Eine Pflegeperson schiebt ein Pflegebett und hält mit beiden Händen zwei Griffe. An den Armen befinden sich Mess-Manschetten. Auf einem Bildschirm sind Mess-Kurven.

Krankenhausbetten auf dem Prüfstand Vergleichender Produkttest für Gesundheitseinrichtungen

Krankenhausbetten sind ein wichtiges Medizinprodukt im Arbeitsalltag von Pflegekräften. Aber wie steht es um die ergonomische Gestaltung der Betten? Vier von fünf Pflegekräften empfinden ihre Arbeit als körperlich belastend. Wünschenswert ist also, dass eingesetzte Medizinprodukte die Arbeit gut unterstützen und sie nicht zusätzlich behindern. BGW test hat daher Krankenhausbetten ausführlich untersucht.

Fast 500.000 Krankenhausbetten sind deutschlandweit im Einsatz. Für Pflegekräfte ist die Arbeit an den Betten körperlich belastend: schieben, ziehen, Patientinnen und Patienten moblisieren ... Sind Betten nicht ergonomisch gestaltet, können sie die Arbeit zusätzlich erschweren. Die BGW hat deshalb zwölf marktrelevante Krankenhausbetten von sieben Firmen eingehend geprüft: Wie anwendungsfreundlich sind sie? Wie einfach und leicht lassen sich etwa Elemente wie Seitensicherung, Notfallhebel oder Bettverlängerungen bedienen? Ist der Kraftaufwand beim Patiententransport vertretbar?

Die Ergonomie im Blickpunkt

Wir haben entscheidende Kriterien zur Entlastung der Pflege genau unter die Lupe genommen, erläutert Projektleiter Lorenz Müller von der BGW. Das Ziel: Gesundheitseinrichtungen bei Kaufentscheidungen zu unterstützen. Um den Pflegealltag sicher und gesund zu gestalten, müssen bei der Beschaffung ergonomische Aspekte berücksichtigt werden.

Vor allem die Mobilisation bettlägriger Menschen bedeutet für Pflegekräfte, dass sie schwere Gewichte bewegen müssen. Elf Fachleute für Kinästhetik und Patientenmobilisation bewerteten daher in einem standardisierten Rating, wie gut die Bettfunktionen bei der Mobilisation unterstützen.

Fachkräfte testeten die Bedienbarkeit

Für den vergleichenden Produkttest arbeiteten 40 Pflegekräfte in 10 Anwendungsszenarien mit 35 Aufgaben an den Krankenhausbetten: Vor- und Nachbereitung der Betten, Pflegetätigkeiten an einer Krankenpflegepuppe, Betten verlängern und eine Notfallsituation zählten dazu, ebenso wie Personenlifter einsetzen sowie die Betten über längere Strecken schieben. 

Darüber hinaus mussten die Testpersonen nach dem Test Fragebögen ausfüllen. So wurde ermittelt, wie zufrieden sie mit den jeweiligen Betten waren und wie sie die Gebrauchstauglichkeit des Bettes bewerten. Schwierigkeiten gab es beim Verlängern der Betten. Störend ist beispielsweise, wenn sich Bauteile beim Einsetzen verhaken oder wenn Entriegelungen schlecht zu finden sind. Klemmstellen für die Finger oder auch beim Herunterklappen komplizierte Seitensicherungen führten ebenfalls zu Unzufriedenheit bei den Pflegekräften.

Kraftmessgriffe und Haltungsanalysen: körperliche Belastung insgesamt hoch

Wie hoch ist der Kraftaufwand beim Bewegen der Betten? Und wie sehr wird der Körper dabei belastet? Das Prüfinstitut hat mittels Kraftmessgriffen und Körperhaltungsanalysen die benötigten Kräfte beim Manövrieren der Betten über einen Krankenhausflur und im Patientenzimmer gemessen. Bedenklich: Die Kraftmessungen haben ergeben, dass die körperliche Belastung beim Bewegen der Krankenhausbetten insgesamt hoch und in einigen Situationen sogar zu hoch ist. Beim Schieben der Betten über den Krankenhausflur traten hohe Muskel-Skelett-Belastungen auf – alle Betten bekamen daher für diese Kategorie nur die Note „ausreichend“.

Die Ergebnisse zeigen: Betten sollten grundsätzlich zu zweit bewegt werden oder mittels technischer Hilfsmittel, wie etwa Bed-Mover oder motorisierte Rollen.

Acht Betten schnitten "gut" ab, vier "befriedigend"

Testsieger beim Produkttest ist das Bett SV2 von Stryker, das mit einer Gesamtnote von 2,1 insgesamt am besten abschneidet. Es überzeugt vor allem bei der Bedienbarkeit in den Kategorien "Vor- und Nachbereitung des Bettes", "Pflegetätigkeiten am Bett" und "Notfallsituation" mit der Bestnote 0,5. Insgesamt wurde die Kategorie "Bedienbarkeit" bei allen Betten am besten bewertet. Hierfür gab es sehr gute und gute Noten.

Bei der Anwenderzufriedenheit punktet das Bett Völker S 962-2: Mit 1,6 bekam es von den Pflegekräften die beste Note. Das Stiegelmeyer Evario verursacht die geringste Belastung beim Manövrieren (Note: 2,7). Die beste Bewertung (Note: 2,0) für die Kategorie "Unterstützung bei der Mobilisation" teilen sich die Betten Stiegelmeyer Evario, Puro, Seta pro und das Völker S 966.

Die getesteten Krankenhausbetten – aus Sicht des Arbeitsschutzes

Die kompletten Detailergebnisse finden Sie im PDF "Krankenhausbetten auf dem Prüfstand".

Zur besseren Orientierung haben wir wichtige Bettkomponenten in der Grafik gekennzeichnet:

Grafik: Krankenhausbett, an dem alle wichtigen Elemente nummeriert sind
  1. Patientenaufrichter und Infusionsständer
  2. Seitensicherungen
  3. CPR-Hebel (Nothebel)
  4. Bettgestell
  5. Bremsen und Rollen
  6. Fuß-/Kopfteil
  7. Handschalter für elektrisches Verstellen

Die 12 Betten in der Einzelanalyse

Hier sind jeweils die Testergebnisse zu den einzelnen Betten zusammengefasst. Im Zentrum stehen Auffälligkeiten, die in den Usability-Tests zur Sprache kamen. 

Um die einzelnen Geräte größer sehen zu können, klicken Sie bitte auf die Lupe zur Bildvergrößerung!

Häufig gestellte Fragen

Wie wähle ich das passende Gerät?

Was beim Auswahlprozess zu beachten ist
  • Patientenaufrichter und Infusionsständer: variabel verstellbar und stören nicht beim Entfernen der Bettenden
  • Geteilte Seitensicherungen: stören nicht beim Zugang zu Patientinnen und Patienten, leicht und leise verstellbar, gute Griffmöglichkeiten, ohne Klemmstellen
  • CPR-Hebel (Nothebel): leicht zu erreichen, gut bedienbar, eindeutig gekennzeichnet
  • Bettgestell: zwischen 35 cm und 90 cm einstellbar, leicht zu reinigen, keine Quetschungen beim Bettlakenbeziehen möglich, Einsatz von Rutschbrettern machbar, erlaubt bequemes Sitzen an der Bettkante
  • Bremsen und Rollen: 5. Rolle unterstützt beim Manövrieren, Doppellaufrollen (150 mm Durchmesser), gut erreichbare, farbcodierte und leise Bremsen
  • Fuß-/Kopfteil und Bettverlängerung: wenig Zubehör, leicht zu montieren, Verriegelungen gut erreichbar und farblich hervorgehoben, stabiles Bettende, an dem Bettzügel leicht zu befestigen sind
  • Handschalter für elektrische Verstellung: intuitiv bedienbar, sicher und variabel anzubringen, können bei der Mobilisation nah am Patienten/an der Patientin bedient werden (z. B. ausreichende Kabellänge)
  • Zusammen mit der Belegschaft Betten ausgiebig testen und bewerten – Tipp: Fragebogen der BGW nutzen