Wie Sport in Werkstätten funktioniert – Livereport aus dem Lebenshilfewerk Apolda #92 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Seid ihr Mitglied in einem Sportverein? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, mehr als 24 Millionen Menschen sind im Verein. Sport ist für die körperliche, aber auch psychische Gesundheit enorm wichtig. Auch für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Doch nur acht Prozent aller Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sind bundesweit Mitglied in einem Sportverein.
Im Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. in Kromsdorf soll der Sport neben dem Arbeitsalltag regelmäßig integriert werden. Wie das ganze aussieht und welche sportlichen Möglichkeiten es gibt? Ralf ist vor Ort und spricht mit Werkstattleiter Kay Günther.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator: Mehr als 24 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied in einem Sportverein. Der wichtigste Grund ist die Gesundheit, laut einer Statista Umfrage. Doch wie sieht das bei Menschen mit geistiger Beeinträchtigung aus? Viele haben immer noch nicht die Möglichkeit im Verein sportlich aktiv zu sein. Nur 8% aller Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sind bundesweit Mitglied in einem Sportverein. Dabei ist Sport für sie mindestens genauso wichtig, für den Körper und den Geist Ich bin Ralph Podszus und ich darf heute das Lebenshilfewerk Weimar Apolda e.V. in Kromsdorf besuchen, mitten in Thüringen, bin ich also in der Nähe von Weimar. Warum Sport in Einrichtungen so wichtig ist und welche Tipps es für andere Werkstätten gibt, das werdet ihr heute erfahren. Schön, dass ihr mit dabei seid. Und ich bin übrigens gerade hier in der Werkstatt. Bei der Werkstatt für Behinderte, also mehr Werkstatt geht gar nicht und ich sehe, hier wird gerade am Tisch gebastelt. Hallo, wer bist du denn?
Denise: Hallo, ich bin Denise, die Logopädin. Ich bin jeden Donnerstag hier und übe mit den Mitarbeitern hier in der Werkstatt. Genau mit Devid und mit Dirk.
Moderator: Wer bist du?
Dirk: Dirk.
Moderator: Aha und du bist?
Devid: Devid.
Moderator: Und was habt ihr jetzt schon schönes geübt? Was machst du gerade?
Dirk: Basteln.
Moderator: Was hast du gebastelt?
Dirk: Eier.
Moderator: Cool. Und du schaust zu mit einem kritischen Blick, ob er richtig gut bastelt oder wie?
Dirk: Nö.
Denise: Der Dirk war ein bisschen schneller und ist schon fertig.
Moderator: Dann viel Freude beim Basteln.
Dirk: Danke.
Moderator: Super, das war's schon. Vielen Dank und weiterhin fröhliches Basteln. Viel Freude, Dankeschön!
Moderator: Ich bin schon gespannt, was es hier alles zu entdecken gibt. Kai Günther ist Gruppenleiter hier im Lebenshilfewerk Weimar Apolda und den such ich jetzt mal hier im großen Gang. Und der Mann mit dem grünen Pulli ist wahrscheinlich Kai Günther. Hallo, grüß dich.
Kai Günther: Ja, Hallo Servus.
Moderator: Ja, schön, dass ich hier sein darf.
Kai Günther: Ja, gerne doch.
Moderator: Da bin ich mal gespannt. Zeig mir doch bitte mal eure Einrichtung.
Kai Günther: Natürlich, folg mir einfach. Wie du schon gesagt hast, befinden wir uns jetzt hier im Gang. Man sieht rechts und links die Umkleideräume, mit den dementsprechenden sanitären Einrichtungen.
Moderator: Ja, da ist ein Kicker - sehr sympathisch. Und noch ein Kicker.
Kai Günther: Momentan sind auch hier Renovierungsarbeiten dran, weil auch in einer Werkstatt, die in die Jahre gekommen ist, ab und zu mal frische Farbe an die Wände muss.
Moderator: Gut, dann schauen wir doch mal weiter, wo geht es als nächstes hin, Kai?
Kai Günther: Als nächstes kommen wir vielleicht in eine große Montagegruppe, die wir gleich mal betreten können, wo sehr viele Teile für eine Filterfabrik produziert werden. Da gibt es große Maschinen drin, da wird mit Reibschweißen, Ultraschweißen, werden da Plastikteile zusammengeschweißt. Genau, und da gibt es sehr viel, was in der Vorproduktion vorbereitet wird und da können wir uns das gerne mal anschauen.
Moderator: Ja, dann gehen wir doch mal rein, oder?
Kai Günther: Dann schauen wir uns das mal an.
Moderator: Hallo guten Tag, Moin.
Kai Günther: So, hier befinden wir uns in dieser großen Montagegruppe. Hier werden Kondome verpackt.
Moderator: Darf ich ganz kurz fragen, wie viele Kondome hast du heute schon gepackt?
Sprecher 1: Keine Ahnung wieviel, also in eine Schachtel kommen 100 rein.
Moderator: Oh hier, hier wird mit einer Mühle gemahlen. Was machst du denn?
Sprecher 2: Gerade. Gerade die Felder.
Moderator: Ah, damit die richtig reinpassen, dann OK und hier?
Sprecher 3: Das selbe.
Moderator: Du filterst auch gerade kannst du kurz erklären, was du da genau machst?
Sprecher 3: Endgraden.
Moderator: Endgraden, also das, dass alles schön ineinandergreifen kann. Du hast so ein schwarzes, rundes Gummiteil in der Hand, und wo wird es dann befestigt?
Sprecher 3: Hier kommt Kleber rein.
Moderator: Und hier gibt es auch einen Merkzettel: Ausblasen, Ausblasen, Ausblasen, Ausblasen. Das steht gleich vier Mal drauf, damit es auch wirklich niemand vergessen kann.
Sprecher 3: Jawohl.
Moderator: Ok, super, dann viel Freude euch.
Sprecher 3: Gleichfalls.
Moderator: Danke.
Moderator: Hier ist der Wochenplankurs an der Wand. Alles schön mit Bildern illustriert, damit man das auch versteht. Müll rausbringen, da sieht man auch wie eine Hand einen Eimer hält, wo so Zeug drin ist. Also auch visuell alles für jeden ganz einfach.
Kai Günther: Ja, der Plan wurde mit unterstützter Kommunikation gemacht, damit die Leute, die nicht lesen können, aufgrund der Piktogramme im Prinzip sehen, wie ist der Tag gestaltet.
Moderator: Und das sind auch die Bilder von denen, die hier arbeiten, mit dabei. Dann weiß man zum Beispiel, dass am Mittwoch Teresa für den Kaffee zuständig ist.
Kai Günther: Jawohl.
Moderator: Super. Hallo, grüß euch, ich bin Ralf. Oh, was machst du denn Schönes? Du hast so viele kleine schwarze Runde Gummiteile in der Hand.
Gabi: Die Masse, die vorstecken und dann musst du die pressen, für AT drüben. Für die Filter.
Moderator: Was kommt denn da am Ende raus? Was wird hier hergestellt, Kai?
Kai Günter: Also die Gabi macht jetzt eine Vorarbeit für die Filterfabrik und im Endeffekt sind das Hydraulikfilter für die verschiedensten Fahrzeuge, die dann drüben in der Fabrik zusammengeklebt werden, mit Filtermedien versehen werden und deswegen ist hier halt auch eine sehr präzise Arbeit nötig.
Moderator: Und was sind das dann für Fahrzeuge, Gabelstapler, ganz normale Autos?
Kai Günter: Lkws, in der verschiedenste Größe.
Moderator: Also ohne diese Nupsies würde so ein Auto sich gar nicht bewegen?
Kai Günter: Ja.
Moderator: Hier sind ganz viele sanitäre Anlagen, also hier sind in diesem Falle sehr viele BDs die hier stehen. Oder ne, das sind Toiletten.
Kai Günter: Das sind richtige Toiletten.
Moderator: Was passiert mit denen?
Kai Günter: Die werden auch verpackt. Auch diese bekommen wir als Rohware mit Zubehör und unsere Aufgabe besteht darin, die Umkartons wieder zu fertigen, beziehungsweise zusammenzutackern und die Toiletten samt Zubehör zu verpacken.
Moderator: So, jetzt haben wir schon mitbekommen, hier werden Kondome eingepackt, hier werden irgendwelche Gerätschaften für Autos vorbereitet. Jetzt sind hier Toiletten. Das ist also ein sehr vielseitiges Geschäft in der Werkstatt für Behinderte, also die unterschiedlichsten Arbeiten fallen hier durchaus an. Das heißt, auch viele Betriebe, Unternehmen greifen auf euch zurück und brauchen dann dementsprechend eure Hilfe. Dass sind jetzt keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, sondern das sind ja alles sinnvolle Tätigkeiten. Die dann eben auch die Unternehmen benötigen.
Kai Günther: Das ist richtig. Die Gedanken, dass in einer Behindertenwerkstatt nur Kugelschreiber zusammengeschraubt werden, die kann man definitiv in die Schublade legen. Hier werden hochwertige Produkte hergestellt und verpackt und wir sind eine große Stütze für unsere Partnerbetriebe.
Moderator: Klasse so, hier sind noch ganz viele Kartons, die hast du eben freundlicherweise zur Seite geschoben, weil es ist noch jemand mit seinem Rollator hier reingekommen. Vielen Dank dafür.
Gabi: Bitte.
Moderator: Dann gehen wir doch mal jetzt weiter in den nächsten. Wo geht es jetzt hin, Kai?
Kai Günther: Ja, wie ich würde sagen, wir gehen dann gleich mal in den Nachbarraum. Da werden für eine Elektrofirma aus Weimar Kabelbäume zusammengesteckt und wir können uns das gerne mal anschauen.
Moderator: Sehr schön. Dann sage ich erstmal vielen Dank, du bist hier der Aufseher, oder?
Sprecher 4: Ich bin einfach nur ein normaler Mitarbeiter, der das kontrolliert.
Moderator: Ach so, ach, das ist ja ein cooler Job. Das heißt, du stehst nur rum und schaust den anderen auf die Füße.
Sprecher 4: Nein, ich mach schon mit.
Moderator: Ich hab dich noch nicht einmal arbeiten sehen, seitdem ich in diesem Raum bin.
Sprecher 4: Ja, ich wollte dich beobachten.
Moderator: Ok, so ab in den nächsten Raum.
Kai Günther: Also, er macht zum Beispiel das Tackern. Das wird hier reingetackert und das ist halt mit Druckluftfisch ist recht laut.
Moderator: Verstehe, du musst natürlich erst warten, bis die ganzen Toiletten eingepackt sind und dann kannst du erst tackern.
Sprecher 4: Ne, ich muss tatsächlich erst warten, bis sie jetzt den Karton hier zugeklebt hat. Und dann muss ich die Toiletten da reinheben.
Moderator: Ok, ja dann, dann klebt doch eigentlich mal den Karton zu jetzt hier.
Gabi: Ich hab keine Lust.
Moderator: Ja, versteh ich doch auch. Euch viel Freude, Tschüss!
Kai Günther: Das ist die Gabi, die wir nachher zu dem Klettern dann noch mit interviewen können.
Moderator: Jetzt geht's in den nächsten Raum. Genau, aber spätestens jetzt habe ich mich auch schon verirrt. Ich wäre schon wieder völlig lost ohne dich tatsächlich.
Kai Günther: So, und hier befinden wir uns in der nächsten Montagegruppe, wo wir für unsere Elektrofirma Kabelbäume zusammenstecken.
Moderator: Wie lange arbeitest du hier schon im Lebenshilfewerk Weimar Apolda e.V. also das wirkt ja so, als wenn du hier schon zum Inventar dazugehörst Kai.
Kai Günther: Das kann man wirklich so sagen, weil ich bin seit Juli 1996 bei der Lebenshilfe.
Moderator: Wow, und das sieht man ja gar nicht an Kai. Also man kann sagen, Arbeit mit Behinderten hält auf jeden Fall jung. Was sind denn deine Aufgaben hier?
Kai Günther: Meine Aufgabe ist es, die individuelle Begleitung der Menschen hier in der Werkstatt in ihrem Arbeitsalltag sicherzustellen und zu unterstützen.
Moderator: Was liebst du besonders an deinem Job? Man merkte, du kommst überall rein und die verschiedenen Arbeitsgruppen und wirst auch gleich freudig so aufgenommen. Also du bist so der direkte Draht zu allen, oder wie?
Kai Günther: Ja, ich habe denke ich mal einen sehr guten Stand hier in der Werkstatt und was ich sehr mag, ist im Prinzip, die individuellen Charaktere so zu unterstützen, wie es möglich ist, wie es nötig ist.
Moderator: Guter Draht ist auch das Stichwort. Ich sehe hier ganz viele Drähte. Was machst du denn damit?
Sprecherin: Ich stecke eine Hochklemme und von PE bis zum 3, stecke ich die Kabel hinein.
Moderator: Und was wird dann mit den Kabeln gemacht danach?
Sprecherin: Das geht in die Firma zurück, und das wird dann dort wieder in die Lampen mit eingebaut, in die Industrielampen.
Moderator: Ah, also ohne eure Kabel könnte man dann keine Lampen anmachen.
Sprecherin: Nein, das ist Firma Stahl, die bauen da Industrielampen draus. Ich hab aber gerade das kürzere Kabel, dann gibt es auch noch so, die sind fast so lang wie mein Tisch ist, das sind die langen Kabel.
Moderator: Ja, und dann sehe ich ja auch hier sind durchaus auch längere Kabel am Start, zum Beispiel an diesem Tisch. Oh ja, ihr habt ja richtig viele Kabel, was machst du da jetzt gerade ganz konzentriert?
Sprecher: Was?
Moderator: Dann kommen die Kabel in das Loch und was passiert dann?
Sprecher: Dann werden sie geschnitten.
Moderator: Und dann werden sie geschnitten. Super. Also erstmal werden sie hier dieses Gerät da gepackt. Was ist das für ein Gerät? Da kommen die ganzen Kabel rein, in so Löcher.
Kai Günther: Ja, das ist wirklich eine Kabelklemme.
Moderator: Ja, und dann werden sie da schließlich reingeklemmt. Alle Kabel – 4, 5 Kabel sind das.
Kai Günther: Es war Endeffekt eine Verbindung zwischen 2 Kabelklemmen. Die mit Hilfe der Kabel verbunden werden. Und da ist es eben sehr wichtig, dass die Kabel dementsprechend auch genau sortiert und in die richtige Position eingesteckt werden.
Moderator: Wie lange dauert das immer so ganze Arbeitsvorgänge zu erklären, bis jeder und jede genau weiß, das hier ist zu tun.
Kai Günther: Das ist sehr unterschiedlich. Es kommt sehr auf die Arbeiten darauf an, wie wir schon gesehen haben, haben wir sehr viele verschiedene Arbeiten bei uns in der Werkstatt. Bei dieser Arbeit ist das Problem, dass es eine unterschiedliche Anzahl von Klemmen gibt. Also wir sehen jetzt hier hinten zum Beispiel in der Ecke, es gibt die sogenannten Fünfersteine, wo nur fünf verschiedene Klemmen drinnen sind. Und normalerweise gibt es dann hier auch noch eine Sorte, die mit Sechser Steinen bestückt sind, wo dann halt sechs Kabel reinkommen und je nachdem welche Sorte gewünscht wird, wird die dann hier fertig gestellt.
Moderator: Und hier stehen überall die Kisten, wo sie reinkommen und vor diesen Kisten sind große Bilder, wo auch dann ganz groß steht „Fünfer“, „Sechser“. Man kann das auch alles genau auf den Bildern eben sehen, was wo reinkommt, also alles genau sortiert, sehr interessant. Hier kann man wirklich sehr viel entdecken. Kai, heute liegt der Fokus vor allem auf dem Thema Sport in Werkstätten. Was bietet ihr denn hier an?
Kai Günther: Hier bei uns in der Werkstatt sind die Möglichkeiten natürlich etwas eingeschränkt. Wir haben jetzt keine Turnhalle, die wir vorhalten können, so dass wir im Prinzip auf das, was in der Werkstatt möglich ist, uns beschränken müssen. Wir haben vorne im Gang schon gesehen, dass wir Kicker Automaten haben. Viele Gruppen haben auch Dartscheiben aufgehangen, wo man sich beschäftigen kann. Wenn es die Temperaturen zulassen, haben wir ein großes Außengelände, auf welchem wir Freizeitsportliche Aktivitäten durchführen können, wie zum Beispiel Federball spielen, Fußball spielen, Frisbee spielen. All solche Sachen, die man auch in einem Park machen kann, aber da haben wir die Möglichkeit, das hier anzubieten. Schräg gegenüber befindet sich ein Rehazentrum, da kann man, wenn man das Rezept dafür hat, auch an Reha Sport teilnehmen, was wir auch unterstützen.
Moderator: Genau, und mir wurde geflüstert, es gibt hier auch eine Kletterwand. Hast du schon mal die Kletterwand gesehen?
Silvio: Ne.
Moderator: Also hier wurde die Kletterwand schonmal vorenthalten Kai, was läuft da schief?
Kai Günther: Da läuft eigentlich nichts schief, weil der Silvio, den du gerade befragt hast. Nicht beim Klettern mit dabei ist, das ist richtig. Wir klettern allerdings in vier Kilometer Entfernung. Das heißt, wir müssen, um an diesem Training dran teilzunehmen, jedes Mal mit dem Auto unsere Mitarbeitenden zu der Kletterwand, zu dem Kletterverein, fahren, um dort regelmäßig zu trainieren.
Moderator: Und das ist ja total cool, weil nicht jede Werkstatt für Behinderte hat eine Kletterwand.
Kai Günther: Das ist richtig, das ist auch nicht bei uns der Fall, sondern wir sind mit dem Deutschen Alpenverein in Kontakt getreten aufgrund eines Schnuppertages, den er angeboten hat. An diesem haben wir teilgenommen und daraus ist ein regelmäßiges Training entstanden.
Moderator: Das ist ja aber das coole dabei, dass ihr das eben organisiert. Das ist also möglich ist, verschiedene Sportangebote wahrzunehmen. Dann ist das vier Kilometer entfernt, man muss mit dem Bus dahin fahren, das ist ja auch alles organisatorisch nicht ganz so einfach, weil so ein Einsteigen in den Bus kann eben auch schon mal ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, weil jeder und jede andere dementsprechend eingeschränkt ist. Aber ihr macht das eben, damit die Menschen, die Mitarbeitenden hier Sport genießen können.
Kai Günther: Das ist richtig. Es ist ein sehr großes logistisches Problem, was wir jede Woche mehr oder weniger lösen müssen. Und es ist natürlich auch ein personelles Problem.
Moderator: Liebe Grüße auch an den Alpenverein, mit dem bin ich damals mal beim Hamburger Uhrenturm am Hauptbahnhof hochgeklettert, bei einer Aktion. Das ging da wirklich hoch hinaus an diesem denkmalgeschützten Gebäude. Ich glaube, seitdem darf man es auch nicht mehr machen, weil da bröselte so ein bisschen was ab, aber liebe Grüße dahin. Und natürlich Kletterwand kenne ich hier auch vom BGW Podcast, denn ich war bei den Special Olympics in Berlin dabei. Da bin ich selbst hochgeklettert mit Einschränkung. Mein Arm war hinten nämlich an meinem Rücken festgemacht und ich musste dann da einarmig hoch, damit ich eben auch mal erfahre, wie das geht und welche Herausforderungen es ist. Ja, wie mir das so gelungen ist, das könnt ihr euch gerne mal in Folge 73 nochmal anhören: Sport und Kunst mit Handicap. Wie wichtig ist denn jetzt Sport in den Werkstätten? Hier wird ja körperlich gearbeitet, also das heißt, man bewegt sich durchaus schon, aber Sport ist insgesamt ja wichtig, wie man wissenschaftlich weiß, für den Kopf und den Körper.
Kai Günther: Und wie du schon gesagt hast, viele Arbeiten die hier getätigt werden, sind leider Gottes auch im Sitzen auszuführen, so dass die sportliche Betätigung leider auf der Strecke bleibt. Wir wissen natürlich, dass Sport gesund hält und deswegen ist es sehr wichtig, dass die Möglichkeit geschaffen wird, auch in den Werkstätten, dass in einem gewissen Alltag mit einzubauen.
Moderator: Vor welchen Herausforderungen steht ihr jetzt in den Werkstätten, um regelmäßig den Sport ausüben zu können? Also was kann noch verbessert werden?
Kai Günther: Zum Ersten haben wir natürlich die personelle Abdeckung. Jedes Mal, wenn wir irgendwo hinfahren, um Sport zu machen, dann muss man natürlich auch jemanden haben, der unsere Mitarbeitenden betreut, begleitet und auch Hilfestellung gibt. Das zweite ist natürlich der zeitliche Aspekt, kann man jemanden abstellen, der das in der Zeit auch betreut? Und als nächstes: Wer bietet überhaupt Sport an für Menschen mit Beeinträchtigungen?
Moderator: Wo unterstützt jetzt hier konkret die BGW?
Kai Günther: Ja, die BGW ist natürlich ein großer Rückhalt für eine Werkstatt, in welcher auch viel Sport getrieben wird. Die Gesundheit in Betrieben ist natürlich ein großer Punkt, in welchem die BGW einen unterstützt, ob das online ist oder ob es Präventionsmaßnahmen vor Ort sind und natürlich ist man auch sehr sicher, wenn man weiß, dass der Versicherungsschutz ohne Probleme gewährleistet ist.
Moderator: Welches Feedback bekommt ihr von den Sportlerinnen und Sportlern?
Kai Günther: Nun, ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass seit drei Jahren wir das Klettern regelmäßig machen, ich nur positives Feedback bekommen habe, auch wenn nach einzelnen Trainingseinheiten natürlich der Muskelkater schon sehr schmerzhaft war. Aber ansonsten die Entwicklung, die sich in den Zeitraum eingestellt haben bzw. sichtbar sind, die sind enorm und das merken auch die Mitarbeiter.
Moderator: Sehr diszipliniert und sehr konzentriert wird hier gearbeitet. Unterhaltet ihr euch gar nicht untereinander während eurer Arbeit?
Sprecher 7: Doch machen wir aber sonst arbeiten wir immer selbstständig.
Moderator: Jetzt komme ich hier einfach rein mit dem Mikrofon und so. Dann ist es schon ein bisschen komisch auf einmal. Aber lasst euch nicht von mir stören bitte.
Sprecher 7: Nein, nein, alles gut.
Moderator: Ihr macht das auch sehr gut. Also ich schaue hier sehr gerne zu, jeder und jeder ist komplett fokussiert auf die eigene Arbeit und nur im Gesamten funktioniert es dann ja.
Sprecher 7: Ja. Ganz genau. Wir halten zusammen. Wir sind ein Team und dann arbeiten wir.
Moderator: Kai, jetzt möchte ich natürlich auch mal einen Sportler oder eine Sportlerin hören, die eben bei diesen ganzen Aktivitäten teilnimmt. Wo kann ich da jemanden treffen?
Kai Günther: Das ist ganz einfach. Dann gehen wir zu mir wieder in die Gruppe zurück und da befindet sich Gabi, die heute hier ist, und die kannst du gerne interviewen.
Moderator: Vielen Dank euch und viel Freude!
Gruppe: Dankeschön!
Moderator: Kai, wo ist denn hier Gabi?
Kai Günther: Die sitzt hier hinten an der Kniehebelpresse und macht gerade die Kleinteile für einen Filterfabrik in der Nähe von unserer Werkstatt.
Moderator: Kleinteile für die Kniehebelpresse. Das ist ja auch nicht so einfach auszusprechen und ich bewundere das, was du da tust, weil das ist alles so technische Arbeit, die ich zum Beispiel nicht kann. Hallo Gabi.
Gabi: Hallo.
Moderator: Seit wann bist du hier Sportlerin?
Gabi: Seit drei Jahren.
Moderator: Das ist schon eine ziemliche Zeit. Was macht dir da am meisten Spaß?
Gabi: Das Klettern, die Technik und die Übungen, die man braucht für die Wand.
Moderator: Also du bist vor allem an der Kletterwand sportlich aktiv. Bei der Kletterwand, wie oft bist du da? Und wie war das, als du das erste Mal vor dieser großen Kletterwand standest? Da muss man sich ja auch schon so ein bisschen überwinden da erst mal hochzuklettern, oder?
Gabi: Also das erste Mal wo ich davor war, da hatte ich schon ein bisschen Panik. Aber dadurch, wo ich klettern gehe, habe ich meine Angst überwunden. Also die Höhe und so. Also ich gehe einmal in der Woche zum Klettern.
Moderator: Und dann gibt es da ja so gelbe, grüne, rote Dinger, wo man sich so hochhangelt. Was ist da so das Schwere, was ist das einfache und machst du mittlerweile nur noch das Schwere?
Gabi: Also es gibt verschiedene Arten von Stufen.
Moderator: Das Wort fiel mir eben nicht ein, Stufen genau.
Gabi: Es geht mit der drei los und geht bis so zehn plus.
Moderator: Wie wichtig ist dir der Sport, also, was ist das Schönste an diesem Sport für dich zum Beispiel?
Gabi: Also das schönste am Sport ist, dass du dich fit hältst und, dass es Spaß macht.
Moderator: Bitte beschreib mir nochmal wie du es findest mit anderen Menschen zusammen Sport zu machen, weil das machst du ja nicht alleine an der Kletterwand. Das ist ja ein Teamsport.
Gabi: Also es war erstmal schwer mit den anderen das zu machen. Also es sichert einer, da steht noch einer daneben und passt auf, dass nicht irgendwas verkehrt läuft.
Moderator: Und wie ist es dann mit den verschiedenen Menschen da vor Ort zusammen zu sein? Jeder hat auch ein anderes Handicap.
Gabi: Also es hat jeder verschiedene Handicaps, das stimmt schon. Jeder ist nicht gleich drauf am Tag, man muss sich absprechen und das Zusammenhalten muss da sein. Und dann ist es zum Teil einfach und wir haben halt alle gemeinsam Spaß.
Moderator: Vielen Dank, Gabi.
Gabi: Bitteschön.
Moderator: Wie sich Bewegung und Sport im Arbeitsalltag umsetzen lassen, ja, das zeigt der neue Leitfaden. Die gesunde und sportliche Werkstatt gemeinsam mit SUD und der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen hat die BGW den veröffentlicht. Den Link dazu, den findet ihr in den Show Notes dieser Podcast Folge. Kai, Was hast du jetzt für Tipps für Werkstätten in Bezug auf sportliche Aktivitäten bei mancher Werkstatt für Behinderte gibt es überhaupt gar keinen Sport. Was sind so deine Vorschläge, was kann man hier verbessern?
Kai Günther: Ich kann nur den Tipp geben, probiert es aus, sucht euch engagierte Mitarbeiter, seht zu, dass ihr Vereine findet, die euch unterstützen und dann macht es. Dazu ist es natürlich wichtig, dass die Träger, die Werkstätten, einen dabei unterstützen und gerade in der heutigen Zeit ist der finanzielle Aspekt natürlich auch ausschlaggebend dafür. Deswegen sucht euch Sponsoren, seht zu was kann man mit den eigenen Mitteln auf die Beine stellen? Einfache Sachen wie Federball, Frisbee, Dart, auch das ist schon eine kleine sportliche Aktivität, die in jeder Werkstatt eigentlich angeboten werden könnte. Und daraus können sich natürlich dann auch mit Unterstützung von Sportvereinen größere Geschichten, wie bei uns das Klettern, entwickeln.
Moderator: Und was ich hier auf jeden Fall auch sehe, der Mann, der vorhin hier nur zugeguckt hat, der muss jetzt tatsächlich richtig arbeiten. Jetzt hast du es hier zu tun mit den ganzen Toiletten, die in große Kartons eingepackt werden müssen.
Sprecher 4: Ja, was soll man dazu sagen.
Moderator: Ja, ist ja auch sportliche Betätigung.
Sprecher 4: Ja, also wie man es nimmt, aber man sollte auf jeden Fall auf dem Rücken drauf achten, muss man sagen.
Moderator: Ja genau, machst du noch irgendwas zum sportlichen Ausgleich?
Sprecher 4: Also hier in der Werkstatt nicht, aber zu Hause mach ich Kraftsport.
Moderator: Also je nachdem wie man es kann und wer was kann. Ihr sorgt auf jeden Fall dafür, dass es möglich ist, dass man sich sportlich betätigen kann. Vielen dank Kai für deine Einblicke hier in der Werkstatt für Behinderte mitten in Kromsdorf. Die Podcast Folgen zu den Special Olympics und auch alle weiteren Folgen von Herzschlag für ein gesundes Berufsleben findet ihr auf eurer Lieblingspodcast Plattform und natürlich auch auf der Webseite der BGW www.bgw-online.de/podcast. Verpasst kein interessantes Thema und abonniert am besten diesen Podcast. Über eine Bewertung freuen wir uns natürlich auch immer. So das war meine Reportage hier mitten aus Thüringen und ich schick euch liebe Grüße dorthin, wo ihr diesen Podcast hört und ich freu mich auf das nächste Mal. Bis dann.
Gruppe: Tschüss!
Interviewgäste
Kay Günther
Gruppenleiter WfbM Kromsdorf
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