In Würde Abschied nehmen. Umgang mit Trauer und Tod #24 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Immer wieder kommen Pflegekräfte mit den Themen Verlust und Trauer in Berührung. Wie aber am besten damit umgehen? Es gibt viele verschiedene Angebote und Möglichkeiten zur Trauerbewältigung.
Jede Pflegefachkraft muss für sich selbst den besten Weg finden. In dieser Podcast-Folge gibt es Tipps von Experten und den Hinweis auf eine ganz besondere Ausstellung mit dem Thema "In Würde Abschied nehmen".
Verlust und Trauer sind keine einfachen Themen, vor allem nicht für Pflegekräfte. Sie kommen während der Arbeit immer wieder damit in Berührung. Die BGW lässt ihre Versicherten mit dem Thema aber nicht alleine. Sie bietet unter anderem eine Wanderausstellung mit Workshops an.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Block 01: Begrüßung und Einleitung
Moderator: Spätestens seit Corona wissen wir alle: Sie sind Helden des Alltags. Angestellte im Supermarkt, Polizistinnen und Polizisten und auch die Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Altenheimen. Das haben wir vor allem in der Pandemie erlebt. Gerade Pflegekräfte arbeiten nicht nur körperlich sehr hart, auch für die Psyche ist die Belastung extrem hoch. Besonders dann, wenn Patient*innen schwer erkrankt sind, oder sogar an ihrer Krankheit sterben. In dieser Podcast-Folge wollen wir uns genau mit diesem Thema beschäftigen. Also, wie gehen Pflegekräfte, aber auch Auszubildende in Hospizen, Palliativeinrichtungen, Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen mit dem Tod um? Welche Bewältigungsstrategien gibt es? Ja, und wie können sie darauf vorbereitet werden, wenn das überhaupt geht? Wir sprechen darüber in dieser Podcast-Folge. Ich bin Ralf Podszus, schön, dass Sie mit dabei sind.
(Podcast-Opener)
Block 02: Interview mit Dr. Maren Kersten und Marion Basler
Moderator: Immer mehr Menschen müssen von Pflegekräften versorgt werden. Das zeigt der demografische Wandel deutlich. Unsere Bevölkerung wird immer älter und um diese Menschen muss sich jemand kümmern, manchmal auch bis zum Tod. Nicht immer ganz einfach für die Pflegekräfte, die mit den Themen Verlust und Trauer in Berührung kommen, ganz egal auf welcher Station. Marion Basler ist heute mein Gast. Sie ist Fachpflegekraft und wird uns von ihren Erfahrungen berichten. Außerdem begleitet sie eine ganz besondere Ausstellung, die Pflegekräften beim Umgang mit dem Thema Tod helfen soll. Frau Basler, schön, dass Sie heute in dieser Podcast-Folge mit dabei sind.
Marion Basler: Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich heute einen kleinen Einblick in meine letzten, über 20 Jahre beruflichen Erfahrung im palliativen Bereich geben darf. Und ich freue mich auch, diese ganz besondere Ausstellung zu begleiten und auch darüber heute zu sprechen. Es ist wunderbar, dass dieser tolle Workshop entstanden ist, und ich bin mir sehr sicher, dass viele Besucher begeistert sein werden.
Moderator: Mein zweiter Gast ist Dr. Maren Kersten von der BGW. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und kann uns vor allem über die Angebote und Möglichkeiten mehr erzählen, die es für Pflegekräfte im Umgang mit dem Tod und der Trauer gibt. Auch ein herzliches "Hallo." an Sie.
Dr. Maren Kersten: Vielen Dank, Herr Podzus, für die Einladung. Gerne möchte ich über die Angebote der BGW berichten. Zusammen mit Frau Basler möchte ich heute allerdings den Podcast nutzen, um auf eine Kooperation der BGW, von Frau Basler und dem Team vom Dialog im Dunkeln entwickelten Ausstellung hinweisen, mit dem Thema: In Würde Abschied nehmen. Im Kern geht es in der Ausstellung mit zwei integrierten Workshops darum, Pflegekräfte zu sensibilisieren, wie sie Menschen beim Sterben in Würde begleiten. Auf der anderen Seite ist es wichtig, sich als Pflegekraft dabei nicht zu erschöpfen. Für die interaktive Ausstellung, inklusive der zwei Workshops, werden dreieinhalb Stunden eingeplant, die von einem sogenannten Guide aus der Palliativpflege begleitet werden.
Moderator: Tod und Trauer, keine schönen Themen, aber sie gehören eben zum Leben dazu und deshalb sollte auch ganz offen darüber gesprochen werden. Das fällt dem einen leichter, dem anderen dann schon wieder schwerer. Was denken Sie, Frau Kersten, sprechen wir in unserer Gesellschaft offen über den Tod oder ist das oftmals immer noch ein Tabuthema?
Dr. Maren Kersten: Bei Kindern kommt dieses Thema ganz natürlich zur Sprache. Im Erwachsenenalter verdrängen wir das eine Zeitlang, bis wir es im nahen Umfeld miterleben, wie liebe Menschen sterben. Eigentlich wissen wir recht früh im Leben, dass wir natürlich sterben werden. Das "Wie" ist die entscheidende Frage. Und nein, aus meiner Sicht ist das Thema Tod und Sterben kein Tabuthema mehr, sondern es besitzt eine besondere Schwere oder Tiefe. Es kommt auf die Perspektive an, aus der wir es betrachten.
Moderator: Was ist der Grund dafür, dass es Menschen gibt, die sich nicht trauen, offen über den Tod zu sprechen?
Dr. Maren Kersten: Die Endgültigkeit.
Moderator: Das ist für die dann halt eine Belastung, dass es einfach nicht weiter geht, oder wie?
Dr. Maren Kersten: Na, ich glaube einfach, dass es darum geht, sich damit zu beschäftigen, dass man wirklich nicht mehr da ist. Also dass das Leben ohne einen weiterläuft, und dass das schwer ist, sich vorzustellen, dass das Leben ohne einen weitergeht.
Moderator: Frau Basler, Sie haben das tagtäglich in ihrer Arbeit als Fachpflegekraft erlebt. Im Hospiz ist der Tod ein täglicher Begleiter. Sind Sie und ihre Kollegen und Kolleginnen dort mit dem Thema offen umgegangen und sprechen sie auch darüber?
Marion Basler: Ja, das ist tatsächlich so. Ich möchte dazu sagen, dass mich in meiner täglichen Arbeit nicht nur der Tod, sondern eben auch das Leben begleitet, und das ist mir sehr, sehr wichtig, das einmal anzusprechen. Es war mir schon immer ganz wichtig, offen mit dem Thema Tod und Sterben umzugehen. und gerade vor allem im Alltag im Hospiz. Die Menschen, die in ein Hospiz einziehen, die sind noch nicht tot. Und wir haben sehr häufig und direkt über die Gäste, die wir begleitet haben, die Symptome, die die Menschen begleiten. Und auch die Herausforderungen, die diese Erkrankung, die die Menschen mitbringen, mit sich bringt. Und das ist sehr, sehr wichtig. Es gab ja auch oft Positives, was wir über das Sterben berichten können. Schöne Momente durften wir auch teilen, traurige, oder manchmal auch sehr herausfordernde Situationen. Jüngere Menschen haben anderen Anspruch auf Begleitung am Lebensende als vielleicht ältere Menschen, die vielleicht dankbar sind, dass sie in einer ruhigen Umgebung sterben dürfen. Und das Leben im Hospiz ist gefüllt mit Lachen und schönen Augenblicken, aber natürlich auch mit dem Sterben und dem Tod. Wir haben vor allem im Hospiz die Möglichkeit, ganz, ganz viel zu sprechen. Durch ganz lange Übergabezeiten, Team-Tage, Supervision, und aber auch Feste mit dem Umfeld, mit Nachbarn, mit Freunden. Und ein Austausch und ein Miteinander, das stärkt das komplette Team und schafft einfach Vertrauen. Und das Vertrauen ist gerade in der Hospiz- und Palliativarbeit unglaublich wichtig, weil es eine sehr große Möglichkeit bietet, auch unangenehme Dinge auszusprechen. Das heißt: Eine Situation, die man erlebt, mit einem Gast, im Hospiz spricht man nicht von Patienten, sondern von Gästen, eine unangenehme Situation mit einem Gast, einem Angehörigen oder eben auch nur unter Kollegen. Und es ist wichtig, offen zu sprechen, auch über Probleme und schwierige Situationen. Und wenn wir unsere Schwächen und Stärken offenlegen, dann kann sich das Team unterstützen, dann können wir in schwierigen Situationen was meistern oder auch mal abgeben, mutig sein, zu gestehen, dass ich was nicht kann, oder was aushalten kann und dabei ist auch nicht jeder Tag gleich. Ich glaube, das kennen wir alle. Heute komme ich mit einem guten, lächelnden, freundlichen Wesen ins Haus und kann auch mal unangenehmen Angehörigen gegenübertreten. Und morgen sieht das ganz anders aus, da habe ich vielleicht keinen guten Tag oder die Angehörigen nicht. Vielleicht war die Nacht von mir schlecht oder eben vom Gegenüber. Und dann hilft mir echt die Kommunikation mit Kollegen, die mir dann vielleicht auch die Betreuung für heute abnehmen und ich mich anderen Aufgaben widmen kann. Und das gelingt eben sehr gut, wenn ein sehr offener und ehrlicher und kollegialer Austausch stattfindet.
Moderator: Wie schaut es denn bei Ihnen persönlich aus, was hat Ihnen geholfen, mit dem Tod von Patientinnen und Patienten und der Trauer der Familien umzugehen? Weil, Sie werden ja sehr oft damit konfrontiert.
Marion Basler: Ja, wie ich gerade schon sagte: Vor allem der Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen, aber auch der Austausch und das offene Gespräch mit dem Gast und den Angehörigen selbst. Umso offener ich mit den Menschen, mit meinem Gegenüber rede, umso leichter fällt auch der Umgang mit schwierigen Themen. Und zugegebenermaßen ist es einfacher, Situationen manchmal auch mit Humor zu betrachten. Ich mag vielleicht ein kleines Beispiel einbringen: Ein Gast, der ins Hospiz kam, und wir kannten ihn noch nicht und eine Kollegin stolperte morgens in das Zimmer, begrüßte ihn und schrie erschrocken auf, weil dieser ältere Herr eine Ohr-Prothese hatte, was wir nicht wussten. Und er diese Ohr-Prothese auf sein Kopfkissen ablegte und wir natürlich erschraken, was dieses Ohr alleine auf dem Bett macht. Und das ist Humor, und das ist gemeinsames Lachen, und das gehört dazu. Und für mich gehört der Tod zum Leben. Das klingt einfach gesagt und dennoch verbinde ich mit dem Sterben einen Abschnitt im Leben, der für mich selbstverständlich ist. Ich kommuniziere schon immer ganz, ganz offen mit meinen Freunden, mit meiner Familie. Ja, und wichtig ist dabei. da kommen wir später nochmal drauf, auch Rituale zu haben. Das hilft mir. In den meisten Begleitungen konnte ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen einen guten Abschluss finden und da hilft es mir, auch zugeben zu dürfen, dass mich was traurig macht. Wenn Angehörige weinen und es mich berührt, dann darf ich auch weinen. Mir hilft es, zugeben zu dürfen, dass ich trauern darf. Mir hilft das, auch mittrauern zu dürfen. Mir hilft es, wenn junge Menschen sterben, Kinder involviert sind, auch die Kinder zu umarmen. Jetzt, in Coronazeiten, ganz, ganz schwierig. Und das fehlt. Das fehlt so sehr.
Moderator: Ich kann mir vorstellen, dass das auch nicht immer klappt. Sie haben auch eben schon Stichwort Corona gegeben, dass das auch nicht alles einfacher macht. Haben Sie auch mal einen Fall mit nach Hause genommen, also länger daran zu knabbern gehabt? Hatten Sie da eine Belastung?
Marion Basler: Ja, durchaus gibt es sicher einige Begleitungen, die mich begleitet haben, die mich nach Hause begleitet haben. Eine besondere, und das war mein Schlüsselmoment, vor über 20 Jahren, war eine sehr junge Patientin, damals in einer Uniklinik, mit 16 Jahren, die nach einer nicht gelungenen Stammzelltransplantation verlegt wurde und sollte noch einmal transplantiert werden, obwohl man wusste, dass der Spender nicht passt. Man muss sagen, zu dem Zeitpunkt hat man einfach alles angenommen und wollte es versuchen. Und diese junge Frau bat mich, ich war selbst Anfang 20, ein paar Stunden vor ihrer Transplantation auf ihr Zimmer. Und ich betrat das Zimmer und sie stellte mir eine Frage: "Soll ich diese Transplantation machen oder nicht?". Und ich habe ihr meine Antwort gegeben. Und das war mein Schlüssel und das begleitet. Habe ich falsch geantwortet? Habe ich richtig geantwortet? Es steht eine Familie im Hintergrund, und die muss man immer im Blick behalten. Und ich mag das Wort "müssen" nicht, aber in dem Falle muss man alle im Blick behalten. Aber es gibt auch ganz lustige Momente, die mich begleiten, die ich auch gerne erzähle. Wir hatten einen Mann, der an einer Krebserkrankung litt und sehr ausgeprägte Metastasen im Kopf hatte. Und dadurch sein Gedächtnis einfach verlor und jeden Morgen zur Arbeit wollte und wir ihm jeden Morgen ein ärztliches Attest ausstellten, was er dankend annahm und die Füße hochlegte. Sie sehen: Es geht in beide Richtungen und natürlich, wenn junge Menschen sterben, begleitet das noch ein bisschen mehr, als wenn Menschen, die mit 90 Jahren friedlich ihre letzten Tage verbringen dürfen.
Moderator: Jeder Mensch ist anders und deshalb geht auch jeder anders mit dem Tod und der Trauer um. Die BGW steht ihren Versicherten bei dem Thema auf jeden Fall zur Seite und hat eine Ausstellung, speziell für Pflegekräfte, auf die Beine gestellt. Wegen der Pandemie ist die Wanderausstellung noch nicht gestartet. Frau Basler, Sie begleiten das Ganze. Was ist das genau für eine Ausstellung, was ist das Ziel davon?
Marion Basler: Ja, die Ausstellung oder beziehungsweise die Workshops "In Würde Abschied nehmen", sollen die Pflegekräfte darin unterstützen, sterbende Menschen und die Angehörigen menschlich zu begleiten und für sich selbst, dabei aber auch zu sorgen. Im Rahmen der Workshops werden neben der Heranführung an das Thema Sterben und Tod, aber auch vor allem sogenannte Handlungskompetenzen und Bewältigungsstrategien erarbeitet.
Moderator: Auf welchen Themen liegt dabei der Schwerpunkt?
Marion Basler: Inhaltlich strukturiert sich der Workshop auf insgesamt drei Themenfelder und, wie Frau Kersten zuvor schon sagte, über einen Zeitraum von 3,5 Stunden. Und wir orientieren uns an sehr konkreten Lernzielen. Das erste Themenfeld beispielsweise, ist die Selbstfürsorge. Es geht hier vor allem um das Bewusstsein für die eigenen Ängste und Sorgen im Umgang mit Tod und Trauer, aber auch Rituale als Bewältigungsstrategie zu entwickeln. Und dafür, und ich mag noch nicht so ganz viel verraten, weil, es ist ein toller Workshop, wo wir sehr aktiv arbeiten, mit Hörbeispielen arbeiten, kreativ werden und in diesem Teil geht es eben drum, was zu meinen Ängsten zu erleben. Das zweite Themenfeld, was wir anbieten, ist die Kommunikation mit sterbenden Menschen und ihren Angehörigen. Was sage ich einem Menschen, der mich frägt: Muss ich sterben? Es geht auch um das Kennenlernen der Sterbephasen, um aktives Zuhören und die Teilnehmer können sich auch wieder an spannenden Workshops ausprobieren, Gesprächssituationen zu üben und zu erlernen. Und es geht auch um Ressourcen in der Sterbebegleitung. Vielen ist nicht bewusst, wie viele Menschen, wie viele Berufsgruppen, wie viele Profis wir hinzuziehen dürfen, um Menschen und ihre Angehörigen zu begleiten. Das, ganz grob, sind Inhalte des Workshops. Genau.
Moderator: Jetzt haben Sie schon einiges erzählt, klingt auch sehr spannend, aber vielleicht kann ich Ihnen jetzt doch noch ein konkretes Beispiel entlocken.
Marion Basler: Ein konkretes Beispiel ist: Die Teilnehmer werden zunächst in zwei Gruppen unterteilt, um einfach individueller auch arbeiten zu können und die Teilnehmer werden in einen Raum geführt und erhalten Kopfhörer. Und über diese Kopfhörer werden Stimmen und Bilder im Kopf der Teilnehmer erzeugt, die Gefühle zulassen sollen. Es geht um das Thema Sterben, natürlich, und man will die Teilnehmer dazu berühren, was diese Aussagen mit ihnen machen. Und danach werden dem Moderator diese Situationen aufgelöst.
Moderator: Eine gute Möglichkeit für Pflegekräfte, die in den Workshops einiges für ihre Arbeit mitnehmen können. Die Arbeitgebenden, die stehen aber natürlich auch in der Verantwortung. Frau Kersten, welche Rollen spielen die Arbeitsbedingungen und das Betriebsklima?
Dr. Maren Kersten: Ja, die Arbeitsbedingungen und das Betriebsklima spielen eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung von Arbeitsbelastungen. beim Umgang mit Tod und Sterben. Beispielsweise können auf der personalen Ebene die verbale und nonverbale Kommunikationsstrategie im Team weiterentwickelt werden. Oder auf der organisationalen Ebene ist eine gute Dienstplangestaltung oder die Supervision wichtig.
Moderator: Ein gutes Arbeitsumfeld und aufmerksame Kollegen können also helfen, mit der Trauer und dem Tod besser umzugehen. Und es gibt sogar noch mehr Angebote für Arbeitnehmende. Sie haben das eben schon gesagt; Stichwort Supervision, Frau Kersten.
Dr. Maren Kersten: Ja, Supervision ist ein wichtiges Werkzeug zur Klärung und Aufbereitung schwieriger Arbeitssituationen. Darauf hatte ja Frau Basler auch schon hingewiesen. Für diese Art der Intervention ist allerdings der Arbeitgeber zuständig, dies wird nicht von der BGW bezuschusst. Um auf eine Auswahl von Angeboten der BGW zu schauen: Wir bieten beispielsweise Einzel- und Gruppencoachings an, ein Konzept zur Team Education befindet sich derzeit in der Entwicklung. Jetzt, während der Corona-Pandemie, ermöglicht die BGW kostenlos ein Krisencoaching für Führungskräfte, wobei Führungskräfte bei bis zu fünf Beratungsterminen ihr Anliegen mit erfahrenen Coaches besprechen können. Außerdem bietet die BGW für die Coronazeit eine telefonische Krisenberatung für Pflegekräfte an, bei der Psychotherapeuten Pflegekräfte beraten, die akut Hilfe benötigen. Beide Angebote sind kostenlos und befinden sich auf der Internetseite www.bgw-online.de. Ein weiteres Angebot ist der sogenannte Strategietag Psyche. Eine Beratung vor Ort. Hierzu nehmen Einrichtungen, zusammen mit einer Beraterin oder einem Berater, den aktuellen Zustand zum Thema psychische Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Visier. Hier könnte zum Beispiel auch das Thema Zeitdruck bei der Begleitung von sterbenden Menschen ein Thema sein. Außerdem bietet die BGW ein Beratungskonzept an, die BGW-Personalkompetenz, bei der ein Baustein sich konkret mit dem Umgang von Sterben und Tod kümmert. Sie hören, Herr Podzus, wir sind in Sachen Unterstützung breit aufgestellt und auf der Internetseite finden sich vielfältige Angebote.
Moderator: Und ein Thema, das die BGW auch in der Wanderausstellung thematisiert, das sind Rituale. Kleine Gesten und Aktionen, die bei der Verarbeitung von Todesfällen helfen können. Frau Basler, Sie haben das vorhin auch schon mal angeschnitten, wie wichtig Rituale sind. Vielleicht haben Sie da für uns jetzt nochmal ein paar Beispiele.
Marion Basler: Ja, aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Rituale eben helfen, gerade mit Belastungen und der Verarbeitung umzugehen. Rituale helfen mir, Gefühle zu regulieren und meinem Erlebnis oder einer Tätigkeit eine besondere Bedeutung zukommen zu lassen. Und Ziel im Workshop ist es eben auch, kollektive oder persönliche Rituale als Ressourcen zu erkennen und dann auch auszuprobieren. Ich persönlich hatte in meinem Team sehr viele Rituale. Beispielsweise wurde, wenn ein Gast verstorben ist, zunächst eine Kerze entzündet, so dass alle, die das Haus betreten, die im Haus arbeiten, sehen können, dass jemand verstorben ist. Es gab einen Schmetterling an der Tür, so dass auch andere Gäste wahrnehmen, dass jemand gestorben ist. Der Eingangsbereich war in der Form eines Baumes, das sah ganz schön aus. Und jetzt denken viele: Ja, das ist im Hospiz möglich, aber ich finde, auch in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern kann man sich einen schönen, kleinen Ort schaffen und ein Ritual entwickeln, was dabei und für die Sichtbarkeit, vielleicht helfen kann. Ganz wichtig finde ich, alle Kollegen auch als Ritual zu informieren, dass jemand verstorben ist. Eben auch die Hauswirtschaftskräfte, die Köchin, die Alltagsbegleiter, sodass alle wissen, wenn Angehörige kommen, dass der Mensch verstorben ist. Ich könnte eine ganz große Reihe an Ritualen aufzählen. Wichtig ist eben immer, dass das Team was findet, was anwendbar ist und was man gemeinsam umsetzen kann.
Moderator: Da haben Sie jetzt auf jeden Fall schon einiges erzählt. Die sogenannte Psychohygiene, die spielt ja auch eine große Rolle, eigentlich in allen Berufen. Was kann man für eine gesunde Psychohygiene tun?
Marion Basler: Wichtig ist, da zu gucken: Was tut mir gut? Ich kann viele Empfehlungen aussprechen, aber wenn mir jemand sagt: "Geh mal Joggen, um dich zu entspannen.", dann belächle ich das leise und gehe eher nicht.
Moderator: Ich wäre da auch nicht am Start, ganz ehrlich.
Marion Baslre: Ja, richtig, mir hilft es, wenn ich in die Natur gehe, mit meinem Hund. Wir reisen sehr viel, wir sind auch in Afrika viel unterwegs und das sind Momente, wo ich meine Ressourcen auftanken kann. Mit Freunden zu sein und ganz wichtig: Ehrlich zu mir selbst zu sein und eben genau hinzuschauen: Was brauche ich jetzt gerade? Oder was brauche ich eben auch nicht? Und das dann auch anzunehmen. Das darf man lernen und ich glaube, jeder kann es lernen. Und es sind häufig die ganz kleinen Momente, die ich genieße. Und ja, ich sage immer: "Ich begrüße nicht jedes Blümchen am Wegesrand und ich ärgere mich auch immer noch über die falsch ausgedrückte Zahnpastatube und trotzdem, ja, sind es die Kleinigkeiten, die man mehr schätzen sollte.".
Moderator: Ja, da waren doch jetzt auf jeden Fall ganz viele Ideen mit dabei, vielen Dank. Am Ende muss natürlich jeder für sich selbst den besten Weg finden, wie er mit dem Tod umgeht. Die Pflegefachkräfte, die werden auf jeden Fall nicht alleine gelassen. Die BGW, die steht ihren Versicherten zur Seite, wenn sie Hilfe brauchen. Ich bedanke mich bei der Pflegefachkraft Marion Basler und Dr. Maren Kersten von der BGW. Sie haben uns wertvolle Tipps und Erfahrungen mit an die Hand gegeben. Vielen Dank dafür.
Marion Basler: An der Stelle vielen Dank von uns beiden und wir würden uns mächtig freuen, wenn Sie die emotionsbasierte Wanderausstellung "In Würde Abschied nehmen" beispielsweise auch mit ihrer Berufsschulklasse besuchen würden.
Dr. Maren Kersten: Ja, ein herzliches Dankeschön auch von mir für die Möglichkeit, in diesem Podcast diese wundervolle Ausstellung einmal vorstellen zu dürfen. Und auch vielen Dank an Sie, Herr Podszus.
Block 03: Verabschiedung
Moderator: Der Tod. Ein Thema, das zum Leben gehört, auf jeden Fall, und es gibt Menschen, die kommen damit sehr häufig in Berührung, haben wir heute gehört. Pflegefachkräfte, die beispielsweise im Hospiz oder Palliativeinrichtungen arbeiten, aber natürlich auch auf jeder anderen Station. Über den Tod und die Trauer zu reden, das kann helfen, und das sollte kein Tabu sein. Betroffene werden aber auch nicht alleine gelassen, haben wir heute gehört. Unterstützung gibt es von vielen Seiten, die BGW bietet Pflegefachkräften dazu zum Beispiel eine Ausstellung mit Workshops an. Wann die Ausstellung eröffnet wird, das steht wegen Corona mal wieder nicht endgültig fest. Angepeilt wird aber der Pflegetag 2022. Schauen Sie gerne mal auf der BGW-Podcast-Seite vorbei, dort können Sie alle weiteren Folgen des BGW-Podcasts anhören. Gerne lassen Sie uns doch einfach eine Bewertung da oder schreiben uns Ihre Themenideen ganz einfach unter www.bgw-online.de/podcast. Ich freue mich, wenn Sie auch beim nächsten Mal wieder mit dabei sind. Bis dahin bleiben Sie gesund.
(Outro - Herzschlag, für ein gesundes Berufsleben. Der BGW-Podcast)
Die Interviewgäste
Dr. Maren Kersten, BGW Hamburg
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Marion Basler, Pallium Bühl
Fachpflegekraft
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