Kinästhetik in der Pflege: Bewegungsressourcen nutzen #69 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Die Kinästhetik ist ein Konzept, das sich vor allem in der Pflege bewährt hat. Das Prinzip, das dahintersteckt: Bewegungen gezielt wahrnehmen und sich zu Nutze machen.
Kinästhetik hilft einerseits den Pflegebedürftigen selbst, aber auch den Pflegekräften und pflegenden Angehörigen. Wie die Kinästhetik in der Praxis genutzt wird und welche Vorteile sie mit sich bringt, erfahren wir von Kinaesthetics-Trainerin und Krankenschwester Susanne Hoser.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator: Von A nach b laufen, vom Stuhl aufstehen oder ins Bett legen – 3 Situationen aus unserem Alltag, die alle 1 gemeinsam haben: Wir denken nicht groß darüber nach, wir machen es einfach. Ja, das absolute Gegenteil davon ist die sogenannte Kinästhetik. Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Bewegungswahrnehmung. Es geht darum, sich bewusst zu machen, wie wir uns bewegen und vor allem, wie wir uns das zu Nutze machen können, so zum Beispiel in der Pflege. Ich bin Ralf Podszus und lasse mir heute von einer Kinästhetik-Trainerin erklären, wie das Konzept genau funktioniert und wie Pflegekräfte pflegende Angehörige und auch Pflegebedürftige davon profitieren können.
(Intro)
Moderator: Der erwachsene Mensch besitzt über 200 Knochen. Ja, das kann ich mir gut vorstellen, denn abends knacken mindestens alle diese Knochen bei mir immer. Außerdem haben wir mehr als 650 Muskeln – Wahnsinn. Knochen und Muskeln spielen bei der Verteilung von Kraft im Körper eine ganz wichtige Rolle. Muskeln ermüden unter Belastung sehr schnell. Knochen dagegen können höheren Belastungen standhalten. Genau dieses Wissen um die funktionale Anatomie ist in der Pflege Gold wert. Susanne Hoser ist Kinästhetik-Trainerin und Krankenschwester. Sie wird uns in dieser Folge in die Welt der Bewegungswahrnehmung einführen. Hallo Susanne.
Susanne Hoser: Hallo Ralf.
Moderator: Kannst du uns mal ein Beispiel nennen, das zeigt, was mit Kinästhetik genau gemeint ist?
Susanne Hoser: Na, du hast ja gerade schon beschrieben, was wir alles so tun, ohne uns wirklich Gedanken drüber zu machen. In der Pflege unterstützen wir Menschen dabei, sich zu bewegen, die es aus verschiedensten Gründen nicht mehr so gut oder gar nicht mehr können. Und dann macht es Sinn, das nicht so einfach mal zu machen, sondern da eine Handhabe zu habe, wie kann ich das analysieren, wie kann ich eine Idee entwickeln, was kann der andere Mensch und wie kann ich den anderen Menschen unterstützen, dass er das wieder lernen kann?
Moderator: Seit wann gibt es die Kinästhetik tätig denn schon?
Susanne Hoser: Kinästhetik gibt es ungefähr seit den 70er Jahren, da fingen so die Anfänge an. Entstanden ist es aus modernem Tanz und den Kinästhetik Verein, der hat sich 1980 gegründet.
Moderator: Interessant vom Tanzen, weil man sich halt immer so hin- und herbewegt und schmeißt.
Susanne Hoser: Nee, vom Tanzen, weil es halt viel Bewegung ist und dann war eine Krankenschwester dabei, die gesagt hat „Oh, das können wir ja auch für die Pflege gut nutzen!“
Moderator: Weißt du noch welcher Tanz?
Susanne Hoser: Gentle Dance heißt das.
Moderator: Na ja, okay. In welchen Bereichen kommt Kinästhetik jetzt zum Einsatz? Mal von der Tanzschule abgesehen?
Susanne Hoser: Kinästhetik ist heutzutage hauptsächlich in der Pflege praktiziert, also in der professionellen Pflege und bei pflegenden Angehörigen. Was ein großer Bereich auch noch ist Infant Handling, also Pflege von Kindern. Aber der größte Bereich ist Pflege allgemein.
Moderator: Und wie gefragt ist die Kinästhetik mittlerweile?
Susanne Hoser: Sehr. Vor Corona gab es ungefähr 20.000 Teilnehmer für Kurse im Jahr. In der Ausbildung ist es mit etabliert, da ist noch Luft nach oben. Aber eigentlich kennt jeder Kinästhetik und viele sind auch der Meinung sie machen‘s.
Moderator: Susanne, Du arbeitest jetzt seit über 33 Jahren als Krankenschwester im BG Klinikum in Hamburg und seit mehr als 10 Jahren als Kinästhetik-Trainerin. Du bist also richtige Expertin, kennst dich mit allen Bereichen aus. Wie hat dein Wissen über Kinetik deine Arbeit als Krankenschwester verändert?
Susanne Hoser: Ich arbeite im Querschnittsgelähmten-Zentrum in Hamburg und habe viel mit frisch querschnittsgelähmten Menschen zu tun. Und da ist von Anfang an aktivierende Pflege meine Aufgabe gewesen. Mit Kinästhetik habe ich ein Handwerkszeug gekriegt, die Möglichkeiten besser zu analysieren und damit jemand anderes mehr und konkretere Hilfestellungen zu geben, wieder zu lernen, Sachen selber zu tun und ich habe für mich meine Selbstwahrnehmung so geschult, dass ich weiß, dass Heben und Tragen nicht sinnvoll ist, weil es den anderen eben auch nicht unterstützt. Und da hilft mir Kinästhetik eben zu vermitteln: Wie geht diese Bewegung, über die wir normalerweise gar nicht nachdenken?
Moderator: Da hab ich gleich mal eine praktische Frage, weil du ja wirklich alle Bewegungsabläufe kennst: Wenn ich jetzt einen fetten Einkauf mache, dann ist natürlich mein riesengroßer Beutel viel zu voll und dann sind diese Tragegriffe auch immer so lang, dass du sie immer ganz schlecht so richtig tragen kannst, weil sie schon schleifen. Deswegen haue ich mir das immer auf meine Schulter, auf meine rechte Schulter. Ist wahrscheinlich nicht der richtige gute Weg, das alles so auf der einen Seite wieder zu belasten, oder?
Susanne Hoser: Na, wenn du von deinem riesen Einkauf redest, dann würde ich schon mal sagen, da wären Hilfsmittel, also ein Hackenporsche wäre schon gute Hilfe, damit du das überhaupt nicht tragen musst.
Moderator: Aber damit kann ich doch nicht durch die Gegend gehen!
Susanne Hoser: Doch als jemand, der für die BGW Podcast produziert, wäre das eine gute Idee. Da bist du Vorbild.
Moderator: Also, wie ich mir schon gedacht habe: Schulter ganz schlechte Idee. Was sind die Vorteile von Kinästhetik in der Pflege? Schauen wir uns mal an für Pflegekräfte, für Pflegebedürftige und auch zum Beispiel für pflegende Angehörige.
Susanne Hoser: Das Wichtigste ist die Selbstwahrnehmung, mein Arbeitsschutz. Ich kenne Alternativen zum Heben und Tragen. In der Pflege wird immer noch viel gehoben und getragen und auf der einen Seite schädigt das die Pflegenden und auf der anderen Seite macht es die Menschen, die Pflege benötigen, unselbständig, weil hier Heben und Tragen ist wie Fliegen und das können wir einfach nicht. Ich kann die einzelnen Bewegungen unter den verschiedenen Konzeptblickwinkeln analysieren. Und über diese Konzeptblickwinkel kriege ich auch Worte dafür. Das heißt, ich kann sie auch aufschreiben, und ich kann sie dokumentieren, ich kann sie an meine Kollegen weitergeben und ich kann sie mit meinen Kollegen da auch diskutieren und das, was mir persönlich immer ganz wichtig ist: Es hat schon einen Forschungsaspekt. Also einerseits das Tanzen, das hat was von Leichtigkeit, und das andere ist: Es ist immer spannend. Jede Bewegung, jeder Mensch ist anders und für jeden Menschen gibt es eine andere Lösung. Und wenn ich eine individuelle Lösung für jeden einzelnen Menschen finde, muss ich die auch jeden Tag neu variieren oder mehrmals am Tag variieren. Weil morgens ist jemand fit und möchte gerne viel tun und nachmittags ist er dann müde und erschöpft und kann lange nicht mehr so viel wie er morgens konnte. Da muss ich mich immer wieder anpassen und das ist ein spannender Prozess, das wird nie langweilig.
Moderator: In der Kinästhetik gibt es verschiedene Konzepte. Welche sind das und wo liegen die Unterschiede?
Susanne Hoser: Wenn man sich eine einzelne Bewegung anguckt, dann gibt es durch die Konzepte verschiedene Perspektiven auf diese Bewegung und so werden sie analysiert. Also zum Beispiel die Frage Zeitraum-Anstrengung: Wie schnell mache ich das, wieviel Zeit brauche ich? Wieviel innere und wieviel äußere Zeiten, also wieviel Zeit habe ich von außen gekriegt und wieviel bräuchte ich eigentlich selber, oder welches Muster habe ich? Bewege ich mich eher parallel, also beide Körperseiten parallel, gleichzeitig, oder nutze ich eher spiralige Bewegungsmuster, so wie es kleine Kinder tun, wenn sie das ganze lernen? Dann kann man auch noch gucken: Wie ist das mit der Umgebungsgestaltung? Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, wenn man über Hilfsmittel nachdenkt.
Moderator: Schauen wir uns mal ein paar Beispiele aus der Praxis an. Du arbeitest im Querschnittgelähmten Zentrum hast du vorhin erzählt. Ich hatte vorhin Selbstverständlichkeiten erwähnt wie hinsetzen oder ins Bett legen, das geht ja eben nicht so. Wie nutzt ihr hier die Kinästhetik?
Susanne Hoser: Im Prinzip immer gleich. Also, ich gucke, was geht und Ausgangssituation ist im Prinzip immer die Frage: Wie mache ich es denn selber? Also zum Beispiel, wenn jemand vom Bett in den Rollstuhl soll, ist es kein großer Unterschied dazu, wie wenn auf dem Sofa nicht so viel Platz ist und jemand aus der Familie kommt und sagt „Ich möchte auch sitzen, rutsch mal ein Stück!“. Und dann gucke ich halt, wie geht es möglichst in einer Ebene? Wenn ich nicht stehen kann, dann stehe ich zum Umsetzen nicht auf, sondern ich hebe meinen Hintern gerade so hoch, dass ich rutschen kann. Und in Kinästhetik sagen wir nicht rutschen. Sondern es ist eine gehende Fortbewegung. Ich verlagere mein Gewicht, ich rutsch ein Stück weiter, ich verlagere das Gewicht wieder zurück und so geh ich schrittweise zum Beispiel vom Bett in den Stuhl. Das würde jeder von uns so machen und das kann man mit querschnittgelähmten Patienten dann auch üben. Dafür gibt es noch ein Hilfsmittel. Allgemein heißt es, dass Rutschbrett, in Kinästhetik würden wir es gerne Gehbrett nennen, weil Rutschen ist in der Pflege auch mit Schwerkräften verbunden und ist nicht so günstig. Eine von den belastendsten Tätigkeiten in der Pflege ist jemandem zu helfen, im Bett kopfwärts sich zu bewegen. Und Klassiker ist zwei Leute oder eine. Alleine nachts zieht man die Leute einfach wie einen Baumstamm oder einen Mehlsack im Bett nach oben. Und wenn man die Bewegung analysiert, dann kann man das eben ohne dieses Rutschen auch in einer gehenden Bewegung fördern. Dafür braucht man nicht viel Kraft. Dafür muss man muss ein Muster verändern. Das ist manchmal schwierig, Kleinigkeiten zu lernen, zu verändern, die einem eben nicht bewusst sind.
Moderator: Das ist doch der Klassiker, das kennen doch alle Eltern: Baby auf dem Wickeltisch und dann liegt es einfach ein bisschen zu weit über den Body. Und dann zack schiebt man einfach mal an beiden Beinen den armen Namen kleinen Körper sonst wohin.
Susanne Hoser: Ja, genau.
Moderator: Das kommt nicht so gut an auch - zurecht.
Susanne Hoser: Das ist dann zum Beispiel das, was beim Infant Handling mit angeschaut wird.
Moderator: Die BGW hat Untersuchungen durchgeführt, die sich gefährdende Tätigkeiten identifiziert haben. Ja, und das hilft uns bei der Gefährdungsbeurteilung Belastung besser einschätzen zu können. Eine sich gefährdende Tätigkeit, die ist zum Beispiel einem Menschen aus einer Sitzposition in den Stand zu helfen. Ja, bei diesem Beispiel würde man im ersten Moment wahrscheinlich gar nicht unbedingt vermuten, dass es sich um eine sicher gefährdende Tätigkeit handelt. Kannst du uns mal kurz erklären, wann eine Tätigkeit sich gefährdend ist? Also was sind hier die ausschlaggebenden Kriterien?
Susanne Hoser: Die ausschlaggebenden Kriterien für die Definition der BGW ist die Belastung, die in der Lendenwirbelsäule ankommt. Dafür gab es eine große Studie, die untersucht hat, wie viel Last die Lendenwirbelsäule abkriegt bei bestimmten Tätigkeiten. Und die sicher gefährdenden Tätigkeiten, da ist die Last so groß, dass man ab der ersten Bewegung davon ausgeht, dass eine Gefährdung für die Gesundheit der Lendenwirbelsäule darstellt. Mein Klassiker ist immer: die sicher gefährdenden Tätigkeiten fangen an mit ein Bein anheben, also wenn ich als Pflegekraft ein Bein eines Patienten anhebe. Dann bin ich im Bereich der sicher gefährdenden Tätigkeiten.
Moderator: Weil kein sicherer Stand mehr, einfach.
Susanne Hoser: Nein, weil ich zu viel Last übernehme, weil ich eine ungünstige Körperhaltung habe und weil ich dann das Gewicht von den Beinen übernehme. Und diese Bewegung, vielleicht kennt sie hier jeder aus dem Sport: Heb mal die Beine an und halten, halten, halten. Die Bauchmuskeln grüßen schon mal und das ist anstrengend. Und wenn ich diese Last übernehmen, ist das für mich eben auch so anstrengend, dass sie Lendenwirbelsäule ordentlich Druck abkriegt. Und das muss eben nicht sein, das Bewegungsmuster normalerweise geht anders. Ich muss das Bein gar nicht anheben, ich beuge das Bein und ziehe den Fuß über die Matratze, oder worauf der Fuß gerade liegt, auf den Fußboden. Dann zieh es an den Körper heran. Und beim Aufstehen ist ebenso, wenn ich aufstehe, dann beuge ich normalerweise meinen Oberkörper ziemlich weit nach vorne. Das ist uns vielleicht gar nicht bewusst, weil wir denken aufstehen, dass eine Bewegung nach oben, aber wenn man sich beim Aufstehen mal anguckt: Welche Bewegung macht eigentlich mein Brustbein oder mein Kopf? Dann brauche ich ziemlich viel Platz nach vorne und wenn ich mir vorstelle, da steht jetzt jemand, der mir beim Aufstehen helfen möchte, der steht genau da, wo ich normalerweise meinen Brustkorb hinbewegen würde. Und wenn dieser pflegende Mensch, der mich eigentlich unterstützen will, mir jetzt auch noch anbietet, dass ich mich an ihm festhalten kann und ich lege immer freundlich meine Hände um den Hals, dann habe ich da eine sehr sensible Körperstelle in der Hand, die auch nicht so viel Last abkriegen sollte. Das kann man ja mal ausprobieren, also wie stehe ich normalerweise auf? Wie stehe ich auf, wenn ich das Gefühl habe, jemand steht genau vor mir eben so weit, dass er mehr unter die Achseln greifen kann und mich hochziehen kann? Und wenn ich dann noch nicht mal meine Hände benutzen kann, um Last irgendwo abzugeben, also zum Beispiel auf den Armlehnen abzustützen, dann wird es für mich schon ziemlich schwierig aufzustehen. Und wenn ich mir dann vorstelle, ich bin jemand, der eben Schwierigkeiten hat, aufzustehen, dann wird es fast unmöglich und dann lerne ich eben so mich zu verhalten, dass ich das Gefühl habe, das ist für die Pflegekraft gut, hilfreich. Das heißt ganz oft ich mich steif.
Moderator: Wenn bei mir morgens der Wecker klingelt, dann kriege ich immer eher aus dem Bett, bis ich mal nach oben komm, das dauert auch immer so einen kleinen Augenblick. Bei sicher gefährdenden Tätigkeiten können die Ästhetik und auch kleine Hilfsmittel hilfreich sein. Susanne, erkläre das Bitte einmal mit einem Beispiel.
Susanne Hoser: Ich habe vorhin schon erzählt von dieser Situation vom Umsetzen von der Bettkannte in den Stuhl, in den Rollstuhl, in den Toilettenstuhl, was man noch immer braucht. Man kann zum Beispiel dann einen Rutsch- oder Gehbrett benutzen, das ist wie eine kleine Brücke zwischen dem Bett und dem Stuhl und ich kann sicher sitzen. Ich habe nicht das Risiko, dass ich hier irgendwo mich verletze, weil ich eine Bremse im Weg hab oder weil ich eine Ritze zwischen dem Rollstuhl und dem Bett hab. Hilfsmittel sind immer so, für wen sind die Hilfsmittel hilfreich? Setze ich die Hilfsmittel als Pflegekraft ein, um mir die Arbeit leichter zu machen, oder setzt der pflegebedürftige Mensch die Hilfsmittel ein, um mehr Selbstständigkeit zu erlangen? Also ein Rutschbrett ist ein klassisches Hilfsmittel auch für Menschen, die ohne Pflege den Transfer machen wollen und dafür eben diese Sicherheit wollen. Wenn ich als Pflegekraft das Rutschbrett einsetze, dann kann ich es auch noch mit anderen kleinen Hilfsmitteln kombinieren. Also wenn ich merke, mit dem Rutschbrett ist der Transfer immer noch schwierig, weil die eigene Aktivität von diesen Menschen jetzt noch nicht ausreicht, dann kann ich es kombinieren, zum Beispiel mit einem Beingurt, der mir hilft, den Menschen aus diesem Rutschbrett zu lassen. Und wenn das immer noch nicht reicht, kann ich auch noch eine kleine Gleitmatte auf das Rutschbrett drauflegen. Dann rutscht der Mensch wirklich, dann geht er weniger, sondern dann kommt es wirklich mehr ins Rutschen und so kann ich einen Transfer mit einem relativ unselbständigen Menschen schon noch so gestalten, dass er möglich ist und die Grenze, wann ist es tatsächlich für meinen Rücken belastend? Ist ja in der Wahrnehmung total schwer. Aber da denke ich, ist man in einem Bereich, wo man sagen kann „Okay, in einer Einrichtung ist es sinnvoll, in so einer Situation ein Lifter zu benutzen. Wenn jemand unterwegs ist, irgendwo im Urlaub oder ins Kino, ins Theater, dann muss man manchmal schon auch Kompromisse eingehen. Das ist meine Meinung.
Moderator: In die Bildungspläne der alten und Pflege Ausbildung hat es die Kinästhetik schon geschafft. Was denkst du, wird sie irgendwann fester Bestandteil in allen Kliniken und Pflegeeinrichtungen sein?
Susanne Hoser: Ja, das wünsche ich mir. Die Umsetzung von dem Wissen über die Bewegung und über die Bewegungsabläufe und die Wahrnehmung für meine eigene Bewegung, das ist ein langer Prozess, weil es hat was mit dem Verändern von Mustern zu tun. Meine Muster und es hat auch was für die anderen Menschen, also die Pflege bekommen. Die haben ja oft schon gelernt, sich an die Pflegenden anzupassen. Auch die verändern ihre Muster oder sie haben eben ein Muster auch aus ihren gesunden Zeiten, was davon ausgeht, dass sie einfach viel Kraft haben und dieser Prozess, das ist, was lange dauert, das ist nicht damit getan, dass sich ein Kurs mach und dann weiß ich es. Sondern es ist sinnvoll, meine Kollegen wissen das auch und wir tauschen uns immer wieder darüber aus.
Moderator: Was rätst du Pflegekräften oder auch Führungskräften, die sich gerne intensiver mit dem Thema auseinandersetzen wollen?
Susanne Hoser: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Also, intensiver auseinandersetzten fängt damit an, Informationen einzuholen, also die Internetseiten anzugucken, YouTube-Kanal sich anzugucken. Vom Angucken lernt man es nicht, das heißt, wenn ich mich wirklich damit auseinandersetzen möchte und meine eigene Bewegungskompetenz verändern möchte, dann mache ich einen Kurs. Ich fange an mit dem Grundkurs, dann mache ich einen Aufbaukurs. Dann kann ich überlegen, ob ich weitermachen will als Trainer. Wenn ich eine Einrichtungsleitung oder eine Führungskraft bin und überzeugt bin, dass das eine spannende Sache ist, dann sollte man sich überlegen, wie man das für die ganze Einrichtung einsetzen kann. Und dafür würde ich eine Bildungsberatung empfehlen, entweder über Kinaesthetics Deutschland oder eben von örtlichen Trainern, mit denen man vielleicht schon Kontakt hat.
Moderator: Vielen Dank Susanne, dass du uns mit deiner langjährigen Erfahrung das Thema Kinästhetik in der Pflege erklärt hast.
Susanne Hoser: Ja, gerne, vielen Dank für euer Interesse.
Moderator: Kinästhetik kann auch gut unter Hilfe zur Selbsthilfe zusammengefasst werden. Genau das ist es nämlich. Von diesem Konzept profitieren vor allem nicht nur die Pflegekräfte selbst, sondern auch die Patientinnen und Patienten oder Bewohnerinnen und Bewohner in der Pflegeeinrichtung und die pflegenden Angehörigen. Noch mehr Infos findet ihr in den Shownotes dieser Podcast Folge. Und natürlich auch auf der Webseite der BGW www.bgw-online.de/podcast. Abonniert gerne diesen Podcast, dann verpasst ihr keine Folge. Lässt auch gerne ein Like da, das geht zum Beispiel bei Apple Podcasts und auch bei Spotify. Bis zum nächsten Mal.
(Outro)
Interviewgast
Susanne Hoser
Kinaesthetics-Trainerin und Krankenschwester
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