Sifa werden – so geht’s BGW magazin 2/2025
Das Arbeitssicherheitsgesetz und die DGUV Vorschrift 2 verpflichten Unternehmerinnen und Unternehmer, Fachkräfte für Arbeitssicherheit zu bestellen. Die nötige Fachkunde für diese Tätigkeit kann in der neu gestalteten Sifa-Ausbildung bei der BGW erworben werden.

Dreh- und Angelpunkt der Ausildung ist die "Sifa-Lernwelt", eine digitale Lernplattform. Im BGW-Bereich (Lernfeld 6) geht es unter anderem um Krankenhäuser und Werkstätten.
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Unternehmen müssen sich betriebsärztlich und sicherheitstechnisch betreuen lassen. Ob die Betreuung intern oder extern erfolgt, können die Betriebe selbst bestimmen. Für eine interne Fachkraft für Arbeitssicherheit – kurz: Sifa – kann beispielsweise sprechen, dass die Beschäftigtenzahl höhere Einsatzzeiten erfordert und dass interne Kenntnisse von besonderem Interesse sind.
Um als Fachkraft für Arbeitssicherheit bestellt zu werden, müssen Beschäftigte einige Voraussetzungen erfüllen und in der Regel eine Sifa-Ausbildung absolvieren. Die Sifa-Ausbildung setzt inzwischen auf ein neues Konzept, das anstelle der Wissensvermittlung den Erwerb von unterschiedlichen Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Sifa-Ausbildung ist bei der BGW auf knapp zwei Jahre angelegt und wird berufsbegleitend absolviert. Die Beschäftigten sind weiter in ihrem Unternehmen tätig und erhalten in der Ausbildung auch Arbeitsaufträge für die eigene betriebliche Praxis.
Wie ist die Ausbildung konkret aufgebaut?
Präsenzseminare, Praktika und Online-Lernphasen wechseln sich ab:
- 7 Online-Lerneinheiten (selbstorganisiertes Lernen – SOL) im Umfang von etwa 40 Tagen
- 7 Seminare, insgesamt 20 Seminartage (umgerechnet auf ganze Tage)
- 4 Praktika im geschätzten Umfang von 35 Tagen für die Lernenden
Was ist neu?
Sifas haben die Aufgabe, Arbeitgebende bei allen Fragen des Arbeitsschutzes zu beraten und zu unterstützen. Die Ausbildung ist jetzt konsequent darauf ausgerichtet, diese Kompetenzen bestmöglich zu entwickeln. Die angehenden Sifas setzen sich dazu mit konkreten Handlungssituationen auseinander und lernen selbstverantwortlich einzeln und in Arbeitsgruppen. Dreh- und Angelpunkt ist die "Sifa-Lernwelt", eine digitale Lernplattform. Die Inhalte sind dort in Form von Wissensbausteinen und kurzen, zusammengefassten Lernsequenzen zu finden. Mit so genannten Web Based Trainings können sich die Lernenden gezielt Wissen aneignen.
Die Sifa-Lernwelt umfasst insgesamt sechs Lernfelder.
Welche Lernfelder gibt es?
Die Ausbildung ist eng auf die Arbeitswelt bezogen und umfasst sechs Lernfelder.
- Lernfeld 1: Einführung in die Ausbildung und die Aufgaben der Fachkraft für Arbeitssicherheit
- Lernfeld 2: Arbeitssystem und betriebliche Organisation
- Lernfeld 3: Beurteilung von Arbeitsbedingungen
- Lernfeld 4: Arbeitssystemgestaltung
- Lernfeld 5: Integration des Arbeitsschutzes in die betriebliche Aufbau- und Ablauforganisation
- Lernfeld 6: branchenspezifischer Teil
Kann der branchenspezifische Teil auch einzeln besucht werden?
Ja. Wer bereits eine Sifa-Ausbildung hat, aber neu in BGW-Branchen tätig sein wird, kann auch nur das Lernfeld 6 buchen. Es lässt sich komplett über die Sifa-Lernwelt bearbeiten. Das Lernfeld 6 (die frühere "Ausbildungsstufe III") umfasst weiterhin zwei BGW-Branchen: Krankenhäuser sowie Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Voraussichtlich 2026 soll die Kinderbetreuung hinzukommen.
Wer kann an der Sifa-Ausbildung bei der BGW teilnehmen?
Teilnehmende müssen insbesondere eine der folgenden beruflichen Qualifikationen nachweisen: Ingenieurin/Ingenieur (Diplom, Master, Bachelor), staatlich anerkannte/-r Technikerin/Techniker oder Meisterin/Meister, jeweils mit mindestens zweijähriger Berufspraxis. Auf Anfrage können gleichwertige Qualifikationen und Funktionen zugelassen werden.
Welche Voraussetzungen muss das Unternehmen erfüllen?
Das Unternehmen hat mindestens 50 Mitarbeitende. Teilnehmende der Sifa-Ausbildung werden für die Zeit freigestellt, die sie für die Seminare, Praktika und das selbstorganisierte Lernen benötigen. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen die Teilnehmenden dabei, Aufgaben aus der Ausbildung vor Ort umzusetzen, und stellt ihnen ein passendes digitales Endgerät zur Verfügung, zum Beispiel einen Laptop.
Gibt es eine Prüfung?
Die Prüfungsordnung sieht sechs Lernerfolgskontrollen vor – sowohl schriftliche als auch mündliche. Dabei geht es um problem- und praxisorientierte Aufgabenstellungen. Neben Faktenwissen wird besonderer Wert auf vernetztes und analytisches Denken sowie strategisches Wissen für die Lösungsfindung gelegt.
Was kostet die Ausbildung?
Die Ausbildung bei der BGW ist für alle kostenfrei, die in einem bei der BGW versicherten Unternehmen angestellt sind und dort mindestens 160 Stunden pro Jahr als Fachkraft für Arbeitssicherheit arbeiten werden. Bei unter 160 Einsatzstunden pro Jahr ist die Teilnahme kostenpflichtig, mit einem Pauschalbetrag von 150 Euro pro Seminartag.
Interview: Eigeninitiative statt "Vormachen, Mitmachen, Nachmachen“
Die Ausbildung macht einem die eigene Rolle bewusst. Als Sifa berät und unterstützt man die Leute im Unternehmen und initiiert Prozesse.

Angelina Duppke hat die neue Sifa-Ausbildung durchlaufen. Sie arbeitet im Ostseebad Damp bei VAMED Gesundheit Deutschland. Zum Konzern gehören unter anderem Reha-Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Medizinische Versorgungszentren sowie ein touristischer Standort.
Wir sind zu dritt als interne Fachkräfte für Arbeitssicherheit für Einrichtungen in Norddeutschland zuständig, betreuen aber auch einige externe Kundinnen und Kunden. Wir koordinieren außerdem die externen Sifas bei VAMED für die übrigen Regionen.
Interview mit Angelina Duppke
Ich habe sie als sehr praxisnah empfunden und würde sie wieder so machen – man wird wirklich sehr gut auf die Tätigkeit als Sifa vorbereitet. Toll ist auch, dass man die ganze Zeit in der gleichen Gruppe mit denselben Lernbegleitungen zusammenbleibt. Dabei entsteht ein enger Zusammenhalt, der über die Ausbildung hinausreicht.
Der Zeitaufwand ist hoch – das muss den Unternehmen und den Teilnehmenden unbedingt bewusst sein. Da Fachwissen nicht ‚vorgekaut‘ wird, nimmt die eigene Recherche viel Zeit in Anspruch. Das gilt auch für die Gruppenarbeiten, für die man zeitlich flexibel sein muss. Deswegen kann ich nur raten, sich vorher eingehend mit dem Zeitplan auseinanderzusetzen. Während der Ausbildung sind fast durchgängig Aufgaben zu bearbeiten. Das heißt auch, dass man nichts aufschieben sollte. Es kann ja mal etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen. Ich habe meine Praktika beispielsweise im Hafen Damp gemacht, der auch zu unserem Unternehmen gehört. Dann kam eine große Sturmflut, alles war zerstört und die Ansprechpersonen waren nicht erreichbar. Das ist zwar ein Extrembeispiel, aber so etwas kann den weiteren Ablauf gefährden.
Die Ausbildung macht einem die eigene Rolle bewusst. Als Sifa berät und unterstützt man die Leute im Unternehmen und initiiert Prozesse. Wir haben uns mit unserem Zeitmanagement beschäftigt und wie wir unsere Aufgaben gut organisieren. Das hilft sehr weiter. Vor allem aber habe ich mitgenommen, wie ich die Kooperationspartnerinnen und -partner einbeziehen kann. Als Sifa steht man nicht alleine da, sondern baut sich ein Netzwerk auf. Es ist wichtig, in den Austausch mit Führungskräften und Fachleuten wie dem Betriebsarzt oder der Hygienefachkraft zu gehen. Außerdem haben wir in der Ausbildung viele konkrete Werkzeuge an die Hand bekommen, auf die wir im Sifa-Alltag zurückgreifen können.
Unsere beiden Lernbegleitungen waren toll ausgebildet und sehr kompetent und standen immer für Fragen und Unterstützung zur Verfügung. Sie haben sich auch gut ergänzt. Wir haben viel Coaching erhalten und sie haben uns dazu hingeführt, unsere eigenen Kompetenzen zu stärken. Es gab kein Feedback nach dem Motto ‚Das ist falsch‘, sondern eher ein ‚An-die-Hand-Nehmen‘, sodass wir selbst erkannt haben, was wir noch besser machen können. Ein Kollege aus dem Kurs hat gesagt, die Ausbildung sei kein ‚Vormachen, Mitmachen, Nachmachen‘. Das finde ich sehr passend ausgedrückt. Es gibt kein klassisches Frontallernen. Die Lernbegleitungen unterstützen – darüber hinaus übernimmt man sehr viel Eigenverantwortung.
Ich war in der glücklichen Situation, dass ich mich in Vollzeit auf die Ausbildung und die Sifa-Rolle konzentrieren konnte. Das ist aber eher die Ausnahme. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Unternehmen genügend Zeit für die Ausbildung zur Verfügung stellen. Während der aufeinander aufbauenden Praktika befasst man sich außerdem intensiv mit einem ‚Arbeitssystem‘, also einem Teilbereich des eigenen Unternehmens. Auch dort ist Unterstützung wichtig. Ich habe angefangen, die Arbeitsbedingungen zu untersuchen, bin mit den Mitarbeitenden ins Gespräch gekommen, habe geschaut, welche persönliche Schutzausrüstung vorhanden ist. Von Praktikum zu Praktikum hat sich das dann weiter aufgebaut. Neben der Ausbildung habe ich im Übrigen auch schon bei Sifa-Aufgaben im Klinik-Bereich mitgearbeitet und mein Team unterstützt. Ich habe beispielsweise an Sitzungen und Begehungen des Arbeitsschutzausschusses teilgenommen und hatte mit Flucht- und Rettungsplänen, Gefahrstoffverzeichnissen und Gefährdungsbeurteilungen zu tun.

Angelina Duppke (rechts im Bild) freut sich über ihr Teilnahmezertifikat. Erhalten hat sie es von Regina Kühne und Anton Knobloch aus dem BGW-Team.
Interessiert?
Die BGW-Akademie Dresden, an der die Präsenzseminare stattfinden, führt Online-Infoveranstaltungen für Interessierte durch.
Kontakt: sifa-ausbildung@bgw-online.de
Von: Anja Hanssen und Regina Kühne