Wie Sie Körpersprache richtig einsetzen #11 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Körpersprache ist enorm wichtig in der Kommunikation! Wie wichtig genau und wie wir sie richtig einsetzen können, erfahren Sie in dieser Podcast-Folge mit Körpersprache-Expertin Monika Matschnig.
Unsere Außenwirkung wird zu 55 Prozent über unsere Körpersprache bestimmt - zumindest nach dem Modell von Psychologe Albert Mehrabian. Zu 38 Prozent überzeugen wir demnach durch unsere Stimme und mit verschwindend geringen sieben Prozent durch den Inhalt, den wir rüberbringen wollen.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Block 01: Begrüßung und Einleitung
Moderator: Unsere Außenwirkung wird zu 55 Prozent über unsere Körpersprache bestimmt. Zumindest nach dem Modell von Psychologe Albert Mehrabian. Zu 38 Prozent überzeugen wir demnach durch unsere Stimme. Ja, und mit verschwindend geringen sieben Prozent durch den Inhalt, den wir rüberbringen wollen. Körpersprache ist also enorm wichtig in der Kommunikation. Corona bedingt müssen auch Beschäftigte im Gesundheitsdienst jetzt noch häufiger Mundschutz tragen. Wie sehr schränkt das die Kommunikation über Körpersprache ein? Sind wir durch Abstandsregelung und das Tragen von Masken fast ein bisschen wie amputiert? Oder können wir uns die Körpersprache trotzdem weiterhin zu Nutze machen? Das sind viele Fragen, die wir heute klären wollen. Ich bin Ralf Podszus, herzlich Willkommen zu unserer neuen Folge.
(Podcast-Opener)
Block 02: Interview mit Monika Matschnig
Moderator: Ich bin heute zu Gast bei Monika Matschnig, Diplompsychologin und Expertin für Körpersprache. Ja, schön dass wir heute miteinander sprechen können.
Monika Matschnig: Ja, ich freue mich auch.
Moderator: Danke, dass ich hier sein darf in Neufarn bei München. Einige Hörerinnen und Hörer kennen Sie aus dem Fernsehen oder verschiedenen Rednerveranstaltungen. Sie sind nämlich die Körpersprachenexpertin Nummer Eins in Deutschland.
Monika Matschnig: So werde ich häufig tituliert.
Moderator: Was man hier im Podcast nicht hört, ich gestikuliere sehr viel beim Sprechen. Ja, das Nonverbale, das bekommen unsere Hörer jetzt gar nicht mit. Aber wie stark beeinflusst das Herumwedeln der Hände und die Mimik das Reden?
Monika Matschnig: Das ist enorm wichtig, auch wenn uns die Hörer jetzt nicht sehen. Und ich bin ja auch ein Typ, auch wenn die Leute mich nicht sehen, ich muss permanent meine Hände einsetzen. Aber das hat einen Grund. Zu einem ist man dann wesentlich flexibler im Denken. Und zum anderen wird unsere Stimme wesentlich dynamischer. Und diese Dynamik in der Stimme, die erzeugt natürlich bei den Hörern Aufmerksamkeit. Also wir sollten einfach weiter wedeln mit unseren Händen.
Moderator: Ja, wir fächern uns jetzt gegenseitig Luft zu. Weil ich das ja auch mache (lacht). Sieht auch sehr schön aus. Wenn schon eine Körpersprache-Koryphäe bei mir ist, dann achte ich wahrscheinlich jetzt auch mehr darauf, wie ich mich bewege. Hören Sie das öfter?
Monika Matschnig: Sehr häufig. Zu einem, wenn die Leute erfahren, dass ich diplomierte Psychologin bin, dann denken sich ganz viele, oh Gott, jetzt muss ich aufpassen, was ich sage. Wenn ich aber dann noch hinzufüge ich bin die Expertin für Körpersprache, dann wissen sie plötzlich nicht mehr, wie sie sich bewegen sollen. Dann-, aber das ist quatsch. Weder ein Psychologe noch ein Körpersprach-Experte kann andere Menschen sofort durchleuchten.
Moderator: Was halten Sie von der eingangserwähnten 55-38-7-Regel? Also unsere Außenwirkung wird zu 55 Prozent über unsere Körpersprache bestimmt und so weiter. Würden Sie diese Regel so unterschreiben?
Monika Matschnig: Nein. Definitiv nicht.
Moderator: Habe ich ja Mist erzählt am Anfang.
Monika Matschnig: Diese Studie wird tausendfach zitiert. Aber sie wird immer falsch zitiert. Und sie ist nicht umlegbar auf unsere Wirkung. Demoskopie von Alsbach hat diesbezüglich einen Versuch gewagt und versuchte diese Studie einfach zu duplizieren, ob das wirklich stimmt. Sie haben herausgefunden, wenn Menschen miteinander kommunizieren, dann ist zu 59 Prozent die Körpersprache dafür verantwortlich, ob wir eine gute Wirkung erzielen oder nicht. Zu 19 Prozent die Stimme. Und zu 22 Prozent der Inhalt. Das bedeutet, Inhalt hat sehr wohl eine Relevanz. Entscheidend ist immer, wenn wir sprechen, dass es eine Konkurrenz, eine Stimmigkeit gibt zwischen den Worten und der Körpersprache. Aber wenn es dazu kommt, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen den Worten und der Körpersprache, dann glaubt man immer dem Körper.
Moderator: Also, dass man auch mal einen Inhalt rüberbringt, aber den Inhalt kann man eben deutlich verstärken mit seiner Gestik. Und gewinnt dann vielleicht auch in einer Gruppendiskussion dadurch viel mehr Vertrauen.
Monika Matschnig: Nicht nur Vertrauen. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Überzeugungskraft und es sind ja nicht nur die Gesten, sondern es ist der gesamte Körper, der spricht. Oder sehr wohl auch der Gesichtsausdruck. Da spielt die Körpersprache schon eine entscheidende Wirkung. Man denke jetzt nur an Politiker. Es gewinnt heutzutage nicht der Politiker oder wenn wir einen Entscheidungsträger haben, der nur einen guten Inhalt hat. Sondern vor allem, der wirkt überzeugend und gewinnt die Menschen für sich, wenn er gut wirkt. Aber es ist immer gut, wenn beides einfach vorhanden ist.
Moderator: Feste Gewohnheiten, die sind schwer zu durchbrechen. In der Corona-Pandemie geht es aber nicht anders. Wir alle müssen uns umgewöhnen. Und das beginnt schon bei den alltäglichsten Dingen, wie dem obligatorischen Handschlag. Ja, welche Rolle spielt Körperkontakt in der Körpersprache?
Monika Matschnig: Eine ganz entscheidende Rolle. Und das geht ja zurzeit gerade verloren. Wichtige Rituale – wie der Handschlag oder einfach eine Umarmung oder möglicherweise einfach so die Bussy-Bussy-Begrüßungen – sind zurzeit nicht mehr erlaubt. Aber es geht noch weiter. Im medizinischen Bereich möglicherweise sollten wir so gut wie möglich Distanz zu den Patienten halten. Und das hat fatale Auswirkungen. Warum? Zu einem ist der Mensch ein Kontaktwesen. Und das beginnt schon bei den Babys. Wenn Babys keine Berührung erhalten, dann kommt es zum Hospitalismus. Das bedeutet einfach, es kommt zu einer motorischen Verlangsamung, zu kognitiven Störungen zu Angst- oder Wutanfällen. Und das hat einfach große Probleme. Die sind quasi nicht mehr alleine überlebensfähig. Das wirkt sich natürlich auch jetzt im erwachsenen Alter bei uns aus. Wir sehnen uns förmlich nach Kontakt. Warum? Wenn wir nämlich von anderen Menschen berührt werden, dann werden Hormone produziert. Unter anderem das Hormon Oxytocin. Das ist ein Bindungshormon. Man nennt es auch das Kuschelhormon. Und wenn Menschen berührt werden oder gestreichelt werden, dann führt das dazu, dass der Stress sich reduziert. Man ist somit entspannter. Wenn Menschen berührt werden, dann erzeugt man automatisch mehr Vertrauen und als weitere Folge wird einfach das Belohnungssystem aktiviert, Dopamin wird produziert. Man fühlt sich somit wohler. Und jetzt sollten Menschen nicht mehr berührt werden. Und da ist ein Defizit vorhanden. Ein anderer Punkt natürlich ist auch, dass es kulturabhängig ist. Zum Beispiel wir Deutsche, wir sind ja eher ein distanziertes Volk. Wenn wir uns aber jetzt die Südamerikaner ansehen oder aber auch die Spanier, die Italiener. Das ist eine kontaktreiche Kultur. Und für die muss es noch wesentlich schlimmer sein als in unserer Kultur. Nichtsdestotrotz brauchen wir auch die Berührung, den Kontakt einfach auch zu anderen Menschen.
Moderator: Sie haben es eben schon gesagt, es ist natürlich auch in Pflegeberufen, in Krankenhäusern ein Problem, dass da jetzt mehr auf Distanz geachtet wird. Ich komme noch einmal ganz kurz drauf zurück. Welche Auswirkungen hat das auf Patienten und Pflegekräfte ganz genau?
Monika Matschnig: Nehmen wir nur mal das Beispiel Zahnarzt. Und jemand hat Angst vorm Zahnarzt. Und der liegt in Behandlungsstuhl. Wie wohltuend ist es doch, wenn man kurz einmal am Arm gestreichelt wird. Oder am Oberarm. Oder wenn der Arzt oder die Gehilfin einfach die Flache Hand auf die obere Brust legt. Sofort berührt sich der Mensch. Und jetzt genauso im Pflegebereich. Wir dürfen den Menschen nicht mehr berühren, nicht mehr streicheln, nicht mehr umarmen. Und das führt natürlich auch zu einer Form der Isolation. Und Einsamkeit hat fatale Auswirkungen. Wenn Menschen sich einsam fühlen, und dazu gibt es jetzt eine Studie. Ich kann es jetzt nicht mehr genau zitieren von wem das ist. Das Resultat war, dass wenn Menschen sich einsam fühlen, ist das genauso als würden sie am Tag 15 Zigaretten rauchen. Wenn Menschen unter Einsamkeit leiden, dann ist das wie Alkoholmissbrauch. Wenn Menschen sich einsam fühlen, ist das so, als würde man sich niemals bewegen. Einsamkeit ist sogar schlimmer als Fettsucht. Und das sieht man schon, dass diese Isolation, diese Einsamkeit, nicht das Berühren des Patienten, hat natürlich fatale Folgen. Und jetzt sollten wir Menschen nicht berühren. Die Frage ist, was werden die Kollateralschäden sein.
Moderator: Natürlich, auch bei den Kolleginnen und Kollegen hat sich etwas geändert. Denn in den Pflegeberufen verzichten die nun auch auf Berührung. Kann das auch Einfluss auf das Teamgefühl haben? Man sitzt ja auch bei Tischen weiter auseinander im Pausenraum und so weiter. Also man distanziert sich dort auch.
Monika Matschnig: Absolut. Also, man distanziert sich und man verliert somit den Kontakt zueinander. Rituale werden zurzeit gerade zerstört. Oder ich würde nicht sagen zerstört, es werden die Rituale, die werden beibehalten werden. Sobald es wieder möglich ist, werden die Menschen wieder den Kontakt zueinander suchen. Aber man muss nun Alternativen suchen. Und man muss sehr respektvoll mit dieser Situation, aber auch solidarisch umgehen. Und sich vielleicht auch ein bisschen mehr bemühen und versuchen, einfach andere Rituale zu etablieren. Welche Begrüßungsformen gibt es jetzt? Also viele schlagen Faust an Faust aneinander. Oder es gibt den Ellbogencheck. Oder es werden die Fußspitzen gegeneinander gehauen. Eine Form der Berührung. Ich sage einfach, wenn ich jemand wirklich direkt anblicke und ich winke ihm kräftig zu, ist das auch schnell eine sehr schöne Form der Begrüßung.
Moderator: Also hilft es bei Kolleginnen und Kollegen und natürlich auch bei Patienten, wenn man einfach deutlicher in die Augen guckt, mehr lächelt. Die ganze Mimik ausschöpft. Und vielleicht auch ein bisschen mehr mit jemanden spricht, wenn es denn möglich ist.
Monika Matschnig: Ja. Und da ist es wichtig, man kann das natürlich auch kompensieren, indem man-. Da ja sehr viel Körpersprache jetzt verloren geht, dass man einfach mehr die Stimme einsetzt. Dass man mehr Wörter einsetzt. Und dass man sich vielleicht zehn Sekunden, 20 Sekunden länger Zeit nimmt, um mit dem Menschen einfach sehr weich, warm, liebevoll einfach auch zu sprechen. Und ich spreche immer von (?Rapoa) aufbauen. Auf eine Wellenlänge des Gegenübers kommen. Das geht zum einem verbal. Und zum anderen sich mit dem gesamten Körper auf eine Wellenlänge mit dem Gegenüber begeben. Beispiel also, wenn ich jetzt möglicherweise mit jemandem spreche, der im Stuhl sitzt und sich gerade nicht so wohl fühlt. Dann sollte ich mich vielleicht hinknien, um auf einer Wellenlänge mit ihm zu sprechen. Einfach die gleiche Körperhaltung einnehmen. Das Gefühl zu geben, ich höre dir zu. Auch mal nicken, direkt anzusehen. Sich frontal mit dem Oberkörper zuwenden. Und das sind dann so kleine körpersprachliche Signale, die Menschen als sehr positiv und wohlwollend auch aufnehmen.
Moderator: Schöne Tipps. Weiche, warme Stimme oder auch auf dieselbe Höhe des Gesprächspartners begeben. Können wir mal so abspeichern. Manchen Menschen fällt es jetzt während Corona schwer, sich an den Abstand und an das Vermeiden von Berührung zu halten. Zum einem fehlt ihnen dadurch die Nähe zu anderen Menschen. Wir haben eben schon gehört, wie fatal das ist. Zum anderen können sie sich selbst möglicherweise am besten über Körperkontakt ausdrücken. Und sind jetzt etwas unbeholfen. Es geht auch ohne direkte Berührung. Das haben wir gehört. Mit einer Maske im Gesicht ist natürlich ein Großteil unserer Mimik verdeckt. Da sieht man nicht das Grinsen, das Lächeln und andere Mimik. Wie kann ich jetzt trotzdem einen guten Kontakt zu meinem Gegenüber da noch herstellen?
Monika Matschnig: Viele verstehen ja nicht, warum plötzlich der Mund-Nasen-Schutz eine Distanz schafft oder diese sogar vergrößert. Aber es ist logisch. Zu einem, und das kennt jeder, wenn wir beim Bäcker ein Brötchen bestellen, wenn wir im Lebensmittelhandel an der Theke etwas bestellen, wenn wir jemanden nur etwas sagen, hören wir immer wieder: „Wie bitte? Was haben Sie gesagt?“ Weil der Stoff dämpft die Stimme. Menschen hören aber nicht nur mit der Stimme, sondern sie lesen auch das Gesagte von den Lippen. Und das machen natürlich sehr viele Menschen, auch die schlecht hören, die schwerhörig sind oder Kinder. Aber auch wir tendieren immer dazu, jemanden anzusehen, weil die Lippenbewegungen lassen uns leichter nachvollziehen, was sagt der Mensch. Und der dritte Punkt, der verloren geht, wir sehen die Emotionen nicht mehr. Weil zweidrittel des Gesichtes einfach nicht mehr sichtbar sind. Was kann ich nun tun? Einen intensiveren Blickkontakt herstellen. Und da gebe ich immer den Tipp mit, suchen Sie einfach die Augenfarbe des Gegenübers. Das ist genau die Zeitspanne, wo sich ein Mensch wahrgenommen fühlt. Und wo dann automatisch auch die Sympathiewerte steigen. Den zweiten Tipp, den ich gebe, man sollte unter der Maske nicht nur lächeln. Ein Lächeln, das ich aussende, kehrt zu mir zurück. Sondern ich muss richtig grinsen. Damit man die Lachfalten rund um das Auge sieht und das wird dann auch als ein positives Signal wahrgenommen. Einen weiteren Tipp, den ich immer wieder gebe, und das wäre für die Pflegeberufe optimal. Die Leute, die Bewohner sehen dem Menschen ins Gesicht. Sie sehen nur die Maske. Keine Emotionen. Wenn aber jedoch in den Pflegeberufen das Personal jeweils Patches an der Brust tragen würde, mit einem lachendem Portraitfoto, dann würde folgendes passieren. Der Bewohner sieht dem Menschen ins Gesicht. Der nächste Blick geht automatisch auf die Brust. Man sieht das lachende Gesicht von der jeweiligen Person, dass sich hinter der Maske verbirgt. Und automatisch projiziert man dann das Lächeln in diese Person. Das ist schnell gemacht. Das ist einfach. Und es zaubert auch schneller ein Lächeln ins Gesicht. Und was ich ganz häufig mache, wenn ich in Unternehmen komme und ich trage dann den Mund-Nasen-Schutz, dann kommuniziere ich es einfach. Ich sage einfach: „Hey, Sie sehen jetzt nicht, dass ich hinter der Maske lache, aber das tue ich. Und ich freue mich sehr, dass ich heute bei Ihnen bin.“ Und dann ist ein Lächeln immer garantiert.
Moderator: Die Augen sind also sehr entscheidend. Einfach mehr auf diese fokussieren. Und so stark lächeln, grinsen, Button auf die Brust mit dem richtigen Gesicht. Sehr schöne Tipps. Jetzt haben wir schon eine Reihe an Tipps gehört, wie wir ganz bewusst unserer Körpersprache beeinflussen können. Körpersprache passt sich aber auch ganz automatisch an, wenn wir unsere innere Einstellung verändern. Wir schauen uns nun nochmal diese Zusammenhänge etwas genauer an. Haben wir alle automatisch eine sympathischere Körpersprache, wenn wir gut drauf sind?
Monika Matschnig: Ja. Die kurze Antwort lautet ja. Das, was ich denke, strahle ich aus. Aber das spannende ist, indem ich einzig und alleine eine bestimmte Körperhaltung einnehme, entsteht auch wiederum ein bestimmtes Gefühl in uns. Was ich gerne den Leuten mitgeben möchte, dass man sofort in eine gute Stimmung kommt. Weil es ist einfach so, dass wir in der Früh aufstehen und es geht uns nicht gut. Wir haben schlecht geschlafen. Wir haben ein wenig Stress oder was auch immer. Aber trotzdem haben wir die Verantwortung, dann in die Arbeit zu gehen und das Beste zu bringen. Und das funktioniert natürlich immer, wenn wir in einer guten Stimmung sind. Einen Trick, den ich den Leuten immer wieder mitgebe, ist, dass man einfach einen Stift, in diesem Fall einen desinfizierten Stift, zwischen die Zähne nimmt. Man muss darauf achten, dass die Lippen nicht den Stift berühren. Und man hält diese Position für eine Minute lang. Und dann passiert folgendes. Nach einer Minute machen die Blutgefäße auf. Es kommt mehr Blut, mehr Sauerstoff ins Gehirn und es werden sofort Endorphine, Serotonin, Dopamin, die Glückshormone gebildet. Das ist bewiesen worden vom weltberühmten Emotionsforscher Paul Eckmann. Eine andere Möglichkeit ist, einfach Powersongs auf seinem Smartphone zu haben. Jeder kennt das, wir sind im Stau, wir sind schlecht gelaunt und wir hören dann das Lied, wo wir unsere erst große Liebe kennengelernt haben. Was passiert dann plötzlich? Schlagartig verändert sich unsere Stimmung und wir sind plötzlich gut gelaunt. Ja, warum mache ich nicht folgendes, und ich hole mir auf mein Smartphone meine zehn Powersongs. Wo ich einfach weiß, die bringen mich in eine gute Stimmung. Das ist einfach. Kopfhörer rein, zwei Lieder hören und dann bin ich schon gut gelaunt. Eine andere Möglichkeit ist natürlich, dass ich bestimmte Rituale etabliere. Es gibt Rituale, die können mir wahnsinnig guttun. Und das könnte vielleicht sein, am Abend kochen oder eine kleine Meditationsübung machen, einmal um den Häuserblock spazieren. Einfach nur vielleicht zehnmal tief ein- und auszuatmen. Und wenn ich das regelmäßig mache, dann sagt mein Gehirn irgendwann einmal, ok jetzt heißt es wieder, ruhig werden, entspannt werden, in eine gute Stimmung zu kommen. Und wenn ich mal unsicher bin oder wirklich unter Strom stehe, sehr gestresst bin. Dann empfehle ich das Power-Posing. Das stammt vom Professor Cuddy von der Harvard University. Sollte ich, bitte in einem Raum, wo mich keiner sieht, das ist ganz wichtig, einen richtig breiten Stand einnehmen. Eine arrogante Machopose.
Modeator: So eine Christiano Ronaldo-Haltung vorm Elfmeter zum Beispiel?
Monika Matschnig: Genau, so ist es. Und dann hebe ich so richtig mein Kinn an. Dass ich arrogant wirke. Und danach stemme ich beide Hände in die Hüfte hinein. Und ich bleibe jetzt zwei Minuten lang so stehen. Und nach zwei Minuten hat man festgestellt, dass der Testosteronpegel, das ist das Dominanzhormon, das Stärkehormon und auch wir Frauen haben das Testosteron, nach oben schießt. Und der Cortisol-Level, das ist das Stresshormon, geht nach unten. Das bedeutet: nach zwei Minuten fühlen wir uns wesentlich stärker und selbstischerer. Und gleichzeitig auch entspannter. Ja. Und das sind so kleine Möglichkeiten, wie man es schafft, sofort in eine gute Stimmung zu kommen und somit auch besser zu wirken.
Moderator: Jeder Mensch hat eine Ausstrahlung. Manche haben auf uns direkt eine positive, ja und sogar auch charismatische Ausstrahlung. Manche dagegen nicht. Liegt das in erster Linie jetzt an der Körpersprache oder wie kommt das zustande?
Monika Matschnig: Es wird so häufig gesagt: Charisma hat man oder hat man nicht. Aber das stimmt nicht. Sondern Charisma, diese Ausstrahlung, wird einem zugeschrieben. Ich kann von mir nicht sagen, hey ich bin charismatisch. Ich habe richtig viel Ausstrahlung. Sondern die anderen müssen es mir zuschreiben. Und Charisma entsteht durch eine spezielle Wirkung, durch eine spezielle Körpersprache. Und es gibt drei Faktoren, die relevant sind. Zu einem ist es eine hohe Expressivität. Das ist ein sehr lebendiges, dynamische, emotionales Verhalten. Das bedeutet, man sieht an der Körpersprache förmlich, wie der Mensch sich fühlt. Oder er verstärkt, was er möglicherweise sagen möchte. Der zweite Punkt ist dann die Sensitivität. Ich gebe meinem Gegenüber das Gefühl, dass ich empathisch bin, dass ich mitfühle, dass ich verstehe, was in ihm vorgeht. Und das erfordert auch wiederum eine bestimmte Wirkung. Und der dritte Punkt ist die Kontrolle. Bedeutet, man sollte sich einfach in verschiedensten Situationen immer unter Kontrolle halten. Und das explizit, wenn es kritische Situationen sind. Mein Tipp ist immer, man kann äußerst spontan sein und spontan reagieren, wenn es eine positive Situation gibt. Aber man sollte äußerst zurückhaltend und reflektiert agieren, wenn es kriselt. Wenn es Probleme gibt. Wenn es Sorgen und Nöte hagelt. Dann sollte man sich gut überlegen, wie verhalte ich mich. Warum ist das so? Das Verhalten, das ich in den negativen Situationen an den Tag lege, wird automatisch auf alle anderen, auch auf die positiven Situationen, übertragen. Das wird sofort klar mit einem Beispiel. Wenn der Chef einmal cholerisch reagiert, ein einziges Mal. Dann warten die Mitarbeiter nur noch darauf bis es wieder passiert.
Moderator: Jetzt gibt es für alle Hörer einfach Tipps für eine bessere Körpersprache to-go. Was sind die Grundregeln, die jeder beherzigen sollte, wenn es um eine sympathische Körpersprache geht? Ein paar Sachen haben wir schon gehört. Ein paar Beispiele gab es schon. Jetzt haben Sie noch mehr.
Monika Matschnig: Man sollte König oder Königin spielen. Man hat da sofort ein Bild im Kopf, was passiert dann automatisch. Ich richte mich auf. Ich mache mich automatisch größer. Ich habe beide Beine fest am Boden. Und das gibt mir ein Gefühl, dass ich stark wirke. Aber ich wirke natürlich auch überzeugend. Ein anderer Punkt ist, wenn ich auf einen Menschen zugehe, dass ich meinen Oberkörper frontal zuwende. Wenn ich wirklich viel Vertrauen aufbauen möchte, dann sollte ich mich eher Schulter an Schulter im rechten Winkel zu jemandem stellen. Wichtig ist auch vor allem, dass man die Hände einsetzt. Also wir haben ja schon gesagt, wir beide gestikulieren enorm viel. Warum? Wenn ich nämlich korrekt meine Geste einsetze, dann zeige ich Emotionen. Ich kann das Gesagte verstärken. Ich wirke lebendiger. Und Menschen wollen sehr gerne Menschen, die eine lebendige Körpersprache haben.
Moderator: Wie stehe ich am besten? Was mache ich mit meinen Händen beim Sprechen?
Monika Matschnig: Einsetzen. Und die meisten Menschen machen nämlich folgendes. Sobald sie das Gefühl haben, sie stehen unter Beobachtung, kommt es zur Paralyse. Sie wissen dann einfach nicht mehr wohin mit diesen beiden Dingern. Der Clou ist, um trotzdem souverän und lebendig und überzeugend zu wirken, ist es entscheidend die Hände einzusetzen. Man sollte ein paar Regeln beachten. Tipps wären Gesten von unten nach oben. Wenn ich mit den Armen von unten nach oben arbeite, dann wirkt das sehr häufig positiv. Wenn ich jemand die Handinnenfläche zeige, also ich strecke Sie möglicherweise nach vorne und zeige die Handinnenfläche, dann gebe ich ihm das Gefühl, hier kann ich etwas geben. Aber ich kann sehr wohl auch etwas nehmen. Wenn ich Gesten einsetze, und das ist ganz entscheidend, ist es wichtig, dass ich diese einen Moment lang stehen lasse. Ich gebe immer einen Tipp mit. Man kann sich das so vorstellen: pro Satz eine Geste. Und am besten ist, einfach sich vorzustellen, ich spreche mit einem guten Freund. Mit meinem allerbesten Freund. Dann sprechen automatisch auch die Hände mit.
Moderator: Dann habe ich noch die Schlussfrage. Wie wichtig ist der Begrüßungshändedruck oder wie sollte er am besten aussehen? Ja, wenn es denn nach Corona mal wieder erlaubt sein sollte.
Monika Matschnig: Ich würde mal sagen, so diesen einen Händedruck gibt es nicht.
Moderator: Dieser schlaffe, der ist aber nicht so gut. Da denkt man so, wer ist das?
Monika Matschnig: Nein. Ich erzähle mal ganz kurz was dazu. Es wird ja immer gesagt, und mein Vater hat das schon immer gesagt. Der hat immer gesagt: „Kinder, wenn ihr jemandem die Hand gibt, dann drückt fest zu. Das ist ein Zeichen von Selbstsicherheit, man wirkt überzeugend.“ Aber in Wirklichkeit hat das null Aussagekraft. Dieser lasche Händedruck ist ein No-Go. Weil da assoziiert man häufig mit Unsicherheit, mit Interessenslosigkeit. Also, wenig Selbstbewusstsein. Aber wenn man mal genau beobachtet, Zahnärzte, Chirurgen, die haben alle eher einen sanfteren, vielleicht sogar laschen, Händedruck. Aber das ist logisch. Weil ihre Finger sind ihr wichtigstes Werkzeug. Und das wollen sie schützen. Ich gebe den Tipp immer mit, am besten ist es, wenn mir jemand die Hand schüttelt, achte ich auf die Festigkeit, wie jemand drückt. Und dann drücke ich mit der gleichen Festigkeit zurück. Und so ist man sehr schnell auf einer gleichen Ebene. Außer, ich bekomme diesen laschen Händedruck, dann habe ich die Aufgabe ihn zu führen mit einem festeren Händedruck.
Moderator: Körpersprache in Zeiten von social Distancing und Maskenpflicht. Wir haben heute viel darüber gehört, wie wir uns trotzdem offen und sympathisch mit unseren Gesten und Mimik ausdrücken können. Monika Matschnig, Körpersprachenexpertin Nummer Eins. Vielen herzlichen Dank.
Monika Matschnig: Ich danke Ihnen.
Block 03: Verabschiedung
Moderator: Und ich glaube auch, dass wir heute einiges dazu gelernt haben. Wir können es ja mal morgens nach dem Aufstehen überprüfen, wie wir vielleicht unsere Laune für den Tag dann schonmal wieder aufhellen. Was haben Sie für Erfahrungen zum Thema Körpersprache, vielleicht auch in Zeiten der Pandemie, gemacht? Schreiben Sie uns gern. Wir freuen uns auf Ihr Feedback. Schreiben Sie uns über unsere Website: www.bgw-online.de/Podcast. Auf der Seite finden Sie dann auch alle weiteren Podcast Folgen zum Nachhören und den eben erwähnten Link finden Sie auch in den Show-Notes dieses Podcasts. Ich hoffe Sie sind beim nächsten Mal auch wieder dabei. Bis bald und bleiben Sie gesund.
(Outro - Herzschlag, für ein gesundes Berufsleben. Der BGW-Podcast)
Die Interviewgäste
Monika Matschnig
Diplom Psychologin, Expertin für Körpersprache, www.matschnig.com
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