Eine Pflegerin hält einem alten Mann ein Glas mit Saft an den Mund. Beide sitzen in einem Garten.

Pflege: Bei Hitze besonders herausfordernd Warum Hitzeschutz in der Pflege so wichtig ist

Pflegepersonal ist von großer Hitze doppelt betroffen: Für die Beschäftigten selbst besteht das Risiko hitzebedingter Gesundheitsprobleme. Zudem kann die Arbeit herausfordernder werden, weil die ihnen anvertrauten Menschen bei hohen Temperaturen besondere Aufmerksamkeit benötigen. Und dies kostet Zeit – Stichwort Arbeitsverdichtung.

Vor diesem Hintergrund sind die Verantwortlichen in der Pflege besonders gefragt und müssen ihrer doppelten Fürsorgepflicht nachkommen. Zum einen sind Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten zu ergreifen. Zum anderen geht es darum, Patienten und Bewohnerinnen, Kunden oder Schutzbefohlene auch bei Hitze gut zu versorgen.

Welche Herausforderungen bestehen konkret in der Pflege?

Unternehmensleitungen müssen sich über die möglichen Auswirkungen von Hitze klar werden. Die nachfolgende Aufstellung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Personalengpässe im Sommer: Hitzeperioden liegen naturgemäß im Sommer und damit in der Urlaubszeit. Es kann daher vorkommen, dass die Personaldecke bei hohen Temperaturen angesichts der hohen Belastung dünn ist.
  • Patienten und Patientinnen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck, Lungenerkrankungen oder Wundheilungsstörungen benötigen bei Hitze mehr Pflege und somit mehr zeitlichen Aufwand.
  • Die Bewohnerinnen und Bewohner sind häufiger umzukleiden. Ebenso reibt das Personal sie mit kühlenden Körperlotionen ein, wäscht und duscht sie und bietet häufiger als sonst etwas zu trinken an, damit niemand dehydriert.
  • Die Medikamentengabe wird komplizierter: Insbesondere entwässernde Medikamente (Diuretika) oder Blutdrucksenker ziehen oft Medikamenteneffekte nach sich. Die Folge: Die Medikation muss angepasst werden. Hierfür ist ärztlicher Rat einzuholen. Die besprochenen Änderungen sind in der Pflegedokumentation festzuhalten.
  • Hohe Temperaturen stehen in Verbindung mit einem vermehrten Auftreten von aggressivem Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner. Insbesondere bei Demenzerkrankungen kommt es bei großer Hitze häufiger zu verbalen oder körperlichen Aggressionstendenzen als unter gemäßigteren Bedingungen.
  • Bei infektiösen Personen sind umfassende Schutzmaßnahmen erforderlich: Zusätzlich zum üblichen Kasack und dichtschließenden Schutzhandschuhen sind dann je nach Aufgabe und Hygieneanforderungen auch Schutzkittel, Schutzmasken, Hauben oder Schutzbrillen zu tragen. Die Folgen reichen vom Schwitzen bis zum Hitzestau. Für die Beschäftigten ist die zusätzliche persönliche Schutzausrüstung bei extrem warmem Wetter nach wie vor notwendig, aber auch eine Bürde.
  • Hohe Temperaturen können mit Konzentrationsstörungen einhergehen.

Von der Problemerkennung zu Lösungsansätzen: Welche Maßnahmen sind insbesondere für die Pflege relevant?

Die Ziele sind klar: Es geht um den Schutz der Beschäftigten und den Schutz der ihnen Anvertrauten. Dem kann man nur mit einem abgestimmten Bündel an Maßnahmen begegnen. Technische Maßnahmen zum Hitzeschutz sind zu bevorzugen. Sind diese ausgeschöpft und bestehen weitere Gefährdungen, sind organisatorische und personenbezogene Maßnahmen zu ergreifen.

Psychische Belastung bedenken

Nicht alle Tätigkeiten einer Pflegekraft beinhalten schwere körperliche Arbeit, zum Beispiel die Pflegedokumentation oder die Medikamentenbereitstellung. Da hohe Temperaturen jedoch beispielsweise mit Konzentrationsstörungen einhergehen, kann es dennoch für den Unternehmer oder die Unternehmerin notwendig werden, hier Maßnahmen im Sinne der Gefährdungsbeurteilung zur psychischen Belastung abzuleiten.

Personaldecke und Arbeitsmenge

Die Ausstattung mit genügend Personal sowie die Arbeitszeitgestaltung für die vorhandenen Kräfte sind mögliche Stellschrauben. Doch die Personaldecke lässt sich nicht beliebig verstärken, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Deshalb kann es wichtig werden, die Arbeitsmenge zu steuern. Betriebe können für sich die Frage beantworten, ob eine (kurzfristige) Aufgabenreduzierung möglich ist. Dies lässt sich beispielsweise durch weniger Kurzzeitpflege umsetzen.

Verlegung von Bewohnerinnen oder Patienten

Sofern die Temperaturbelastung in bestimmten Gebäudeteilen, beispielsweise unter dem Dach, stärker ausgeprägt ist, kann eine vorübergehende Verlegung einzelner (zum Beispiel infektiöser) Personen in andere räumliche Bereiche sinnvoll sein.