Gesprächsrunde

"Krise? Unsere Stärke ist unser Team!" BGW magazin 1/2025

Ob ein Team gut zusammenarbeitet und sich gegenseitig unterstützt, zeigt sich besonders in Krisenzeiten und bei hoher Arbeitsbelastung. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte gemeinsam mit ihren Teams eine gute Ausgangsbasis schaffen. Das Stichwort lautet "Teamresilienz".

Die Krise ist gefühlt zum "neuen Normal" geworden. Der Blick in Kitas, Stationen, Werkstätten, Salons und andere Arbeitsbereiche offenbart, dass Beschäftigte ständig vielfältigen Belastungen ausgesetzt sind, bis hin zur Überlastung. Vieles ist auf politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen zurückzuführen und wenig beeinflussbar. Doch einige Teams können besser als andere mit den Herausforderungen umgehen. Was lässt sich von solchen "resilienten" Teams lernen?

Schilder mit Sprüchen

Was macht Teams stark?

Teamresilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft und Fähigkeit eines Teams, mit widrigen Umständen am Arbeitsplatz umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen. Teams oder Systeme, die resilient sind, können Krisen, Belastungen und Veränderungen besser bewältigen. Teamresilienz ist dabei keine feste Größe, sondern ein dynamischer Prozess. Die gute Nachricht: Sie kann jederzeit entwickelt und gestärkt werden – unabhängig von Branchen oder Tätigkeitsbereichen.

Was machen resiliente Teams anders?

Mit Herausforderungen am Arbeitsplatz sind alle Teams konfrontiert. Was macht also den Unterschied aus? Noch sind nicht alle Einflussfaktoren abschließend erforscht. Die Praxis zeigt aber, dass resiliente Teams einen Weg gefunden haben, wie sie bei der Bearbeitung von Aufgaben realistisch, offen und klar miteinander kommunizieren. Sie reflektieren, wie sie konkret mit Aufgaben umgehen. Und das klappt auch bei unterschiedlichen Meinungen. 

Die Teams klären, was geht und was nicht. Dazu gehört, zu akzeptieren, dass es Veränderungen gibt. Und zu wissen, dass jede Person im Team wertgeschätzt wird – auch wenn sie Fehler macht, Kritik übt oder auf Probleme hinweist.

Um das zu erreichen, räumen Führungskräfte zum Beispiel gezielt Zeit in Teambesprechungen ein. Auch externe Beratung wird in Anspruch genommen, um zu Absprachen im Team zu kommen. Welche Fragen dabei eine wichtige Rolle spielen und welche Stolpersteine es gibt, erfahren Sie in den folgenden Infoboxen.

Es mag wie eine Formel aus einem Psychologie-Lehrbuch klingen. Doch tatsächlich trägt dieses Vor­gehen nachweislich dazu bei, Krisenzeiten oder Überlastung konstruktiv zu bewältigen.

1) Bausteine für Teamresilienz

2) Was Teamresilienz blockiert – und was hilft

Teamressourcen entdecken

Die Ressourcen eines Teams sind jene Eigenschaften, die es unabhängig von einer Krise auszeichnen. In jedem Team schlummern dabei offensichtliche genauso wie bislang unentdeckte Stärken. Es lohnt sich, als Führungskraft auf die Suche zu gehen – vor allem auch gemeinsam mit dem Team: Wer ist besonders gut bei einer bestimmten Aufgabe? Wem fällt es leicht, diese Aufgabe oder einen Teil davon zu bewältigen? Welche Kompetenzen bringt diese Person ein? Was schätzen Kolleginnen und Kollegen aneinander? Zum Beispiel: „Frau R. ist richtig gut darin, in Problemsitu­ationen andere zu beruhigen und den Überblick zu behalten.“ „Herr S. fasst bei der Übergabe immer mit wenigen Worten blitzschnell das Wichtigste zusammen – da weiß ich sofort, was Sache ist …“

Krisenalarm? Frühzeitig Prioritäten setzen!

Wenn alle Aufgaben gleich wichtig sind und es überall gleichzeitig "brennt", müssen Führungskräfte und Teams zwangsläufig priorisieren: Was wird gezielt weggelassen? Welche Abstriche müssen bei der Bearbeitung gemacht werden? Warum?

Solche Fragen lassen sich schon besprechen, bevor es zu einer Krise kommt. Sind die Prioritäten allen klar, trägt diese Transparenz dazu bei, die psychische Belastung auch im Akutfall zu reduzieren.

Bei drohender Arbeitsüberlastung helfen folgende Fragen, das weitere Vorgehen zu planen:

  • Welche Handlungsoptionen habe ich beziehungsweise haben wir?
  • Was ist jetzt am wichtigsten?

Je konkreter die Beteiligten die Rahmenbedingungen vereinbaren, desto besser:

  • Ich brauche XY, um die Aufgabe zu erledigen.
  • Ich kann bis dann und dann XY schaffen, mit folgenden Abstrichen …
  • Das kann ich tun, das aber nicht: …

„Willst du mein Ohr sein?“

Soziale Unterstützung ist nachweislich ein Puffer gegen psychische Belastung. Darum ist es gut, wenn sich die Teammitglieder für schwierige Situationen jeweils eine Partnerin, einen Partner suchen – im Team oder außerhalb. Ziel ist es, dass diese bei akutem Stress und Überlastung unkompliziert angesprochen werden können. Sie bieten dann beispielsweise für fünf bis acht Minuten ein "Ohr zum Jammern" oder geben kurz eine Einschätzung zur Situation. Diese niedrigschwellige Unterstützung kann bereits helfen, akute Überlastung besser zu bewältigen. 

Vier Personen sitzen an einem Tisch

"Krisenpartnerschaften" können zum Beispiel in Teamsitzungen vereinbart werden:

  • Wer möchte sich gegenseitig unterstützen?
  • Wer bietet was an?
  • „Ich höre zu, wenn jemand etwas Dampf ablassen muss.“

Klein anfangen geht auch

Mit solchen Bausteinen lässt sich Teamresilienz im Arbeitsalltag nach und nach stärken. Schon die ersten Schritte können dabei wichtige Veränderungen bewirken. Auch wenn sich Teams zunächst nur bei einer Aufgabe über die Priorisierung und Lösungsorientierung austauschen, strahlt das oft bereits positiv in andere Bereiche aus.

Tipp: Soziale Unterstützung entdecken

Denkanstoß geben:

"Erinnern Sie sich doch mal an eine Situation, in der Sie selbst soziale Unterstützung durch jemand aus dem Team oder die Führungskraft erhalten haben."

Einander davon berichten:

  • Was genau war für mich hilfreich?
  • Was war mir dadurch möglich? 

Praxistipps gibt es auch im BGW-Podcast:

  • Folge 109 stellt einen innovativen Ansatz vor, die Resilienz im Team zu stärken – ein Spiel!

  • Folge 93 beleuchtet die Dilemmakompetenz von Führungskräften am Beispiel der Pflege. 


Von: Kajsa Johansson