Gefahrstoffe Schäden und Beeinträchtigung der Gesundheit werden vermieden
Ob im Labor, in der Rezeptur oder im Lager: Die Apothekenmitarbeiter und -mitarbeiterinnen kommen täglich mit potenziell gefährlichen Stoffen in Kontakt, die die Gesundheit schädigen können.
Gefahrstoffe in Apotheken sind zum Beispiel:
- Arzneimittel
- Ausgangsstoffe für Rezepturen
- Entzündbare Flüssigkeiten und Gase
- Laborchemikalien
- Desinfektions- und Reinigungsmittel
Die möglichen gesundheitsschädlichen Wirkungen reichen von sensibilisierend, reizend und ätzend bis giftig und krebserregend.
Bei der Zubereitung von Rezepturen, bei der Prüfung von Ausgangssubstanzen oder beim Umfüllen von Flüssigkeiten aus Großgebinden lässt sich die Freisetzung von Gefahrstoffen nicht immer verhindern. Diese können durch Hautkontakt, die Atemwege oder durch Verschlucken auf den Körper einwirken. Dauer und Ausmaß der Exposition müssen so gering wie möglich gehalten werden. Dies gilt vor allem für Wirkstoffe, die giftig sind oder fruchtschädigend, erbgutverändernd oder krebserzeugend wirken. Dazu gehören unter anderem Antibiotika, Anabolika und Steinkohlenteerdestillate.
Gefahrstoffe können auch beim Umgang mit ungefährlichen Substanzen entstehen: Beispielsweise, wenn beim Mischen verschiedener Substanzen ätzende Reaktionsprodukte oder gefährliche Gase entstehen.
Gefahrstoffe richtig lagern
Bei der Lagerung von Gefahrstoffen müssen die stoffspezifischen Gesundheitsgefahren berücksichtigt werden. Sie kommen bei einer unbeabsichtigten Freisetzung unmittelbar zum Tragen. Lagerbehältnisse müssen regelmäßig einer Sichtprüfung auf Beschädigungen unterzogen werden. Für einige Gefahrstoffe empfiehlt es sich Bindemittel wie Sand oder Katzenstreu bereitzuhalten. Bei gefährlichen flüssigen Gefahrstoffen muss mit Auffangwannen oder ähnlichen Maßnahmen verhindert werden, dass sie bei der Lagerung ungehindert auslaufen können.
Brand- und Explosionsgefahren
Einige Rezepturausgangsstoffe und Chemikalien, aber auch Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind entzündbar oder leicht entzündbar. Dämpfe können mit der Luft ein explosives Gemisch bilden, das heißt eine explosionsfähige Atmosphäre erzeugen. Hier müssen Maßnahmen zum Brand- und Explosionsschutz getroffen werden. Da Gase brennbarer Flüssigkeiten meist schwerer als Luft sind, ist vor allem der Bereich unterhalb der Arbeitsplatte ist besonders gefährdet und muss daher frei von automatisch schaltenden Zündquellen sein (Boiler, Durchlauferhitzer etc.).
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Gefahrstoffe erfassen
Neben den Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Gefahrstoffen in den Arbeitsbereichen müssen auf betrieblicher Ebene die Rahmenbedingungen geschaffen und Verantwortlichkeiten festgelegt werden.
Sie sind verpflichtet, ein Gefahrstoffverzeichnis mit allen potenziell gefährlichen Arbeitsstoffen im Betrieb zu führen. Ebenfalls müssen für den Umgang mit Gefahrstoffen Betriebsanweisungen erstellt werden, in denen angemessene Vorsichtsmaßnahmen festgelegt sind und anhand derer Sie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterweisen.
Orientieren Sie sich bei der Gefährdungsermittlung von Rezepturausgangsstoffen und Laborchemikalien, entzündbaren Flüssigkeiten und Gasen an den Sicherheitsdatenblättern. Hier finden Sie unter anderem Angaben über notwendige Schutzmaßnahmen bei Lagerung, Handhabung, Transport und Entsorgung.
Medikamente
Fertigarzneimittel sind nicht mit Gefahrensymbolen gekennzeichnet. Auch Sicherheitsdatenblätter sind nicht vorhanden. Stattdessen finden Sie Hinweise auf mögliche Gefährdungen, wie zum Beispiel Sensibilisierungen, und Schutzmaßnahmen, oft nur in Datenbanken.
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Substitution: Ungefährlichere Alternativen prüfen
Prüfen Sie, ob sich gefährdende Arbeitsstoffe und -verfahren durch ungefährliche ersetzen lassen. Beispielsweise können die Arbeitsflächen im Labor statt mit einer Sprühdesinfektion mit einer Wischdesinfektion gereinigt werden. In der Rezeptur haben sich geschlossene Systeme – die sogenannten No-Touch-Techniken – oder die Verwendung von Stammverreibungen bzw. Stammlösungen bewährt. Sie verhindern, dass beim Anmischen der Arbeitsstoffe gesundheitsgefährdende Stäube frei werden.
Beispiele für Maßnahmen zur Risikoreduzierung
- Verantwortlichkeiten und Verantwortliche festlegen
- Gefahrstoffverzeichnis führen
- Sicherheitsdatenblätter der Hersteller oder Lieferanten verfügbar halten
- Betriebsanweisungen erstellen und Unterweisungen durchführen
- Regelmäßige Substitutionsprüfungen veranlassen
- Gegebenenfalls Explosionsschutzdokument führen
- Geschlossene Systeme zum Anmischen verwenden
- Zum Schutz vor Aerosolen und Stäuben unter dem Abzug arbeiten – notfalls Staubfiltermasken tragen
- Zum Schutz vor einer dermalen Gefährdung geeignete Schutzhandschuhe verwenden
- Gefahrstoffe nur in gekennzeichneten und nicht verwechselbaren Gebinden aufbewahren
- Gefahrstoffe nur in geeigneten Lagerräumen lagern und Zusammenlagerungsverbote beachten
- Betriebliche Logistik so organisieren, dass an den Arbeitsplätzen nicht mehr als der Tages- oder Schichtbedarf aufbewahrt wird
- Gefahrstoffe nicht mit Lebensmitteln zusammen lagern
- Arzneimittel und Lebensmittel nicht zusammen in demselben Kühlschrank aufbewahren
- Für Rezepturen verwendete Gefäße und Hilfsmittel nur mit Schutzhandschuhen und getrennt von anderem Geschirr reinigen
- Für kritische Stoffe möglichst Stammlösungen beziehungsweise Stammverreibungen verwenden
- Eventuell Bindemittel für die Aufnahme von freigesetzten Gefahrstoffen bereithalten
- Lagerbehälter für flüssige Gefahrstoffe in einer Aufwangwanne lagern, oder auf andere Art sicherstellen, dass flüssige Gefahrstoffe ungehindert auslaufen können
- Bei explosiven Gefahrstoffen, die phlegmatisiert gelagert werden müssen, regelmäßig Wasserstand kontrollieren
- Lagerbehälter einer regelmäßigen Sichtprüfung unterziehen
- Flüssiggasflaschen und Gaskartuschen gegen Umfallen sichern und regelmäßig auf Beschädigungen kontrollieren