sie sich auf Ihre Führungskraft verlassen, wenn in der Arbeit Probleme auftreten?)

Ähnlichkeiten und Unterschiede der Ressourcen zwischen der ambulanten und stationären Jugendhilfe

  • Etwa Dreiviertel der Ressourcen sind zwischen den beiden Gruppen ähnlich hoch ausgeprägt.
  • Zwei Ressourcen sind in der ambulanten Jugendhilfe höher ausgeprägt: Handlungsspielraum (Beispiel: Ich kann meine Arbeit so planen, wie ich es möchte.) und Gesundheitsklima (Beispiel: In unserer Organisation wird Wert auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Beschäftigten gelegt.).
  • Die Sinnhaftigkeit der Arbeit wird in der stationären Jugendhilfe höher eingeschätzt.

Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheit

Alle Zusammenhänge zwischen den Arbeitsbedingungen und Gesundheit sind hoch signifikant.

Genderaspekte

  • Bei der Betrachtung der Geschlechterunterschiede gibt es zwar statistisch signifikante, allerdings ausschließlich kleine Effekte zwischen Frauen und Männern.
  • Die Frauen schätzen einige Arbeitsmerkmale etwas höher ein, z. B. die emotionalen Anforderungen, Schutzmaßnahmen zu Corona und Sinnhaftigkeit der Arbeit.
  • Die Männer schätzen den Handlungsspielraum etwas höher ein als die Frauen.
  • Die gesundheitsgefährdenden Copingstrategien Ausdehnung der Arbeitszeit sowie Präsentismus (Arbeiten trotz Krankheit) sind bei den Frauen stärker ausgeprägt, ebenso das Outcome Burnout.

Copingstrategien

Deutliche Unterschiede gibt es bei dem gesundheitsgefährdenden Bewältigungsverhalten: In der stationären Jugendhilfe werden die Ausdehnung der Arbeitszeit in die Freizeit und Präsentismus signifikant höher eingeschätzt.