Einfach mal an sich denken: Resilienz und Selbstfürsorge Highlights: BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Schwere Schicksalsschläge und traumatische Ereignisse gehören zum Leben dazu. Ganz egal, ob im Job oder im Privaten – wichtig ist es, wieder in die Spur zu kommen und zu einem glücklichen Leben zurückzukehren. In dieser Folge spricht Moderator Ralf Podszus gemeinsam mit der Resilienz-Trainerin und Krankenschwester Almut Benfer-Breisacher genau darüber.
Wie wird man gerade in Pflegeberufen langfristig widerstandsfähiger? Warum sollte man viel öfter auch mal nur an sich denken? Und was kann man als Arbeitgeber tun, um für Entlastung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sorgen? Ihr wollt die Antworten auf all diese Fragen wissen? Dann hört rein in diese Folge mit Almut rein!
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator:
Was haben Aschenputtel, Harry Potter und Pippi Langstrumpf gemeinsam? Das ist gar nicht so einfach, oder? Ich verrate es euch. Alle drei sind herausragende Beispiele für Resilienz-Geschichten. Trotz schwerer Schicksalsschläge und allerlei Hindernissen, die ihnen das Leben in den Weg gelegt hat, haben die drei es geschafft, ihre Ziele im Leben zu erreichen.
Warum erzähle ich euch das? Schicksalsschläge und auch traumatische Ereignisse gehören für immer mehr Menschen im realen Leben dazu. Natürlich werden wir im Büro an unserem Schreibtisch jetzt nicht hinterrücks von Lord Voldemort mit dem Fluch "Avada Kedavra" umgebracht. Dennoch leidet zumindest das Gemüt auch in der Arbeitswelt deutlich.
Stimme aus dem Off:
Studien zeigen, dass es im Jahr 2024 einen starken Anstieg bei Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen gibt. Die Zahl der Fehltage wegen Depressionen oder Anpassungsstörungen stiegen in den ersten sechs Monaten des Jahres um über 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Moderator:
Umso wichtiger ist es deshalb, mit diesen Herausforderungen richtig umzugehen. Hier kommt Resilienz ins Spiel. Der Begriff steht ursprünglich für Stoffe, die nach extremer Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren. Eigentlich also genauso wie unsere drei Helden und Heldinnen am Anfang.
Wie schafft man das? Und was kann ich selbst tun, um mich langfristig besser zu schützen? Gemeinsam mit der Resilienztrainerin und Krankenschwester Almut Benfer-Breisacher spreche ich genau darüber. Die Podcast-Folge, die ihr jetzt hört, ist aus dem Januar 2021.
Ihr wisst schon, das ist die Zeit, in der wir alle mit Masken rumgelaufen sind und Angela Merkel ist noch Bundeskanzlerin. Wir haben uns in diesem Podcast noch gesiezt. Das Thema Resilienz hat heute allerdings noch mehr Bedeutung und daher sind die Tipps in dieser Folge umso wichtiger für euch. Wahres Befindlichkeitsgold.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Moderator:
Herzlich willkommen, Frau Benfer-Breisacher.
Almut Benfer-Breisacher:
Hallo, schönen guten Tag.
Moderator:
Haben Sie bei so vielen Titeln und Tätigkeiten noch Zeit zur Ruhe zu kommen?
Almut Benfer-Breisacher:
Das habe ich, weil ich entsprechende resiliente Fähigkeiten habe, über die ich mir nach vieler Reflexionsarbeit bewusst geworden bin. Über die ich dankbar bin und die ich entsprechend einsetzen kann.
Moderator:
Wenn man sich ein bisschen mehr mit dem Thema Selbstfürsorge beschäftigt, dann liest man ganz viele Begriffe, die oft in einem Rutsch genannt werden. Aber eigentlich weiß man gar nicht so richtig, wie die Definitionen dazu sind. Deshalb wollen wir hier zunächst einmal einen Überblick schaffen. Fangen wir doch mal mit dem Thema Resilienz an. Frau Benfer-Breisacher, Sie haben darüber ein Buch geschrieben.
Almut Benfer-Breisacher:
In dem Begriff Resilienz steckt das lateinische Verb "resiliere" drinnen. Im Wörterbuch übersetzt heißt es "zurückspringen". Da stellt sich natürlich die Frage, was "zurückspringen" eigentlich mit dem Thema zu tun hat.
Nun stellen wir uns eine Person vor, die im Berufsalltag mit hohen Arbeitsanforderungen konfrontiert ist. Die Situation verlangt ihren unermüdlichen Einsatz. Gegebenenfalls wird diese enorme Last sie sogar aus dem Gleichgewicht bringen.
Doch mithilfe von resilienten Fähigkeiten, darunter fallen zum Beispiel Einstellungen, Haltungen, Strategien, eine akzeptierende Grundhaltung oder eine positive Sichtweise, kann diese Person es schaffen, mit sich selbst und den Anforderungen so umzugehen, dass sie ihr Gleichgewicht wiedererlangt oder von vornherein gar nicht in diese Schieflage gerät. Vielleicht ist sie im Nachhinein sogar in der Lage, die gemachten Erfahrungen als persönlichen Erkenntnisgewinn zu verbuchen.
Resilienz wird auch als psychische Widerstandskraft bezeichnet. Was an dieser Stelle noch ganz wichtig ist, zu sagen, dass Resilienz keine Garantie für einen beruflichen Erfolg ist oder sogar Lebenserfolgsgarantie verspricht. Es ist möglich, dass man in einem Fall die Bewältigung einer schwierigen Situation schafft und in einem anderen Fall es einem nicht gelingt und man aus dieser Schieflage nicht wieder ins Gleichgewicht zurückfindet. In diesem Fall ist professionelle Unterstützung unbedingt erforderlich.
Moderator:
Wirkt sich Resilienz auch auf die Gesundheit aus? Sind Pflegekräfte besonders resilient, wenn sie trotz erschwerter Arbeitsbedingungen ihren Beruf gerne ausüben?
Almut Benfer-Breisacher:
Zum ersten Teil Ihrer Frage. Resilienz oder sagen wir besser die Auswirkung psychischer Widerstandskraft, die können insofern die Gesundheit positiv beeinflussen, dass wir die unangenehmen oder negativen Begleiterscheinungen hoher Anforderungen besser steuern können und dadurch gelassener agieren können.
Das hat nachweislich auch hormonelle Effekte, die sich wiederum positiv auf unseren Körper auswirken. In der Tat ist es so, dass unsere resilienten Fähigkeiten gerade dann gefragt sind, wenn es eng wird. Dann sind genau diese herausfordernden Situationen für uns Möglichkeiten, unsere Resilienz weiter auszubauen. Denn Resilienz entsteht vor allem im Wechselspiel zwischen Mensch und Umwelt. Aber auch hier gilt, die Menge macht das Gift.
Bezogen auf Ihre Frage wäre tatsächlich interessant herauszufinden, was diese Pflegekräfte unterstützt? Was ihnen hilft, dass sie ihren Beruf gerne ausüben, trotz erschwerter Rahmenbedingungen. Dann lassen sich diese Fähigkeiten tatsächlich unter diesem Begriff oder unter dieser psychischen Widerstandskraft verbuchen.
Moderator:
Kann man Resilienz lernen oder ausbauen?
Almut Benfer-Breisacher:
Grundsätzlich muss man sagen, dass wir Menschen nicht als unbeschriebene Blätter auf die Welt kommen. Abhängig davon, wie wir auf die Welt kommen, fällt es uns leichter, Resilienz zu entwickeln oder auch nicht. Zum Vergleich, einem sportlich veranlagten Menschen fällt es bekanntlich auch leichter, entsprechend gute sportliche Ergebnisse zu erreichen.
Doch grundsätzlich sind wir Menschen oder besser gesagt unser Gehirn dazu in der Lage, sich zu verändern. Das heißt, die Nervenzellen können sich je nach Verwendungszweck in ihren Eigenschaften verändern und anpassen, also an andere Denkmuster, an andere Verhaltensweisen.
Bezogen auf die Entwicklung von Resilienz bedeutet das, dass eben zu dieser Entwicklung jede Situation Anlass oder eine Chance sein kann, in der wir mit Herausforderungen konfrontiert werden und sie meistern müssen. Entweder nutzen wir dazu vorhandene Fähigkeiten oder verbunden mit unserer Motivation, diese Situation bewältigen zu wollen, entwickeln wir neue Strategien.
Die andere Möglichkeit besteht darin, ausgewiesene Seminare zu besuchen, bei denen sozusagen Situationen aus dem Berufsalltag nachgestellt werden und über Möglichkeiten zur Bewältigung reflektiert und auch neue Strategien gemeinsam ausprobiert werden können.
Moderator:
Wie ist es mit der Achtsamkeit? Können Sie die mal genau erklären? Was genau ist das Achtsamkeit?
Almut Benfer-Breisacher:
Achtsamkeit ist eine Meditationspraxis und hat sich im Verlauf von mehr als 2000 Jahren entwickelt. Ihre Wurzeln liegen in der östlichen Philosophie. Mittlerweile ist sie hier bei uns in der westlichen Welt stark verbreitet.
Forschungsergebnisse können zeigen, dass mithilfe dieser Meditationspraxis nachhaltig verschiedene Leiden sogar gelindert werden können, zum Beispiel chronischer Schmerz, aber auch, wenn es um die Bewältigung von Stress geht. Hintergrund und das Ziel dieser Meditationspraxis ist die, wir Menschen haben alle eine Tendenz, auf Erfahrungen quasi automatisch zu reagieren.
Achtsamkeit im Sinne einer absoluten Gegenwartspräsenz unterstützt uns, alternative Wege für den Umgang mit einer Situation zu finden. Denn wir sollten immer bedenken, dass wir den größten Einfluss auf uns selbst haben und da auch beginnen sollten.
Moderator:
Jetzt haben wir schon viel über den guten Umgang mit uns selbst gehört, in der Theorie. Eins steht auf jeden Fall fest, die längste Beziehung in unserem Leben, die führen wir mit uns selbst. Deshalb sollten wir bei all dem Stress und der Fürsorge für andere nie unsere eigenen Bedürfnisse aus den Augen verlieren. Natürlich ist das jetzt leichter gesagt als getan. Was können wir also tun, wenn wir das Gefühl haben, wir geraten etwas in Schieflage, Frau Benfer-Breisacher?
Almut Benfer-Breisacher:
Wenn ich fühle, dass ich in Schieflage geraten bin, sollte ich mich einmal zuerst darüber freuen, dass ich überhaupt in der Lage bin, dieses Gefühl zu fühlen. Ich sollte es dann zulassen und in jedem Fall ernst nehmen. Da der Begriff Achtsamkeit im üblichen Sprachgebrauch verstärkt zugenommen hat, könnte man an dieser Stelle auch von einem achtsamen Umgang mit sich selbst sprechen. Wenn ich diese Schieflage bemerke, geht es darum, so weit es mir allein möglich ist, zu überlegen, was Ursache dafür sein könnte.
Ansonsten das Gespräch auch mit anderen suchen, zu denen ich Vertrauen habe. Im privaten Kontext kann es der Partner, die Partnerin sein, Familie, Angehörige oder Freunde. Im beruflichen Kontext empfiehlt es sich zum Beispiel auch Vorgesetzte, um ein Gespräch zu bitten.
Wenn das Vertrauen, der Zeitpunkt oder der Mut zu dieser Person fehlen, gäbe es die Möglichkeit, auch eines Gesprächs mit der Mitarbeitervertretung, dem Betriebsrat oder auch den Kollegen, um sich auszusprechen oder andere Sichtweisen anzuhören. Dann auch gegebenenfalls gemeinsam Lösungsansätze zu finden.
Moderator:
Danke für diese Tipps, wie man sich vom Stress nicht überwältigen lassen braucht. Was sind jetzt die kleinen Schritte, die mir auch langfristig helfen, widerstandsfähiger zu sein?
Almut Benfer-Breisacher:
Zum Beispiel am Ende, also so ganz konkret eines Tages drei Dinge in ein Freudentagebuch notieren, die gut gelaufen sind, die mich gefreut haben. Das kann zum Beispiel das Lächeln eines Patienten oder einer Patientin sein, die auf mich bis dahin immer so mürrisch wirkte. Das kann der freie Tag sein, den ich wieder erwarten nehmen konnte oder kann. Die Schulnote meines Kindes, die zeigt, dass die intensive Vorbereitung gelohnt hat. Das sind so scheinbar nebensächliche oder selbstverständliche Dinge, die gerade deswegen im Alltag untergehen.
Die regelmäßige Bewusstmachung dieser schönen Dinge und die Nachvollziehbarkeit durch das Schreiben schulen meinen Blick für die positiven Dinge, die trotz allem in meinem Leben immer wieder geschehen. Wiederum im Bewusstsein positiver Dinge fällt es mir zunehmend leichter, mit den unangenehmen Dingen konstruktiver umzugehen. Denn unangenehme Dinge wird es immer geben.
Eine ganz andere Möglichkeit wäre, darauf zu achten, wann ich in meinem Sprachgebrauch dazu neige, Verallgemeinerungen zu verwenden und wozu die Verwendung führt. Zum Beispiel so Worte wie "alles", "nie" oder "immer". Wenn ich sage, wir haben schon alles ausprobiert, sagt diese Aussage aus, dass wir keine Chance haben, mit dem Rücken an der Wand stehen. Die Lage ist aussichtslos. Das deprimiert, das frustriert und macht unter Umständen auch Angst.
Wir befinden uns gefühlsmäßig in einer Lage, die uns nur schwer ermöglicht, über alternative Ideen nachzudenken. Warum auch? Es gibt ja keine mehr, wenn alles ausprobiert ist. Stellen wir aber die Frage danach, was wir denn nun tatsächlich schon ausprobiert haben und was vielleicht noch nicht, animiert diese Herangehensweise eher, weitere Lösungen und Ideen zu sammeln und einen Weg zu finden, aus der misslichen Lage herauszukommen.
Moderator:
Interessanter Tipp mit dem Wort "alles". Das nehme ich jetzt mal auf. Was machen wir aber, wenn wir jetzt kein Fan sind von "Freudebücher" oder von Postkarten, die man an den Spiegel heftet, wo drauf steht: "Du schaffst das!". Gibt es noch irgendwelche anderen Tipps? Sport zum Beispiel. Da kann man doch bestimmt auch resilienter werden, oder?
Almut Benfer-Breisacher:
Sport ist in jedem Fall ein probates Mittel, um resilienter zu werden, denn die mentale Flexibilität steht in wirklich einem wechselseitigen Beziehung zur körperlichen Beweglichkeit.
Moderator:
Was für Sport oder Aktivitäten empfehlen Sie da Menschen, die resilienter werden möchten? Eignen sich einige Sportarten besonders gut dafür?
Almut Benfer-Breisacher:
Um in Situationen richtige Entscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, dass ich in der Lage bin abzuwägen, Aspekte konkret anzuschauen, aber auch größere Zusammenhänge zu erkennen. Dafür bin ich auf ein gutes Zusammenspiel beider Gehirnhälften angewiesen.
Damit dieses Zusammenspiel gut klappt, bieten sich Überkreuzübungen an, zum Beispiel rechter Ellenbogen auf linkes Knie und linker Ellenbogen auf rechtes Knie im Wechsel zehnmal hintereinander zum Beispiel. Da gibt es ganz einfache, aber wirklich effektive Körperübungen, die ich auch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Musik in Fortbildung durchführe.
Für Menschen, die sich als sehr detailverliebt beschreiben, denen es jedoch schwerfällt, den fünften Grad sein zu lassen, bieten sich Aktivitäten an, die die rechte Hirnhälfte trainieren, zum Beispiel kreative Tätigkeiten, bei denen es da auf die freie Fantasie ankommt.
Anders bei Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich zu fokussieren, da geht es eher um das Training von Tätigkeiten, die auf ein genaues Ergebnis abzielen, wie Sudoku oder Kreuzworträtseln.
Ansonsten eignen sich die Sportarten dazu, bei denen wir uns entspannt, befreit fühlen und wir nach Ausübung das Gefühl haben, unsere Energiefässer wieder aufgeladen zu haben. Müde, ausgepowert, aber erfüllt. Um welche Sportarten es sich handelt, kann von Mensch zu Mensch da wirklich unterschiedlich sein.
Moderator:
Zum Schluss unserer Podcast-Folge würde ich gerne noch auf das Thema Selbstfürsorge im Beruf zurückkommen. Da bräuchten wir vielleicht ergänzend noch ein paar weitere Infos und Ratschläge. Ich hatte es eingangs schon erwähnt, gerade das Pflegepersonal müsste oft besser umsorgt werden. Inwiefern liegt hier die Verantwortung auch beim Arbeitgeber?
Almut Benfer-Breisacher:
In den Jahren, in denen ich selbst als stellvertretende Pflegedirektorin in einem Krankenhaus tätig war, gehörte zu meinen Aufgaben unter anderem die Leitung und Durchführung zahlreicher Projekte. In den Arbeitsgruppen erlebte ich immer wieder das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Doch fiel mir dabei und auch sonst immer wieder auf, wie viele Mitarbeiter den Blick für ihre guten Leistungen als Einzelne oder im Team für ihre Erfolge, für ihre eigenen Fähigkeiten verloren oder vielleicht auch nie sensibilisiert hatten. In Gesprächen bemerkte ich häufig, dass manchmal nur ein Perspektivwechsel oder einfach der Blick auch auf das Gute für Frustabbau in der Situation sorgte und neue Kräfte entfachte. Kräfte, die natürlich nicht die Probleme lösten, aber im Augenblick halfen, mit der Situation besser umzugehen.
Selbst wenn jeder in erster Linie für sich selbst verantwortlich ist, auch in einem Unternehmen, sah ich meinerseits, also von Arbeitgeberseite, eine Verpflichtung, einen Bedarf förmlich darin, Mitarbeiter für den konstruktiven Umgang mit den hohen Arbeitsanforderungen zu sensibilisieren und ihnen dafür Handwerkszeug zu geben. Denn wer, wenn nicht Sie, sollten unsere Projektergebnisse in der Praxis umsetzen, die Patienten versorgen und so weiter.
Doch dazu brauchen sie Empathie, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Mut, ihre Grenzen zu erweitern und neue Wege zu gehen. Akzeptanz für Dinge, die sie nur schwer oder vielleicht gar nicht ändern können. Sie brauchen Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und vieles mehr. Dementsprechend habe ich mich dann auch in der Folge zur Resilienz-Trainerin ausbilden lassen.
Moderator:
Haben Sie noch andere Beispiele? Wie kann der Arbeitgeber möglichst gute Rahmenbedingungen schaffen, um für Entlastung zu sorgen? Einmal so einen Apfel hinlegen hilft da ja nicht.
Almut Benfer-Breisacher:
Beispielsweise familienfreundliche Arbeitsmodelle oder eine positive Fehlerkultur bittet es natürlich in jedem Fall unterstützen. Vor allem aber auch einen wertschätzenden Umgang pflegen. Das heißt, den einzelnen Mitarbeiter, die einzelne Mitarbeiterin respektieren. Sie wahrnehmen, sie sehen, ihm oder ihr gegenüber auch Dankbarkeit ausdrücken.
Wenn sie mit Veranstaltungsteilnehmerinnen und Teilnehmern darüber sprechen, sagen viele: "Na also bitte, das ist doch selbstverständlich, da muss ich doch gar nicht drüber nachdenken". Und genau da ist der Knackpunkt. In dem Aspekt des selbstverständlichen, des "nicht drüber Nachdenkens" steckt das Risiko der Unterlassung.
Gerade als Führungskraft sollte mir bewusst sein, dass Wertschätzung nicht nur in die Ansprache der Weihnachtsfeier gehört, sondern eine Haltung ist, mit der ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern täglich begegne. Dazu sollte sich jede Führungskraft in einem ersten Schritt selbstkritisch fragen oder auch aktiv auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen, an was sie wirklich erkennen, dass sie wertgeschätzt werden. Uns sollte einfach bewusst sein, dass Wertschätzung und Anerkennung ein menschliches Grundbedürfnis ist und nicht nur dann zum Thema wird, wenn alles andere abgearbeitet ist.
Moderator:
Wenn ich als Angestellte oder als Angestellter merke, dass es hier Verbesserungsbedarf gibt, Sie haben es eben schon gesagt, nicht nur in der Weihnachtsansprache, mal kurz irgendwie das mal aufnehmen und dann nie wieder. Wie kann ich das am besten bei der Führungskraft vorbringen, ohne jetzt weiteren unnötigen Stress zu bekommen?
Almut Benfer-Breisacher:
Eine für Veränderung und Weiterentwicklung offene Führungskraft bietet natürlich die besten Voraussetzungen. Sollten die Bedingungen jedoch anders sein, empfiehlt es sich z.B. zunächst mit Kolleginnen und Kollegen über die subjektive Erfahrung auszutauschen. Vielleicht ist die Sichtweise bei den anderen ähnlich und gemeinsam lassen sich in der Regel mehr Ideen und Vorschläge zusammentragen.
In einem Gespräch mit der Führungskraft, das dann irgendwann ja auch folgen wird, sitzt man schließlich nicht nur mit dem Anliegen eines Verbesserungsbedarfs da, sondern hat bereits Ideen und vielleicht sogar Vorschläge zur Umsetzung gesammelt, die als Gesprächsgrundlage dienen. Das zeigt der Führungskraft in jedem Fall, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits profunde Gedanken gemacht haben und ist eher bereit, anzubeißen.
Moderator:
Zu dem heutigen Podcast-Thema haben Sie als Resilienz-Expertin einige Bücher geschrieben. Welches würden Sie mir als Anfänger empfehlen?
Almut Benfer-Breisacher:
Empfehlen könnte ich da das Buch "Schutzschirm für die Seele – Resilienz: Wo sie herkommt, wie sie wirkt". Das ist ein Handbuch, was Sie nutzen können, um quasi Ihre eigene Resilienz zu entdecken und finden Anregungen, Ihre eigene Resilienz auch weiterzuentwickeln.
Moderator:
Vielen Dank, Frau Benfer-Breisacher, für die Einblicke und für die konkreten Tipps!
Almut Benfer-Breisacher:
Ganz herzlichen Dank und bitte sehr gerne!
Moderator:
Da konnten wir einiges mitnehmen aus dieser Podcast-Folge. Die Themen Selbstfürsorge und Resilienz sind nicht an irgendein Jahr gebunden, sondern wirklich immer von Bedeutung. Selbstverständlich haben wir noch mehr Themen, die ein echter Dauerbrenner sind.
Zum Beispiel Folge 77, in der wir über Erste Hilfe gesprochen haben. Oder auch Folge 90, in der wir die größten Gesundheitsmythen aufgedeckt haben. Hört also unbedingt einmal rein bei "Im Notfall helfen können" und bei "Richtig oder falsch, wir checken Gesundheitsmythen". Da gibt's dann einen einfachen Fahrplan, wie ihr euch im Ernstfall richtig verhalten solltet und ihr hört, was wirklich stimmt, wenn es um eure Gesundheit geht.
Alle weiteren Folgen und Infos rund um den Podcast findet ihr auf der Website der BGW: www.bgw-online.de/podcast. Und natürlich überall dort, wo es Podcasts gibt. Lasst uns auch gerne eine Bewertung da, wenn ihr mögt, und dann schreibt auch gerne, wie euch diese Folge gefallen hat. Tschüss, bis zum nächsten Mal!
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Interviewgast
Almut Benfer-Breisacher
Dipl.-Pflegewirtin, Krankenschwester, Resilienztrainerin und Autorin
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