Friseure und Barber: Die Hygiene muss stimmen! #114 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
4 Haareszeiten, Ali Barber, Föhnix – welche skurrilen Namen für Friseursalons oder Barbershops fallen euch ein? Die Liste ist auf jeden Fall lang. In dieser Folge gehen wir mal weg vom Gesundheitsdienst, hin zu Friseurbetrieben und Barbershops.
Aber was hat die BGW damit zu tun? Wie hat sich die Branche in den letzten Jahren verändert und welche Hygienevorschriften gibt es mittlerweile dort? Und was ist überhaupt der Unterschied zwischen einem Friseur und einem Barber? Antworten auf diese und viele weitere Fragen bekommt Moderator Ralf Podszus von der BGW-Aufsichtsperson Michael Rathmann und Thomas Krehl, Referent für Gesundheitspädagogik am BGW studio78.
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Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator:
4 Haareszeiten, Alibarber, Bahaarmas, Krehairtiv, Drumhairum – und ich könnte noch Stunden so weitermachen, denn es gibt so viele kreative und vor allem auch skurrile Namen für Friseursalons oder Barber Shops. Ja, und um die soll es in der heutigen Folge gehen, also jetzt nicht um die Namen, sondern um die Branche Haarbearbeitung, Friseure, Barber und Co., ganz schön interessant, worauf die so achten müssen. Und schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Ich bin Ralph Podszus und naja, ein paar hab ich noch: Bel Hair, Hairberge, Friesenleger, Haarchitekt, GMBHaar und mein absoluter Favorit ist: Föhnix.
So, jetzt aber mal zum Thema der heutigen Folge. Laut Statista gab es 2023 mehr als 80.000 Friseurbetriebe in Deutschland. Wow, in diesen Betrieben, da gibt es circa 276.000 Versicherte, die sind in der BGW versichert, dafür ist sie zuständig. Friseurbetriebe und Barber Shops, die fallen in den Bereich der Haarbearbeitung. Ja, was ist eigentlich der Unterschied und was hat die BGW genau damit zu tun? Wie hat sich die Branche seit Ende der Corona-Pandemie entwickelt? Auch im Hinblick auf die Hygienevorschriften. Wir erinnern uns: Im Lockdown, da waren alle Geschäfte zu und dann hört ihr auch in der Folge heute, welche Herausforderung und gesundheitliche Gefahren es für Friseure und Friseurinnen gibt. Zwei Gäste warten schon auf mich. Michael Rathmann und Thomas Krehl. Das wird eine haarige Folge.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Moderator:
Herzlich Willkommen, lieber Michael, schön, dass du da bist.
Michael Rathmann:
Hallo Ralf, vielen Dank für die Einladung.
Moderator:
Welche kuriosen Friseurnamen kennst du denn so?
Michael Rathmann:
Messerschmitt, die Nummer 1, Master, also ich hab schon die unterschiedlichsten Namen gehört, die es bei Friseuren geben kann.
Moderator:
Denkst du dir auch jedes Mal, wenn du in so einen Friseurladen reingehst: Du liebe Güte, da wär ich wirklich nicht drauf gekommen? Oder: Warum denn nur dieser Name?
Michael Rathmann:
Also Ralf, tatsächlich denk ich einfach ‘Mensch wie kreativ’, aber das macht vermutlich auch der Job so n bisschen aus, dass man da kreativ sein muss.
Moderator:
Krehaartiv haben wir ja auch, genau. Du bist BGW Aufsichtsperson. Was bedeutet das beim Friseur Business? Also, stehst du neben dem Waschbecken und sagst, na hier die Kopfmassage, die ist gerade nur so mittelmäßig, was sind das so deine Funktionen und Aufgaben, die du hast?
Michael Rathmann:
Also wir als Berufsgenossenschaft haben den gesetzlichen Auftrag, unsere Betriebe, sozusagen Mitgliedsunternehmen, aufzusuchen einfach mal, und zuständig dafür sind bei uns der Außendienst und dem Außendienst, da arbeiten Aufsichtspersonen und Präventionsberatende. Und wir gehen einfach dorthin und wir stellen eben sicher, dass die geltenden Bestimmungen und Regelungen für den Arbeitsschutz eingehalten werden. Wir beraten aber auch zu den Gefährdungen am Arbeitsplatz sozusagen, wie man diese erkennen kann, wie man diese beheben sollte und sensibilisieren die Führungskräfte und die Beschäftigten für das Thema Sicherheit am Arbeitsplatz. In der Regel ist es so, dass wir uns bei einem Besuch vorher ankündigen. Wir können zwar auch unangemeldet erscheinen. Aber ich handhabe das so, dass ich so einen Vorlauf von vier bis sechs Wochen habe ...
Moderator:
Ich bin in drei Minuten bei Euch.
Michael Rathmann:
Nein, nein, also das wollen wir echt vermeiden, weil wir sehen, dass ja auch auf eine Kommunikation auf einer Ebene, das sind unsere Kunden und ich sehe mich auch als beratende Funktion dort. Also ich melde mich an und sage ihnen eigentlich auch schon, um was es dort geht. Also, das sind jetzt keine überraschenden Fragen und so, die haben auch die Möglichkeit nachdem sie unser Schreiben bekommen haben einfach mal bei uns anzurufen und zu sagen ‘Mensch Herr Rathmann, wie schaut es denn eigentlich aus? Wie lange wird es dauern?’ Grobe Zeiten sind zwar genannt, aber es kann auch immer so kleine Abweichungen geben. Nachdem wir uns angekündigt haben und die Zeit vergangen ist und der Kunde jetzt auch nicht abgesagt hatte, weil es kann ja natürlich auch mal sein, dass an diesem Tag das aus irgendwelchen besonderen Gründen nicht geht. Dann kann man mit uns ins Gespräch gehen und sagen, Mensch, kann ich lieber eine Stunde vorher oder eine Stunde nachher, weil man muss ja erst mal irgendwelche Zeiten vorgeben, ne. Und so ist es bei uns eben auch und am Besichtigungstag direkt ist es eben so, wir kommen ins Geschäft, melden uns freundlich an. Und dann gibt es so ein Vorgespräch erstmal mit dem Unternehmer, wo eben einmal so auch über die wichtigsten Aufgaben gesprochen wird von dem Arbeitgeber, was da so anfällt bei denen. Im Anschluss erfolgt dann eine Begehung des Betriebs. Und zum Schluss eine Nachbesprechung und bei der Nachbesprechung ist es eben so. da werden nochmal die Sachen zusammengefasst, die bei der Begehung sozusagen aufgefallen sind und daraus bespricht man dann gemeinsam, welche Maßnahmen da getätigt werden können und in welcher Zeit die Maßnahmen angegangen werden können und die Mängel behoben werden sozusagen. Und manchmal ist noch ein Folgetermin notwendig, das muss aber nicht sein. Manchmal reicht es auch, wenn die mehr telefonisch mitgeteilt haben, das und das habe ich jetzt bei der Firma gemacht. Oftmals werden noch per E-Mails oder so entsprechende Nachweise geschickt. Und dann wäre zum Beispiel so ein Fall abgeschlossen.
Moderator:
Du hast ja gesagt, du prüfst das alles. Was sind denn so Mängel, die da eventuell im Friseursalon so sein können?
Michael Rathmann:
Also wenn wir zu den Betrieben gehen, zu den Friseurläden, dann finden wir tatsächlich unterschiedliche Dinge vor. Also das kann schon beim Eingang passieren, dass man sich umdreht und man sieht, Oh, der Notausgang, die Beschilderungen sind gar nicht da, wo es rausgeht, wo man flüchten kann, wenn es mal brennen sollte. Es kann auch sein, dass da Föhne in der Nähe von Waschbecken liegen, wo man sagt, Mensch, da könnte es ja zum Stromschlag kommen, ne?
Moderator:
Das gibt ne interessante Frisur dann.
Michael Rathmann:
Ja, genau, eine Sturmfrisur. Ja, oder eben Scheren unterschiedlich positioniert und wenn man jetzt Richtung Schere greift, dass man vielleicht in die Klinge greifen könnte, solche Sachen, ja, wir achten natürlich auch drauf, dass irgendwie jetzt nicht irgendwelche Reinigungsmittel und Lebensmittel zusammenstehen, dass wär auch immer sehr ungünstig, da besteht nämlich die Gefahr Ralf, dass ich aus Versehen mal in der Eile mich vergreife, und dann habe ich auf einmal nicht mein Spray oder was weiß ich was Harmloses in der Hand, sondern einfach mal Desinfektionsmittel oder was anderes, was ich nicht haben möchte. Und da schauen wir natürlich auch schon mal drauf. Der Blick wandert meistens auch so rum, dann schaut man automatisch auch, wie sieht es aus mit Feuerlöscher oder sind die Feuerlöscher mit einem Piktogramm, ist darauf hingewiesen worden sozusagen, und ja, natürlich, man schaut saubere Arbeitsplätze für die Mitarbeiter, das ist ja auch für Mitarbeiter wichtig, dass sie jetzt nicht – es gibt da so einen Begriff, Stolpern, Rutschen, Stürzen, also dass man jetzt nicht über Haare, die herumliegen, stolpert oder stürzt. Das sind nämlich im Übrigen auch die meisten Unfälle, die Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle.
Moderator:
Das hört sich fast schon an wieso ein Kinderlied Stolpern, Rutschen, Stürzen so. Und dann gibt es die Gefährdungsbeurteilung, die ist ganz wichtig.
Michael Rathmann:
Ja, genau. Eine Gefährdungsbeurteilung, das ist praktisch immer der zweite Schritt nachdem ich mich praktisch drum gekümmert habe, ob ich eine Regelbetreuung oder Unternehmerbetreuung haben möchte, dann müsste ich selbst die Gefährdungsbeurteilung anfertigen. Da gibt es Unterstützung schon auf unserer Homepage. Ich glaube, zum Schluss habt ihr nochmal oder stellt ihr auch nochmal einen Link rein, wo nochmal drauf verwiesen wird. Da gibt es auch zwei Möglichkeiten: Also, entweder mache ich so handschriftlich und verwende unsere Dokumente. Oder mittlerweile gibt es sogar auch schon eine Online-Gefährdungsbeurteilung, die kann ich auch nutzen.
Moderator:
Und was muss man denn da ausfüllen? Was wird da so gefordert?
Michael Rathmann:
Also Ralf, normalerweise sind es ganz normale Dinge des Alltags, die da so gefordert werden im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung. Es gibt auch eine Broschüre für das Friseurhandwerk, wo man auch ein bisschen reinschnuppern kann, aber dort werden einfach bestimmte Bereiche erstmal geclustert, wie zum Beispiel ein Bereich, wo ich die Haare wasche, ein Bereich, wo ich am Kunden arbeite, oder ein Bereich auch, wo ich zum Beispiel mit chemischen Mitteln umgehe und dann schaut man sich eben den Arbeitsplatz konkret an. Man kann aber auch einen Platz, wo ich arbeite, natürlich allgemein beschreiben. Wenn ich natürlich sechs Plätze habe, brauche ich nicht sechs Mal das gleiche sagen, aber dann würde ich einfach mal einen Platz beschreiben und dann schaut man sich immer solche Topics an wie Haut, ne, hab ich meine Haut geschützt, dass ich jetzt zum Beispiel Handschuhe bei der Arbeit trage. Sind das die richtigen Handschuhe, also sollten zum Beispiel keine Latexhandschuhe sein. Für den Bereich, wo ich irgendwie Sachen anmixe, Farben anmixe, da sollten vielleicht die Handschuhe chemieresistent sein, damit ich da eben keine Probleme mit den Händen habe. Aber auch Hände spielen eine Rolle, Hautschutz und Händehygiene planen zum Beispiel. Also, dass ich mal festzurre, dass ich auch Hautschutz- und Hautpflegeprodukte zur Verfügung stelle und dass die Mitarbeiter die eben auch regelmäßig nutzen, damit ich erst gar keine Hautprobleme bekomme. Das wäre so groß Haut. Dann gibt es noch den Bereich Rücken, als wenn ich zum Beispiel an Kunden arbeite, dass ich auch einen Hocker habe, wenn es länger dauern sollte, dass ich mich mal hinsetzen kann, dass ich nicht immer mit einem krummen Rücken arbeiten muss, weil als Friseur kann ich natürlich auch Rückenschmerzen bekommen, so ist es nicht, aber um das einfach ein bisschen vorzubeugen, wäre das eben der Fall. Dann gibt es noch weitere Sachen wie Gefahrstoffe, wie gehe ich mit Gefahrstoffen um? Da hatten wir ja schon mal geschrieben, es gibt ja so eben auch nicht nur die Haarfärbeprodukte. Auch Reinigungsmittel und auch Desinfektionsmittel sind auch Gefahrenstoffe, die ich dann besonders berücksichtigen muss. Den Umgang damit, die Lagerung und was alles damit anfällt.
Moderator:
Es gibt klassische Friseure, es gibt auch Barber Shops. Was sind hier jetzt so die Unterschiede? Gibt es hier von Grund auf eine ganz andere Ausbildung?
Michael Rathmann:
Also es ist eben so, wie man das auch von den Friseuren oftmals kennt, dass bei den Friseuren es so ist, dass die Friseure eine klassische Friseurausbildung durchlaufen, in der Regel drei Jahre mit Berufsschule und Ausbildung in einem Salon mit anschließender Prüfung. Und bei diesen Bade Shops ist es tatsächlich so, dass man so keine klassische Lehre hat und so ein Barber Shop darf auch keine klassische Friseur Tätigkeit, also wie zum Beispiel Haare schneiden ausüben. Eine Ausnahme gibt es da schon, und zwar wenn in einem Barber Shop ein Friseurmeister tätig ist. Dann dürfen die auch Haare schneiden. Das Ganze basiert wohl auf der sogenannten Handwerksordnung und ist da noch mal genauer geschildert oder beschrieben.
Moderator:
Das hört sich auch genauso an, dass die Handwerksordnung ganz genau beschrieben ist auf jeden Fall. Nicht erst seit Corona wissen wir, dass diese Branche eine hohe Priorität in Sachen Hygiene, Sauberkeit und Gesundheit hat. Was müssen Inhaber und Inhaberinnen der Betriebe beachten seitens Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit? Welche gesetzlichen Vorschriften und Regeln sind hier zu beachten? Vielleicht hast du so ein paar Beispiele für uns.
Michael Rathmann:
Ich würde tatsächlich sagen, diese Hygienevorschriften, das ist tatsächlich Basis, also es muss eine vernünftige Hygiene da sein, da gibt es auch eine entsprechende Hygieneverordnung, die können auch von Land zu Land differieren, und da ist schon vieles geregelt, wie ich mich da am besten so verhalten soll. Da gibt es aber auch bei uns zum Beispiel im Internet Reinigungs- und Desinfektionsplan, die man sich kostenlos runterziehen kann, wo ganz plastisch dargestellt ist ein typischer Arbeitsplatz von einem Friseur: Wann muss ich die Handtücher reinigen? Wann muss ich die Umhänge sauber machen? Wie gehe ich mit den Arbeitsmaterialien – Klingen und sowas – um? Wie häufig muss ich das Desinfizieren und dergleichen? Also, das ist da schon eigentlich ganz gut geregelt. Aber du fragtest ja auch so ‚Ja, wie sieht es denn aus?‘, ein Arbeitsplatz sicher und gesund soll er sein und da spielen eben viele Vorschriften, Regeln, Gesetze eine Rolle. Ich möchte jetzt auch gar nicht so auf die Einzelnen konkret eingehen, aber es macht durchaus Sinn, dass diese eben vorhanden sind. Vielleicht nur noch mal so ganz grob mal angesprochen. Gibt zum Beispiel das Arbeitsschutzgesetz. Das wird auch konkretisiert in der DGUV Vorschrift 1. Da steht zum Beispiel drin, dass es Unternehmersache ist, sich um das Ganze zu kümmern, weil der Unternehmer hat eben Mitarbeitende, um die muss er sich kümmern. Und da muss er zum Beispiel auch daraus resultierend eine Gefährdungsbeurteilung zum Beispiel erstellen. Aber es ist ja nicht nur die Zuständigkeit, die wichtig ist. Es geht ja zum Beispiel auch darum, zum Beispiel bei dem Arbeitssicherheitsgesetz in Verbindung auch mit der DGUV Vorschrift 2, da geht es nämlich zum Beispiel darum, die Partner, die mich unterstützen können im Arbeitsschutz, das kann zum Beispiel oder ist in diesem Fall der Betriebsarzt, das kann aber auch die Fachkraft für Arbeitssicherheit sein. Und da ist es eben auch noch mal schön beschrieben: Was sind die Aufgaben, wie kann ich den benennen und wie arbeiten die miteinander zusammen und dergleichen? Es gibt zum Beispiel auch, wir hatten das ja schon im Gespräch gehabt, Arbeitsmittel. Arbeitsmittel müssen natürlich auch funktionieren, hinhauen und regelmäßig überprüft werden. Und das finden wir zum Beispiel in der Betriebssicherheitsverordnung. Was auch sehr interessant wäre oder ist, ist die Arbeitsstättenverordnung mit den dazugehörenden technischen Regeln für Arbeitsstätten. Da kann man nämlich zum Beispiel mal unter bestimmten Stichworte suchen. Wenn ich mal wissen möchte, welche Raumtemperatur muss ich eigentlich haben? Gibt es da Vorschriften, wenn es mal zu heiß ist und so weiter und sofort. Abschließend vielleicht noch mal die Gefahrstoffverordnung, wo auch insbesondere eine technische Regel für Gefahrstoffe, die Nummer 530, zu erwähnen ist für Friseure, da finden wir eben nochmal den Umgang mit gefährlichen Stoffen, insbesondere in Friseurhand.
Moderator:
Waschen, schneiden, föhnen. So läuft mein Friseurbesuch in der Regel ab. Im dienstlichen Sinne sieht es natürlich ein bisschen anders aus, das du auch eben schon beschrieben, was du machst. Du kommst da rein, guckst erst mal liegt da eine Schere irgendwie gefährlich auf dem Boden rum, dann schnackst du mit den Leuten und schaust dann, ob da auch alles dann richtig bedacht wurde. Sind die denn auch ein bisschen genervt mitunter? ‚Oh, jetzt kommt der Prüfer wieder.‘ Kriegst du noch überhaupt einen Friseurtermin? Also ich sehe anhand deiner Frisur, du hast ja sehr kurze Haare, es hat offensichtlich geklappt, dass du auch noch geschnitten wirst.
Michael Rathmann:
Da hast du recht. Also, das klappt noch alles sehr gut. Wir haben noch nicht so lange miteinander zu tun, aber vielleicht hast du mich jetzt in den paar Minuten schon mal so ein bisschen auch kennengelernt. Also, ich denke mit mir kann man auch reden und ich bin auch wirklich sehr offen und spreche mit den Friseuren auch alles an und das wird auch tatsächlich von den Friseuren so wahrgenommen, dass sie mir auch Sachen anvertrauen und sagen, ‚Mensch, da hab ich noch eine Lücke und wie kann ich das da am besten Regeln?‘. Für mich ist eine so offene Art, genau aus dem Grund, was du schon gesagt hast, wichtig, weil wenn ich nur bürokratisch wäre, wäre ich vermutlich dort das letzte Mal gewesen. Und wenn sich das rumspricht, bräuchte man nie wieder zu einem Friseur gehen. Aber das ist eben nicht der Fall, und ich bin da wirklich gesprächsoffen und oftmals werde ich sogar noch kontaktiert, weil ich ja meine Visitenkarte da lasse und sag ‚Mensch, sie waren doch mal vor drei/vier Jahren bei uns und jetzt haben wir hier einen Fall‘, und ich sag ‚Ja, da helf ich ihnen gerne weiter, das ist ja mein Job‘ und ich mach es auch gerne.
Moderator:
Wenn man jetzt so viel mit Friseurinnen und Friseuren zu tun hat, da hätte ich jetzt eigentlich gedacht, Mensch, jetzt kommst du hier mit lila Strähnchen an oder irgendwie einem ganz krassen Undercut oder sowas. Aber nee, du bist sehr klassisch unterwegs mit deiner Friese.
Michael Rathmann:
Ja, da hast du recht, aber von meiner Frisur kann man nicht unbedingt auf den Charakter schließen.
Moderator:
Nee, auf gar keinen Fall.
Michael Rathmann:
Also nein, einfach auf Spaß. Ich begegne wirklich den unterschiedlichsten Typen von Friseuren. Also, da ist die Stylistin, die da schöne gefärbte Haare hat, das ist eine andere Person, die extrem lange, gepflegte, tolle Haare hat. Da sind auch junge Männer und ältere Männer und alles Mögliche dabei, die Glatze haben, die Scheitel haben, die Sturmfrisur haben. Also, ich begegne allem, aber ich finde, man kann zu jedem guten Kontakt bekommen. Und wenn sie mich erstmal kennengelernt haben, werden sie es auch zu schätzen wissen. Und dann kommen wir auch sehr gut, wie wir beide ins Gespräch und da können wir über alles reden.
Moderator:
Und noch mal Stichwort Gefährdungsbeurteilung, hast du jetzt ja alles ganz schön erklärt. Welchen Gefährdungen sind denn die Mitarbeitenden in Barber Shops und Friseurläden so genau ausgesetzt? Welche Unfallgefahren gibt es neben herumliegenden Scheren noch so, Berufskrankheiten? Zum Beispiel, du hast die Haut auch schon mal kurz erwähnt, Hauterkrankungen, was ist da so die besondere Gefahr?
Michael Rathmann:
Ich könnte mir das jetzt ziemlich einfach machen und sag alles, was unfallträchtig und gesundheitsgefährdend sein kann, spielt für uns eine Rolle. Aber man kann es tatsächlich so in größeren Gruppen zusammenfassen. Man könnte zum Beispiel sagen, die Gefährdung beim Umgang mit Arbeitsmitteln wie Scheren, Rasiermessern oder elektrischen Geräten spielt eine Rolle. Da haben wir auch gerade schon mal drüber gesprochen. Genauso wie Stolpern, Rutschen, Stürzen. Das sind ja diese Hauptursachen, die es da gibt, aber es kann eben auch zu Reizungen und Verätzungen durch Färbungstöne und Reinigungsmittel kommen, was so die Berufskrankheiten betrifft.
Moderator:
Und da sollte dann auch vor allem auch der Handschuh im normalen Arbeitsalltag eben nicht ganz am anderen Ende des Friseursalons liegen. Das sollte man dann so organisieren, dass man da gleich rankommt. Sonst verzichtet man in stressigen Situationen wahrscheinlich da drauf und dann ist das schon wieder eine Gefährdung.
Michael Rathmann:
Siehst du Ralf, mit dir könnte ich arbeiten.
Moderator:
Ja, ich mache ja auch schon seit Jahren den BGW-Podcast, ich lern ja auch dazu.
Michael Rathmann:
Super. Ja, also ist tatsächlich so: Je dichter ein Arbeitsmittel ist, was ich dringend benötige, desto eher greife ich dazu und nutze es. Und ich sag immer so, man muss nicht gleich immer zuerst die Erfahrung gesammelt haben eine Hauterkrankung zu haben und dann …
Moderator:
Schade der Finger ist weggeätzt, na ja, jetzt weiß ich's …
Michael Rathmann:
Ja genau oder sowas. Ja, das ist ja: Die Hände sind das Arbeitsgerät eines Friseurs und da muss ich eben besonders drauf achten. Wir hatten ja vorher auch schon gesprochen, also so Hauterkrankungen, das könnte natürlich auch seine Berufskrankheit sein, wo wir ihm auch präventive Maßnahmen anbieten, also auch selbst dann, wenn ich noch nicht weiß, kommt es ursprünglich vom Friseur ja oder nein, kann ich immer noch sagen, bitte Hautarzt melden und dann bekommen wir es gemeldet und dann können wir Hautschutzseminare, Hautsprechstunden anbieten, dann läuft das alles so, wie es sein soll. Und natürlich auch Belastung durch einseitige Körperhaltung ist oftmals gegeben, besprachen vorhin schon, da macht es zum Beispiel Sinn, wenn ich auch meinen Hocker hab, wenn längere Tätigkeiten am Kunden ausgeführt werden, dass ich dann einfach mal mich auch mal setzen kann und bisschen den Rücken entspannen kann. Und diese Gefährdungen, die werden natürlich auch in der Gefährdungsbeurteilung abgebildet und das wäre sinnvoll, dass man die mit betrachtet.
Moderator:
Ja, und betrachten könnt ihr die auch. Die gibt es in den Show-Notes dieser Podcast-Folge. Klickt einfach mal auf den Link drauf.
Michael Rathmann:
Was noch ganz wichtig ist bei uns: Wir als BGW, da gibt es nämlich eine Besonderheit, dass bei der BGW die Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Friseurhandwerk oder haarverarbeitenden Betrieben, sozusagen Kraft Satzung versichert sind. Und die Mitarbeitenden aufgrund des Arbeits- oder Angestelltenverhältnisses ganz normal pflichtversichert. Das war mir noch mal wichtig zu erwähnen und wenn wir noch ein bisschen Zeit haben, würde ich gerne noch mal einen Wunsch äußern und zwar: Wenn Gesprächsbedarf besteht von den Friseurinnen oder haarverarbeitenden Betrieben, dass sie vielleicht euch im Podcast einmal schreiben, was für Themen sie interessieren würden, dass man vielleicht noch mal eine extra Folge bringen könnte oder so eine Art Kaffeerunde, wo man sowas mal klären könnte.
Moderator:
Das finde ich sehr gut. Ich komm gerne in so einen Friseursalon und die sind ja auch sehr gesprächig und können auch sehr gut zuhören, die Friseurinnen und Friseure. Insofern klingt sehr gut so, ein schöner Austausch mal über alles, was so anfällt, alles mal auf den Friseurtisch. Vielen Dank für deine Infos, lieber Michael!
Michael Rathmann:
Ja, gern geschehen, lieber Ralf.
Moderator:
Um ein Haar hätte ich meinen zweiten Gast vergessen, lieber Thomas, herzlich willkommen.
Thomas Krehl:
Ja, vielen Dank, ich freu mich.
Moderator:
Welche komischen Namen für Friseursalons hast du denn schon so gelesen?
Thomas Krehl:
Haarmonie, Haarschnitt Fabrik.
Moderator:
Das klingt irgendwie so, als ob sie so irgendwie ein bisschen fies schneiden, so Haarschnitt Fabrik, zack, zack, zack, fertig.
Thomas Krehl:
Ja, ich hatte auch so ein bisschen Sorge gehabt, bin auch nicht reingegangen.
Moderator:
Gibt es noch welche, die du hast?
Thomas Krehl:
Haarbig, total kreativ. Aber Haarmonie war wirklich das, wo ich gesagt hab: ‚Mensch, das klingt rund‘, da bin ich reingegangen.
Moderator:
Aber auch krehaartiv, ne, also vielleicht denkt sich jetzt jemand, der einen Friseursalon hat beim Hören, ‚Oh ja, so nenn ich mich‘.
Thomas Krehl:
Ja, ja, aber wir haben auch einige Seminarenamen schon übernommen, die ich auch immer wieder sehe, nämlich: Fit for Schnitt. Auch das finde ich immer wieder beeindruckend. Die Branche ist wirklich sehr kreativ.
Moderator:
Und Thomas, du bist Physiotherapeut und auch Berufspädagoge. Was sind jetzt deine Aufgaben bei der BGW? Hat ja so mit Haaren erstmal mit dem ersten Blick jetzt nicht so viel zu tun.
Thomas Krehl:
Ja, tatsächlich bin ich Referent. Meine Richtung geht eher zur Akademie Hamburg. Aber ich bin ja hier in Bochum und bin ausschließlich für das studio78 in Bochum zuständig und gestalte hier Seminare im Bereich Gesundheits- und Arbeitsschutz mit meiner Expertise.
Moderator:
Dann reden wir doch mal über das studio78. Das klingt irgendwie so nach Disco, Party Location, aber was steckt jetzt dahinter und wo befindet es sich?
Thomas Krehl:
Genau, vielleicht starte ich mal tatsächlich mit dem, wo es sich befindet. So erklärt sich nämlich auch ein bisschen der Name. studio78 kommt von der Universitätsstraße 78, denn dort befindet es sich in Bochum. Und ja, einfach die Hausnummer fand dann dort seinen Namen, bringt immer wieder Lacher mit sich, weil viele vermuten dann irgendwas anderes.
Moderator:
Wie ich eben.
Thomas Krehl:
Ja, zwinker, zwinker. Viele denken, es brennt irgendwo eine rote Lampe bei uns …
Moderator:
Kommen dann auch mal solche Leute da hin und sind dann nur mit Bademantel bekleidet und wundern sich?
Thomas Krehl:
Ja, sie sind so ein bisschen überrascht. Wir sind ein Friseursalon und ein Modellsalon, der extra gebaut wurde von der BGW mit allem, was dazu gehört: viele Modell-Arbeitsplätze und ja, wir sind jetzt da für unsere Versicherten im Bereich der Friseurbranche.
Moderator:
Das musst du noch mal genauer erklären, das klingt echt sehr spannend. Also extra gebaut, damit man dort alles vor Ort richtig lernen kann.
Thomas Krehl:
Richtig, die Geschichte geht auf gut jetzt inzwischen 20 Jahre zurück. In diesen 20 Jahren hat sich das Stück für Stück entwickelt. Am Anfang waren wir so ein bisschen eher ein Pilotprojekt, ein Angebot direkt für eine Versichertengruppe der BGW. Und vor circa fünf Jahren, pünktlich zu Corona, ging das Ganze dann quasi über von dieser Pilotphase in den Linienbetrieb der BGW und ist mittlerweile das studio78, eine echte Marke geworden. Und wir sind etabliert und wir haben unser Seminarprofil mit der Zeit etwas verändern müssen, weil sich auch die Branche verändert hat. Aber inzwischen sind wir wieder wirklich voll am Start, haben auch Corona gut überstanden und sind jetzt mittlerweile wirklich bei den Auszubildenden und Berufsschullehrern angekommen.
Moderator:
Du hast ja auch eben gesagt, unter anderem bietet studio78 Seminare für Auszubildende im Friseurhandwerk an. Jetzt geht es ja nicht nur um die richtige Frisur, die da gezaubert soll. Was steckt dahinter, warum gibt es diese Seminare? Welche gibt es, wie laufen die ab? Das würde mich mal interessieren.
Thomas Krehl:
Also ich glaube, da sind wir uns ganz schnell einig. Arbeits- und Gesundheitsschutzthemen ziehen nicht, ne, also wer das schon hört … Wir haben uns also was anderes überlegt. Das Konzept sagt eben, wir wollen die Kombination hinbekommen, möglichst praxisnah im Alltag der Friseure immer wieder auch die verschiedenen Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes dort zu etablieren. Also kleine Beispiele: richtige Pausengestaltung, worauf muss ich achten, wenn ich wirklich in der Färbeecke bin, was muss ich anziehen und so weiter. Und da vieles doch mehr hängen bleibt, wenn man es selber mal getan hat, als es nur theoretisch in einem Vortrag mal gehört zu haben oder gelesen zu haben, ist die Idee entstanden, um dieses hier in diesem Seminar dann durchzuführen. Wir sind tatsächlich nicht nur direkt immer vor Ort, sondern uns kann man auch zu sich in die Berufsschule holen und dafür machen wir uns auf den Weg. Und dafür haben wir unsere Seminar studio78 mobil entwickelt, und hier kommen wir mit den spannenden Themen Ergonomie auf der einen Seite und auf der anderen Seite mit den Hochsteckfrisuren um die Ecke.
Moderator:
Und das kommt bestimmt dann ganz gut an, dass ihr eben unterwegs seid, dass ihr, ich sag mal, cooler drauf seid und für die junge Szenerie, die sich dafür interessiert, eben auch echt einiges bietet.
Thomas Krehl:
Ja, und wir stellen immer wieder fest, dass die Gruppe auch unterschiedlich ist in ihrer Dynamik. Wenn sie zu uns kommen, ist es eher so, ‚Oh, wir gehen zu einer Schulung‘. Das ist auch toll, ist immer wieder eine gute Atmosphäre, aber wir merken, wenn wir zu den Schülern fahren, in die Schule, dann kommen wir in deren Wohnzimmer, dann ist das ihr gewohntes Terrain und an der Stelle sind wir Gast und bringen unser Produkt zu ihnen, und es ist eine unglaubliche Atmosphäre, auch von Arbeitsbereitschaft und auch Wissensbereitschaft, das noch mehr aufzunehmen. Insofern macht das immer viel, viel Spaß.
Moderator:
Was begeistert dich denn nach sieben Jahren studio78-Arbeit jetzt besonders an deiner Aufgabe als Dozent?
Thomas Krehl:
Vor allen Dingen möchte ich hier nennen, die Zusammenarbeit. Ich bin nie alleine in unseren Seminaren, wir sind immer zu zweit, ich hab immer eine supertolle Friseurkollegin an meiner Seite, mit der ich zusammen diese Seminare gestalte. Sie macht den Praxisteil, ich mach den Gesundheitsteil mit verschiedenen Übungen, mit Möglichkeiten, immer wieder auch in unsere Schriften schauen zu können. Und was begeistert mich besonders? Mich begeistert tatsächlich die Vielfältigkeit dieser Gruppe. Es sind die jungen Leute. Es bildet so ein bisschen auch die Veränderung der Branche ab, und es ist das Miteinander und vor allen Dingen gerade auch, wenn doch eher Skepsis vorherrscht, am Ende zu hören ‚Wow, das war toll, das war toll, das war nicht nur Theorie, das war nicht nur stille sitzen, zuhören und am Ende vielleicht nicken, sondern wir haben richtig was gemacht, wir haben etwas Kreatives gestaltet und haben dabei etwas gelernt. Und das begeistert mich jedes Mal aufs Neue, wirklich am Ende meist glückliche Gesichter zu haben, die einfach sagen ‚Und wir kommen gerne wieder‘.
Moderator:
Du bist quasi mit Haut und Haaren dabei.
Thomas Krehl:
So kann ich es nur bestätigen.
Moderator:
Ich kann es bei dieser Folge einfach nicht auslassen, also ich verstehe schon langsam die ganzen Friseurbuden, dass die solche Namensgebung haben irgendwie. Alle Infos zum studio78, zu deiner Arbeit, das findet ihr auch in den Show-Notes dieser Podcast-Folge. Ja, lieber Thomas, vielen Dank für deinen Herzschlag-Besuch.
Thomas Krehl:
Ich sage Dankeschön und wünsche allen einen wunderschönen Tag und vielleicht sehen wir uns im studio78.
Moderator:
Wollt ihr mehr Infos zur Branche der Haarbearbeitung? Ja, dann schaut mal in die Show-Notes dieser Podcast-Folge rein, da gibt es dann alle Links auch für noch mehr Infos und alle Podcast-Folgen findet ihr auf der Website der BGW www.bgw-online.de/podcast und überall wo es Podcasts gibt natürlich. Ich freue mich auf die nächste Folge, bis zum nächsten Mal.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Interviewgäste
Michael Rathmann
BGW Aufsichtsperson
Thomas Krehl
Referent Berufspädagogik, Physiotherapeut BGW studio78
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