Ab in die Natur – Konzept Wald-Kita: Herausforderungen und Schutzmaßnahmen für Fachkräfte und Kinder #102 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Immer mehr Eltern möchten ihre Kinder in die Natur schicken. Wald-Kitas bieten sich dafür prima an. Bei Wind und Wetter wird im Wald gebastelt, gespielt und getobt und Kinder lernen schon früh den Umgang mit den vier Elementen. Doch vor welchen Herausforderungen stehen Mitarbeitende in Wald-Kitas eigentlich? Und wie sind sie versichert?
Ralf besucht in dieser Folge eine Wald-Kita in Kassel und lässt sich vor Ort das Konzept erklären. Außerdem spricht er mit BGW-Präventionsberaterin Kathleen Bösing und dem Kindersicherheitsexperten Matthias Lange über die Herausforderungen und Schutzmaßnahmen in Wald-Kitas.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator:
Hej og velkommen til en ny episode.
Das ist Dänisch und heißt: „Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge!“. Ihr habt euch jetzt nicht verirrt, ihr seid ganz richtig bei Herzschlag für ein gesundes Berufsleben.
Warum spreche ich plötzlich Dänisch mit euch? Und ich hoffe auch ich habe es eben richtig ausgesprochen. Also liebe Dänen und Däninnen verzeiht mir, wenn es jetzt nicht ganz richtig war.
Ich bin heute hier in einer Waldkita und Fun Fact: Die Idee der Waldkitas stammt ursprünglich aus Skandinavien. Deswegen die dänische Begrüßung. Heute wollen wir nicht über Skandinavien sprechen, sondern über das Thema Waldkitas.
Woher kommt der Wunsch der Eltern nach mehr Nähe zur Natur für ihre Kinder? Das wollen nämlich immer mehr, dass die Kids die ganze Zeit draußen sind. Welche Herausforderungen gibt es in Kitas ohne Wände und ohne Dach und wie sind sie da eigentlich versichert? Das und mehr, das finde ich heute heraus, ich bin Ralf Podszus, hi.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW Podcast.
Moderator:
Ich gehe hier gerade mitten durch Bad Emstal, bin eben noch über eine Bundesstraße gefahren. Dann wird es immer ländlicher, die Wege werden kleiner, schmaler und zack, plötzlich bin ich mitten im Waldkindergarten und hier ist es so, wie ich es mir auch vorgestellt habe.
Hier ist der schöne Holzbauwagen, da sind kleine Fensterchen drin, da sind bunte Enden dran geklebt und überall sieht man auch ein bisschen Spielzeug. Holz ist hier ganz viel, also wahrscheinlich wird hier auch ein Feuerchen gemacht, ich frage gleich mal, wie das alles so ist und da hinten ist ein Zelt.
Vor mir steht jetzt Joachim Rose. Er ist Natur- und Wildnispädagoge und ich grüße dich herzlich.
Joachim Rose:
Ja, hallo, Grüße dich auch.
Moderator:
Schön, heute hier zu sein. Was ist das für ein Zelt? Sieht interessant aus. Ist das euer Gruppenraum?
Joachim Rose:
Ja, also es ist eine mongolische Jurte, und die dient für uns als Gruppenraum für schlechte Tage, wenn es kalt nass ist oder stürmisch, dann haben wir da Rückzugsmöglichkeiten.
Moderator:
Wir schauen mal, was da alles drin ist. Dann gehen wir jetzt in den Bauwagen. Der ist nämlich gleich hier oder ganz in der Nähe. Hier in diesem runden Sitzbereich sind so mehrere kleine Baumstämme, die liegen im Kreis übereinander. Kommt da in der Mitte so ein Lagerfeuer hin oder wie muss ich mir das vorstellen, weil da liegt ja viel Holz daneben?
Joachim Rose:
Nämlich in so einer kleinen Lagerecke. Wir haben eine transportable Feuerstelle, wir können hier Feuer machen oder oben im Tipi und das Holz, was du hier siehst, ist auch für unseren Holzofen im Bauwagen.
Moderator:
Wie oft macht man dann hier lecker Marshmallows?
Joachim Rose:
Marshmallows? Gar nicht, weil wir zuckerfrei und vegan sind.
Moderator:
Das war die Feindfrage nämlich. Aber Stockbrot wird gemacht und das finden die Kids natürlich cool, wenn man mit einem Stock hier einfach im Feuer alles schön hier brutzeln kann.
Joachim Rose:
Ja, Stockbrot wird gemacht und die Kinder dürfen auch mithelfen beim Feuer machen.
Moderator:
Dann hinein in den Bauwagen. Ich krieg sofort Peter-Lustig-Feeling, wenn ich hier so hochgehe erstmal zum Bauwagen, dann die Tür aufmache. Dann sehe ich als erstes ja einen Zaun und da sind dann mehrere Kochtöpfe drinnen. Und ist das ein kleiner Ofen oder wie?
Joachim Rose:
Ja, das ist ein kleiner Ofen und obendrauf ist eine Kochplatte.
Moderator:
Also hier wird dann das Mittagessen zubereitet.
Joachim Rose:
Nein, leider nicht. Wir werden beliefert von einem Lieferservice für die Kinder zum Mittagessen, aber hier machen wir unser Wasser heiß. Damit die Kinder sich auch Warmgetränke nachholen können wie im Winter Tee.
Moderator:
Wie viele sind denn hier im Waldkindergarten?
Joachim Rose:
Da wir hier zweigruppig sind, haben wir im Moment 30 Kinder, können aber bis maximal 50 Kinder hier betreuen.
Moderator:
Also schon eine Ansage. Es ist eigentlich wie im normalen Kindergarten fast.
Joachim Rose:
Ja, es ist ein normaler Kindergarten. Nur im Wald.
Moderator:
Gerade mit der Aktion draußen. Also raus aus dem Bauwagen. Raus in die Natur. Und jetzt freue ich mich auf das Zelt. Kommt es aus der Mongolei?
Joachim Rose:
Das ist richtig, das kommt aus der Mongolei, da gibt es einen Anbieter hier in Deutschland, dessen Familie Mongolen sind und wo sie dann diese Jurten kaufen können.
Moderator:
Hier in der Jurte steht ein altes Telefon mit Wählscheibe. Ich vermute mal, es ist nicht angeschlossen, oder?
Joachim Rose:
Nein, das ist nicht angeschlossen. Wir sind eher digital über Handy erreichbar. Ja, aber die Kinder sollen bei uns noch etwas lernen können.
Moderator:
Aus längst vergessener Zeit. Ja, so wollen wir es noch immer haben Berühren Sie die Wählscheibe und denken Sie nach. Hä, warum reagiert die Anzeige nicht?
Joachim Rose:
Vielleicht von der längst vergessenen Zeit.
Ja, und vor allem, dass man sich wieder Zeit lassen muss, ne?
Moderator:
Wenn man dann die 110 wählt, dann weiß man, man muss jetzt hier die 20 Sekunden warten, bis die Drehscheibe rum ist.
Joachim Rose:
Das beruhigt auch.
Moderator:
Ja klar, wenn der Arm gerade oben ist mit der Wunde sehr schön. 5G habt ihr hier sogar draußen.
Joachim Rose:
Wir haben 5G hier. Neben Handys sind wir natürlich auch immer online erreichbar.
Moderator:
Hier ist es super süß, hier gibt es so mobile... Ja, wie sagt man? Drehständer, wo die ganzen süßen kleinen Schühchen und Stiefelchen so drauf stehen?
Ja, weil hier muss alles mobil sein. Hier sind auch kleine Tische, Stühle, aber letztendlich kann man auch alles rausschieben, rausholen und dann ist alles wieder leer, auch die Schränke, die hier sind.
Da sind ein paar Spielsachen drin: Tuschzeug, Malzeug.
Wenn es richtig stürmt, wenn es schneit, weil ihr seid ja bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit hier, dann kann man sich hier drinnen auf jeden Fall gut unterhalten. Ich sehe hier auch drei Heizungen.
Joachim Rose:
Genau. Wir sind seit Neuestem mit Strom angeschlossen, sodass wir elektrische Heizmöglichkeiten haben. Was ja auch unheimlich wichtig ist.
Und wir haben hier im Winter auch Temperaturen von 22 Grad. Möglichkeiten, das was sie gerade beschrieben hast, das sind Schuhkartons und wir sind spielzeugfrei, wir haben ein paar Angebote. Von Gesellschaft spielen, weil uns das oder mir auch als Träger wichtig ist, dass Kinder auch noch mal Gesellschaftsspiele lernen, weil das nicht mehr überall in den Familien Zeit und Raum findet.
Moderator:
Aber ansonsten eher wenig Spielzeug, weil man soll draußen spielen und das mit den Gegebenheiten der Natur. Also keine Bauklötze oder sowas.
Joachim Rose:
Genau, wir sind ganz ohne Spielzeug. Die Kinder sollen mit den Dingen, die sie draußen finden, Dinge erschaffen.
Das einzige, was wir haben, sind Töpfe, ein paar Schaufeln und Schubkarren und ein paar Eimer, aber ansonsten wollen wir die Kreativität der Kinder fördern. Ein Zweig kann eine Angel sein, eine Peitsche, es gibt einfach viele Möglichkeiten.
Moderator:
Und jeder hat hier sein Fach, da stehen Namen drauf, also jeder weiß dann auch: Das ist mein Fach. So wie man das aus dem Kindergarten kennt, aus dem Gebäude, hier hat man sich mit solchen Kästen geholfen.
Joachim Rose:
Ja, genau diese Container sind für uns einfach auch wichtig, weil natürlich solche Zelte nicht ganz tierfrei sind. Ich meine immer, wir sind hier im Wald, es können immer Mäuse vorbeikommen und dann ist es einfach besser für die Hygiene und für die Sicherheit der Kinder. In die Box kann man Sachen reinlegen, vor allem die Wechselwäsche.
Moderator:
Wir gehen mal wieder raus. Sehr schön.
Und kaum bin ich wieder hier draußen im Wald, landen auch gleich mehrere verschiedene Insekten auf meinem Manuskript, das ich hier in der linken Hand halte. Hier sind noch mehr Gießkannen, noch mehr Kanister, und kann man da was pflanzen, das sieht aus wie ein Beet dahinten?
Joachim Rose:
Ja, das sind unsere Beete, wo die Kinder zusammen mit den Erzieher*innen verschiedene Dinge anpflanzen. Vieles kaufen wir im Supermarkt, aber wie viel Arbeit steckt eigentlich dahinter, bis man einen Kohlrabi essen kann?
Moderator:
Du betreibst vier Waldkitas hier in der Umgebung von Kassel. Da hast du alle Hände voll zu tun. Bei vier Waldkitas bist du immer unterwegs?
Joachim Rose:
Zum Glück muss ich nicht mehr hin- und herfahren. Jede Einrichtung hat eine eigene Leitung und ein eigenständiges Team, das hier frei arbeiten kann. Mit dem Konzept, das ich einmal entwickelt habe.
Moderator:
Was ist denn genau deine Aufgabe, Joachim?
Joachim Rose:
Meine Aufgabe ist es, die Teams zusammenzustellen, sie zu unterstützen, aber natürlich auch alle anderen Aspekte zu berücksichtigen, Gesetzesänderungen, Förderanträge. Es bleibt viel Arbeit, also bin ich im Büro und versuche, meinem Team den Rücken frei zu halten, damit sie hier mit den Kindern gut arbeiten können.
Moderator:
Jetzt ist es so, dass ihr bei jedem Wetter draußen seid, zu jeder Jahreszeit. Ich habe es vorhin auch schon erwähnt, und jetzt stelle ich mir das hier vor, im November oder im Februar: Es schneit, es stürmt, es ist nur dunkel. Hat man dann noch Spaß hier draußen, in Anführungsstrichen, so eingeschränkt?
Joachim Rose:
Also alle haben hier Spaß, das Team, die Erzieher*innen haben hier Spaß, die Kinder haben Spaß. Die, die hier sind, haben sich ja bewusst für den Waldkindergarten entschieden als Erzieher*innen und wissen auch, dass sich die Jahreszeiten ändern. Das ist ja auch die tägliche Herausforderung für alle, weil kein Tag ist wie der andere.
Moderator:
Und warum entscheiden sich jetzt immer mehr Eltern für Natur- und Waldkindergärten?
Joachim Rose:
Ich glaube, es gibt mehrere Faktoren. Vor allem glaube ich, dass gerade diejenigen, die jetzt noch Eltern sind, früher selbst noch viel draußen waren. Dass sie die Erfahrung gemacht haben und natürlich in der Verstädterung aller Ortschaften der Bewegungsraum der Kinder immer kleiner wird. Aber die Sehnsucht ist da, Bewegungsraum für die Kinder zu haben.
Ein weiterer Faktor könnte sein, dass Corona vielleicht auch eine Rolle spielt. Wir sind hier viel draußen, immer an der frischen Luft. Nicht mit vielen Kindern drinnen. Ich habe früher selber im Regelkindergarten gearbeitet, da ist der Platz begrenzt und hier haben wir eigentlich fast unendlich viel Platz.
Moderator:
Ich schaue in die Weite und sehe hier viele Bäume. Hier muss man auch keine Angst haben, von irgendeinem SUV überfahren zu werden. Das ist ganz weit weg.
Auf jeden Fall ist das so ein typisches Waldkindergartenkind, nach einem Betreuungstag kommt es nach Hause und dann sagen die Eltern: ,So, jetzt musst du erst mal rausgehen, dich austoben‘ oder man sagt dann zum Waldkindergartenkind: ,Jetzt warst du den ganzen Tag draußen, jetzt setz dich erst mal vor die Playstation und komm runter, bleib einfach drinnen Kind‘.
Joachim Rose:
Also meine Erfahrung ist, und das sagen auch die Eltern, dass die Kinder, wenn sie nach Hause kommen, gerne draußen sind. Dass das auch im Winter so ist und auch wenn es regnet, dass das den Kindern überhaupt nichts ausmacht.
Ich glaube, das ist auch eher das Thema von uns Erwachsenen, dass wir irgendwann verlernt haben, alles mit Freude zu nehmen und einfach so zu nehmen wie es ist und das Beste daraus zu machen.
Moderator:
Jetzt geht es einen kleinen Hügel hinauf, einen extra angelegten Sandweg. Links und rechts so kleine Baumstämme, die führen uns jetzt hier mitten in den Wald.
Der Wald ist hier auch auf so einem Hügel. Hat der Hügel einen besonderen Namen?
Ah, da vorne ein Auto, das habe ich genau gesehen.
Joachim Rose:
Gibt es hier auch ab und zu ja gibt es hier auch ab und zu über uns gibt es ein Fitnesscenter wo wir sind ist der Emserberg.
Moderator:
Im Wald auf dem Emserberg. Da muss man schon ein bisschen aufpassen. Also man schaut schon auf den Boden, weil hier sind auf jeden Fall ein paar Baumwurzeln und da sehe und höre ich auch schon die ersten Kinder, die hier alle spielen.
Also hier ist auf jeden Fall was los und ich sehe, ihr habt euch hier einen gemütlichen Platz eingerichtet. Hier sind auch viele Bäume, wenn es jetzt so richtig regnet, dann kann man sich hier wahrscheinlich nicht aufhalten oder so ein bisschen tröpfeln macht ja nichts, da kommt ja nichts durch die Blätter.
Joachim Rose:
Hey genau, das ist unser Waldsofa und wir haben aber auch die Möglichkeit hier Zeltplanen drüber zu spannen, also so zu planen, dass wir hier auch im Regen draußen sitzen können, wenn es warm ist.
Moderator:
Was haben die Kids jetzt hier gebaut? Hier hängen so Dosen an so langen Fäden in den Bäumen, die sind ganz bunt.
Joachim Rose:
Das sind Windspiele, die die Kinder zu Karneval gebastelt haben.
Moderator:
Naja, Karneval ist schon ein bisschen her. Macht sich trotzdem modisch hier im Wald.
Joachim Rose:
Ja und Wind ist ja immer da und man kann sehen, wo der Wind herkommt.
Moderator:
Da hängen auch so selbstgebastelte Geschichten, alles mit Stöcken übrigens und mit Blättern.
Das ist so ein Dreieck, das da hängt, das ist ein Traumfänger, okay, dann haben wir hier ein schönes Gebilde, auch aus Holz natürlich, das ist so eineinhalb Meter hoch, ein Meter breit, da hängen auch ganz viele Stöcke zusammen, verflochten, und da steht drauf. Ah, das ist ein Traumfänger. Und dann gibt es ganz viele verschiedene Bilder, die da hingehängt wurden, mit ganz vielen Kindern. Ich sag mal Hallo.
Hallo und was steht da drauf?
Kind:
Ist das Feuer an, darf nur ich mit einem Schritt Abstand herangehen, ich darf nicht kokeln, es muss immer ein eine Erzieherin dabei sein und ich muss vorher fragen, bevor ich etwas ins Feuer schmeiße.
„Darf ich mal fragen, was darfst du denn hier im Wald nicht machen?“
Kind:
Weiß ich nicht.
Moderator:
Da stehen ja hier die ganzen Hinweise. Wenn du jetzt dieses Bild anguckst, was bedeutet das?
Kind:
Dass man leise sein soll.
Moderator:
Und kannst du mir nochmal erklären, was dieses Bild bedeutet? Was heißt denn genau Stopp?
Kind:
Man darf nicht weitergehen.
Wie oft wird dir Stopp gesagt im Wald?
Kind:
Wenn man gehauen wird.
Moderator:
Ah, dass jemand ein anderes Kind nicht haut. Was hast du hier schon Schönes im Wald entdeckt?
Kind:
Eigentlich schon ganz vieles.
Moderator:
Auch ein paar Tiere, die vorbeischauen? Was denn so für Tiere?
Kind:
Ja. Mäuse. Hummeln. Ja, Bienen.
Moderator:
Auch schon mal eine Fuchs gesehen? Einen Hasen?
Kind:
Oh, in echt hab ich schon mal einen Hasen gesehen, aber in echt noch keinen Fuchs.
Moderator:
Ja, der traut sich dann einfach nicht tagsüber hierher, ne.
Kind:
Basteln. Auf Aufräumzeit.
Moderator:
Was sollen die beiden?
Kind:
Ich soll herunterkommen. Aufräumzeit.
Moderator:
Ja, dann gut, dass du uns Bescheid gesagt hast. Ne, was muss man jetzt alles aufräumen?
Kind:
Die Spielsachen, weil sonst kommen die weg.
Moderator:
Was sind denn das für Spielsachen?
Kind:
Schuppen und Eimer und Schubkarren.
Moderator:
Was hast du heute damit schon gemacht?
Kind:
Eigentlich noch fast gar nichts.
Moderator:
Aber aufräumen musst du jetzt, das ist ungerecht.
Kin:
Nein. Ja, ja, ja, man muss aufräumen, weil sonst kann man so in den Kindergarten gehen und spielen, dann Clown oder oder jesswand uns immer das aufräumen, sonst schmeißt du das am nächsten Morgen dann weg.
Moderator:
Nein, alle machen mit. So ist es gut. Was spielst du am liebsten hier im Wald? Du hast ein Pferde-T-Shirt an, süß.
Kind:
Am liebsten spiele ich Zirkus Ninjago. Und dann nichts.
Moderator:
Okay, habt ihr hier im Wald schon gelernt, wie bestimmte Pflanzen oder Bäume heißen? Könnt ihr mir dazu etwas zeigen oder sagen?
Kind:
Die weiß-schwarzen heißen Birken. Und die mit den sackartigen Blättern heißen Ahorn, nein, die heißen Walnussbäume. Und jetzt? Ich weiß auch, wie die Bäume heißen: Tannen.
Moderator:
Gehen wir wieder runter zu den anderen Kindern. Super.
Kind:
Denn wir müssen uns ja auch Aufräumen, dass nicht die Anderen noch alles aufräumen.
Moderator:
Ja, das stimmt. Dann kann man immer sagen, das war der Onkel vom Podcast.
Okay Joachim, du willst das Betreuungskonzept um eine Waldbetreuung erweitern, wie muss ich mir das genau vorstellen?
Joachim Rose:
Ja, es kommen schon viele Eltern zu uns und fragen nach Plätzen. Wenn ihre Kinder im Waldkindergarten waren und jetzt in die Schule kommen.
Dass es vielleicht noch mal eine Erweiterung geben könnte und da geht mein Gedanke hin. Den Kindern auch nach der Schule die Möglichkeit zu geben, weiter mit dem Wald in Kontakt zu bleiben. Da ist natürlich die Form der Hortarbeit eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt.
Moderator:
Jetzt habe ich vorhin auch 2 Erzieherinnen gesehen, die sich da ganz lieb um die ganzen Kinder gekümmert haben.
Die haben vorhin schon gebastelt, Traumfänger und so weiter, das haben wir gehört, das ist jetzt hier im Waldkindergarten eine größere Herausforderung für die Erzieherinnen und Erzieher, als wenn man jetzt in so einer Kita im Gebäude dafür sorgt, dass alle Kinder dort sicher und geborgen spielen können und eben auch betreut werden.
Joachim Rose:
Das ist eine andere Herausforderung, keine größere, eine andere Herausforderung morgen. Morgens geht man in den Wald und schaut sich die Bäume an. Gibt es neue Gefahrenquellen oder ist alles beim Alten geblieben? Das ist natürlich das eine, aber auch die Chancen.
Wir haben hier super Möglichkeiten, von der Sonne in den Schatten zu gehen, auch da zu gucken und man gewöhnt sich daran, die Größe des Waldes zu erkennen und die Kinder kennen ihre Grenzen, wie wir es eben gezeigt bekommen haben, so dass wir uns auch voll darauf verlassen können und den Kindern da voll vertrauen.
Moderator:
Über die Herausforderungen und auch Maßnahmen in Sachen Sicherheit habe ich mit der BGW-Präventionsberaterin Kathleen Bösing und dem Kindersicherheitsexperten Matthias Lange gesprochen. Hören wir mal rein. Hallo Kathleen, hallo Matthias.
Kathleen, Matthias:
Hallo.
Moderator:
Joachim hat uns schon die Herausforderung aus Sicht des Kita-Personals erklärt, Matthias du hast als Kindersicherheitsexperte noch mal einen ganz anderen Blick darauf. Wie sicher ist die Waldkita für die Kinder und ja, du hast den interessanten Titel Kindersicherheitsexperte, das klingt ja sehr verantwortungsvoll.
Matthias Lange:
Grundsätzlich sind Kindertagesstätten, egal ob das jetzt Waldkindergärten sind oder ganz normale Kindertagesstätten, die man so kennt, sehr sichere Orte, also es passieren eigentlich wenig Unfälle und die meisten Unfälle, das sind eigentlich eher so Bagatellgeschichten, dass ein Kind hinfällt, sich das Knie aufschlägt, ja, ein blauer Fleck ist dann mal da und dies und das.
Es kann auch mal ein bisschen mehr sein, dass vielleicht auch mal ein Knochenbruch passiert, wenn ein Kind unglücklich von der Schaukel fällt. Das ist nicht auszuschließen, das gehört auch zur kindlichen Entwicklung irgendwo dazu, also vom Unfallgeschehen her ist es so, dass die.
EGUV, also die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, gibt ja jedes Jahr eine sehr ausführliche Statistik über das Unfallgeschehen in Kindertageseinrichtungen heraus. Leider sind da die Waldkindergärten nicht extra aufgeführt, also wir haben da kein belastbares Material, wo man sagen könnte, okay, da sind jetzt mehr Unfälle oder da sind jetzt weniger Unfälle.
Aus meiner Erfahrung, also auch aus Stichproben, die wir immer mal wieder gemacht haben, ist es so, dass es in den Waldkitas zwar andere Unfälle gibt, aber jetzt nicht unbedingt mehr.
Kathleen Bösing:
Dazu möchte ich noch etwas ergänzen. Auch das Thema Schuhe ist in der Waldkita überhaupt kein Thema, in der Hauskita wird sehr oft diskutiert, welches Schuhwerk darf man barfuß tragen, darf man offene Schuhe tragen, darf man Hausschuhe oder ähnliches tragen, das mit dem Rutschen der Füße in der Waldkita diskutiert niemand.
Moderator:
Das heißt, im Waldkindergarten gibt es keine Bäume, die ständig umstürzen, oder fiese Insekten, die auf einen fallen. Das gibt es nicht.
Kathleen Bösing:
Nein, das ist jetzt nicht so spektakulär. Natürlich gibt es neue Fahrten, aber dafür fallen auch wieder einige Fahrten weg, man muss sich das so vorstellen, immer noch eine ganz normale Kindertagesstätte mit 4 Gruppen, ca. 100 Kinder auf einem relativ kleinen, engen Gelände, also Außengelände und auch drinnen in kleinen Räumen.
Die Kinder laufen durcheinander. Da passiert natürlich was, die stoßen sich, die stolpern über ihre eigenen Füße und und und. Da haben wir eben diesen großen Vorteil der Waldkindergärten, dass einfach Platz da ist. Das heißt also, die Kinder in der Regel, es sind ja erst mal weniger Kinder, aber abgesehen davon, die haben unbegrenzt fast unbegrenzt Platz zum Toben und von daher ist schon mal ein Unfall passiert.
Gehen ganz anders, als wir es eben sonst erwarten würden und kennen würden. Wie gesagt, viele positive Aspekte, aber man muss auch ein bisschen darüber nachdenken. Es gibt natürlich auch andere Gefahren im Wald, das ist ja nicht von der Hand zu weisen. Zecken sind da schöne Stichworte oder auch andere Tiere.
Das können aber auch Pflanzen sein, giftige Pflanzen, Pilze und natürlich auch schon Gefahren, die zum Beispiel von Bäumen ausgehen, durch Sturmschäden oder eben jetzt in den letzten Jahren durch die Trockenheit in den Wäldern. Dass da wirklich Bäume oder Teile von Bäumen abgestorben sind und dann unter Umständen auch relativ plötzlich mal runterfallen können.
Moderator:
Matthias, du hast ja schon einiges erzählt, was draußen so passiert. Was müssen die Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter und auch die Eltern bei dem Konzept der draußen Kita noch beachten?
Matthias Lange:
Na ja, der Name draußen lässt es schon fast vermuten. Es sind natürlich die Witterungseinflüsse, die eine ganz andere Rolle spielen, als wenn man sich in einem Gebäude oder in Räumen aufhält.
Moderator:
Donner und Blitz und ab von der Wiese sofort.
Kathleen Bösing:
Ja, Regen und Kälte natürlich, vor allem auch. Also es muss jetzt nicht das große Unwetter sein, aber so die ganz normalen Wetterereignisse im Winter, es ist kalt und es ist dann auch oft nass, das heißt also, es muss wirklich entsprechende Kleidung da sein.
Kann und meistens wird es so sein, dass dann bei wirklich sehr kaltem Wetter sehr nassem Wetter dann eben die Möglichkeit besteht, auch in Räume zu gehen. Das heißt also entweder in einen Bauwagen, in eine Waldhütte, vielleicht auch in ein Tipi oder auch, wenn es örtlich möglich ist, dass dann auch Räume in einem Ort aufgesucht werden.
Sei es tatsächlich auch eine Kindertagesstätte, Räume oder ein Dorfgemeinschaftshaus im Vereinsheim, was auch immer.
Das ist eigentlich der Normalfall, dass man sagen kann, also wirklich mit. Wenn die Kinder nicht draußen sind, sondern dann wirklich entweder den ganzen Tag oder nur stundenweise. Dann sind die eben in einem Bereich.
Moderator:
Kathleen, wie viel Schutz bieten Gebäude?
Kathleen Bösing:
Ja, das ist ja klar. Der Matthias hat es schon gesagt, ein Gebäude bietet mir Schutz vor Witterungseinflüssen, vor allem Kälte, Nässe, aber auch vor UV-Strahlung. Die kommt ja in der Regel nicht ins Gebäudeinnere und das ist einfach das, was man im Wald berücksichtigen muss.
Außerdem bietet so ein Gebäude auch so ein bisschen Komfort, Toiletten, Strom, fließendes Wasser, Heizung. Das ist alles das, was man im Wald in der Form überhaupt nicht hat.
Deswegen muss man sich überlegen, was macht man eben, wie der Matthias gerade gesagt hat, wenn es extrem kalt ist, wenn es extrem nass ist, wenn es stürmt oder im Sommer, wenn die Sonne extrem scheint.
Wie schütze ich mich, gehe ich lieber rein und suche den Schutz eines Gebäudes, wie du es gerade so schön formuliert hast, oder versuche ich es mit den Mitteln, die mir der Wald bietet und mit der entsprechenden Ausrüstung? Schutzkleidung, Sonnencreme und so weiter sich zu schützen.
Moderator:
Du hast eben auch die Kälte angesprochen. Jetzt haben wir irgendwie Januar und dann vielleicht auch mal -5 Grad und fetter Schnee, dann ist trotzdem Waldkindergarten draußen angesagt.
Kathleen Bösing:
Ja, natürlich. Hier gibt es kein schlechtes Wetter, hier gibt es nur schlechte Kleidung, sagt man.
Moderator:
Oh nein, ich wusste, dass dieser Satz irgendwann in diesem Podcast fallen würde.
Kathleen Bösing:
Das ist wirklich so. Also es gibt natürlich immer Kleidung für alle möglichen Witterungseinflüsse und.
Wenn man sich die skandinavischen Länder anschaut, wo es wirklich extrem lange kalt ist und Schnee liegt, sind die Leute trotzdem draußen, bewegen sich in der Natur, genießen das sogar und sind am Ende des Tages auch ein bisschen gesünder als wir verwöhnten Mitteleuropäer. Die sich im Winter nach drinnen und an den heimischen Herd verkriechen.
Das ist ein ganz anderes Konzept und ich finde es schön, dass das ein bisschen zu uns rüberschwappt und dass wir das auch ein bisschen tragen und mit dem Leben und auch unseren Kindern beibringen, wie schön die Natur ist und wie viel die Natur uns gibt, egal ob die Sonne scheint oder ob es regnet oder ob es schneit.
Moderator:
Kathleen, du berätst Institutionen zu diesem Thema. Wie schützen sich denn jetzt Mitarbeitende in Waldkitas?
Kathleen Bösing:
Genau wie in der Hauskita. Auch der Arbeitgeber führt eine Gefährdungsbeurteilung durch, d.h. er überlegt, welchen Gefährdungen die Beschäftigten, aber auch die Kinder beim Aufenthalt im Freien ausgesetzt sind und mit welchen Maßnahmen man die Beschäftigten und die Kinder vor diesen Gefährdungen schützen kann.
Da geht es natürlich in erster Linie um Kleidung. Da geht es um UV-Schutz, da geht es aber auch um arbeitsmedizinische Vorsorge, Stichwort Zecken. Wir haben es vorhin schon gesagt, es gibt einfach immer mehr FSME Risikogebiete und es gibt einfach auch eine Impfung gegen diese FSME und das muss ein Arbeitgeber entsprechend organisieren.
Er hat Schutzmaßnahmen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu treffen. Dazu gehört eben das Angebot der Impfung. Dazu gehört aber auch UV-Schutz, Wetterschutz, Nässeschutz und eben die Möglichkeit, im schlimmsten Fall irgendwo nach drinnen auszuweichen.
Moderator:
Viele Informationen und wir nehmen mal mit der Waldkindergarten ist in der Regel unfallfreier als ein Gebäude.
Kathleen Bösing:
Würde ich so unterschreiben.
Moderator:
Vielen dank, Kathleen. Vielen Dank Matthias.
Kathleen Bösing:
Sehr gerne.
Matthias Lange:
Ja, gern geschehen.
Moderator:
Ich finde das Konzept der Waldkita sehr gut. Vielen Dank Joachim, dass ich heute hier sein durfte. Ja, und dass ich einen Einblick in die Waldkita bekommen habe.
Darf ich mitessen?
Kinder:
Nein!
Moderator:
Schade.
Joachim Rose:
Ja, ich danke dir fürs Kommen.
Moderator:
Wenn ihr mehr über die Waldkitas, zum Beispiel von Joachim, oder über die Präventionsberatung von Kathleen erfahren wollt, haben wir die Kontaktdaten in den Show Notes dieser Podcastfolge.
Alle Folgen von Herzschlag für ein gesundes Berufsleben findet ihr auf der Podcast Plattform eurer Wahl und auf www.bgw-online.de/Podcast.
Farvel tak fordi du lyttede. Ich hoffe, ich habe jetzt das Dänische richtig ausgesprochen, das heißt: Tschüss, danke fürs Zuhören.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW Podcast.
Interviewgäste
Joachim Rose
Natur- und Wildnispädagoge (betreibt vier Wald-Kitas im Kasseler Umland)
Kathleen Bösing
Präventionsberaterin in der BGW-Bezirksstelle Würzburg
Matthias Lange
Experte für Kindersicherheit
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