Qualifizierung von kollegialen Erstbetreuerinnen und -betreuern
Die BGW bietet Förderung an, wenn Betriebe kollegiale Erstbetreuerinnen und Erstbetreuer ausbilden lassen möchten. Die so geschulten Kräfte leisten psychosoziale Erste Hilfe nach Extremerlebnissen. Informieren Sie sich hier über Voraussetzungen und Fördermöglichkeiten.
Immer wieder erleben Beschäftigte etwas, was sie traumatisieren kann: zum Beispiel wenn betreute Personen sie körperlich angreifen oder auch verbal attackieren oder sich gar das Leben nehmen. Psychische Erkrankungen, Arbeits- und Berufsunfähigkeit können langfristige Folgen sein.
Ziel der Qualifizierung von kollegialen Erstbetreuerinnen und -betreuern ist es, dass diese geschulten Kräfte den Betroffenen nach Extremereignissen schnell zur Seite stehen. Die akuten Stressreaktionen der Betroffenen sollen nicht stärker werden, und es gilt, Orientierung und Sicherheit zu bieten.
Das leistet die kollegiale Erstbetreuung
Kollegiale Erstbetreuerinnen und -betreuer kümmern sich ereignisnah innerhalb der ersten 48 Stunden um Betroffene, bieten psychosoziale Erste Hilfe an und steuern in dieser Zeit als Lotsinnen und Lotsen die weitere Betreuung der Betroffenen.
Kollegiale Erstbetreuer und -betreuerinnen im Betrieb zu haben ist nur dann sinnvoll und kann nur nachhaltig wirken, wenn in Ihrer Organisation nach Möglichkeit bereits unterstützende Strukturen und Prozesse vorhanden sind oder Sie diese entsprechend zeitnah aufbauen.
Voraussetzungen: Was Ihr Betrieb vor der Einführung der kollegialen Erstbetreuung idealerweise bereits haben sollte
- Betriebliches Konzept zur kollegialen Erstbetreuung
Was genau ein solches Konzept beinhalten sollte, finden Sie in dieser Checkliste:
>> Selbsteinschätzung "Kollegiale Erstbetreuung" Deeskalationsmanagement
Die kollegiale Erstbetreuung wirkt nachhaltiger, wenn in Ihrer Organisation unterstützende Strukturen, Prozesse und Perspektiven vorhanden sind. Was davon ist in Ihrer Einrichtung bereits etabliert? Welche Lücken bestehen? Um dies zu ermitteln, nutzen Sie am besten die>> Selbsteinschätzung "Gewalt und Aggression"
Zu einem Deeskalationsmanagement gehören auch innerbetriebliche Deeskalationstrainerinnen und -trainer. Hier erfahren Sie mehr:
>> Zum Angebot "Qualifizierung von innerbetrieblichen Deeskalationstrainerinnen und -trainern"
- Gelebter Arbeits- und Gesundheitsschutz
Wie gut ist Ihr Betrieb in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz aufgestellt? Das können Sie online mit dem BGW Orga-Check überprüfen. Bereits etablierte Prozesse und Strukturen werden deutlich, und Lücken werden aufgezeigt.
Antworten auf häufige Fragen
- Wie viele Erstbetreuer benötigt ein Betrieb?
Jeder Betrieb hat andere Rahmenbedingungen und Voraussetzungen. Daher gibt es keine allgemeingültige Quote und keine Empfehlung für einen bestimmten Prozentsatz für die Anzahl kollegialer Erstbetreuer und Erstbetreuerinnen.
Grundsätzlich muss sichergestellt sein, dass im Arbeitsalltag jederzeit eine qualifizierte Person erreichbar ist. Auch die potenzielle Anzahl und Schwere von möglichen traumatisierenden Ereignissen spielen eine wichtige Rolle. Berücksichtigen Sie bei der Dienst- und Schichtplanung, dass möglichst alle Zeiten abgedeckt sind.
Überdenken Sie für Ihren Betrieb, ob einzelne Bereiche nah genug beieinander liegen, damit im Fall der Fälle rasch eine Erstbetreuung angeboten werden kann.
Wichtig ist auch, dass die qualifizierten Beschäftigten weder über- noch unterfordert werden, durch zu viele oder zu wenige Einsätze.
- Für wen ist die Qualifizierung im Betrieb geeignet?
Als kollegiale Erstbetreuerinnen und Erstbetreuer sollten Beschäftigte aus dem Kreis der Kolleginnen oder Kollegen qualifiziert werden, in der Regel sind es keine Führungskräfte.
Sorgen Sie bei der Auswahl Ihrer Beschäftigten für diese Qualifizierung für die folgenden persönlichen Voraussetzungen:
- Stabile Persönlichkeit
- Souveränität
- Kenntnis der eigenen Grenzen
- Konfliktfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Kontaktfähigkeit
- Einfühlungsvermögen
- Vertrauenswürdigkeit
- Belastbarkeit
- Klares Aufgaben- und Rollenverständnis
- Akzeptanz bei den Beschäftigten und Führungskräften
- Freiwilligkeit
- Wo können die Seminare gebucht werden?
Die Qualifizierung kollegiale Erstbetreuung wird kostenpflichtig von externen Instituten angeboten. Die Seminare dauern in der Regel zwei bis drei Tage.
Bei der Auswahl eines geeigneten Anbieters unterstützt Sie die BGW, denn diese sind von der BGW nach definierten Kriterien und Standards der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ausgewählt worden.
So beantragen Sie eine Förderung durch die BGW
Das besondere Plus: Wenn Sie bei einem der unten angegebenen und von der BGW zugelassenen Institute Ihre Qualifizierung durchführen, können Sie einen Teil der Kosten von uns fördern lassen. Voraussetzung dafür ist, dass Sie nachweisen, dass Ihr Betrieb im Arbeits- und Gesundheitsschutz schon gut aufgestellt ist.
Die Höhe des finanziellen Bonus beträgt mindestens 25 Prozent des Rechnungsbetrags. Weitere Informationen finden Sie unter Arbeitsschutz mit System: Unsere Auszeichnungen.
Diese Leistungen können Sie bei der BGW einreichen
Grundsätzlich können Sie die Rechnungen aller Leistungen der aufgeführten Institute bei der BGW einreichen, die im Zusammenhang mit der Qualifizierung der kollegialen Erstbetreuung entstehen.
Dazu gehören:
Seminare:
- offene Seminarangebote
- Inhouse-Seminare sowie
- Auffrischungsseminare, häufig als "Refresher" bezeichnet
- Supervision: Einige Institute bieten begleitend zur Qualifizierung Supervision für die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer an
- Beratung: Einige Institute bieten eine begleitende Beratung für das Unternehmen an, die direkt mit der Qualifizierung verbunden ist.
Anbieter und Anbieterinnen: Kollegiale Erstbetreuung
Vielfach werden für die kollegiale Erstbetreuung auch andere Begriffe wie "betrieblich-psychologische Erstbetreuung", "psychologische Ersthelfer", "Psychische Erste Hilfe" verwendet. Gemeint ist immer ein und dieselbe Qualifizierung.
Institut und Anschrift | Ansprechperson und E-Mail | Besonderheiten |
Burnon-Zentrum Konrad-Adenauer-Platz 17 40885 Ratingen | Dr. Dagmar Siebecke siebecke@burnon-zentrum.de | Einsatzgebiet: Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Hessen, Baden-Württemberg |
Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e.V. Langbehnstraße 4 22761 Hamburg | Sven Kessler erstehilfe@drk-altona-mitte.de | |
Krisen-Resilienz: Prävention Intervention Nachsorge Wasmannstr. 6 22307 Hamburg | Ina Neerfeld neerfeld@krisen-resilienz.de | |
KonfliktFit Schillerstrasse 78 13158 Berlin | Ilka Fischer info@konfliktfit.de | |
PART-Training GmbH Auf der Altstadt 49 21335 Lüneburg | Jens Schikora info@parttraining.de | |
PECON-intakkt Institut für individuelle psychologische Lösungen & Gesundheitsservice Schneiderstraße 50 47798 Krefeld | Stefanie Schramm s.schramm@intakkt.de Britta Nett b.nett@intakkt.de | Zusätzlich Webinare sowie telefonische und videobasierte Beratung möglich |
plus.M Winterweg 14 06116 Halle (Saale) | Dr. Lutz-Udo Buchholz info@betriebliche-psychologische-erstbetreuer.de | |
Institut ProDeMa® Rheinlandstr. 77 73312 Geislingen/Steige | Gerd Weissenberger info@prodema-online.de | |
Institut für Psychologische Unfallnachsorge Dipl.-Psych. M. Jendrny, Dipl.-Betriebsw. (FH) H. Schell GbR Mauritiussteinweg 1 50676 Köln | Frau Jendrny jendrny@unfallnachsorge.de Frau Schell schell@unfallnachsorge.de | Einsatzgebiete sind Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland. |
Für Anbieter von Qualifizierungen zur kollegialen Erstbetreuung, die sich für eine Aufnahme in den Pool der BGW interessieren: Zurzeit nehmen wir keine Sichtungen von Bewerbungsunterlagen vor. Sobald dies der Fall sein wird, geben wir das auf dieser Seite bekannt. Bis dahin bitten wir Sie, von Bewerbungen abzusehen.
Haben Sie Fragen? Bitte schreiben Sie uns eine E-Mail:
BGW Gesamtbereich Präventionsdienste
E-Mail: gesundheitsmanagement@bgw-online.de