Gefahrstoffe in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege - Rückblick und Standortbestimmung Generationenwechsel
Vor ca. 35 Jahren, im Jahr 1986, trat die "Verordnung über gefährliche Stoffe (Gefahrstoffverordnung – GefStoffV)" in Kraft. Die Umsetzung der dort formulierten Anforderungen an die Betriebe bedurfte vieler Expertinnen und Experten und teils kontroverser Diskussionen zwischen den Arbeitsschutzinstitutionen, den Betrieben sowie den Beschäftigten und ihren betrieblichen Vertretern. Die Umsetzung hat Mühe gemacht und war mit viel Schweiß verbunden.
Nun ist seit 1986 fast ein ganzes Arbeitsleben vergangen und viele Fachleute, die mit der Arbeit an gefahrstoffbezogenen Gefährdungsbeurteilungen eng verbunden waren, sind inzwischen im Ruhestand oder stehen kurz davor. Auch die Leitung des Bereiches Gefahrstoffe und Toxikologie der BGW ist davon betroffen. Dies war der Anlass, einen Rückblick auf die Arbeit, die Mühen und Erfolge der zurückliegenden Jahrzehnte des Gefahrstoffteams der BGW zu verfassen.
Erst mit dem Inkrafttreten der GefStoffV wurden der Gesundheitsdienst und der öffentliche Dienst in den Geltungsbereich des dort regulierten Gefahrstoffmanagements eingebunden. Darum war es für die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und ihre Mitgliedsunternehmen eine besondere Herausforderung, die Verpflichtungen aus der GefStoffV aufzugreifen, die Betriebe und die Beschäftigten zu informieren, Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und Branchenhilfen zu erarbeiten. Der Beitrag „Gefahrstoffe in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege – Rückblick und Standortbestimmung“ versucht daher einen Rückblick auf die gefahrstoffbezogene Arbeit bei der BGW. Ebenso versucht er eine aktuelle Standortbestimmung und einen Ausblick auf zukünftige gefahrstoffbezogene Arbeitsfelder der BGW, die von einer nächsten Generation von Fachleuten angegangen werden sollten.
Lag der Fokus der Arbeiten in den ersten Jahren nach dem Inkrafttreten der GefStoffV noch auf der Installation einer sinnvollen Gefahrstoffverwaltung in den Betrieben des Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege, so wurden die Themen in den 1990er Jahren vielfältiger und anspruchsvoller. Viele neue TRGS entstanden, Messprojekte sammelten Messinformationen zu luftgetragenen Gefahrstoffbelastungen an Arbeitsplätzen des Gesundheitsdienstes, es entstanden fundierte Branchenempfehlungen. Die Zahl der Hauterkrankungsmeldungen (BK 5101) je 1.000 Versicherter im Friseurhandwerk ging nach einem Maximum Anfang der 1990er Jahre bis heute deutlich, d.h. um ca. 90 Prozent zurück. Die Zahl der BK-Verdachtsmeldungen/1.000 Vers. erreichte 2019 bei der BGW mit 1,38 ein Minimum.
Trotz vieler schöner und ermutigender Erfolge in der Gefahrstoffprävention sind manche Probleme noch nicht gelöst: Tätigkeiten mit Friseurkosmetika und Desinfektionsmitteln, oftmals verbunden mit langzeitiger Feuchtarbeit, werden heute immer noch mit einer Vielzahl von Hauterkrankungen in Verbindung gebracht. Und der sichere Umgang mit Formaldehyd, einem Stoff, der schon seit Jahrzehnten aufgrund seiner vielfältigen negativen Gefahrstoffeigenschaften in der Kritik steht, ist auch heute immer noch nicht an allen Arbeitsplätzen möglich. Es wird also noch genug Arbeit für die nächste Generation an Gefahrstoff-Expertinnen und –experten geben.
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Der Beitrag wurde veröffentlicht unter:
- Eickmann, U. Gefahrstoffe in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege - Rückblick und Standortbestimmung. Gefahrstoffe- Reinhaltung der Luft 80 (2020) Nr. 11-12, S. 437-451 des Springer-VDI-Verlages (www.gefahrstoffe.de).