Wärme- und Trockenschränke auf Asbest prüfen BGW mitteilungen, Ausgabe 3/2015 – erweiterte Online-Fassung des Artikels

In vielen Einrichtungen im Gesundheitsdienst gehören Wärme- und Trockenschränke zum Inventar. Wenn diese Geräte schon älter sind, können sie möglicherweise noch Asbest enthalten, informiert die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Sie müssen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung überprüft und unter Umständen ausgetauscht werden. Relevant ist das Thema vor allem für Apotheken, human-, zahn- und tiermedizinische Praxen, Kliniken und Laboratorien.

Wo das Problem liegt

In Wärme- und Trockenschränken wurde asbesthaltiges Material früher insbesondere für die Dichtung verwendet. Diese kann im Laufe der Zeit durch die mechanischen Belastungen, hohe Temperaturen und Alterungsprozesse brüchig werden. Dann können die gefährlichen Fasern leicht in die Raumluft gelangen.

Bei Umluft-Trockenschränken kommt erschwerend hinzu, dass sich das Asbestmaterial, sofern vorhanden, im Bereich des Luftstroms befindet. Gleichzeitig gibt es bei Asbestbelastungen keine unbedenkliche Dosis: Schon eine geringe Faserexposition kann zu einem Mesotheliom (Bindegewebstumor) führen. Oft bricht die Erkrankung erst Jahrzehnte nach der Exposition aus.

Was gefordert ist

Wenn damit zu rechnen ist, dass aus einem Gerät Asbestfasern freigesetzt werden, muss es saniert oder ausgetauscht werden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Dichtung beschädigt ist oder das Asbestmaterial im Luftstrom liegt.

Dieser Handlungsbedarf ergibt sich zum einen aus der Arbeitsstättenverordnung. Sie fordert, dass die Atemluft in Arbeitsräumen im Wesentlichen die Qualität der Außenluft besitzt. Zum anderen greift hier die Gefahrstoffverordnung. Sie schreibt vor, dass die Gefährdung von Beschäftigten durch asbesthaltige Stäube zu minimieren und dabei die Substitution etwaigen anderen Schutzmaßnahmen zwingend vorzuziehen ist. So würde es hier beispielsweise nicht ausreichen, mit partikelfiltrierendem Atemschutz zu arbeiten. Denn freigesetzte Asbestfasern würden lange Zeit im Raum bleiben, dort möglicherweise immer wieder aufwirbeln und so ungeschützte Personen gefährden.

Eine Sanierung asbesthaltiger Wärme- und Trockenschränke wird von den Herstellerfirmen in der Regel aufgrund des Alters der Geräte nicht mehr angeboten, sodass praktisch nur ein Austausch infrage kommt.

Wie man Asbest aufspürt

In Deutschland wurde der Einsatz von Asbest 1993 verboten, in manch anderen Ländern erst später oder bis heute nicht. Bei Wärme- und Trockenschränken, die vor dem Verwendungsverbot produziert wurden, empfiehlt die BGW, anhand der Typenbezeichnung und Seriennummer bei der Herstellerfirma zu erfragen, ob das Gerät Asbest enthält.

Sollte die Firma nicht mehr existieren oder keine eindeutige Aussage machen, gibt die Farbe der Dichtung an der Innenseite der Tür oder am Gehäusekörper erste Hinweise. Ist sie rot oder schwarz, handelt es sich um eine ungefährliche Gummidichtung. Ist sie weiß, besteht Verdacht auf Asbest.

Gegebenenfalls können Fachleute visuell oder mit einer professionellen Probenahme und Analyse klären, welches Material vorliegt.

Wann der Austausch ansteht

Auch Beschädigungen der Dichtung sind für Laien und Laiinnen oft schwer zu erkennen. Im Zweifel tauscht man das Gerät besser aus. Denn die Schutzmaßnahmen stehen bereits dann an, wenn sich eine Gefährdung der Beschäftigten nicht ausschließen lässt. Angesichts der geringen Faserexposition, die für eine Erkrankung ausreicht, gibt es hier keinen Abwägungsspielraum.

Auszutauschen sind entsprechende Geräte auch, wenn sie nur selten benutzt werden. Wer auf den Ersatz verzichtet, muss dies im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung plausibel begründen. Über die fachgerechte Entsorgung der Altgeräte gibt die Gewerbeabfallberatung der Landkreise und kreisfreien Städte Auskunft.

Weitere Problemgeräte

Vereinzelt können im Gesundheitsdienst noch anderweitige asbesthaltige Geräte vorkommen, etwa Laboröfen (ab 300 °C), Heizpilze oder Heißluftsterilisatoren. Im zahnärztlichen Praxislabor werden zudem manchmal noch alte Muffelöfen, in der Apotheke alte Phosphorgefäße oder -schränke genutzt. Diese sollten ebenso überprüft werden.