Fit fürs Examen Die Schülerstation im BG Klinikum Hamburg
Zwei Wochen alleinverantwortlich die Pflege auf einer gesamten Station übernehmen: Dieser besonderen Herausforderung stellen sich jedes Jahr die Schülerinnen und Schüler im dritten Ausbildungsjahr zum Gesundheits- und Krankenpfleger im BG Klinikum Hamburg. Auf der "Schülerstation" übernehmen die Nachwuchskräfte für zwei Wochen alle pflegerischen sowie organisatorischen Aufgaben. Bei Bedarf stehen jederzeit erfahrene Pflegefachkräfte mit Rat und Tat zur Seite. In diesem Jahr startete das Projekt Mitte September. Damit der Stationsalltag möglichst reibungslos organisiert werden konnte, begannen die Vorbereitungen der Schülerinnen und Schüler jedoch schon Wochen davor. Hier berichten sie über ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf der "Schülerstation" und wie sie den Lehrenden sowie ihren Kollegen und Kolleginnen zeigen konnten, was Auszubildende alles in Eigenregie erreichen können.
Gute Pflege muss vorbereitet werden
Zu Beginn der Vorbereitungen für die "Schülerstation" haben wir zunächst eingeteilt, wer für die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche zuständig ist. Vier Auszubildende übernahmen als Stationsleitung die Dienstplanung, eine war zuständig für verschiedene Patientenaktivitäten. Außerdem wurden Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter ernannt, die Schülerinnen und Schüler des ersten Ausbildungsjahres auf unserer Station anleiten würden.
Wichtig war unserer gesamten Ausbildungsgruppe, dass wir mit der "Schülerstation" unser eigenes Pflegeverständnis umsetzen und in den Stationsalltag einbringen können. Das bedeutete vor allem, dass wir uns ganz intensiv mit den Patienten auseinandersetzen wollten. Dank unserer Kursstärke von 19 Schülerinnen und Schüler konnten wir eine sehr gute Besetzung aller Schichten gewährleisten.
Das Projekt "Schülerstation" hat uns zusammengeschweißt
In den ersten Tagen der "Schülerstation" war es für uns zunächst schwierig, das erste Mal alles allein zu organisieren. Von der Pflege und Versorgung der Patienten über die Visiten bis hin zur Organisation der Therapien und der Bestellung von Material – das Team und die Abläufe mussten sich erst einmal einspielen. Uns wurde schnell bewusst, wie viele verschiedene Aufgaben für einen reibungslosen Ablauf auf der Station organisiert und ausgeführt werden müssen und wie viel Verantwortung wir damit trugen.
Unser Zeitmanagement verbesserte sich aber nach der ersten Woche deutlich, wir erlangten mehr Sicherheit im Tagesablauf und entwickelten unsere eigene Routine. Probleme, die uns auffielen, wurden zeitnah angesprochen, damit wir unsere Arbeitsweise anpassen und entsprechend ändern konnten. So konnten wir allen ein angenehmes Arbeiten ermöglichen. Sehr hilfreich war für uns auch die tägliche Nachbesprechung zum Abschluss der Schicht mit unseren Ausbilderinnen und Ausbildern.
Besonders positiv war, dass wir uns gegenseitig jederzeit unterstützt haben. Viele von uns hatten zuvor noch nicht zusammengearbeitet und so mussten wir uns zunächst erst besser kennenlernen und aufeinander einspielen. Diese zwei Wochen "Schülerstation" als Kurs haben uns enorm zusammengeschweißt, weil wir diese Herausforderung gemeinsam gemeistert haben.
Lernende wurden zu Lehrenden
In der zweiten Woche kam die Anleitung der Auszubildenden aus dem ersten Ausbildungsjahr zu unseren Aufgaben auf der "Schülerstation" hinzu. Dazu hatten wir im Vorfeld bereits Praxisanleitende benannt, die die Schülerinnen und Schüler an die Hand nehmen sollten, um ihnen verschiedene Abläufe richtig zeigen zu können. Dabei wollten wir ihnen vor allem zwei Dinge vermitteln. Einerseits sollten sie sich in der Ausbildung die Zeit nehmen, Abläufe und Tätigkeiten richtig zu lernen und sich nichts Falsches anzutrainieren. Andererseits sollten sie lernen, für ihr eigenes Pflegeverständnis einzustehen. Denn zu den essenziellen Aufgaben der Pflege gehört es, auf die Patienten einzugehen, ihre Bedürfnisse zu erkennen, sie in ihrer aktuellen Lebenssituation zu unterstützen, aufzuklären, zu beraten und anzuleiten.
Gründe für die Berufswahl
Was wir den Auszubildenden in der zweiten Woche vermitteln wollten, spiegelt auch gut unsere Gründe für die Wahl unseres Berufs wider. Wir machen eine Ausbildung in der Pflege, weil wir Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleiten, beraten und unterstützen wollen, um ihnen einen möglichst angenehmen Aufenthalt im Krankenhaus zu ermöglichen und vor allem eine gute Genesung zu gewährleisten. Dabei möchten wir die Patienten aufklärend begleiten, damit sie ihre jeweilige Situation akzeptieren und das Bestmögliche daraus machen können. Insgesamt motiviert uns das Bedürfnis, Menschen in schwierigen Situationen durch unsere Tätigkeit helfen zu wollen.
Erfahrungen eines Auszubildenden im ersten Jahr
Mirco hat im August seine Ausbildung zum Pflegefachmann gemäß der neuen generalistischen Pflegeausbildung im BG Klinikum begonnen. Auf der "Schülerstation" wurde er von uns älteren Auszubildenden unterrichtet. Wir haben ihn gefragt, wie er die "Schülerstation" erlebt hat und was ihn bewegt hat, diesen Beruf zu erlernen.
"Wie hast du die "Schülerstation" erlebt?"
Ich habe mich auf die "Schülerstation" gefreut und auch darauf, von den älteren Auszubildenden angeleitet zu werden. Der Umgang miteinander ist anders, als mit den examinierten Fachkräften. Das liegt auch daran, dass man als Schüler untereinander noch mal ganz anders miteinander kommuniziert. Ich habe mich auf jeden Fall direkt wohl gefühlt und wurde super angeleitet, wodurch ich wirklich viel lernen konnte. Die Praxisanleiter des Jahrgangs im dritten Ausbildungsjahr haben einen super Job gemacht.
Ich persönlich freue mich auch schon darauf, das Projekt selbst mit meinem Jahrgang umzusetzen. Ich denke, dass es einfach eine gute Möglichkeit ist, vor dem Examen schon einmal auf eigenen Beinen zu stehen und noch mal einen ganz anderen Einblick in die Praxis zu bekommen. Dabei hat man sicherlich auch einige Herausforderungen zu meistern, aber die nehme ich gerne an.
"
"Weshalb hast du dich für eine Ausbildung in der Pflege entschieden?"
Ich habe mich eigentlich schon immer in einem Beruf gesehen, in dem ich viel mit Menschen zusammenarbeiten kann – aktuell kann ich mir gut vorstellen, in Zukunft in der Kinderkrankenpflege zu arbeiten. Mich begeistert einfach der Gedanke, den Patienten durch meine Arbeit etwas mitgeben und in einer für sie schwierigen Situation weiterhelfen zu können – einerseits durch die pflegerische Arbeit, die man leistet, andererseits aber auch einfach durch das Miteinander auf der Station.