Gefahrstoffexposition bei Saunaaufgüssen Abschlussbericht
Saunaaufgüsse mit aromatisierten Aufgusswässern werden als Event in vielen gewerblichen Saunabetrieben angeboten und finden großes Interesse bei den Saunagästen. Die Saunabetriebe können aus einer Vielzahl von künstlichen und natürlichen Aromen in Aufgussmitteln auswählen, die dem Aufgusswasser beigemischt werden. Wie steht es aber um die chemische Belastung der Beschäftigten, die diese Aufgüsse durchführen?
Dieser Frage stellte sich die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), nachdem von einer Sauna gesundheitliche Beschwerden beim Personal gemeldet wurden. Es gab die Vermutung, dass Zersetzungs- und Oxidationsprodukte der Aufgussmittel eine Ursache dieser Beschwerden sein können, da hohe Temperaturen an den Saunaöfen im Spiel sind. Die BGW und das Sachgebiet Bäder der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) griffen das Thema auf und veranlassten Laboruntersuchungen im Institut für Arbeitsschutz (IFA). Der Messtechnische Dienst der BGW führte Arbeitsplatzmessungen in Saunen durch, unterstützt durch die Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro und Medien (BGETEM). Die Laboruntersuchungen zeigten, dass bei Temperaturen ab ca. 200°C aus den Aufgussmitteln diverse Pyrolyse- und Oxidationsprodukte entstehen. Formaldehyd wurde als wesentlicher, arbeitsplatzbezogener Stoff identifiziert, da er einen niedrigen Arbeitsplatzgrenzwert (0,37 mg/m3) sowie krebserzeugende und hautsensibilisierende Eigenschaften hat. Zudem besteht der Verdacht auf erbgutschädigende Wirkungen. Die Arbeitsplatzmessungen zeigten, dass Formaldehyd als Grundbelastung in den Saunaräumen vorhanden ist. Die verbauten Materialien, zum Beispiel die Hölzer, sind vermutlich die Ursache. Die Aufgüsse verursachen zusätzlich Formaldehydemissionen durch den Kontakt des aromatisierten Aufgusswassers mit den heißen Oberflächen des Saunaofens. Wurden bestimmte Rahmenbedingungen wie die Dosierempfehlungen der Hersteller und die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen zum Ausbringen der Aufgusswässer beachtet, konnten die Arbeitsplatzgrenzwerte für Formaldehyd eingehalten werden. Überdosierungen und schnelle Aufgüsse sowie Ofenkonstruktionen, bei denen das Aufgusswasser sehr heiße Oberflächen (bis 450°C) erreichen konnte, wurden als Ursache für höhere Formaldehydkonzentrationen ermittelt.
Der vorliegende Abschlussbericht erläutert die Details der Untersuchung und steht als Download zur Verfügung.
Des Weiteren wurde zu diesem Thema ein Beitrag veröffentlicht unter:
W. Wegscheider, B. Heinrich, A. Albrecht, H. Assenmacher, D. Fendler, H. Kübler, G. Naujoks, B. Scheibner. Saunaaufgüsse: Thermische Reaktionsprodukte und (Formaldehyd-)Exposition. Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 77 (2017), Nr. 7/8, S. 332 - 341 des Springer-VDI-Verlages (www.gefahrstoffe.de). Dieser steht als Download auf den Seiten der DGUV zur Verfügung.