Wie wichtig sind Vorbilder? Wie uns Vorbilder im Alltag und im Berufsleben beeinflussen #60 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Eltern, Sportlerinnen und Sportler oder auch Führungskräfte. Sie alle können Vorbilder sein. In dieser Folge sprechen wir mit Coach und Mentorin Heidemarie Klein über den Einfluss von Vorbildern.
Was zeichnet ein gutes Vorbild aus? Wie werde ich selbst zum Vorbild? Und was hat es eigentlich mit dem sogenannten Hillary-Clinton-Effekt auf sich? Antworten darauf gibt es in dieser Podcast-Folge.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Stimme aus dem Off: Ja, ich habe ein Vorbild, und zwar die Cécil Vogt. Es war eine ganz bekannte Hirnforscherin. Ich habe nämlich Medizin studiert und gerade immer mal wieder, wenn ich so ein bisschen ein Durchhänger hatte, da hat mich der Gedanke an sie und ihre Arbeit auf jeden Fall echt immer motiviert, da einfach weiterzumachen.
Stimme aus dem Off: Dirk Nowitzki ist für mich der Größte. Ich spiele nämlich selbst Basketball und ich wäre echt froh, wenn ich auch nur annähernd sein Talent hätte.
Stimme aus dem Off: Meine Mutter ist für mich mein großes Vorbild, weil sie zwei Kinder großgezogen hat, ganz allein und uns immer alles ermöglicht hat.
Block 01: Einleitung und Begrüßung
Moderator: Viele von uns haben Vorbilder. Sei es im privaten Umfeld oder auch beruflich. Ja, ich selbst habe irgendwie gar nicht so ein Vorbild. Und deswegen bin mal gespannt, ob ich meine Meinung vielleicht ändere, denn in dieser Folge geht es ja um das Thema Vorbilder. Wir wollen darüber sprechen, wie wichtig Vorbilder in unserem Leben sind. Ob uns das auch beruflich weiterbringen kann und wie wir am Ende vielleicht selbst zum Vorbild werden. Dazu spreche ich jetzt gleich mit Heidemarie Klein. Sie ist Coach und Mentorin und wird uns nicht nur von ihren eigenen Erfahrungen berichten, sondern auch verraten, was es mit dem sogenannten Hillary Clinton-Effekt auf sich hat. Ich bin Ralf Podszus und bin wirklich gespannt, was ein Vorbild alles bewirken kann, und suche mir vielleicht ein Vorbild nach dieser Folge.
(Podcast-Opener)
Block 02: Interview mit Heidemarie Klein
Moderator: Bei kleinen Kindern, sind oft die Eltern oder auch ältere Geschwister Vorbilder. Das passiert ganz unbewusst. Sie sprechen Wörter nach, die sie bei Mama und Papa aufschnappen und machen alles nach, was Bruder oder Schwester so zeigen. Wir Erwachsene suchen uns in der Regel auch ganz gezielt unsere Vorbilder aus. Wonach sollten wir uns dabei orientieren? Und wie weit brauchen wir sogar auch schlechte Vorbilder? Heidemarie Klein, sie wird uns das jetzt verraten. Ich grüße Sie, hallo Frau Klein.
Heidemarie Klein: Ich grüße Sie, Herr Podszus. Vielen Dank, dass ich hier sein kann.
Moderator: Warum sind Sie jetzt ausgerechnet so eine Vorbildexpertin?
Heidemarie Klein: Sehr gute Frage. Wahrscheinlich durch meine Tätigkeit. Ich versuche als Coach, meinen Klienten und Klientinnen bewusst zu machen, was alles in ihnen steckt, was sie selbst erreichen können über das, was sie glauben, erreichen zu können, hinaus. Und oft dienen uns Vorbilder in der Geschichte oder in der aktuellen Welt als Motivationshilfe, als Anregung. Und ich hoffe, ich kann heute mit meinen Beiträgen und Gedanken weiteres bewirken, dabei sich ganz bewusst Vorbilder zu suchen.
Moderator: Wir schauen uns vor allem nachher auch an, wie wichtig Vorbilder im Gesundheitswesen sein können und was jeder da so vielleicht mitnehmen könnte. Jetzt erstmal ganz grundsätzlich: Wer oder was ist ein Vorbild und was zeichnet ein Vorbild aus?
Heidemarie Klein: Ein Vorbild ist ein Rollenmuster. Ein Verhaltensmuster, das uns eben, wie Sie vorhin schon sagten, Eltern vorleben, Geschwister vorleben. Und heute werden Kinder sehr, sehr früh in Kontakt mit anderen Kindern und anderen Verhaltensmustern gebracht und das setzt sich das ganze Leben fort bis ins hohe Alter. Das heißt, ein Vorbild kann sehr bestimmend sein, dafür, wie ich lerne, wie die Welt funktioniert. Und worauf es mir ankommt, ist zu erkennen: Ist das Vorbild jetzt ein Idealbild? Ist es ideal, sich so zu verhalten? Oder könnte ich auch noch andere Verhaltensweisen erlernen oder einstudieren? Das möchte ich gerne unterscheiden, Vorbild, Idealbild. Und mir ist es wichtig zu erkennen, selbstbewusst, was ich eigentlich selber möchte in meinem Leben. Darauf möchte ich später dann noch mal eingehen.
Moderator: Haben Sie selbst ein Vorbild?
Heidemarie Klein: Ich hatte und habe heute immer noch ein Vorbild. Das waren Lehrer, das waren Mitschülerinnen und Mitschüler, das waren in meiner Coach-Ausbildung meine Lehrer, das sind meine Mentoren im Coaching gewesen. Das heißt, schon während meiner Tätigkeit als Coach habe ich immer mit einem Mentor oder einer Mentorin gearbeitet, die mir zeigten, wie dieser Beruf gelebt wird und nicht nur rein in der Theorie funktioniert. Und mein heutiger Mentor ist noch zwei Jahre älter als ich und ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man bis ins hohe Alter geistig und auch intellektuell sehr aktiv sein kann und als Vorbild dienen kann für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen oder Menschen ganz einfach.
Moderator: Wobei können uns Vorbilder genau helfen?
Heidemarie Klein: Helfen können Vorbilder dabei, mich selbst im Leben, im Beruf und auch im Privatleben zu orientieren und zu entwickeln. Gerade beruflich ist es sehr, sehr wichtig, gute Vorbilder zu haben, die dazu dienen, mir zu helfen, in welche Richtung ich mich dann entwickeln möchte. Ich unterscheide da gerne auch zwischen dem, was ich heute bin, wo ich hin möchte, also das Sein, das Haben, also, was möchte ich erreichen, mit dem, was ich als Vorbild mir vornehme, mit dem, was ich dann tue. Und was möchte ich selber dadurch gewinnen für mich persönlich. Insofern kann das eine sehr, sehr gute Lebenshilfe an sich sein, für die berufliche Entwicklung, aberauch für die, ganz besonders vielleicht, für die persönliche Entwicklung. Und die Entwicklung der Persönlichkeit.
Moderator: Sie haben eben schon erzählt, Sie haben eine ganze Reihe an Vorbildern. Ist es jetzt besser, ein Vorbild zu haben oder mehrere?
Heidemarie Klein: Das ist eine sehr, sehr interessante Frage. Darüber habe ich vorher, bevor ich mich vorbereitet habe, nie nachgedacht. Ich hatte wahrscheinlich jeweils ein Vorbild. Das kommt darauf an, was man wirklich möchte. Ich kann im Privatleben ganz andere Vorbilder oder ein anderes Vorbild haben als im beruflichen Umfeld. Dann sind das schon mal mindestens zwei Vorbilder. Und ich denke, das kann sich sehr gut gegenseitig stärken. Das kann aber auch dazu führen, dass ich mich von dem einen Vorbild beeinflussen lasse in eine Richtung, die dem Beruflichen beispielsweise nicht zuträglich ist. Deswegen gilt es auch hier wieder, ganz genau zu überlegen und sich bewusst zu machen, wer bin ich, was will ich, was möchte ich damit erreichen, was möchte ich denn gerne tun und was soll für mich dabei rauskommen?
Moderator: Warum sind auch schlechte Vorbilder im Leben ganz gut?
Heidemarie Klein: Ja, an schlechten Vorbildern kann man sehr schnell ablesen, wenn man das möchte, was man nicht tun sollte. Das heißt, im privaten Bereich beispielsweise, nehme ich mir vor, ein bestimmtes Vorbild zu haben und erkenne im Laufe der Zeit, dass diese Person, überhaupt nicht meinen Werten und Bedürfnissen entspricht. Ganz große Widerstände in mir auslöst, obwohl ich sie ursprünglich sehr faszinierend fand. Das kann dazu führen, dass ich mich abwende von diesem Vorbild. Das heißt, Vorbild ist nicht unbedingt gut. Ich muss stets überlegen, was ich eigentlich möchte und ob mir das guttut und meinen Werten und Bedürfnissen entspricht.
Moderator: Als Journalist habe ich viel mit Menschen zu tun und da habe ich auch öfter mal die Erfahrung so gemacht, hier den einen Promi oder diesen Autoren finde ich total gut. Und dann hat man mit dem zu tun, beim Interview oder bei irgendwelchen Veranstaltungen und Feste. Nein, ist ein komplett anderer Typ, hatte ich mir ganz anders vorgestellt, wie ist denn der eigentlich drauf, wie arrogant, wie abgehoben. Und dann ist man total enttäuscht. Also, können einen auch Vorbildern, die man dann mal genauer kennt, auf einmal rückwirkend ziemlich enttäuschen und was macht das dann mit einem?
Heidemarie Klein: Ja, genau. Das ist genau das, was ich meinte. Und hier haben Sie einen ganz wichtigen Aspekt genannt, das ist nämlich: Näher kennenlernen. Die Vorbilder, Ideale oder Idole, die man sich heute im Internet über die Medien so aussuchen kann, die einen faszinieren und begeistern, sind nicht unbedingt die Personen, die man jetzt direkt ansprechen kann. Und für mich ist ein sehr wertvolles Vorbild, ein Vorbild, das nah ist, nahbar, das ich ansprechen kann und mit dem oder der ich mich austauschen kann. Das ist ein weiterer sehr essenzieller Aspekt für die persönliche und auch für die berufliche Entwicklung.
Moderator: Wenn wir jetzt mal in Richtung Pflege gehen. Man hat einen Vorgesetzten, den man auch als Vorbild sehr schätzt. Den lernt man aber dann genauer kennen und merkst, der ist so auf einer ganz anderen Ebene unterwegs wie ich. Ist das denn im Beruf eher nachteilig?
Heidemarie Klein: Das kann sogar sehr förderlich sein, wenn ich merke, diese Ebene gehört zu dieser Funktion, beispielsweise. Als Führungskraft im Pflegebereich, dann kann ich durchaus von dieser Person lernen, wie ich mich verhalte, welches Verhalten zuträglich ist für das Teamklima, für das Funktionieren der Organisation, für die Kommunikation untereinander und für den allgemeinen Umgang miteinander.
Moderator: Also, auch wenn man dann vom Führungsstil zwar angetan ist, aber wenn man sich näherkommt, charakterlich eher das irgendwie doch nicht richtig passt. Das kann man schon unterscheiden und ausblenden?
Heidemarie Klein: Ich denke, das ist möglich. Das braucht natürlich ein bestimmtes Bewusstsein darüber, wer diese Person ist und wer ich bin. Natürlich können Werte, Vorstellungen sich sehr, sehr groß unterscheiden. Das kann dazu führen im schlimmsten Fall, dass ich mich tatsächlich von der Person abwende, obwohl sie fachlich sehr, sehr gut ist. Ich muss ja nicht in ihrer Nähe sein.
Moderator: Dann konzentriert man sich eben auf das, was die Person eben im Job, in der Pflege ausmacht und das andere schaltet man eben einfach aus.
Heidemarie Klein: Ja, das kann man so machen und ich denke, das ist auch wirklich öfter der Fall. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich finde nicht unbedingt jede Person, die ich als Vorgesetzte hatte in meinem Leben und heute als Kollegen habe, charakterlich mir entsprechend. Dennoch sind sie fachlich sehr, sehr gut. Und wenn sie zu dem Unternehmenserfolg beitragen, kann das sehr wertvoll sein. Wünschenswert ist möglicherweise eine größere Ähnlichkeit. Doch wir Menschen sind einfach sehr, sehr unterschiedlich und müssen trotzdem harmonieren in einem beruflichen Kontext.
Moderator: Was hat es jetzt mit dem Hillary-Clinton-Effekt auf sich? Klären Sie uns mal auf.
Heidemarie Klein: Ja, das ist dieser Vorgang, dass dieser Person, Frau Clinton, werden so viele Eigenschaften zugeschrieben, die dazu führen können, dass ich denke, wenn ich das nur so mache wie sie, dann werde ich genauso erfolgreich sein. Und das wurde auch in Studien nachgewiesen. Gleichzeitig möchte ich auch hier wieder darauf hinweisen, das ist ein fernes Vorbild. Eine Person, die ich heute nicht direkt ansprechen kann, wenn ich jetzt ein Examen ablegen muss. Ich muss mich also darauf verlassen, dass diese Fakten, diese angeblichen Fakten über sie auch zutreffen und dass sie tatsächlich so hart gearbeitet hat, wie man ihr das nachsagt.
Ich denke, das ist korrekt. Sie hat hart gearbeitet, sie hat sich sehr, sehr eingesetzt, für das, was sie erreichen wollte und wovon sie überzeugt war, dass es gut wäre für die Gesellschaft. Und hier kommt ein weiterer Aspekt für meinen Alltag, wenn ich, als Person, mir ein Vorbild suche. Bin ich denn bereit, auch diesen Einsatz zu bringen, den Frau Clinton gebracht hat? Habe ich denn eine Purpose, wie man heute sagt, habe ich denn ein höheres Ziel, das ich erreichen möchte und bewirken möchte in der Welt als Coach?
Möchte ich etwas Bestimmtes bewirken und dafür setze ich mich ein, das heißt, ich arbeite dafür, ich bilde mich ständig weiter als Coach, aber auch, was die Allgemeinbildung angeht, was heute Menschen bewegt im Gegensatz zu vor 15 Jahren, als ich als Coach anfing. Das heißt, bin ich bereit, diesen Einsatz zu bringen für mein Ziel? Für meine beruflichen Ziele und für mich, als Mensch auch?
Moderator: Wie können uns Vorbilder dabei helfen, im Berufsleben voranzukommen? Wir haben eben schon gehört, man muss nicht mit jedem Best Friend sein.
Heidemarie Klein: Ja, das wäre schwierig, mit jedem Best Friend zu sein. Ich möchte hier den Begriff des Mentoring einbringen und noch mal zurückkommen auf das nahe und das ferne Vorbild. Das ferne Vorbild, das kann eine Person in der Geschichte sein. Ein Politiker, eine Politikerin. Das nahe Vorbild hilft mir am meisten in meinem Beruf. Davon bin ich überzeugt.
Das kann eine Person sein, oder idealerweise ist es eine Person in meinem direkten beruflichen Umfeld oder in dem Unternehmen, in dem ich tätig bin, das ich ansprechen kann, das ich auch konkret fragen kann, ob sie oder er meine Mentorin, mein Mentor sein möchte. Und dann kann ich Ziele abstecken, kann Fortschritte besprechen, kann mich austauschen und ich kann eine Verbindung zu dieser Person aufbauen. Und ich denke eine menschliche Verbindung, die mir mit beruflichen Fragen weiterhilft und auch in menschlichen Anliegen. Die ist sehr, sehr wertvoll im Gegensatz zu jemand, der sehr weit weg ist und-, wie Hillary Clinton, um noch mal darauf zurückzukommen. Das sind ein paar Fakten, die wir über sie wissen, aber ich kann sie heute nicht ansprechen. Ich kann nicht mit ihr in Austausch gehen.
Moderator: Welche negativen Einflüsse kann ein schlecht gewähltes Vorbild mit sich bringen?
Heidemarie Klein: Da möchte ich gerne noch mal auf diesen Dreiklang Sein, Tun und Haben zurückkommen. Wenn ich ein Vorbild wähle, das gar nicht meinen eigenen Werten und Bedürfnissen entspricht, das ich nur glamourös empfinde beispielsweise, in einem Feld, das auch überhaupt nicht zugänglich ist für mich, zum Beispiel Filmstar, wie soll mir das in meinem beruflichen Alltag helfen? Es sei denn, ich erkenne darin etwas, was ich sehr nachahmenswert finde. Also, hart zu arbeiten, immer pünktlich zu sein, sich professionell zu verhalten.
Im Berufsalltag könnte es ein Vorgesetzter, eine Vorgesetzte sein, die sich den Mitarbeitenden so gegenüber verhält, dass allen die Motivation fehlt zur Arbeit, dem Klima insgesamt abträglich ist durch eine sehr mangelhafte Kommunikation, eine wenig wertschätzende Kommunikation. Das kann mich behindern, dass ich beispielsweise viel zu lange in einem negativen oder destruktiven Arbeitsumfeld mich aufhalte, statt nach einem Wechsel zu suchen, und mich ganz konkret nach einem Wechsel umzusehen. Das fällt vielen Menschen schwer, weil man sich ganz einfach eingelebt hat in der Firma, im Team. Andererseits trägt es eben nicht zum eigenen Wachstum bei. Das sind übrigens häufig die Fragen, die mir, als Coach, begegnen.
Moderator: Und wie finde ich jetzt das passende Vorbild? Also, welche Kriterien sind dabei entscheidend? Haben wir was zum Abklopfen? Zum Gegenchecken?
Heidemarie Klein: Zum Abklopfen? Ich würde tatsächlich sagen, was will ich beruflich erreichen? Wo finde ich eine Person, die glaubhaft das vertritt, was ich erreichen möchte? Ist diese Person-, hat die eine gewisse Autorität? Hat die Respekt? Wird ihr mit Respekt begegnet? Ist diese Person authentisch? Wie kommuniziert sie? Und ist sie tatsächlich auch erfolgreich in dieser Position? Und ist sie dabei immer noch Mensch?
Wenn ich alles mit Ja beantworten kann, dann hätte ich ein ganz gutes ideales Vorbild gefunden. Wenn ich diese Person dann auch noch kontaktieren könnte und mit ihr vereinbaren könnte, dass wir uns regelmäßig unterhalten, wenn sie so viel Zeit hätte für mich, dann wäre das ganz wunderbar. Also, ganz konkret darauf achten, was ich selber möchte, was ich gerne tue und was ich damit erreichen möchte und finde ich das in der Person, die ich mir als Vorbild aussuche. Und ist sie ansprechbar, ist sie respektierbar, ist sie authentisch, glaubwürdig, ehrlich und ist sie bereit, mit mir in den Austausch zu gehen.
Moderator: Ja, da kann man einiges abklopfen, tatsächlich jetzt schon. Und welchen Einfluss haben Medien, wenn es um das Thema Vorbilder geht? Vielleicht positiv oder negativ. Sie haben ja schon vorhin Schauspielerinnen, Stars und Sternchen angesprochen.
Heidemarie Klein: Ja, wir werden heute mit einer Unmenge an Vorbildern konfrontiert, oder zugedröhnt, wenn Sie so möchten. Wenn ich mich viel im Internet auf den verschiedenen Kanälen bewege, habe ich Vorbilder in jedem Lebensbereich. Und zwar nicht nur eins, sondern viele. Und das kann natürlich dazu führen, dass ich etwas nachahme und etwas erreichen möchte, was überhaupt nicht zu mir passt. Oder ein ganz anderer Effekt könnte sein, dass ich mich vollkommen entmutigt fühle. Dass es mich demotiviert. Dass ich sage, das erreiche ich nie, das ist unmöglich, ich bewundere die Person, aber ich erreiche das nie. Ich komme da nie hin.
Das könnte dazu führen, dass man sich richtig gelähmt fühlt. Und das wollen wir ja nicht. Die Vorbildrolle soll eine aktive Rolle sein und soll mich motivieren und anspornen, etwas zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe zu erreichen. Also, die Medien sind sehr mit Vorsicht zu genießen. Und hier gelten all die Dinge, die Schritte, die ich vorhin aufgezählt habe. Passt es zu mir? Und kann ich dahin? Und, ist das auch wirklich glaubwürdig, was mir dort gezeigt wird?
Moderator: Nun, dieser Podcast ist nicht mit Vorsicht zu genießen. Dafür kann ich meine Hand ins Feuer legen. Wie werde ich denn jetzt selbst zum Vorbild? Meine Mama hat immer gesagt: „Tue Gutes und sprich darüber“. Also, möglichst halt auch einfach für andere Menschen, freundlich, sympathisch und, ja, vielleicht auch vorbildmäßig zu sein. Wie kann ich jetzt ein Vorbild selbst werden?
Heidemarie Klein: Ja, das frage ich mich auch. Ich bemühe mich, als Coach vorbildhaft zu sein, im Sinne von ich bin pünktlich zu dem Termin da, ich tue, was ich verspreche zu tun, ich verhalte mich professionell und das habe ich in meiner Coach-Ausbildung gelernt. Nicht, dass ich das nicht vorher schon gewusst hätte e, aber dort wurde es mir sehr, sehr konsequent über zwei Jahre vorgelebt im wertschätzenden Umgang mit jeder Person, der ich begegne, im aufrichtigen Umgang mit der Person und mit dem ehrlichen Anliegen, die Person zu begleiten durch einen Wachstumsprozess oder Entwicklungsprozess in ihrer Persönlichkeit und in ihren beruflichen Zielen. Das ist das Wichtigste, denke ich, was ich tun kann. Ob ich jetzt ein Vorbild bin für jemanden, das weiß ich, offen gestanden, nicht.
Moderator: Da gehen die Menschen ja auch nicht mit herum, ich habe übrigens als Vorbild XY. Aber selbst, wenn man jetzt kein Vorbild hat, habe es am Anfang auch schon erwähnt, sehe ich jetzt bei mir jetzt auch irgendwie nicht so. Man kann auf jeden Fall diese wichtigen Informationen mitnehmen. Und als Überschrift vielleicht auch einfach freundlich sein und für andere da sein. Das ist generell nicht verkehrt.
Heidemarie Klein: Ja.
(Musik)
Moderator: Dann reden wir doch jetzt mal über Vorbilder im Gesundheitswesen. Es gibt viele Vorbilder, die andere Menschen inspirieren und motivieren. Und das natürlich in allen Bereichen. Aber eben auch im Gesundheitswesen. Wer sind diese Menschen? Sind das bedeutende Medizinerinnen und Mediziner, Führungskräfte oder vielmehr Kolleginnen und Kollegen?
Heidemarie Klein: Ich denke, es ist beides. Das sind Personen aus der Geschichte. Wie Albert Schweitzer, Hildegard von Bingen, Florence Nightingale, besonders im Gesundheitsbereich. Und es kann die Vorgesetzte sein in dem Team, in dem ich arbeite. Und es kann die Kollegin sein, mit ihrer Haltung zu ihren Patienten beispielsweise oder auch zu den anderen Kolleginnen im Team.
Moderator: Hilft das vielleicht sogar auch, wenn man im Team mal fragt: „So, wen habt ihr als Vorbild? Wen könnten wir mal so als Vorbild haben?“
Heidemarie Klein: Ja. Das kann ich sehr begrüßen. Das ist überhaupt die Idee, dass man darüber spricht. Welche Vorbilder haben wir denn hier? Und wen könnten wir uns aussuchen? Das stärkt, meines Erachtens, auch den Teamzusammenhalt. Das ist eine sehr spannende Frage und wird wahrscheinlich sehr vielseitig beantwortet werden in jedem Team. Das muss auch nicht jemand sein aus der direkten Arbeitsumgebung. Das kann tatsächlich jemand von außerhalb sein. Das steht jedem frei, sich ein Vorbild zu suchen oder Vorbilder zu nennen, die sie oder er hat.
Moderator: Das kann ich mir richtig gut vorstellen, im Gesundheitswesen. Man sitzt in der Pause zusammen oder zwischendurch mal. Man schnackt hier und da und kann sich da einfach mal austauschen. Mal darüber spinnen. Wer wäre denn deiner, deine? Das sind nicht immer nur Führungskräfte Vorbilder, das haben Sie auch schon gesagt. Und wie wirken sich Vorbilder auf Prozesse und Strukturen im Unternehmen aus? Das kann dann vielleicht auch helfen.
Heidemarie Klein: Ja, natürlich. Das Vorbild würde dann auch vorbildlich handeln, was Prozesse und Strukturen angeht. Strukturen achten. Möglicherweise sogar neue Strukturveränderungen vorschlagen. Vor dem Hintergrund aufzuzeigen, dass diese vorgeschlagenen neuen Strukturen einiges verbessern könnten. Beispielsweise in der Kommunikation. Und ein schlechtes Vorbild in diesem Bereich, Strukturen und Prozesse, würde dann dazu führen, dass sich andere ja auch dann eingeladen sehen könnten, sich nicht an diese Prozesse und Strukturen zu halten. Was allerdings dann sowohl dem Unternehmen, dem Ablauf als auch der Teamkultur abträglich wäre. Also, insofern ist es sehr, sehr wichtig, die Vorbildrolle bewusst einzunehmen als Vorgesetzte beispielsweise, und darauf zu achten, dass alle motiviert sind, auch diese Strukturen und Prozesse dann treu einzuhalten.
Moderator: Nehmen wir noch die Präventionskultur. Welchen Einfluss können Vorbilder hier haben?
Heidemarie Klein: Hier gilt im Grunde genommen das Gleiche. Heute ist der Aspekt Gesundheit, damit hat die Präventionskultur zu tun oder darum dreht sie sich ja. Gesundheit ist heute ein sehr viel beachteter und überaus wichtiger Aspekt in der Arbeitswelt. Das heißt, Gesundheit und Sicherheit hängt von Angeboten und Strukturen im Unternehmen ab. Und wenn diese etabliert sind und kommuniziert sind und akzeptiert sind, lässt sich das Unternehmen sehr viel leichter führen und die Gesundheit der Mitarbeitenden aufrechterhalten.
Also braucht es Angebote zur Gesundheit. Die sind sehr, sehr vielfältig und können sowohl im Unternehmen selber stattfinden als auch bezahlt werden durch Angebote außerhalb des Unternehmens. Auch hier ist es einfach wichtig: Was motiviert uns? Wie wollen wir miteinander arbeiten? Und worauf kommt es uns an, im Umgang mit den Mitarbeitenden, mit uns allen? Und wenn diese Strukturen etabliert sind, die Prozesse dazu, die Angebote stehen und sich dann jemand in der Vorgesetztenrolle nicht daran hält und selber sehr nachlässig mit der eigenen Gesundheit umgeht, dann kann sich das negativ wiederum auswirken. Also, hier ist es sehr, sehr kritisch, dass die Vorbildrolle auch tatsächlich gelebt wird.
Moderator: Dann machen wir jetzt hier mal einen Strich und ich finde das auch gut, dass wir das vor allem mitnehmen, einfach mal Vorbilder unter den Kolleginnen und Kollegen suchen. Gerade im Gesundheitswesen. Und dann hat man vielleicht nicht die Äbtissin und Universalgelehrten Hildegard von Bingen als Vorbild, die im 12. Jahrhundert gelebt hat. Das hat sich vielleicht ein bisschen überholt heutzutage. Aber ich finde es schön, dass man die eigenen Mitarbeitenden vielleicht als Vorbild haben kann.
Jetzt zum Abschluss habe ich noch ein kleines Quiz für alle Hörerinnen und Hörer und auch für Sie. Vielleicht mal so ein bisschen Vorbild raten. Passend zum Thema Vorbild, können mal jetzt jeder überlegen, um welches Vorbild geht es hier? Wir starten mal mit der ersten Frage. Barack Obama, der war von 2009 bis 2017 Präsident der Vereinigten Staaten und er wurde als erster Afroamerikaner in das höchste Amt der USA gewählt. Über wen sagte er, „Er hat mich geändert, er hat mich geformt und zu dem gemacht, der ich heute bin“? War es Martin Luther King oder Nelson Mandela oder Mahatma Gandhi?
Heidemarie Klein: Ich gebe offen zu, ich habe das nachgeschaut. Es ist Nelson Mandela. Und zwar, weil Nelson Mandela die Würde des Menschen ganz hochgestellt hat, in den Vordergrund gerückt hat. Und ein Hoffnungsträger war für so, so viele Menschen. Eben auch für Barack Obama. Und das Wichtigste neben der Würde des Menschen, das ist in meinen Augen, diese Fähigkeit, Hoffnung zu wecken und Unmögliches möglich zu machen. Das würde sich jetzt auch übersetzen lassen in unseren Alltag. Ein solches Vorbild kann tatsächlich mich dazu anregen, das wovon ich glaube, dass ich es nie erreichen könnte, zu erreichen. Ein wunderbares Beispiel. Danke.
Moderator: Ja, ich habe noch zwei weitere. Beim nächsten geht es um Musik. The Most Beautiful Girl in the World oder auch Kiss, auch Purple Rain. Das sind drei der größten Hits von Prince. Der hat ja auch schon mehrfach seinen Namen geändert. Aber darunter war er am bekanntesten und am beliebtesten. Und der Sänger starb schon im Alter von 57 Jahren. Für viele war er ein musikalisches Vorbild. Er selbst hatte natürlich auch eins und hat das auch geteilt. Welches Vorbild hatte Prince? Stevie Wonder, Elvis Presley oder David Bowie?
Heidemarie Klein: Ich glaube, es war Stevie Wonder. Stevie Wonder, der ihn inspiriert hat, mit dessen klarer Vision und Selbstgenügsamkeit und mit einem großartigen musikalischen Handwerk. Stevie Wonder hat einfach sein Beruf beherrscht. Vom handwerklichen her. Also, Inspiration, Seele, klare Vision. Das sind wunderbare Attribute für ein Vorbild.
Moderator: Von der Politik zur Musik kommen wir jetzt noch zum Sport als letzte Vorbildfrage. Und da geht es um Sebastian Vettel. Der ist viermaliger Weltmeister. Michael Schuhmacher, der war von klein auf sein sportliches Vorbild. Aber Sie haben vorhin auch schon erzählt, man verändert auch mal seine Vorbilder. Man wird reifer, man verändert sein Leben und er hat dann auch sein Vorbild verändert, denn er hat dann seine Karriere beendet und sich dafür ein neues Vorbild gesucht. Aktiv. Wen hat er da jetzt? Thomas Gottschalk, Stefan Raab oder Jan Hofer?
Heidemarie Klein: Ich glaube, es ist Stefan Raab.
Moderator: Ist richtig.
Heidemarie Klein: Ja, Stefan Raab hat nämlich etwas gemacht, was sich viele gar nicht trauen oder sehr, sehr spät erst machen. Er ist von seiner Moderatorenrolle zurückgetreten, ins Privatleben. Und das hat Vettel erkannt, dass der Beruf sehr viel Opfer bedeutet für seine Familie und dass ein Rückzug möglich ist und dass es ein Leben nach dieser Karriere gibt. Und das ist für viele Menschen, die sagen wir, lange in einem und demselben Unternehmen waren, gar nicht vorstellbar, dass es ein Leben außerhalb, sagen wir, der Firma XY gibt. Dass ich auch als Privatmensch noch einiges bewerkstelligen kann und wunderbar leben kann und mich nicht alleine durch das Berufliche identifiziere. Und das, denke ich, ist eine ganz wichtige Erkenntnis, dass das Berufliche nicht mein ganzes Leben ist, sondern dass es eben auch andere Werte, in diesem Fall die Familie, gibt.
Moderator: Heidemarie Klein. Sehr schön erklärt. Und wann hat man schon ein Nelson Mandela, Stevie Wonder und Stefan Raab in einer Podcast-Folge zusammen?
Heidemarie Klein: Ja. Das ist mit Ihnen zusammen ein wunderbares Erlebnis, Herr Podszus.
Block 03: Verabschiedung
Moderator: Vielen Dank für diese ganzen Vorbildinformationen. Da können wir sehr viel mitnehmen und auch mal darüber nachgrübeln „Wer ist denn jetzt so mein Vorbild?“ oder „Wie könnte ich vielleicht ein Vorbild für andere sein?“. Vielleicht mal so ein bisschen das eigene Tun überdenken, was man so im Job hat. Noch mehr Infos zum Thema Vorbilder und auch passende Links, finden Sie in den Show Notes dieser Podcast-Folge. Ja, und alle Folgen von Herzschlag für ein gesundes Berufsleben gibt es natürlich auch zum Nachhören auf Ihrer Lieblings-Podcast-Plattform oder eben auch auf
. Wir hören uns dann in der nächsten Folge wieder. Bis dahin bleiben Sie gesund und werden Sie Vorbild.
(Outro – Herzschlag. Für ein gesundes Berufsleben, der BGW Podcast)
Interviewgäste
Heidemarie Klein
Coaching und Mentoring, heidemarieklein.de
Für unseren BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben" nutzen wir den Podcast-Hosting-Dienst Podigee des Anbieters Podigee GmbH, Schlesische Straße 20, 10997 Berlin, Deutschland. Die Podcasts werden dabei von Podigee geladen oder über Podigee übertragen.
Wenn Sie unseren Podcast anhören, erfolgt eine Datenverarbeitung auf Grundlage unserer berechtigten Interessen, d.h. Interesse an einer sicheren und effizienten Bereitstellung, Analyse sowie Optimierung unseres Podcastangebotes gem. Art. 6 Abs. 1 lit. f. DSGVO.
Podigee verarbeitet dann IP-Adressen und Geräteinformationen, um Podcast-Downloads/ Wiedergaben zu ermöglichen und statistische Daten, wie zum Beispiel Abrufzahlen zu ermitteln. Diese Daten werden vor der Speicherung in der Datenbank von Podigee anonymisiert oder pseudonymisiert, sofern Sie für die Bereitstellung der Podcasts nicht erforderlich sind.
Weitere Informationen und Widerspruchsmöglichkeiten finden sich in der Datenschutzerklärung von Podigee: podigee.com/de/about/privacy/.