Ehrenamtlich Helfende: Gut einführen schafft Sicherheit BGW magazin 3/2024
Wer sich ehrenamtlich engagiert, möchte sich voll und ganz dem Einsatz widmen. Doch das darf nicht zu Lasten der eigenen Gesundheit gehen. Einsatzorganisationen stehen in der Verantwortung, für die nötige Sicherheit zu sorgen. Ein wichtiger Baustein dabei ist es, die Freiwilligen auf mögliche Unfallrisiken hinzuweisen.
Das Paket nach ganz oben!– aber was, wenn es zu schwer und unhandlich ist?
Ich übernehme gern die nächste Lieferung!– aber ist der Ladebereich auch gut gesichert und wissen alle, wann sie sich dort nicht aufhalten sollten?
Fragen wie diese stellen sich in allen Arbeitssituationen und Tätigkeitsfeldern. Während meist eingespielte Abläufe dafür sorgen, dass Beschäftigte über Risiken und Schutzmaßnahmen informiert sind, ist das bei ehrenamtlich Helfenden nicht immer der Fall. Eine Herausforderung für beide Seiten: Die Einrichtungen sind froh über die Hilfe und wollen keine zusätzlichen Hürden schaffen. Und die Freiwilligen würden am liebsten sofort loslegen. Klar ist aber auch, dass es nicht zu Unfällen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen darf. Denn gerade beim Lieferverkehr, beim Hantieren mit schweren Lasten und in ähnlichen Situationen können die Folgen sonst gravierend sein.
Gute Vorbereitung zahlt sich aus
Regel Nummer eins im Arbeitsschutz ist die gute Vorbereitung. In diesem Fall gilt das gleich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen kann später weniger passieren, wenn der Einsatz der Freiwilligen schon im Vorfeld in der Organisation gut geplant wird. Dabei hilft die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung, die Beschäftigte und Ehrenamtliche gleichermaßen zu berücksichtigen hat.
Zum anderen sollten alle, die ihren Freiwilligeneinsatz antreten, gleich zu Beginn erfahren, welche Besonderheiten dabei zu berücksichtigen sind. Es lohnt sich, hier Zeit in eine Einführung zu investieren. Im Arbeitsschutz ist dafür unter anderem das Instrument der Unterweisung vorgesehen. Die Verantwortung liegt bei der Leitung, kann aber delegiert werden. Je näher die Einführung am Arbeitsalltag ausgerichtet ist, desto verständlicher und wirksamer ist sie.
Vielleicht können Sicherheitsbeauftragte aus dem Kreis der Beschäftigten unterstützen. Denkbar ist sogar, dass Sicherheitsbeauftragte aus dem Kreis der ehrenamtlich Helfenden ausgebildet werden und deren Einsatz künftig mit vorbereiten und begleiten. Generell profitieren Freiwillige von festen Anlaufstellen, etablierten Informationskanälen und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch. Je besser sie in die Strukturen der Einsatzorganisation eingebunden sind, desto sicherer lässt sich ihr ehrenamtlicher Einsatz gestalten.
So schaffen Einsatzorganisationen Sicherheit
- Verantwortung erkennen und wahrnehmen: Arbeitsschutz ist ein Pflichtthema auch dort, wo ehrenamtlich und unentgeltlich tätige Helferinnen und Helfer eingesetzt werden. Das müssen Leitungen wissen – insbesondere auch, wenn auf Leitungsebene ebenfalls Freiwillige tätig sind.
- Unfallrisiken im Vorfeld durchleuchten: Vorab klären, wo beim Einsatz der Freiwilligen gesundheitliche Risiken bestehen könnten. Beispielsweise auch besondere Einsatzorte wie die Abholung oder Entgegennahme von Lieferungen in den Blick nehmen. Was sorgt dort für Sicherheit? Welche Verhaltensregeln sollten alle Beteiligten kennen? Wie werden sie informiert?
- Ehrenamtlich Helfende gut einführen: Neulinge gleich zu Anfang auf Risiken und Schutzmaßnahmen hinweisen: Was könnte passieren? Wie lässt sich das verhindern? Wer hilft ihnen weiter – auch bei Notfällen?
- Praxisnah unterweisen: Konkrete Beispiele bringen. Abwechslungsreich und direkt vor Ort zeigen, worauf es ankommt. Wiederholungen offen kommunizieren – und erklären, warum die Infos so wichtig sind.
- Vernetzen und gegenseitig informieren: Läuft alles reibungslos oder ist es vielleicht schon zu einem Beinaheunfall gekommen? Gibt es Neuerungen oder Auffälligkeiten, über die alle Bescheid wissen sollten?
Tipp: Basiswissen für Einsatzorganisationen: Die BGW schult unter anderem Leitungen und Führungskräfte zu ihrer Verantwortung im Arbeitsschutz. Für Kleinbetriebe bietet sich beispielsweise das Online-Seminar "Sicherheit und Gesundheit – Führungsaufgabe Arbeitsschutz!" für den Einstieg an.
Von: Ruth Giersch und Anja Hanssen