Auszeichnung für junge Pflegekräfte! Live vom BGW-Nachwuchspreis 2023 #78 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Die Herausforderungen für alle in der Pflege tätigen Menschen, könnten aktuell kaum größer sein: Das Bangen um die Zukunft, harte körperliche Arbeit und andauernde Überstunden sind nur ein Teil der Probleme. Um auch schon Auszubildenden früh unter die Arme zu greifen, gibt es zahlreiche Aktionen und Angebote - zu diesen gehört auch der BGW-Nachwuchspreis.
In dieser Folge interviewt Moderator Ralf Podszus auf der Bühne des "Junge-Pflege"-Kongresses das diesjährige Gewinnerteam des Wettbewerbs. Sie geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und ihre Herausforderungen, denen sie sich tagtäglich stellen müssen.
Ihr wollt mehr darüber erfahren, wie das Team es geschafft hat zu gewinnen und wie sie auch in jungen Jahren schon viel bewegen in der Pflege? Dann hört gern in diese Folge rein!
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator: „Krankenpflege ist keine Ferienarbeit, sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung wie das Werk eines Malers oder Bildhauers.“ Ja, dieses Zitat, das ist von Florence Nightingale, sie ist eine der Begründerinnen der modernen Krankenpflege. Obwohl ihre Aussage schon knapp 150 Jahre alt ist, gilt sie heute immer noch, genau wie damals. Das Thema Krankenpflege, das ist keine nebenbei-Tätigkeit und erfordert viel Hingabe. Das Problem in der Zukunft mit einer immer älter werdenden Gesellschaft: Mehr pflegebedürftige Menschen benötigen auch mehr Hingabe von den Pflegerinnen und Pflegern. Und diese Hingabe in Form von unendlichen Überstunden, harter körperlicher Arbeit und dem Bangen vor der Zukunft hat für viele Krankenpflegerinnen und -pfleger gesundheitliche Folgen. Um präventiv schon bei Auszubildenden auf das Thema Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen, gibt es zahlreiche Aktionen und Angebote. Und ein ganz besonderes Angebot ist in diesem Jahr der BGW-Nachwuchspreis auf dem Gelände der Berliner Messe. Und dort bin ich jetzt gerade, man hört es ja vielleicht auch schon so ein bisschen an dem ganzen Trubel hier. Genauer gesagt bin ich beim „Junge-Pflege“-Kongress. Ich bin Ralf Podzus und ich freue mich, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Heute gibt es eine Premiere, denn diese Folge, die ist eine Live-Podcastfolge. Ihr seid also nicht die einzigen Hörer und Hörerinnen. Ich gehe jetzt gleich direkt auf die Bühne zum „Junge-Pflege“-Kongress und dort in der Halle, da wartet bereits mein weiteres Podcast-Publikum. So, da muss ich jetzt erstmal hier durchgehen, ganz viele Menschen. Da müsste ich einmal durch, darf ich?
Podcast Intro
Moderator: Herzlich Willkommen im Live-Podcast hier beim Deutschen Pflegetag mitten auf der Bühne von der jungen Pflege, der „Junge-Pflege“-Kongress, schön, dass ihr da seid, ich freue mich! Wir machen hier den reibungslosen Übergang, es wird noch ein bisschen im Hintergrund um- und aufgebaut und ich freue mich, dass ich nicht gleich hier alleine auf der Bühne stehe, denn hier sind schon 3 sehr sympathische Frauen, die werden heute Abend geehrt, und zwar bei dem BGW-Nachwuchspreis. Der wird jedes Jahr vergeben und warum werden sie geehrt? Weil sie für die Pflege inspirierende und interessante Ideen hatten. Das hären wir dann gleich, was das ist und das ist für euch auch ganz interessant, weil ihr dann mal seht, was passiert da eigentlich? Was machen sich Menschen Gedanken, wovon wir alle am Ende profitieren können? Der BGW-Preis, der wird wie gesagt jedes Jahr vergeben. Wir können uns auf eine ganze Reihe inspirierender jungen Menschen da freuen, die in ihrem Berufsfeld wirklich was ändern wollen und das wichtige ist halt auch, dass die Pflege damit noch besser anerkannt wird. Bevor wir aber jetzt mit den Mädels gleich sprechen, hops ich mal runter zu euch, weil ich habe mir gedacht, ihr lauft jetzt hier von Panel zu Panel, von Veranstaltung zu Veranstaltung und vielleicht ist es ganz gut, wenn ihr auch mal ein bisschen gefordert werdet, vielleicht mal ein bisschen was erzählt, ein bisschen was sagt. Deswegen habe ich ein Pflegequiz für euch vorbereitet: 3 Fragen, 3 Antworten. Vielleicht wisst ihr das, können alle mal ein bisschen mitüberlegen, mitraten und ich geh hier durch die Bühne runter und schau mal, wer vielleicht eine Frage beantworten könnte. Hallo, grüß dich, wer bist du?
Nea: Ich bin Nea.
Moderator: Hallo, was machst du?
Nea: Ich bin gerade in Ausbildung.
Moderator: Ok, als was?
Nea: Als Pflegefachfrau.
Moderator: Na super. Und wo bist du da genau?
Nea: Bei Michael Bethke.
Moderator: In welcher Stadt?
Nea: Berlin.
Moderator: Ja, dann ist es für dich ein Heimspiel hier in Berlin. Schön, dass du da bist. Und ich habe auch gleich eine Frage mitgebracht und ihr könnt alle mit überlegen, was könnte ich hier die richtige Antwort sein. Und zwar: Wie viele Menschen haben 2022 einen Ausbildungsvertrag zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann unterschrieben? A) sind es 37.000 Menschen, B) 52.000 Menschen oder aber sind es C. 76.0000 Menschen – was meint ihr? Alle mal überlegen und ich bin auf deine Antwort gespannt.
Nea: Ich denke, das ist Antwort B.
Moderator: Antwort B. Warum meinst du das?
Nea: Weil das ist so die Mitte.
Moderator: Du entscheidest dich für die Mitte. Wer ist für Antwort A) mal die Hand heben? Ja, wer ist für B)? Auch sehr ausgewogen. Und wer ist für C)? Eine, okay, da muss ich noch mal ganz kurz hingehen. Du bist die Einzige, die sagt, es entscheiden sich 76.000 Menschen für die Pflege im letzten Jahr.
Doreen: Hi, genau, ich bin Doreen, Praxisanleiterin, und ich denke mir, es entscheiden sich mehr am Anfang dafür und springen dann leider ab. Was am Ende vielleicht 35.000 abschließen, aber die am Anfang dabei sein wollen, sehr sehr viele.
Moderator: Jetzt warst du zuerst so schön positiv, dass sich mehr Menschen melden, aber am Ende springen sie doch wieder alle ab. Denn die richtige Antwort ist B), du hast Recht mit der Mitte.
Nea: Ja, danke.
Moderator: Herzlichen Glückwunsch, großer Applaus und hey, dafür bekommst du jetzt auch einen Schlüsselanhänger zum Podcast Herzschlag – für ein gesundes Berufsleben, du kannst es nie wieder vergessen, wie dieser Podcast heißt, wenn du das nächste Mal in deine Wohnung gehst.
Nea: Ja, danke, vielen Dank.
Moderator: Ja, tatsächlich ist es so, und da gebe ich dir dann wieder recht, jedes Jahr entscheiden sich weniger Menschen für die Pflege, tatsächlich, denn im Jahr davor waren schon 4.000 weniger, im Jahr davor waren es auch weniger – das heißt, die Tendenz, die sinkt leider. Umso wichtiger, dass ihr Lust habt, in diesem Beruf tätig zu sein. Wir kommen zur zweiten Pflegefrage. Welcher dieser Promis hat ursprünglich mal eine Ausbildung zur Krankenpflegerin beziehungsweise zum Krankenpfleger gemacht? Was meint ihr: A) Modedesigner Guido Maria Kretschmer? B) Moderatorin Michelle Hunziker oder C) Musiker Herbert Grönemeyer? Wer ist für Antwort A)? Mal melden! Mhm. Für Antwort B)? Weniger. Und für Antwort C? Die meisten, Herbert Grönemeyer in der Pflege. Ja, da muss ich doch mal nachfragen, da geh ich jetzt mal einmal ganz durch diese Reihe hier durch. Entschuldigung, wenn ich jetzt jemand auf die Füße trete. Hallo, du hast dich gemeldet. Wer bist du denn?
Lisa: Ich bin die Lisa.
Moderator: Hallo, grüß dich, was meinst du, ist die richtige Antwort?
Lisa: Keine Ahnung,
Moderator: Du hast keine Ahnung, du hast dich vorhin gemeldet.
Lisa: Ich hab einfach geraten.
Moderator: Du hast, wie schnell Hunziker gesagt oder beziehungsweise gewedelt mit deiner Hand.
Lisa: Nee, ich wollte eigentlich den, wie heißt der andere?
Moderator: Herbert Grönemeyer?
Lisa: Nee, der andere.
Moderator: Guido Maria Kretschmer! Ja, der ist auch richtig, der hat's tatsächlich gemacht, und hier hast du noch einen BGW Schlüsselanhänger, Herzschlag für ein gesundes Berufsleben. So, da hab ich noch die letzte Frage für euch, jetzt muss ich mich erst mal wieder rauskämpfen. So, ganz schön eng bestuhlt. Aber schön, dass ihr alle da seid. Die letzte und dritte Frage schließlich: Welche der folgenden Aussagen über unseren Bundesgesundheitsminister stimmen? Hat jemand von euch Karl Lauterbach auch heute hier gesehen? Der war nämlich tatsächlich da, der ist hier rumgegangen. Ja haben ein paar gesehen, sehr schön. Also, was stimmt über Karl Lauterbach: A) Er hat rund 350.000 Followerinnen und Follower auf Instagram. B) Ist mal zusammen mit Komikerin Carolin Kebekus in einem Musikvideo aufgetreten. Oder C) Er verzichtet auf Fleisch und isst nur das Salz, das natürlicherweise in unseren Lebensmitteln vorkommt. A), B) oder C)? Sehr viele Followerinnen und Follower auf Instagram, mit Komikerin Carolin Kebekus was gemacht, ein Musikvideo, oder verzichtet er auf Fleisch und generell auf Salz? Ja, da könnt ihr euch freuen, weil die Antworten sind alle richtig, das ist alles unser Bundesgesundheitsminister. Und du hast so sympathisch gelacht hier in der Reihe, dann kriegst du auch noch einen Schlüsselanhänger für den Podcast. Was machst du denn überhaupt?
Sprecherin: Ich bin die Teamleitung der Ausbildung oder Praxiskoordination im Klinikum Am Urban Berlin. Und das ist meine Kollegin.
Moderator: Und du hast seine Fans mitgebracht. Sehr schön. Dann noch viel Freude, schön, dass ihr da seid und dann könnt ihr euch selbst mal einen krassen, coolen Applaus geben, weil ihr das so schön gewusst habt, wenn ihr wollt. Jetzt haben wir uns alle eingequizzt und jetzt geht es wieder zurück zur Pflege, die ja wirklich sehr wichtig ist. Und ich finde es auch immer ganz klasse, was ihr hier alles mitbringt, und ich lerne, wenn ich beim Deutschen Pflegetag bin, das war ich jetzt auch schon die letzten beiden Male, auch immer sehr, sehr viel, was ich sehr, sehr gerne mitnehme. Drei werden heute ausgezeichnet, heute Abend hier auf dieser Bühne auch und ich freue mich, dass sie jetzt bei mir sind, begrüßt bitte mit einem tobenden Applaus: Anabel Oest, Sarah Pesch und Hilal Kahraman. Sie sind vom St. Nikolaus-Stiftshospital in Andernach. Mitten in Rheinland-Pfalz, gibt es da sehr viel Wald bei euch. Das freut mich. Ist dann auch sehr viel und schöne Natur und es ist auch so richtig schön gelegen mitten in der Natur wo ihr arbeitet.
Sarah Pesch: Ja, richtig. Also wir sind direkt am Rhein lokalisiert quasi und blicken gegenüber auf Linz und Leutesdorf, wo auch die ganzen Weinreben quasi den Berg hoch verlaufen. Also auch ne schöne Weingegend.
Moderator: Klasse, dann setzen wir uns nicht mehr hin, weil wir jetzt ein bisschen sprechen, haben wir ja bequeme Hocker, wo wir uns draufsetzen können und wir können uns auch alle sehen, sehr schön. Also ich finde es klasse, dass ihr euch erstmal beworben habt, dass ihr mitgemacht habt und dass ihr jetzt auch noch ausgezeichnet werdet. Seid ihr so ein bisschen nervös, was jetzt so abgeht, jetzt habt ihr schon mal so einen Bühnencheck bevor es dann heute Abend zur Preisverleihung geht.
Anabel Oest: Ein ganz bisschen.
Moderator: Oh ja, ich höre auch gerade, wir haben ganz junge Besucherinnen und Besucher. Wo ist das Baby? Oh, da ganz hinten? Ja, sehr schön, also ist der Nachwuchs in der ganz jungen Pflege. Schön, dass ihr heute da seid. Ja, wir sprechen jetzt über euer Projekt, wie heißt das genau und was ist das genau?
Anabel Oest: Genau, also unser Projekt heißt Color a selfie. Das war unser Motto, mit dem wir halt so viele Menschen wie möglich erreichen wollten, weil wir einfach eben finden, dass wir mittlerweile in einer Zeit leben, in der Diversität und Vielfalt groß geschrieben wird und wo die psychische Gesundheit leider immer stärker in den Hintergrund fällt und der Fokus eher auf die physische Gesundheit gelegt wird. Und da wollten wir halt eben ein Zeichen setzen, dass es halt eben wichtig ist, daran zu denken, dass Körper und Seele auch miteinander verbunden sind und ja, dass auch der Körper unter der Seele leiden kann. Und so wünschen wir uns halt mehr Toleranz und Respekt in der Gesellschaft oder auch in unserem Krankenhausalltag.
Moderator: Was habt ihr genau in eurem Bewerbervideo dann dargestellt, abgebildet? Womit habt ihr euch dann beworben, was habt ihr dort gezeigt?
Anabel Oest: Also wir haben uns überlegt, wie wir so viele Menschen wie möglich erreichen können und da war uns sofort klar, dass wir auf jeden Fall nicht einen Text mit irgendwelchen Worten und Buchstaben füllen wollen, weil wir das sehr unpersönlich fanden, wenn wir schon an Diversität und Vielfalt denken. Und da haben wir uns halt überlegt, dass wir es so persönlich wie möglich machen, da hat halt jeder sozusagen seine eigene Erfahrung in der Pflege geschildert. Also einmal negative Erfahrungen, aber im Umkehrschluss auch dann wieder positive Erfahrungen, sodass wir auch direkt die schönen Seiten der Pflege beleuchten können und somit wollten halt viele Menschen das Gefühl geben, dass wir halt uns persönlich da sehen und nicht einfach nur irgendwelche leeren Worte auf dem weißen Blatt Papier.
Moderator: Könnt ihr das noch so ein bisschen konkretisieren? Also was war da positiv, was war da negativ, was ihr abgebildet habt?
Sarah Pesch: Also wir haben zum Beispiel auch eine sehr durchmischte Klasse, auch was die Herkunft angeht. Und das ist eben auch Teil unseres Projektes gewesen, eben diese Inklusion, dieses ganzheitliche Bild eben der Menschen zu betrachten, und das waren verschiedene Sprüche quasi, die wir am Anfang genannt haben, die uns persönlich negativ in dem Beruf betroffen haben. Das ging von dem Stress zum Beispiel auf der Arbeit über tatsächlich auch rassistische Beleidigungen, die teilweise von Patienten eben leider auch geäußert werden. Und so war es eben dieser negative Teil am Anfang, dass man eben noch mal sieht, dass die Pflege – so schön der Beruf auch ist – teilweise eben auch die harten Seiten mit sich bringt. Aber da wir ja quasi dann in der Mitte diesen Switch gemacht haben, dass wir eben auf die positiven Sachen achten und uns nicht an den negativen festhalten, haben wir am Ende quasi noch mal gesagt, was uns an dem Beruf so viel Spaß macht: Also die Dankbarkeit, die man erfährt, oder eben nur dieses kleine Lächeln, das man am Ende der Schicht dann mit nach Hause nimmt und einfach stolz darauf sein kann, dass man eben genau an der Quelle sitzt und einem Menschen in einer Situation so unterstützen kann, dass der eben am Ende auch glücklicher ist.
Moderator: Und was sind so Lösungsansätze? Also wenn man zum Beispiel rassistisch beleidigt wird?
Sarah Pesch: Das ist eine gute Frage. Also ich denke, dass es schwierig ist, wenn man so konfrontiert wird mit so einer Aussage eines Patienten, dass man erstmal vielleicht ein bisschen geschockt ist. Ich persönlich hab da leider noch kein – oder was heißt leider – Gott sei Dank keine Erfahrungen gemacht. Aber ich denke, es ist einfach wichtig, zu sich selber zu stehen, dem Patienten höflich, aber auch eben bestimmt darauf aufmerksam zu machen, dass man selber auch respektiert wird, weil wir bringen den Patienten eben auch einen gewissen Respekt entgegen. Und ich finde, da sollte es auch selbstverständlich sein, dass man den Respekt ebenso zurückbekommt von dem Patienten.
Moderator: Vielleicht könnt ihr Drei auch mal erzählen, was ihr konkret in der Pflege macht und wie es auch dann da zustande gekommen ist, dass ihr euch überlegt habt: Hey, ich möchte jetzt mal hier bei den Projekten mitmachen.
Anabel Oest: Also, da ja erstmal Dank an unsere Lehrerin Frau Birkenheimer, sie hat uns das Projekt vorgeschlagen.
Moderator: Wo ist sie, wo ist sie? Ist sie im Publikum? Liebe Grüße, ja.
Anabel Oest: Und sie hat sofort gesagt, dass sie uns das Projekt zutrauen würde und das gerne mit uns machen würde. Und wir haben es auch direkt als gute Möglichkeit gesehen, als Gruppe noch mal zusammenzuwachsen und auch gemeinsam zu erarbeiten und das hat uns auch wirklich nochmal zusammengeschweißt, muss man sagen. Genau, wir haben uns halt in der Klasse ausgetauscht, wer welche Erfahrungen gemacht hat. Also, ich persönlich kann mich der Sarah anschließen, ich habe diese Erfahrung noch nicht machen müssen. Und wir haben halt gesagt, dass wir ein Zeichen setzen wollen, dass weniger Diskriminierung zum Beispiel herrscht, und dass wir auch innerhalb der Teams in der Pflege da Aufmerksamkeit schaffen müssen, dass auch die Teams da präventiv handeln können und die Kollegen auch auffangen können. Weil wenn man solche Erlebnisse halt eben nicht bespricht und das einfach runterschluckt, das kann halt eben auch krank machen. Genau. Also meinen Sie jetzt gewisse Tätigkeit in der Pflege?
Moderator: Genau, also was genau ist zum Beispiel der normale Ablauf, was macht ihr genau?
Anabel Oest: Also es ist sehr vielfältig.
Moderator: Ich weiß, das ist eine der großen Herausforderungen der Pflege.
Anabel Oest: Ja, also prinzipiell machen wir quasi Rundgänge. Jeder Examinierte hat seinen Bereich und dann begleiten wir die Examinierten eben in dem Stationsalltag und dann geht es halt, es kommt immer darauf an, auf welcher Station man ist, aber man schaut sich den Patienten an, wie es dem Patienten geht, man misst den Blutdruck. Generell, ob der Patient einem heute eher einen guten Eindruck macht, oder einen schlechten Eindruck. Aber man sollte halt eben nicht nur auf die Zahlen achten, sondern eben auf das Gesamtbild des Menschen, mit den Personen auch reden, um eben halt im Dialog herauszufinden, wie es den Patienten geht. Und dann kommen halt die regelmäßigen Dinge wie die Körperpflege, dass wir die Patienten bei der Körperpflege unterstützen oder ihnen auch einfach ein Ohr schenken. Viele Patienten haben auch wirklich viel Redebedarf, womit auch vielen Patienten schon sehr viel geholfen wird. Dann gehen wir mit auf Visiten, mit den Ärzten, erarbeiten die Visiten, um auch gewisse Anordnungen, zum Beispiel Medikamentenanordnung, eben ja zu erfüllen. Ja, es gibt viel interdisziplinäre Arbeit, also auch mit Physiotherapie, mit der Apotheke, mit anderen Kollegen von anderen Stationen, mit Ärzten, es ist wirklich sehr vielfältig, also ich könnte jetzt hier weiterreden.
Moderator: Der BGW-Nachwuchspreis, der ist auch mit 5.000 € dotiert. Das Geld habt ihr auch schon erhalten. Hilal, dich habe ich noch gar nicht gehört, wir sind ja drei hier, die wir auf der Bühne stehen und vielleicht kannst du, insgesamt sogar 4, vielleicht kannst du mal erzählen, was ihr mit diesen 5.000 € macht. Das ist ja zweckgebunden das Preisgeld, also zum Beispiel für Klassenreisen oder für Fortbildung, Weiterbildung und so. Habt ihr das Geld schon verfeiert?
Hilal Kahraman: So, wir stehen jetzt hier, weil wir wollten als Kurs sowieso eine Kursfahrt organisieren und das war schon ein Thema und im Zusammenhang mit dem Projekt, jetzt wo wir das Geld auch gewonnen haben, haben wir das Geld für die Kursfahrt quasi ausgegeben oder verwendet, ja.
Moderator: Kannst du mal erzählen, was habt ihr da gemacht und wie hat das denn alles so funktioniert? Wie schön war es?
Hilal Kahraman: Es war sehr schön. Zum Beispiel heute waren wir in der Charité, haben uns das Charité Museum angeguckt. Und ja.
Moderator: Der Preis, der steht in diesem Jahr vor allem unter dem Motto Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Das haben wir auch schon im BGW Podcast Herzschlag – für ein gesundes Berufsleben oft diskutiert, was man da so alles verbessern kann während der Arbeit, wenn man schwer hebt, Patientinnen, Patienten hin- und herträgt und so, dann merkt man das ja auch dann teilweise in den Knochen und müssen ja auch nicht immer die leichtesten sein, die dann mitunter dann da sind und überhaupt hat man auch mit ganz vielen Dingen zu tun, die den Körper letztendlich am Ende auch schädigen können. Also es ist auch wirklich ein Knochenjob, wie man so schön sagt. Was habt ihr für Beispiele, wie es besser laufen kann?
Sarah Pesch: Ja, also ich denke ne gesunde Selbsthygiene ist auf jeden Fall wichtig. Es gibt ja auch, das haben wir ja auch im Rahmen der Ausbildung gemacht, zum Beispiel Kinaesthetics-Kurse, die man besuchen kann, indem man halt lernt, wie man den Patienten und auch sich selber bewegt, so dass es halt eben am einfachsten ist, am physiologischsten in der Bewegung. Ja, es ist auch einfach wichtig, nicht immer die Arbeit alleine zu machen, da bin ich auch ein bisschen prädestiniert für, dass man eben viele Dinge auf die Schnelle gerade alleine macht, eben weil es einfach schneller geht. Aber gesünder wäre es natürlich, sich jemanden dazu zu holen und auf Hilfe zu warten, damit man sich eben auf lange Sicht auch gesund hält und nicht eben dann wieder in Krankheitstage verfällt, weil man es halt eben übertrieben hat. Ich denke, eine gesunde Selbstreflexion und Selbsthygiene auch im Team, der Austausch ist da sehr wichtig.
Moderator: Da würde ich direkt mal vom Publikum wissen wollen: Klassisches Beispiel, du hast gesagt, eigentlich weiß ich gerade für diesen Job brauche ich gerade noch eine Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, aber der Zeitdruck, der ist groß, ich mache es jetzt einfach trotzdem. Wer kennt das von euch auch? Mal die Hand heben! Ja und wer holt dann auch wirklich jemanden oder sagt sich ah nee, komm ich ziehe es durch? Wer holt jemanden? Eine, anderthalb, ja noch so ein bisschen am Überlegen – also, das heißt, ihr zieht es ganz oft einfach immer selbst durch, und diese Zeit ist so wichtig, dass man sich die nehmen muss, einfach ihr als Preisträgerinnen habt jetzt ja auch so eine gewisse Verantwortung, ne, ihr habt jetzt ja einen vorbildlichen Preis bekommen, was könnt ihr denn damit jetzt als Ratschlag geben, eben für solche Situationen?
Sarah Pesch: Also ich denke unser Thema bezieht sich ja eher auf die psychische Gesundheit, die körperliche ist natürlich genauso wichtig. Aber ich denke, wir schaffen es halt dadurch, dass wir den Preis gewonnen haben und auch eben in unserem Haus jetzt quasi das hinaustragen können … es ist einfach wichtig, dass wir Sichtbarkeit schaffen für eben auch die psychischen Erkrankungen oder die psychische Belastung, die halt eben in diesem Beruf anfallen, weil ich finde, es geht immer um das Körperliche, um den Rücken, wie du schon gesagt hast. Aber dabei vergisst man oft sich selber und den Stress, unter dem man steht. Und teilweise fällt einem das erst auf, wenn man eben schon kurz vorm Ende steht und wirklich nicht mehr kann. Deswegen ist es denke ich wichtig, dass man auf seine Mitarbeitenden achtet und auch ehrlich zu sich selber ist und auch mal sagen kann, so, ich brauch gerade mal ne Pause. Ich setz mich jetzt hin, ich mach mal ne Pause, damit ich eben auch weiterarbeiten kann. Und ich glaub, das ist auch ganz schön, dass wir es geschafft haben da den psychischen Aspekt zu beleuchten und eben ja, da so ein bisschen hervorzustechen, sag ich mal.
Moderator: Was können denn auch Patientinnen und Patienten machen, damit es euch im Job besser geht
Anabel Oest: Also ganz klar, uns ist wichtig, dass Patienten Authentizität mit sich bringen, also dass Patienten einfach authentisch auftreten und ehrlich und direkt ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern. Denn oft gibt es halt eben diese Missverständnisse in der Pflege, dass Patienten auch oft sich vielleicht auch nicht trauen, etwas zu sagen oder es so verpacken, dass wir nicht direkt ihre Wünsche sozusagen von den Lippen ablesen können, und dann entstehen halt oft so kleine Streitigkeiten, dass die Patienten eben unzufrieden sind. Und es ust halt sehr wichtig, dass Patienten einfach ehrlich sind, uns ehrlich sagen, wenn es ihnen nicht gut geht, wenn wir ihnen was Gutes tun können und dass also so, wie wir die Patienten auch respektieren und akzeptieren, dass Patienten uns genauso auch respektieren und akzeptieren. Es ist ganz wichtig, dass es eben ein Geben und Nehmen ist und dass wir nicht nur geben.
Moderator: Sagt ihr das dann auch den Patientinnen und Patienten, wenn sie denn gerade neu sind? Bitte, bitte sag mir auch immer ehrlich, was ist und dass wir hier gleich Tacheles reden, wie machst du das, Hilal?
Hilal Kahraman: Auf jeden Fall. Also natürlich bei der Vorstellung fängt das schon an. Dass bei Problemen oder bei Bedürfnissen direkt bitte offen gesprochen werden sollte. Aber mit dem Umgang merkt man schon, dass man auf einer Augenhöhe natürlich auch mit den Patienten ist. Aber das verfällt auch mit dem Aufenthalt und das funktioniert in der Regel eigentlich auch.
Moderator: Jetzt haben wir schon über die anstrengenden Tätigkeiten geredet, auch über doofe Situationen und auch über Schöne. Wir haben noch gar nicht über die Lustigen geredet, das interessiert mich besonders, weil ich halt auch einen Podcast habe, wo es über lustige Geschichten immer geht, die man zum Beispiel in der Pflege erlebt. Was habt ihr da schon mal erlebt, was ist Lustiges passiert im Beisein mit den Patientinnen und Patienten, gibt es da eine Geschichte?
Sarah Pesch: Müssen wir kurz überlegen, glaube ich.
Moderator: Weil ich höre auch immer ganz viel Lachen und das ist auch wichtig, dass der Beruf Spaß macht, gerade auch, wenn man in der Pflege ist, auch unter Kolleginnen und Kollegen, dass die Freude eben dabei bleibt. Und je mehr etwas Spaß macht, desto besser kann man ach arbeiten.
Sarah Pesch: Also mir persönlich fehlt jetzt keine konkrete Situation ein, die jetzt besonders lustig gewesen ist. Aber man hat natürlich auch Patienten, die einen sehr lustigen Humor mit sich bringen und einfach total locker sind und dann das Arbeiten ein bisschen erleichtern oder immer irgendwie einen guten Spruch drauf haben. Das macht Spaß.
Moderator: Sehr schön, solange dir Pflege Spaß macht, ist ja alles genau richtig. Würdet ihr euren Beruf auch Menschen weiterempfehlen? Also ihr seid ja schon ein bisschen dabei, noch nicht so lange, ihr seid ja noch Frischlinge, wenn man das so sagen darf, ja, aber ihr habt natürlich jetzt auch schon sehr viel Erfahrung und seid sogar schon Preisträgerinnen in Bezug zur jungen Pflege. Sagt ihr jetzt noch Menschen, Freundinnen und Freunden oder Leuten, die ihr neu kennenlernt „Hey, geh mal in die Pflege, ich kann dir das voll empfehlen!“ oder sagt ich „Puh das ist echt n harter Brocken Arbeit, das hätte ich nicht gedacht und überlegt euch das mal ganz genau!“. Wie geht ihr jetzt damit um, was ist so eure Erfahrung, wie geht ihr jetzt in Bezug auf andere Menschen mit eurem Beruf um?
Anabel Oest: Also ich würde diesen Beruf zu 100 % weiterempfehlen. Also ich habe mich auch richtig entschieden nach wie vor. Ich finde halt nur, man sollte sich trotzdem vorher Gedanken darüber machen, weil man halt eben täglich Menschenkontakt hat. Man trifft die unterschiedlichsten Menschen und nicht jeder Mensch ist auch, sage ich mal, sehr geduldig. Manche Menschen können halt eben auch etwas anstrengender sein, aber einfach, weil die Menschen in einer Ausnahmesituation sind, das muss man sich einfach immer wieder ins Gedächtnis rufen, man sollte auf jeden Fall viel Geduld mitbringen und auch ganz viel Empathie. Wenn man halt nicht empathisch mit anderen Menschen sein kann, dann sollte man sich es eben vielleicht noch mal überlegen oder einfach mal sagen, ich schnupper vielleicht erstmal in den Beruf rein, ist dieser Menschenkontakt überhaupt etwas für mich? Aber wenn man eben ja den Kontakt mit Menschen liebt und auch die Dankbarkeit liebt, weil also wie ich finde, gibt es in keinem Beruf so viel Dankbarkeit wie in der Pflege, dann ist man da wirklich goldrichtig.
Moderator: Du kannst schon dein Wohnzimmer zuhause mit Merci-Schokolade tapezieren wahrscheinlich, ja. Die anderen beiden würden mich auch noch interessieren, bei dir eindeutig Daumen hoch für den Pflegejob und wie sehen es die anderen beiden Preisträgerinnen?
Hilal Kahraman: Definitiv auf jeden Fall. Ja, ich kann mich der Anabel nur anschließen, zumal dieser Beruf auch ein geistig und auch Mensch extrem weiterentwickelt. Man sieht so viele verschiedene Menschen, so viele verschiedene Individualitäten.
Sarah Pesch: Also ich kann mich da auch nur anschließen. Ich persönlich brenne auch für den Job, also es macht wirklich sehr, sehr viel Spaß und man hat eben halt auch viele Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln, sei es jetzt durch Fortbildungen oder durch noch Studiengänge, die man hinten dranhängt. Es gibt super viele Fachbereiche, für die man sich entscheiden kann oder man geht in die Pflegeschule, wird noch Lehrer … also alleine, dass es so viele Möglichkeiten gibt finde ich, macht den Beruf noch mal super attraktiv, einfach.
Moderator: Von allen dreien also deutlich der Daumen hoch. Und ja, gut, dass du das noch mit auf den Weg gibst. Es gibt eben noch zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, man kann sich für die Sicherheit informieren, wie kann man es alles angenehmer machen im Job und ja, was kann ich eigentlich noch machen? Ich will noch mehr, lechzen nach mehr, da geht doch noch was, Fortbildung, Weiterbildung ist hier das Stichwort, Workshops und natürlich auch immer die Lust daran, Neues zu entdecken. Vielen Dank, dass ihr einen inspirierenden Austausch mit mir hier auf der Bühne hattet zum Thema Junge Pflege. Vielleicht verratet ihr nochmal allen euer Alter, dann wissen alle auch ungefähr, wie lange ihr schon dabei am Start seid.
Sarah Pesch: Also ich bin jetzt 22.
Anabel Oest: Ich bin auch 22.
Hilal Kahraman: Ich bin 23.
Moderator: Und das ist euer großer Applaus. Vielen Dank Anabel, Sarah und Hilal. Und auch vielen Dank an euch, dass ihr bei diesem Live-Podcast der BGW hier am Start wart beim „Junge-Pflege“-Kongress beim Deutschen Pflegetag. Wenn ihr die drei wiedersehen wollt, sie werden heute Abend noch ausgezeichnet auf der Bühne und bekommen dann noch mal ganz offiziell auch ihren Preis. Für die nächste Runde des BGW-Nachwuchspreises können sich auch alle Auszubildenden ab Januar 2025 wieder bewerben. Also, das empfehle ich euch ganz doll und dann sehen wir uns vielleicht dann schon bald auf dieser Bühne und dann können wir über eure großen Innovationen für die Pflege sprechen. Alle Infos für die Bewerbungsunterlagen findet ihr auf der Webseite der BGW www.bgw-online.de. Einfach mal auch den Podcast Herzschlag – für ein gesundes Berufsleben auf eurer Lieblings Podcast-App abonnieren, dann könnt ihr keine Folge verpassen. Es gibt über 80 Podcastfolgen mittlerweile und da haben wir ganz viele zum Thema Pflege, Haut, Rücken, psychische Probleme, ja, wir haben auch über das Thema Rassismus geredet. Körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, ganz viel, was eben euch betrifft, werdet ihr dort in dem Podcast hören. Ja, dann freue ich mich, dass ihr wieder einschaltet. Und vielleicht sehen wir uns hier noch beim Pflegekongress und dann viel Freude und nehmt viel mit. Dankeschön.
Podcast Outro
Interviewgäste
Gewinnerteam des BGW-Nachwuchspreises 2023
Anabel Oest, Sarah Pesch und Hilal Kahraman
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