Das interkulturelle Team #36 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
So gelingt die Integration ausländischer Fachkräfte in der Pflege.
Der Fachkräftemangel in der Pflege nimmt stark zu, weshalb Beschäftigte aus dem Ausland eine immer wichtigere Rolle spielen. Verschiedene kulturelle Hintergründe können allerdings zu Konflikten führen. Die BGW hat deshalb das Training "Interkulturelles Team - Pflege" entwickelt und im BG Klinikum Hamburg pilotiert. Was es damit auf sich hat, klären wir in dieser Podcast-Folge.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Block01: Begrüßung und Einleitung
Verschiedene Personen: Salam! Servus! Ciao! Si yo! Salut! Dobrý den! Marhaba!
Moderator: Und auch ich sage: „Hallo!“ an alle Hörerinnen und Hörer! Es gibt 194 Länder und sechseinhalb tausend Sprachen auf der Welt und diese Sprachen, die hören wir auch immer häufiger in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Die Teams dort werden immer interkultureller, mittlerweile werden Fachkräfte häufig im Ausland angeworben. Grund dafür ist der massive Fachkräftemangel bei uns in Deutschland. Die kulturellen Unterschiede der Mitarbeitenden stellen die Einrichtungen teilweise vor Herausforderungen. Die Unternehmen müssen sich deshalb Maßnahmen und Konzepte überlegen, die zu einer harmonischen Zusammenarbeit führen. Ja gar nicht so leicht, deshalb hat die BGW das Training "Interkulturelles Team-Pflege" entwickelt und gemeinsam mit dem BG-Klinikum-Hamburg pilotiert. Was dieses Projekt ist, dass klären wir in der heutigen Folge! Ich bin Ralf Podszus schön, dass Sie wieder mit dabei sind.
(Podcast Opener)
Moderator: Ein kultursensibler Umgang miteinander, im Kontext des betrieblichen Arbeitsschutzes, das ist das Ziel des Projekts. Was müssen Führungskräfte, Beschäftigte, Beauftragte und die Mitarbeitenden-Vertretung wissen? Worauf sollten Sie achten und wie können Sie handeln? Diese Fragen werden in drei je eintägigen Modulen geklärt, vom Vorgespräch mit der Leitung über die optimale Unterstützung beim Support, der Trainingsinhalte, bis hin zur Unterstützung beim Aufbau eines umfassenden Integrationskonzeptes – all das beinhaltet das Angebot der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Außerdem können teilnehmende Betriebe, die ein besonderes Engagement für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten zeigen, eine Auszeichnung samt finanzieller Förderung, als Integrationsfreundlicher Betrieb, erhalten.
(Übergangsmelodie)
Block 02: Interview mit Annika Kuppe und Christine von Roell
Moderator: Wie das Pilotprojekt in der Praxis aussieht, dass können uns Christine von Roell und Annika Kuppe vom BG Klinikum Hamburg besser erklären. Beide waren beim Pilotprojekt beteiligt und sind jetzt hier bei mir. Hallo!
Annika Kuppe: Hallo!
Christine von Roell: Schönen guten Tag!
Moderator: Fassen Sie bitte einmal kurz zusammen, was ihre jeweiligen Positionen im Klinikum sind!
Christine von Roell: Ich bin auf einer Station für Fachübergreifende Frührehabilitation tätig, in der Funktion einer Primary Nurse. Ich habe schon seit etlichen Jahren mein Staatsexamen, also seit mehr als drei Jahrzehnten arbeite ich als Krankenschwester und habe mich stetig weitergebildet, zum Beispiel zur Stationsleitung, als Fachkraft für neurologische und neurochirurgische Frührehabilitation. Ich bin auch Ethikmoderatorin im Gesundheitswesen und habe zuletzt eine Ausbildung absolviert für Palliative Care.
Moderator: Und jetzt noch einmal Sie bitte Frau Kuppe!
Annika Kuppe: Ja, mein Name ist Annika Kuppe, ich bin 30 Jahre alt und arbeite in der Pflegedirektion hier als Pflegedienstleitung für die Akutbereiche, seit zweieinhalb Jahren bin ich bereits im Haus und arbeite hier sehr, sehr gerne, muss ich sagen.
Moderator: Sie beide sind bei dem Projekt involviert und haben schone einige Umsetzungen mitbetreut. Wie ist die Idee entstanden und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der BGW?
Annika Kuppe: Ja, 2019 haben wir das hehre Ziel gehabt, insgesamt 20 philippinische Pflegekräfte auf einmal anzuboarden und haben uns nach den Interviews mit den philippinischen Pflegekräften natürlich überlegt, ok wie können wie die Integration hier am Standort BG Klinik Hamburg am besten vornehmen. Und haben uns dann natürlich mit unserer Personalentwicklung zusammengesetzt und ein Fortbildungsprogramm konzipiert. Was in einem ganzen Block zusammen alle Pflegekräfte, alle internationalen Pflegekräfte, auf einmal schulen sollte, wo uns dann irgendwann natürlich klar geworden ist, die kommen gar nicht alle auf einmal. Das war das erste Problem, vor welcher Herausforderung wir dort auch standen und dann hat Herr Köhler von der BGW Kontakt zu unserer Leitung in der Personalentwicklung aufgenommen und dadurch kam dann der Kontakt. Und wir waren natürlich sehr froh, weil wir auch noch in den Kinderschuhen steckten bei dem Projekt, dort Unterstützung zu erhalten, denn wie Sie vielleicht bereits schon erwähnt haben, ist der Fachkräftemangel in der Pflege in aller Munde in Deutschland. Und das ist wirklich ein großes Thema was uns in den Kliniken beschäftigt und wir können es nicht mehr decken, in Form, das wir Pflegekräfte neu ausbilden hier in Deutschland, weil so viele Pflegekräfte können wir gar nicht mehr ausbilden, sodass wir einfach auf Pflegekräfte im internationalen Raum zurückgreifen müssen.
Moderator: Auf was musste bei der Vorbereitung und der Umsetzung geachtet werden und welche Herausausforderungen hat es gegeben?
Annika Kuppe: Das aller wichtigste zum Thema Integration generell in einem großen Krankenhaus, ist zunächst einmal die Kommunikation in den Teams und im Haus, denn die Integration beginnt ja bereits viel früher als die Pflegekräfte dann hier vor Ort sind. Sondern die beginnt schon lange im Vorhinein bei uns, das heißt: wir haben eine große Kick-off-Veranstaltung gemacht und haben alle eingeladen die gerne dazukommen wollten und haben erst einmal etwas über die Ausbildung dort erzählt und insgesamt, was wir einfach schon vorbereitet haben, diese Fortbildungsprogramme. Und sind dann aber auch noch in jedes einzelne Team in der Übergabe gegangen und haben noch einmal erklärt, haben Fragen beantwortet, die die Mitarbeiter einfach auch umtreiben, weil auf den Stationen im Endeffekt müssen die Pflegekräfte mit der zu integrierenden Person jeden Tag arbeiten. Wir im Management, setzen praktisch die Rahmenbedingungen, aber diejenigen die damit arbeiten müssen und auch die vor den Problemen stehen mit der sprachlichen Herausforderung, das sind natürlich die Pflegekräfte vor Ort. Und somit finde ich, dass es auf jeden Fall eine der größten Herausforderungen ist, dass alle richtig und gut informiert sind, sodass irgendwie Ängste entstehen bei den Bestandsmitarbeitern, weil ich glaube dann entstehen Vorurteile und das kann nur zu Lasten der zu integrierenden Personen stehen. Zudem sind wir natürlich auch vor riesigen Herausforderungen, bürokratisch gesehen. Die internationalen Pflegekräfte müssen zunächst ein B2-Zertifiktat machen, schon meistens in ihrem Land und das darf natürlich auch nur von drei der größten Institute ausgestellt werden und geprüft werden. Das heißt, wenn Sie jetzt von einem anderen Institut ein Zertifikat vorlegen bei den deutschen Behörden, wird Ihr Arbeitszeugnis nicht anerkannt. Das ist natürlich ein riesiges Problem, weil nicht in jedem Land diese Sprachniveaus oder Sprachschulen angeboten werden. Ein anderes Problem ist, dann natürlich die Unterlagen hier in Deutschland richtig einzureichen, dann auch alles richtig ausgefüllt zu haben, dann bekommt man ein Defizitbescheid und dieser Defizitbescheid muss dann in dem Heimatland eingereicht werden bei der deutschen Botschaft. Das ist halt ein riesenlanger Prozess, wovor wir auch vor Problemen standen, als Unternehmen, und was, glaube ich, auch mit die größte Herausforderung darstellt, wenn die zu integrierenden Personen hier in Deutschland angekommen sind, ist es gerade in Hamburg so, dass sie erstmal nur als Pflegehelfer gelten. Das heißt, sie müssen eine Anerkennungs- oder eine Kenntnisprüfung hier in Hamburg machen, die mindestens auch mal neun Monate bis ein Jahr dauert. Und dann müssen sie auch noch einmal eine Prüfung ablegen, wo die Durchfallquote hier in Hamburg leider bei 80 Prozent liegt. Das heißt, der Druck für diese Person ist einfach so riesig, diese Prüfung zu bestehen, weil da hängt natürlich auch extrem viel für sie daran. Gerade in den Philippinen wäre es so, dass das Studium selbst finanziert wird, meistens von der Familie und somit muss dann hier auch schnell viel Geld verdient werden und als Pflegehelfer verdient man natürlich weniger als mit anerkannten Examensprüfungen.
Christine von Roell: Also das stimmt, ich habe erlebt das diese Pflegefachkräfte sich selbst sehr unter Druck setzen, sie möchten am liebsten sofort alles wissen und alles richtigmachen. Das ist natürlich eher utopisch, weil es auf Grund des Sprachverständnisses einfach viele Sachverhalte gibt, die sie allein der Sprache wegen nicht verstehen können. Und wenn wir dann zudem schnell und undeutlich oder umgangssprachlich sprechen, dann bringen wir sie völlig aus dem Konzept. Und oftmals ist es so, dass sie sich dann aber nicht trauen die Frage noch einmal zu wiederholen und vielleicht sich dann Fehler einschleichen, was wiederum dann die Pflegekräfte auf den Stationen sehr verärgert und bei mehrfacher Wiederholung auch zu Frustration führen kann. Genau hierfür ist natürlich das interkulturelle Training der BGW gut und wichtig, da vermehrt auch ein Augenmerk auf die Teamstrukturen, Führungsaufgaben und die psychischen Belastungen gelegt werden kann.
Moderator: Und ich hatte schon kurz zusammengefasst, wie das Angebot in der Theorie aussieht. In der Praxis, wie läuft das Pilotprojekt ab und was beinhaltet es?
Annika Kuppe: Das Pilotprojekt beinhaltet drei verschiedene Module, jedes Modul ist vorgesehen für eine andere Zielgruppe im Unternehmen. Das Modul eins richtet sich eher an das Bestandspersonal und dort sollen diese noch einmal sensibilisiert werden für die Integration und was auch alles dahinter steht für die zu integrierenden Pflegekräfte, die hier nach Deutschland kommen und welche Ängste sie mitbringen und was das auch kulturell für Herausforderungen, auf jeden Fall, mit sich bringt. Aber auch, was die Ängste des bestehenden Personals bedeutet. Das heißt, da werden noch einmal offene Ängste angesprochen oder auch Fragen oder alles, was man noch einmal vorher klären kann, kann da noch einmal angesprochen werden in einem sehr intimen Rahmen und kann da noch einmal an die entsprechenden Stellen weitergeleitet werden. Das Modul zwei richtet sich an die neu zu integrierenden Mitarbeiter, das heißt, wenn sie dann in Deutschland angekommen sind, einfach einmal zu hören: okay wie hoch ist denn auch die psychische Belastung momentan. Da, wie Frau von Roell auch schon im Vorhinein gesagt hatte, die psychische Belastung und der Druck, den sie sich hier einfach machen, extrem hoch ist. Und das Modul drei, dass ist eher vor dem Hintergrund des Betriebsrates, der kann dort mit hinzukommen. Oder auch wir, also ich beispielsweise als Pflegedienstleitung, mit reinkommen oder die Arbeitssicherheit, dass dort einfach noch einmal alles abgeklopft wird, wie können wir noch einmal mehr zum integrativen Betrieb werden? Das heißt man kann auch über die BGW sich zertifizieren lassen und wenn man dieses Programm erfolgreich absolviert hat, denn am Ende gibt es noch einmal Empfehlungen von der BGW, wie wir noch ein besserer integrativer Betrieb werden können. Und das möchten wir natürlich auch erreichen, weil wir seit 2019 wirklich an dem Projekt jeden Tag praktisch arbeiten.
Moderator: Mit Herzblut! Stichwort Corona, welche Einschränkungen gab es da?
Annika Kuppe: Sehr große, denn leider ist das Projekt mit den Philippinen Pflegekräften, den 20 die vorhin angekündigt hatte, am Anfang, nicht zustande gekommen dadurch. Wir sind dann parallel in das Land ausgewichen Kolumbien. Kolumbien ist auch sehr interessant, dort haben wir mittlerweile seit Anfang 2020 auch schon kolumbianische Pflegekräfte hier vor Ort angeboardet. Es werden immer mehr, die kommen aber auch wirklich alle vereinzelt. Das große Problem in der Pandemie war, das natürlich von diesen kolumbianischen Pflegekräften, die hier angeboardet wurden, auch Schicksalsschläge in den Familien passiert sind. Ein Vater ist gestorben, die Kollegin konnte nicht nach Kolumbien fliegen. Eine andere Mitarbeiterin hat ihr Kind in Kolumbien zurückgelassen, ihr dreijähriges Kind, was sie jetzt gerade dabei ist, hier her zu holen, was hoffentlich klappt. Da fiebern wir alle ganz doll mit! Genau und hier vor Ort waren einfach die Einschränkungen, okay, kein Sprachkurs, das war so die größte Herausforderung. Und dann natürlich, wir auch mit unseren räumlichen Kapazitäten eingeschränkt waren, das hat schon sehr, sehr viele Probleme zur Integration mit sich gezogen.
Moderator: Ja und Hut ab, es wird auch sehr emotional bei der ganzen Arbeit, wie ihr das trotzdem dann so meistert! Wo profitieren Führungskräfte und Teilnehmende von dem Training konkret und welche Tipps haben Sie?
Christine von Roell: Führungskräfte profitieren ganz besonders von diesem Training, da sie nochmal sensibilisiert werden, wie sie die internationalen Pflegekräfte führen müssen. Denn da gibt es natürlich kulturelle Themen, aber auch Alltagsthemen. Alltagsthemen sind vor allen Dingen so etwas wie Mülltrennung. Ich wüsste jetzt zum Beispiel nicht, ob Mülltrennung tatsächlich genauso abläuft wie hier in Deutschland, ob das in Kolumbien sag ich jetzt mal, genau so läuft. Ich denke nicht, aber für so etwas muss man sich halt auch noch einmal irgendwie informieren, oder einfach auch interessieren und versuchen, das zu unterstützen. Oder auch allein die ganzen Behördengänge oder aber auch, dass man Besteck braucht, oder Teller und wo man einfach hier an was rankommt. Wie funktionieren die öffentlichen Verkehrsmittel? Und so etwas muss alles auch eine Führungskraft irgendwo mit sich bringen, dass sie so umsichtig ist, dass sie weiß, diese Probleme können auftreten und ich weiß zumindest, an wen ich mich wenden muss. Man muss ja nicht immer alles selber wissen, auch eine Führungskraft ist keine eierlegende Wollmilchsau, wie man so gerne sagt. Sondern dann können wir uns an den und den wenden und wir haben hier im Haus zum Glück einen Soziallotsen und der hilft auch ganz viel bei solchen Themen, wo man einfach gerade nicht weiterweiß.
Moderator: Wie wurde oder wird das Pilottraining und dessen Ergebnis innerhalb Ihrer Einrichtung kommuniziert?
Christine von Roell: Man muss natürlich bedenken, dass die internationalen Pflegekräfte meist nur mit einem Koffer in Deutschland ankommen und hier bei null anfangen. Also, da fehlt es an Alltagsgegenständen, wie Besteck und Geschirr, Töpfe, aber auch Handtücher und Bettwäsche und hier wurden die Mitarbeiter des Hauses über verschiedene Foren gebeten, Dinge, die noch in Ordnung sind und Zuhause nicht mehr gebraucht werden, an die neuen Kollegen weiterzugeben. Wir haben zum Beispiel eine Flohmarktseite bei uns im Intranet, auf der man Dinge verschenken oder auch zum Verkauf anbieten kann. Und ich habe auch selbst schon bei Freunden um Alltagsgegenstände gebeten, die ich dann an Kollegen weitergegeben habe, die eben mit nichts als einen Koffer hier angekommen sind. Und da ich viele Jahre schon im Haus tätig bin, kenne ich natürlich auch sehr viele Kollegen, die ich dann auf dem Flur treffe und dann hört man mal „Mensch hast du noch irgendwo einen Kochtopf, da bräuchte jemand irgendetwas“. Und dann kann man sich auf diesem kurzen Weg auch austauschen. Wir haben aber auch noch einen wöchentlichen Newsletter, der von der Pflegedirektion kommt, wo solche Dinge auch kommuniziert werden. Ich erinnere mich, dass auch schon Artikel darüber erschienen sind, wie man die Kollegen unterstützen kann.
Moderator: Am Anfang dieser Podcast Folge da habe ich schon angedeutet, die verschiedenen Herkünfte, Kulturen und Religionen, die werden manchmal auch als Auslöser für Konflikte im betrieblichen Ablauf und im persönlichen Miteinander genannt. Haben Sie hier eigene Erfahrungen, wo sehen Sie Herausforderungen auch?
Christine von Roell: Ja, bei uns auf der Station ist es so, wir haben Kollegen aus sehr vielen unterschiedlichen Nationen. Bei uns arbeiten Kollegen aus Nepal, aus Kasachstan, aus Togo, der Türkei, Afghanistan, Madagaskar und Polen. Ich hoffe, ich habe jetzt keinen vergessen. Da kommt es natürlich mitunter zu ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, zum Beispiel sprach mich letztens ein neuer Kollege an, für den es sehr wichtig ist, mehrmals am Tag zu beten und wo er denn einen Raum bekommen würde, wo er seinem Bedürfnis nachkommen kann. Das konnten wir dann auf dem relativ kurzen Dienstweg klären. Es gibt natürlich zum Beispiel auch sprachliche Missverständnisse, also wenn jemand auch eine Bemerkung macht, die witzig gemeint sein soll und der Kollege, der kein Deutschmuttersprachler ist, versteht es falsch und das kann natürlich auch zu Konflikten führen. Und ich erlebe es auch des öfteren, dass für die Internationalen Kollegen dieselben Maßstäbe angesetzt werden, wie für die langjährigen Kollegen. Also da ist das Verständnis manchmal nicht so ganz ausgeprägt, dass die neuen Mitarbeiter weit weg von zu Hause sind, sich in einer fremden Sprache zurechtfinden müssen, mit ganz unterschiedlichen oder ganz anderen Abläufen, auch als sie es von Zuhause kennen, auch eine ganz andere Aufgabenstellung. Die versuchen hier unter größten Schwierigkeiten sich ein neues Leben aufzubauen und ich kann das sehr gut nachvollziehen, wie schwierig das ist. Das klappt leider nicht immer bei allen Kollegen und das führt natürlich auch zu Missverständnissen.
Moderator: Welche Ziele streben Sie mit dem Training konkret an?
Annika Kuppe: Da wir ein sehr großes Unternehmen mit einer sehr großen Verantwortung, auch unseren Mitarbeitern aber auch unseren Patienten gegenüber sind, möchten wir einfach, das Ziel erreichen, dass hier ein Ort ist, an dem Mitarbeiter aus verschiedensten Nationen gemeinsam arbeiten können, ohne dass Konflikte entstehen. Das Patienten und das ist ja gerade das interessante, denn unser Patientenklientel im Krankenhaus wird ja auch immer multikultureller. Und gerade das ist ja eigentlich das Spannende dann, auch solche Mitarbeiter zu haben, die vielleicht auch die Kultur verstehen. In anderen Kulturen werden einfach nicht alle Patienten von Pflegekräften gewaschen, sondern sie werden eher von den Familienmitgliedern gewaschen. Es gibt Probleme vielleicht einmal, wenn man ein Mann, also eine männliche Pflegekraft, ist und diese Frau jetzt, diese Patientin, gerade waschen möchte, dass sie es verwehrt und solche Sachen. Dadurch können wir einfach sensibler werden. Wir können gucken, dass wir einfach ein offenes Unternehmen bleiben und auch sind, zukünftig. Und uns dafür einfach auch für die Zukunft gewappnet haben, dass wir sagen können, wir können hier gut und sicher Patienten, aber auch Mitarbeiter anboarden aus anderen Ländern, aus anderen Nationalitäten. Und ich glaube, das ist das Ziel was jedes Unternehmen auch haben sollte, zudem möchten wir natürlich auch zukunftssicher sein, dass wir weiterhin alle Patienten versorgen können und aber auch, dass wir hier eine Anlaufstelle für alle sind.
Moderator: Sie haben durch die Pilotierung das Training bereits kennengelernt? Was für ein Feedback erhalten Sie dazu von den Kolleginnen und Kollegen? Gibt es bei Ihrem Integrationsprojekt noch Ansätze, die Sie optimieren wollen?
Christine von Roell: Also das Feedback der Kolleginnen und Kollegen war durchaus positiv. Ich denke, dass es einfach auch das gegenseitige Verständnis füreinander, dass es dem sehr guttut. Und ich denke aber, wir sollten weiter stets daran arbeiten, das gegenseitige Verständnis zu verbessern, uns zu unterstützen, um letztendlich auch voneinander zu lernen. Ich weiß zum Beispiel von einer Bereichsleitung, die sich schon mit Ihrer kolumbianischen Kollegin auch mal abends getroffen hat, um ihr ein bisschen die deutsche Kultur nahezubringen. Die sprechen auch beide, vielmehr die Bereichsleitung spricht auch perfekt spanisch und ist mal mit dieser Mitarbeiterin losgegangen und hat gesagt „Komm ich zeige dir einmal ein bisschen, was hier wichtig ist und was du noch kennenlernen kannst“. Also so ganz praktische Dinge.
Moderator: Dieses Pilotprojekt, das klingt wirklich spannend. Ich finde es Klasse, dass Sie gemeinsam mit der BGW damit für ein Stück mehr Integration sorgen. Vielen Dank dafür und für Ihre Zeit heute.
Christine von Roell: Ich danke Ihnen!
Annika Kuppe: Ja vielen Dank für das nette Gespräch und auch für Ihre Zeit!
Block 03: Verabschiedung
Moderator: Wenn Sie das Thema auch spannend finden und sich vielleicht sogar überlegen, das Angebot selbst in Anspruch zu nehmen, dann melden Sie sich gern bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Die Links dazu finden Sie wie immer in den Podcast Show-Notes dieser Folge. Und für noch mehr Infos zum Thema Interkulturelle Teams, klicken Sie einfach auf die Website der BGW www.bgw-online.de/pflege-interkulturell. Vielen Dank das Sie wieder mit dabei waren, ich freue mich, wenn Sie auch das nächste Mal einschalten. Bis dahin, machen Sie es gut!
(Outro Melodie, Slogan: Herzschlag für ein gesundes Berufsleben – der BGW Podcast)
Interviewgäste
Annika Kuppe
BG Klinikum Hamburg
Pflegedirektion, Pflegedienstleitung
Christine von Roell
BG Klinikum Hamburg
Primary Nurse, Krankenschwester, fachweitergebildet in neuro- neurochirurgischer Frührehabilitation, sowie Palliative Care
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