Wie bezwingt man den Zuckerhut im Rollstuhl, Johnny Grasser? Inspirierende Menschen im Berufsalltag #70 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
In dieser Folge geht es weiter mit unserem Format „Inspirierende Menschen im Berufsalltag“. Diesmal teilt Johannes „Johnny“ Grasser seine Geschichte mit uns und die steckt voller Entschlossenheit.
Er lässt sich von seiner Behinderung, der Tetraspastik, nicht ausbremsen und probiert die unterschiedlichsten Sportarten aus. Surfen, Skaten und Klettern sind da nur ein paar Beispiele. Sein Ehrgeiz hat ihn sogar bis auf den Zuckerhut in Rio gebracht! Wie er so motiviert bleibt, woher er seine positive Einstellung nimmt und was er an seinem freien Tag macht, darüber spricht er mit Moderator Ralf Podszus.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator: Es geht weiter mit unserem neuen Format „Inspirierende Menschen im Berufsalltag“. Den Anfang hat Dr. Cornelius Weiß gemacht. Falls ihr das verpasst habt, dann hört euch die Folge gerne an: „Was muss sich in unseren Kliniken ändern, Dr. Cornelius Weiß?“
Heute hören wir Interessantes von Johannes Grasser, er ist Sportwissenschaftler und trainiert mehrere Stunden am Tag. Letztes Jahr ist sogar in Rio auf den Zuckerhut geklettert. Ja und vom 7,5 Meter Turm ist er auch schon gesprungen. Falls jetzt jemand denkt „Ja und?!“ – das Besondere bei all den Aktivitäten von Johannes: Er sitzt im Rollstuhl.
Johannes "Johnny" Grasser: Mein Leben ist auf jeden Fall nicht klassisch verlaufen, sondern sehr turbulent, sehr abenteuerreich und hat mich durch viele Höhen und Tiefen geführt und ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo ich das Privileg habe, Vorträge halten zu dürfen, Markenbotschafter zu sein und Teil des Nationalteams im Parasurfen tatsächlich seit kurzem. Und für mich gibt es nichts, was nicht möglich ist, oder es gibt nichts, was unmöglich ist, wenn was nicht funktioniert, muss man wieder aufstehen und sich Wege suchen und Inklusion funktioniert für mich auch nur, wenn auch die Behinderten ihren Teil dazu beitragen.
Moderator: Wie Johannes Grasser seinen Alltag meistert und wie ihm all das gelingt, was erst einmal unmöglich erscheint, das erzählt er uns jetzt. Ich bin Ralf Podszus und ich freue mich auf seine inspirierenden Geschichten.
(Intro)
Moderator: Herzlich Willkommen, Johannes – Johnny – Grasser.
Johannes "Johnny" Grasser: Hi, schön, dass ich hier sein darf.
Moderator: Johnny, woher kommt deine Begeisterung für Sport?
Johannes "Johnny" Grasser: Das ist eine gute Frage, woher die Begeisterung für den Sport kommt. Ich glaube, das ist so entstanden einfach, weil ich von Anfang an eigentlich nur zwei Optionen hatte. Entweder – also damals meine Eltern – entweder alles daran zu setzen, mir irgendwann die Möglichkeit für ein eigenständiges Leben auch zu bieten, oder eben von Anfang an aufzugeben. Und dann war sehr schnell klar, dass sich für die erste Variante entschieden wurde, alles daran zu setzen, dass ich ein eigenständiges Leben in Zukunft hoffentlich mal leben kann. Und das geht eben nur, oder ging nur, mit viel Training und dann kommt automatisch die Leidenschaft für den Sport. Und meine Familie ist generell sehr offen und sehr abenteuerlustig und sportlich auch immer schon unterwegs gewesen. Ja, einfach sehr aktiv auch und ja, dann wächst man da so rein, würde ich sagen.
Moderator: Das heißt deine Familie, die ist die treibende Kraft gewesen. Es gibt ja auch so Mama und Papa, die dann sagen „Ach, jetzt müssen wir dieses Kind hüten, pflegen“. Haben deine Eltern dich einfach rausgeworfen in die Welt und geguckt, ob das auch klappt?
Johannes "Johnny" Grasser: Ja genau, also ein Kind über zu behüten, gerade mit einer Behinderung, ist sehr häufig so der erste Reflex von vielen Eltern. Nachvollziehbarerweise. Ich kann aber heute sagen, das wäre genau der falsche Weg gewesen, denn ich bin mir mittlerweile zu fast 100% sicher, dass wenn ich nicht so gefordert worden wäre und ganz normal einfach überall mit hingenommen worden wäre oder integriert worden wäre, könnte ich deutlich weniger bis fast nichts von dem, was ich heute kann.
Moderator: Und wie war das denn, also gerade von klein auf, was hast du denn da so alles in Anführungsstrichen dann noch machen müssen, weil die Eltern das so gefordert haben?
Johannes "Johnny" Grasser: Im Endeffekt alles, was ein normales Kind auch machen musste. Ich musste versuchen, mich selbständig anzuziehen. Ich musste versuchen, die Treppen vor der Haustür hochzulaufen. Ich bin Skifahren gewesen, bin zwischen den beiden meiner Mutter als kleines Kind schwarze Skipiste gefahren, ich war einfach überall bei allen Aktivitäten mit dabei und natürlich war immer ein sehr großer Bestandteil eines Tages das Training oder die Therapien, sehr, sehr viele verschiedene, auch schon früh außerhalb der Schulmedizin. Aber letztendlich war der treibende Faktor, dass ich einfach neben meinen Geschwistern viele Dinge auch einfach ganz normal mitmachen musste. Natürlich wurde mir geholfen, wenn es notwendig war, aber ich musste schon soweit es irgendwie möglich ist, erstmal selbst probieren, wie ich damit umgehen kann. Nur so als ganz kleines Beispiel: Ich bin beispielsweise ab und an vom Kindergarten zu Hause geblieben, oder meine Mutter hat mich zu Hause gelassen, um mit mir stundenlang das Hose anziehen zu üben. Das klingt erst mal makaber und irgendwie ein bisschen strange, aber am Ende des Tages bin ich dankbar um genau sowas, weil heute profitiere ich davon.
Moderator: Jetzt geht es nämlich sehr schnell dann. Wenn meine Mama mich damals die schwarze Piste mit runtergezogen hätte, dann ich selbst enterbt, als absoluter nicht Skifahrer muss ich gestehen. Ich bin mal versehentlich die schwarze Piste runtergefahren, aber ich bin ja noch hier, ich bin noch hier tatsächlich ja, hat viele Opfer gegeben.
Johannes "Johnny" Grasser: Also ich bin schon lange kein Thema gefahren, aber ich muss sagen, damals hat Spaß gemacht und ich hab ich glaube, ich bin einfach generell jemand, ich habe Spaß an dem Unbekannten und an den aufregenden und spannenden Dinge und ich glaube, dass ich das nicht so hätte ohne mein Handicap.
Moderator: Du hast vieles ausprobiert, ob jetzt Fahrrad fahren oder Surfen, Skaten, du gehst sogar klettern. Du hast es am Anfang der Podcast Folge ja auch schon erwähnt, dass du sogar im offiziellen Olympischen Surf Team mit aufgenommen worden bist, also du bist wirklich sehr sportlich. Welchen Sport machst du am liebsten und was möchtest du unbedingt noch ausprobieren?
Johannes "Johnny" Grasser: Das ist jetzt eine gemeine Frage.
Moderator: Nee, eigentlich nicht, hast du schon alle Sportarten ausprobiert? Dann ist es gemein?
Johannes "Johnny" Grasser: Nee, bei weitem nicht, bei weitem nicht. Aber meine Leidenschaft war und ist eigentlich immer der Radsport gewesen. War deshalb, weil ich ursprünglich mal bei den Paralympics antreten wollte 2016, musste das aber dann vorher aufgeben, weil sich meine körperliche Verfassung einfach so verschlechtert oder verändert hat, dass ich quasi vom Rad gefallen wäre fast. Das heißt, ich musste mein Fahrrad im September 2017 abstellen und habe seitdem auch leider keinen Meter mehr bewegen können, was natürlich sehr frustrierend ist. Aber auf der anderen Seite, ja, so ist es einfach und ich trainiere zwar schon seit Jahren für, das wieder zu erreichen, habe es bisher nicht geschafft, mal gucken. Und ansonsten gibt es bestimmt noch vieles, was ich ausprobieren möchte. Ich möchte mit dem Auto noch auf die Rennstrecke. Ich möchte irgendwann mit einem Segelschiff die Welt, ich würde gerne noch Speed Riding machen, das ist Skifahren mit Fallschirmspringen und mal schauen, was sonst noch so kommt. Weil tatsächlich viele von diesen ganzen verrückten Projekten gar nicht aus mir selbst heraus entstanden sind, sondern sie wurden mehr oder weniger an mich herangetragen und eine meiner Fähigkeiten oder Schwächen, je nachdem, wie man es sehen möchte, ist, dass ich zu allem erstmal ja sage, weil ich einfach sehr offen gegenüber den Dingen bin und wenn man natürlich ja sagt, dann kommt man auf so einer Nummer nicht mehr so schnell raus und dann so ergeben sich immer die ein oder anderen Dinge.
Moderator: Dann war das mit dem Fahrrad ja doch eine gemeine Frage – aber meinst du, es gibt nochmal die Möglichkeit, dass du dich wieder auf den Sattel schwingen kannst?
Johannes "Johnny" Grasser: Ich würde es mir wünschen, weil es ist nach wie vor nicht ohne Grund meine Leidenschaft. Es gibt kein anderes Sportgerät, wo ich meine Beine so auspowern kann und was mir auch schon immer, schon in jungen Jahren, einfach ein sehr hohes Maß an Selbstständigkeit und Freiheit gegeben hat. Deswegen, sobald das irgendwie wieder machbar ist, sitze ich auch sofort wieder auf dem Rad.
Moderator: Wer kennt das Gefühl nicht, wenn man auf einmal Fahrrad fährt und der Wind peitscht so durch das Haar und man ist so schnell, wie man es vorher noch nicht war und trotzdem darußen. Das ist schon ein schöner Moment, ein Kindheitsmoment, der sich auch bei mir eingeprägt hat, auf jeden Fall. Warum ist es dann von deiner körperlichen Möglichkeit nicht so gegeben, dass du sofort schon wieder Fahrrad fahren kannst? Verschlechtert sich dein Zustand immer weiter?
Johannes "Johnny" Grasser: Also grundsätzlich hab ich ja als Grunderkrankung oder als Handicap eine sogenannte infantile Zerebralparese, landläufig auch häufig bekannt als Tetraspastik, wobei die Tetraspastik nur die Form der infantilen Zerebralparese ist. Das heißt, um es mal ganz kurz für die Hörerinnen und Hörer zu erklären, die es vielleicht nicht so ganz vom Fach sind: Häufig ist es aus verschiedenen Gründen. Bei mir ist es, weil ich drei Monate zu früh geboren bin und dann noch Behandlungsfehler dazu kamen und letztendlich ist eine Fehlsteuerung im Gehirn oder im zentralen Nervensystem dafür verantwortlich, dass meine Grundmuskelspannung ungefähr dreimal so hoch ist wie bei jemandem ohne Handicap. Und normalerweise bei einer Tetraspastik sind alle vier Gliedmaßen und der Rumpf getroffen, also der ganze Körper mehr oder weniger. Das bedeutet, ich sollte eigentlich unkontrollierte Muskelzuckungen haben und in Anführungsstrichen relativ verkrüppelt sein und eigentlich rund um die Uhr auf eine Vollbetreuung angewiesen sein. Das ist letztendlich mein Handicap und bei der Spastik ist einfach so, wenn man jetzt dagegen trainiert, was ich schon mein Leben lang mache und auf sehr brutale Art teilweise, dann kriegt man das ganz gut unter Dach und Fach. Aber die Spastik sucht sich alle paar Wochen immer wieder neue Stellen im Körper. Und wenn das in den Armen und Beinen ist, dann ist es nicht so schwierig das wegzutrainieren, weil man immer den physikalischen Fixpunkt hat, zum Beispiel die Hüfte oder die Schulter und die Gliedmaßen festgewachsen ist und dann kann ich mit Gurten oder Bändern mich irgendwo hinziehen oder kann mich irgendwo hintreten lassen, dass ich halt gerade bin, um dann zu trainieren. Und dann war es aber um das Jahr 2014 so, dass es eben sich im Rumpf verändert hat, das heißt, die muskuläre Balance im Rumpf ist so unterschiedlich geworden, dass ich plötzlich immer krumme und schiefer wurde im Rumpf. Und im Rumpf hast du eben keinen physikalischen Fixpunkt. Das Einzige was dann also bleibt ist, am Ende mit Gewalt den Rumpf zusammenzuschnüren. Das bedeutet aber auch, dass man irgendwann keine Luft mehr bekommt, das heißt auch das geht nur bis zu einem gewissen Grad, das wegzutrainieren und das macht es so schwierig und deswegen ist es auch seit Jahren eben bisher nicht mehr möglich gewesen, sich das wieder wegzutrainieren.
Moderator: Es ist der Feind in deinem eigenen Körper. Du sagst, du bist da teilweise sehr radikal dagegen angegangen, machst das auch immer wieder. Wie muss ich mir das vorstellen? Also, wie radikal gehst du dagegen an?
Johannes "Johnny" Grasser: Jetzt bin ich ja studierter Sportwissenschaftler, und das, was ich jetzt sagen werde, da werden ein paar Mediziner, die jetzt zuhören, sich denken oh mein Gott, was tut er da? Also einerseits, wie ich schon gesagt habe, nutze ich halt Gurte und Bänder, also teilweise Autospanngurte, um überhaupt gegen diese Spannungen in der Muskulatur ankämpfen zu können. Man muss sich das so vorstellen: Alle Muskeln, die zum Rumpf ziehen, also zum Beispiel die Adduktoren, die Armbeugemuskulatur haben physikalisch einen stärkeren und damit besseren Hebelarm. Das heißt, ich muss gegen diese Spannung erstmal arbeiten, um mich in eine anatomisch gerade Position zu zwingen, um dann trainieren zu können. Das ist das eine, das heißt entweder tritt mir eben jemand dagegen oder ich zieh mich irgendwo hin. Und dann habe ich nur einen langanhaltenden Benefit gegen die Spastik, wenn ich im Training über die Leistungs- und über die Belastungsgrenze gehe. Das heißt, wenn ich jetzt trainiere, und ich bin quasi platt – alles, was ich dann noch draufsetze an Zeit oder an Intensität, erst das hat einen langanhaltenden Benefit gegen die Spastik. Das heißt, ich trainiere eigentlich jeden Tag 3 bis 4 Stunden verschiedenstes Training und immer weit über die Belastungs- und Leistungsgrenze, weil nur dann der Benefit auch lang anhaltend ist. Und aus medizinischer-sportwissenschaftlicher Sicht würde man natürlich sagen das ist total bescheuert, wenn mein Puls im Bereich von über 200 teilweise liegt, aber wenn ich hier nur die Wahl habe, entweder vorwärts zu kommen oder eben alles rückwärtsgehen zu lassen, dann ist die Wahl eindeutig. Und so schlecht kann es nicht gewesen sein, weil ich mach das jetzt seit über 30 Jahren und verglichen mit vielen anderen mit Tetraspastik glaube ich, dass es mir auf jeden Fall in vielen Bereichen deutlich mehr Selbständigkeit gebracht.
Moderator: Die Tetraspastik sucht sich trotzdem immer wieder Wege und mitunter wachst du dann auf und stellt fest: Ah nee, jetzt ist das wieder anders. Ich muss jetzt schon wieder einen neuen Weg finden, dagegen anzugehen. Ist das auf irgendeine Art und Weise sehr demotivierend?
Johannes "Johnny" Grasser: Manchmal schon, ja, manchmal ist es natürlich ein bisschen nervig, wie bei jedem normalen Menschen auch. Tage, wo man sich denkt „Boah, eigentlich keinen Bock“. Vor allem, wenn du das sieben Tage die Woche machst, dein Leben lang 365 Tage im Jahr gefühlt. Natürlich gibt es Tage, wo es nicht, weil es nicht anders geht, aber letztendlich ist es dann so, dann kostet es halt kurz Überwindung. Aber spätestens, wenn man im Training drin ist, dann kommt die Motivation von selbst, weil ich bin jemand, da bin ich glaub ich einfach Sportler. Wenn ich dann im Sport drin bin, das ist ein eigener Antrieb, dann hat man einfach den Ehrgeiz besser zu werden als das letzte Mal. Und wenn von zehn Übungen eine gut funktioniert und wenn es nur 5 % besser ist, dann ist es das, woran ich mich am Tag orientiere und aufrichte. Dann können die anderen schlecht laufen und dann ärgere ich mich über die anderen und das ist auch gut so, dass ich mich darüber ärgere, weil das ist dann der Antrieb, eben Dinge anders zu machen oder besser zu werden oder kreativ zu werden. Aber ich freue mich über das, was gut war am Ende.
Moderator: Als Vergleich für die, die Sport machen, weil sie ein paar Pfunde verlieren möchten, die sagen sich dann vielleicht „Heute bin ich in Brügge, heute ist Törtchen Tag, dann lass ich das einfach mal laufen“ – bei dir, du hast eben erwähnt, sind 365 Tage, wo du wirklich immer die Stunden durchziehen musst, damit eben da alles gewährt bleibt. Du hast dein Sportstudium gemacht und warst auch für ein Auslandsjahr in Australien. Jetzt mit Blick auf die Inklusion: Was war in Australien besser als in Deutschland?
Johannes "Johnny" Grasser: Du hast die Frage auf jeden Fall schon richtig gestellt, weil …
Moderator: … Du, weil ich weiß, wie es in der Inklusion in Deutschland aussieht. Nicht ganz so gut.
Johannes "Johnny" Grasser: So kann man das vorsichtig auch formulieren. Jetzt muss man fairerweise dazu sagen: Wir haben jetzt das Jahr 2023, ich war zum Auslandsstudium im Jahr 2012 in Australien, also schon über elf Jahre her und schon damals – und das macht es eigentlich noch peinlicher – war Australien meilenweit voraus. Und ich hab das erst realisiert, als ich wieder nach Deutschland zurückkam, nur so paar kleine Beispiele: In Deutschland, wenn ich in der Uni mit dem Schreiben nicht hinterherkomme, dann ist es häufig mein Problem. Ich kam nach Australien und bin direkt am ersten Tag ins Disability Office zitiert worden. Das war schon der erste Punkt. Häufig hast du an den Unis in Deutschland nur den Behindertenbeauftragten oder die Behindertenbeauftragte, die das neben ihrem normalen Unialltag machen. Dort hast du ein ganzes Office, wo mindestens zehn Leute arbeiten, die sich nur um die Belange von Menschen mit Handicap kümmern. Die wussten dann auch schon Bescheid, was ich habe, ich habe keine Ahnung wie, aber sie wussten auf jeden Fall Bescheid und dann hieß es „So, dann brauchen sie doch bestimmt länger bei Prüfungen und es fällt auch schwer zu schreiben“ und nicht so „Ja und, das ist jetzt nichts Neues für mich, ist mein Problem“. Natürlich hat man in Deutschland auch mehr Zeit bekommen, und dann sagt mir die australische Mitarbeiterin „Ja, kein Problem, Sie kriegen dann eine Note Taker“. Guckte ich sie an „Was krieg ich bitteschön?“ „Ja, das ist ein Student oder eine Studentin, die sowieso mit ihnen im Kurs setzt, die kriegt eine Aufwandsentschädigung von der Uni dafür, dass sie mitschreiben und abends um 19:00 Uhr kriegen sie dann ein Korrektur gelesenes PDF mit den ganzen Informationen zu den jeweiligen Vorlesungen, damit sie sich ordentlich auf die Vorlesungen konzentrieren können und keinen Nachteil haben. Und für die Prüfungen kriegen sie pro 60 Minuten Schreibzeit 5 Minuten Toilettenzeit gutgeschrieben, weil sie brauchen, länger für den Weg zur Toilette und wir planen dann so, dass in der Nähe auch immer eine barrierefreie Toilette ist.“
Moderator: Das wollte ich gerade sagen, und die gibt es denn da auch vor allem und man kommt auch ran an den Wasserhahn und es sind tatsächlich auch Papiertücher da, die man auch wirklich mal rausziehen kann.
Johannes "Johnny" Grasser: Ja, und das Interessanteste war aber das ist das eine, was es natürlich super einfach gemacht hat. Aber der gravierendste Unterschied war einfach, wie die Menschen drauf waren. Es ist ein sehr plakatives Beispiel, aber es hat sich sehr eingebrannt in meinem Kopf: Ich bin jemand, ich bin sehr gerne unter Menschen. Ich gehe sehr gerne feiern und mir ist **********, ob Leute sagen, das geht nicht, weil für mich geht es einfach immer, ich muss halt Wege finden. Wenn ich in Deutschland in die Disco gehe, dann habe ich gefühlt innerhalb von ein paar Sekunden zehn Meter Platz um mich herum. Natürlich nicht tatsächlich, aber gefühlt sind, ne, alle gehen weg, alle denken du willst raus. So und die nächste Frage ist dann, ob du Alkohol trinken darfst. In Australien gehe in Disco und die Leute sind so ja, voll cool, dass du da bist let's go und lass uns zusammen tanzen, finde ich mega geil. Und wenn in Australien Aufzug kaputt ist, dann stehen da viele Menschen nur um dich nach oben oder unten zu tragen und wenn in Deutschland einer kaputt ist, hast du halt Pech. Und das sind einfach Einstellungssachen und das hat halt was mit Erziehung zu tun, das hat etwas mit Wertschätzung zu tun. In Australien ist man als Mensch mit Handicap sozusagen ein positives Image. Da ist man was wert. Da wollen Unternehmen einen haben. Das überträgt sich auf alle Bereiche in Deutschland und Europa. Bist du eigentlich eher unten durch bei Unternehmen, weil alle denken, du kannst nichts leisten. Man holt sich ein gewisses Risiko ins Haus, aber dass ein gewisses Risiko auch Potentiale mit sich bringt, verstehen viele nicht und das ist in Australien auf jeden Fall anders. Ich bin noch nie in meinem Leben so ungern nach Deutschland zurückgekommen nach diesem Jahr, das muss ich ganz klar sagen.
Moderator: Ich habe letztens in Deutschland ein Plakat gesehen, da hast du Menschen mit Handicap auf dem Bild gesehen und da stand einfach nur drunter „Wir möchten mitmischen“, und das fand ich tatsächlich sehr schön und auch sehr bezeichnend und ja, das reicht ja einfach auch, einfach mitmischen.
Johannes "Johnny" Grasser: Einfach normal und ich habe immer auch gesagt ja, also was man fairerweise auch sagen muss, es gibt ja häufig dann so die Devise ja, die Gesellschaft muss sich ändern, es muss sich alles ändern. Ja, es muss sich viel ändern in Deutschland. Keine Frage. Aber mir ist trotzdem auch wichtig, wenn ich als behinderter Mensch Teil einer Gesellschaft bin, dann muss auch ich meinen Teil dazu beitragen und ich kann, auch wenn ich es zum 100. Mal höre oder zum tausendsten Mal und davon genervt bin, dann kann ich nicht erwarten, dass jeder Mensch hochsensibel mit mir umgeht, weil das wäre auch nicht normal und ich muss auch mal ertragen können, dass mich irgendwas persönlich angreift, obwohl es gar nicht so gemeint ist. Und dann muss ich auch einfach mal Fünfe gerade sein lassen und nicht ständig alles auf die Goldwaage legen, weil sonst kommen wir nämlich dahin, dass sich niemand mehr überhaupt traut, Fragen zu stellen. Und dann gehen wir wieder drei Schritte rückwärts statt einen vorwärts.
Moderator: Und wenn eine Straße neu gebaut wird, dann muss doch nicht wieder der Bordstein so hochgezogen werden, wie er vorher war, vielleicht lässt man einfach gleich herabgeebnet, ja.
Johannes "Johnny" Grasser: Ja, und das Schöne ist ja am Ende, das hat für alle Vorteile, für die Mutter mit Kinderwagen, für den alten Menschen oder vielleicht für jemanden, der gerade mal seinen Einkauf nach Hause schleppt, der wieder mal schwer ist.
Moderator: Du hast beim Neujahrsempfang in Bamberg eine Rede gehalten und dabei unter anderem auch über Inklusion gesprochen. Was muss sich in Deutschland auf jeden Fall ändern? Mal von den Bordsteinen abgesehen?
Johannes "Johnny" Grasser: Von den Bordsteinen abgesehen, muss sich in Deutschland vor allem eines ändern: die Bereitschaft der Menschen, keine Angst vor Behinderung zu haben und einfach mit Humor mit dem Ganzen umzugehen. Wir müssen es schaffen, viel mehr über solche Dinge lachen zu können, so aberwitzig wie das vielleicht klingt. Ja, ich muss es schaffen, darüber zu lachen und also ich persönlich kann das, das müssen hoffentlich andere schaffen, darüber zu lachen, wenn sie hinfallen, weil, dann nimmt man Menschen die Berührungsängste. Wir müssen es schaffen, dass Menschen anders damit umgehen, anders darüber denken, dass Behinderungen nichts Negatives sind, sondern dass es die Chance bietet, neue Menschen kennenzulernen, andere Erfahrungen zu machen, und dass darin vielleicht auch ein riesen Potenzial liegt. Mal abgesehen davon, dass man vielleicht in Discos oder am Flughafen schneller vorwärtskommt, hat das auch noch viele andere Vorteile mit jemanden mit Behinderung befreundet zu sein, vielleicht sogar eine Beziehung zu führen, Sexualität, was auch immer. Es gibt ganz viele Dinge, die super spannend sein können und die nicht immer nur negativ sind. Natürlich macht manches mehr Arbeit, aber am Ende geht es auch darum, wie wir damit umgehen und je entspannter wir alle damit umgehen, desto leichter und vielfältiger wird es für alle. Und wir müssen aber auch eben bereit sein, alle was dazu beizutragen, und dazu zähle ich eben auch gerade die Behinderten. Es geht nicht, dass ich als Rollstuhlfahrer sage ja, alles andere muss sich ändern, ich nicht. Wir werden es nicht schaffen, in den nächsten zwei Jahren alle Barrieren abzubauen, also müssen wir parallel trotzdem anfangen, dass Menschen weniger Angst haben, dass sie einfach anpacken oder sie zumindest fragen, ob man helfen kann. Wenn die Person das partout nicht möchte, dann kann man das auch gerne sein lassen zu helfen. Sind so Kleinigkeiten, die es einfach superspannend machen und Kinder sind das perfekte Vorbild. Kinder sind so, die gehen da direkt und offen mit um, die sehen in meinen Gehstöcken nichts Negatives, sondern ein Kind hat mir mal gesagt „Papa, das ist voll cool. Ich will auch zwei extra Beine haben.“ Die Erwachsenen verkomplizieren immer alles, obwohl es doch so einfach sein könnte und das ist auch so was Witziges. Ich bin vor zwei Wochen in der Bahn gewesen. Und dann hat sich ein Ehepaar unterhalten und irgendwie waren die nicht so guter Laune, waren relativ grimmig unterwegs und dann stand so ein kleines Kind daneben und der Mann hat irgendwie die Frau ein bisschen angeblafft und dann guckte das Kind den Mann so an und meinte so, „Du bist aber irgendwie nicht so gut gelaunt, was ist denn dein Problem?“ So, jeder Erwachsene würde denken „Ja, okay, die Frau ist das Problem, weil er sie ja anraunzt“. Das Kind denkt sich aber, wenn er sie so anraunzt, dann hat er ein Problem mit sich. Und das ist ganz interessant, weil tatsächlich steckt da auch eine Wahrheit drin, dass wenn man anderen Leuten unhöflich gegenübertritt, man selbst eigentlich ein Problem hat oder unzufrieden mit sich selbst ist und das fand ich ganz interessant und das sind so Kleinigkeiten, wo ich mir denke, da könnten wir einfach viel lernen und das würde ich mir wünschen.
Moderator: Johannes, brauchen wir neben den ganzen anderen Aspekten, die du eben erwähnt hast, auch mehr Mamas und Papas, die ihren Kindern das auch zumuten, stundenlang die Hose anzuziehen, sie dazu zwingen?
Johannes "Johnny" Grasser: Definitiv, definitiv. Definitiv brauchen wir Mamas und Papas, die das den Kindern zumuten und vor allem auch mehr Menschen, die auch den Leuten mit Handicap die Eigenverantwortung zugestehen und zumuten. Und ja, wenn der Mensch auf die Schnauze fällt, dann muss er halt wieder aufstehen oder aufgehoben werden, wie auch immer.
Moderator: Über Inklusion und Sport haben wir hier im Podcast ja auch schon öfter gesprochen, hört gerne einfach mal rein in die Folgen Inklusion durch Sport und Sport für alle. Dort gehe ich der Frage nach, ob es in Deutschland genug Vereine gibt, die inklusiven Sport anbieten, und ich zeige euch, wie wichtig Sport generell für die Inklusion ist. Ja, da rollt Johannes auch schon mit seinen Augen. Wir sprechen auch interessante Punkte bei diesen Podcastfolgen an. Johnny, Du hast einen eigenen Podcast, hast auch ein Buch geschrieben, machst du jeden Tag Sport, haben wir gehört, bist viel unterwegs und hältst Vorträge. Also du bist wirklich immer on, so ein Power Junge. Da ist es natürlich auch wichtig, mal eine Pause zu machen. Wie sieht ein freier Tag bei dir aus? Ich weiß, vom Sport-Aspekt gibt es den nicht, muss sein, hast du erläutert, aber trotzdem musst du auch mal zur Ruhe kommen. Das braucht dein Körper?
Johannes "Johnny" Grasser: Das ist die nächste gemeine Frage, denn die Leute, die mich jetzt schon kennen, wissen, dass genau das meine allergrößte Schwäche ist. Aber wenn, dann sieht das so aus, dass ich vielleicht schon mein Training mache und ich bin jemand, ich bin gerne in der Sonne, ich bin gern in der Wärme, ich gehe gerne mal in die Sauna, in die Therme, wie auch immer. Ja, also irgendwie so und vor allem dann mal mit Leuten unterwegs sein. Also ich nehme einfach die Tage so, wie sie kommen. Ich kann auch viel Energie daraus ziehen, wenn ich abends mal feiern bin, weil mir das einfach Energie zurückgibt. Es gibt nicht den perfekten freien Tag. Aber natürlich ist es immer schön, wenn man Leute um sich hat, mit denen man Spaß hat.
Moderator: Ich habe am Anfang hier im Podcast erwähnt, der Zuckerhut in Rio de Janeiro. Der ist knapp 400 Meter hoch und du hast dir einfach mal gesagt „Na ja, da, da kraxel ich auch irgendwie hoch“. Du hast es auch nach ganz oben geschafft. Wie kommst du darauf sowas zu machen? Also suchst du dir auch extra die Extreme aus? Stichwort, Du möchtest auch nochmal um die Welt segeln?
Johannes "Johnny" Grasser: Nee, ich such mir die Extremen nicht aus, würde ich sagen. Ich würde sagen jetzt, die sind notgedrungen so entstanden. Weil begonnen hat das mit dem Sprung vom 7 Meter Turm im Jahr 2017 und letztendlich steckte hinter diesem Sprung ein ganz klares Ziel, nämlich das Ziel, den Menschen ohne Handicap die Angst zu nehmen, mit Menschen mit Handicap entspannter umzugehen. Und alle Bemühungen, die ich vorher unternommen hatte, haben nie so richtig funktioniert und dann dachte ich „Okay, dann musst du eben was machen, was es den Leuten wirklich vor Augen hält, dass das gar nicht schlimm ist, keine Angst davor zu haben, und es muss etwas sein, was jeder ohne Rollstuhl auch macht, was du aber eben nie von einem Rollstuhlfahrer erwarten würdest“. Und dann war ich mal beim Schwimmen am Beckenrand und dann fiel mir der Sprungturm ins Auge und dann war klar, was ich mache und dann war auch schnell klar, dass das mit Rollstuhl sein muss, weil es sonst keine Wirkung hinterlässt und letztendlich ist dadurch etwas in Gang gekommen, was ich nicht geplant hatte. Man muss fairerweise dazusagen: All die Projekte, die ich gemacht habe, sind wirklich aus der Not geboren, denn ich war im Vorfeld von diesem Sprung, also vor dem Jahr 2017, so, dass es sich über Jahre generell alles verschlechtert hat. Meine körperliche Verfassung hat sich über die Jahre eben verschlechtert. Ich habe nach meinem Bachelor und Master Abschlüssen knapp 900 Bewerbungen geschrieben und bin überall abgelehnt worden wegen meiner Behinderung, bevor man mich mal zum Bewerbungsgespräch eingeladen hat, Ja, verschiedene Dinge. Ich hatte einen ganz normalen Arbeitsvertrag bei einem Startup, bin trotzdem zehn Monate lang nicht bezahlt worden und es kamen noch viele andere Dinge dazu, vor allem eben dann auch, und das war das Schlimmste eigentlich: Je schlechter meine körperliche Verfassung wurde, desto mehr trat diese soziale Isolation zutage, die ich schon jahrelang hatte, die immer nie so aufgefallen war, weil ich immer meinen Sport hatte. Und am Ende ging das alles über Jahre und wurde immer schlechter. Die Paralympics sind dann irgendwann gescheitert und all diese Dinge haben sich über mehrere Jahre, also insgesamt fast fünf Jahre aufsummiert und am Ende war ich 2017 an dem Punkt, wo ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, mir das Leben zu nehmen. Und mir dann aber eben gedacht „Okay, das kann irgendwie auch nicht sein“ und gesagt, es muss eine Kehrtwende her und angefangen habe dann mit diesem Sprung, Und dadurch ist eine Medienpräsenz in Gang gekommen, die ich weder geplant noch vorhergesehen hatte. Die mir aber letztendlich Türen geöffnet hat, dass ich eben dann wieder angefangen hab ein eigenes Skateboard zu bauen, um dann am Ende einen Prototypen für mein Surfbrett zu haben. Und so habe ich mich Stück für Stück wieder herausgearbeitet. Das heißt, diese Projekte sind nicht entstanden, weil ich gesagt hab „Ich hab da mega Bock drauf“ – außer das Surfen, da hatte ich Bock drauf, ja. Aber nach dem Surfen kamen noch weitere Projekte, wo mich Leute einfach gefragt haben „Hey, wie sieht's denn aus, hättest du mal Bock darauf?“. Und so ist es auch mit dem Zuckerhut gewesen. Ich bin einfach von einem ehemaligen Zivi gefragt worden. Im Jahr 2019 „Kletterst du noch und hättest du mal Bock auf einen Berg der Welt zu klettern?“ Und da ich zwar nie ernsthaft darüber nachgedacht hatte, auch weil ich kein Geld und kein Team hatte, hab ich gesagt „Ja schon, aber es ist so und so sind die Rahmenbedingungen“ und dann meinte er „Dann überleg dir doch mal was und dann gucken wir mal“. Und dann habe ich mich in den nächsten Tagen drum gekümmert, bin an der Sporthochschule in Köln zur Dozentin für Bergsport gegangen. Habe gesagt „Hey Miriam, wie sieht's aus, hast du ne Idee und wärst du dabei?“ Dann waren keine zwei Tage später, war das Team gestanden und dann kam ich aus der Nummer auch schon nicht mehr raus. Und dann hat es dann im Oktober 2022 tatsächlich geklappt, aber der Weg dahin war richtig steinig. Es waren für dieses Projekt bis zu sieben Stunden Training am Tag und letztendlich hat mir dieses Projekt am Ende auch die Augen geöffnet, dass eben nicht alle Projekte, die ich gemacht habe, auch immer unterschwellig von dem Ziel getrieben waren, aus dieser Behindertenschublade rauszukommen. Und rückblickend war das total dumm und naiv, weil das sollte nie die Triebkraft für ein Projekt sein und das ist, was ich mir definitiv geschworen habe: Alles was jetzt kommt, wird nicht mehr diesem Ziel dienen. Das werden nur noch Projekte, die mir Spaß machen und die mich vor allem nicht so weit über meine Leistungsgrenze bringen, sowohl körperlich als auch mental. Und jetzt siehst du schon, dieses Projekt ist schon auch durch eine gewisse intrinsische Motivation mit getrieben worden, weil ich einfach generell Bock auf Sport und auf Abenteuer habe, gar keine Frage. Und ich werde immer weiter Abenteuer machen, weil so tick einfach, weil ich neugierig bin und sehr wissbegierig. Aber ich werde die Projekte nicht mehr diesem anderen Ziel unterordnen, und es ist schön, dass dieses Projekt in Rio auch diesen Effekt hoffentlich hat mit dem Film, der irgendwann im Laufe dieses Jahres kommen soll, dann noch mal was zu bewegen und es ist super, dass ich dieses Team hatte. Und man musste mir viel mehr helfen, als wir alle gedacht hatten. Also, ich bin da mehr hochgezogen als hochgeklettert worden sozusagen. Aber wir sind oben angekommen, und das war das Ziel, und am Ende des Tages ist es egal, ob wir elf Stunden gebraucht haben und nicht wirklich geklettert sind oder irgendwie oben angekommen sind, weil am Ende zählt, dass man es als Team probiert hat und es auch geschafft hat.
Moderator: Und Teamwork ist ja auch immer eine sehr gute Erfahrung. Ärgert es dich, wenn du bei einer Planung feststellst, auch wenn du es unbedingt möchtest, wird es mit einem Rollstuhl einfach nicht funktionieren, den Eiffelturm hochzukommen?
Johannes "Johnny" Grasser: Ich kann gerne versuchen einfach hochzukommen. Ich brauche dafür keinen Rollstuhl.
Moderator: Die Franzosen werden dich nicht lassen bei den Sicherheitsvorkehrungen da.
Johannes "Johnny" Grasser: Also, das ist für mich kein Hinderungsgrund. Wenn ich feststelle, dass es mit dem Rollstuhl nicht geht, dann stellt sich für mich die Frage, wie es gehen kann? Also ganz ehrlich, ich muss ja nicht in den Eiffelturm, ich kann auch außen am Gerüst hochklettern.
Moderator: Du hast auf jeden Fall dann wieder Medien, die auf dich schauen werden …
Johannes "Johnny" Grasser: Ja gut, das wäre nicht das Ziel, aber du merkst schon: Wenn jemand sagt, das geht nicht, dann hat er mich halt schon.
Moderator: Sehr schön, es geht auch sofort los, hab ich gemerkt, du hast Haltung angenommen. Jetzt spielen wir noch und zwar machen wir am Ende in unserem neuen Format „Inspirierende Menschen im Berufsalltag“ immer noch mal so ein kleines Spiel am Ende. Ich gebe dir ein paar Sätze vor und du vervollständigst dann einfach. Mein Arbeitsalltag in 3 Worten.
Johannes "Johnny" Grasser: Spannend, immer anders als geplant und auf jeden Fall voll.
Moderator: Der beste Motivationsspruch ist …
Johannes "Johnny" Grasser: Manchmal muss es vielleicht fünf Zentimeter rückwärtsgehen, damit man wieder drei Meter vorwärts gehen kann.
Moderator: Ich engagiere mich so stark, weil …
Johannes "Johnny" Grasser: … ich einfach Bock aufs Leben habe.
Moderator: Mein Job macht mir Spaß weil …
Johannes "Johnny" Grasser: … ich ihn selbst gestalten kann und will.
Moderator: Johnny Grasser schön, dass du heute mein Gast warst.
Johannes "Johnny" Grasser: Vielen Dank, dass ich da sein durfte, ich freue mich aufs nächste Mal.
Moderator: Die BGW unterstützt die Special Olympics World Games 2023 in Berlin. Schaut dazu gerne mal in die Shownotes dieser Podcastfolge. Wenn ihr mehr über das Thema Inklusion wissen möchtet, dann könnt ihr dazu die weiteren Links anklicken. Und weitere Infos und alle Podcastfolgen, die findet ihr auf der Webseite der BGW www.bgwonline.de/podcast. Ich bin Ralf Podszus und wir hören uns in der nächsten Folge wieder. Bis dahin.
(Outro)
Interviewgäste
Johannes „Johnny“ Grasser
Sportwissenschaftler, Motivationscoach und Autor, johannes-grasser.de
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