Belastungssituation bei der Vorbereitung und Verabreichung von Zytostatika in gesundheitsdienstlichen Einrichtungen

Das Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München führte 2010 im Auftrag der BGW eine Untersuchung zur Belastungssituation bei der Vorbereitung von Zytostatika in stationären Einrichtungen (Tageskliniken und onkologischen Praxen) durch.

Die Fragestellungen dieses Projektes waren:

  • Wie ist der aktuelle Wissensstand der Beschäftigten hinsichtlich der Handhabung von Arzneimitteln mit cmr-Eigenschaften?
  • Welche Arbeitsplätze, welche Probenahmeorte, welche Markersubstanzen sind zur Erfassung der Belastungssituation am besten geeignet?

Zu diesem Zweck wurden in verschiedenen Einrichtungen in Südbayern Messungen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden verglichen mit Werten anderer Studien sowie der Literatur und unter Arbeitsschutzaspekten ausgewertet. Zur Erfassung der Arbeitssituation wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt.

Insgesamt 37 Fragebögen (22 aus Praxen, 15 aus Tageskliniken) standen für die Auswertung zur Verfügung. Mittels Wischproben wurden 22 der 37 Einrichtungen auf Kontamination mit Zytostatika untersucht. Dabei wurden in zwölf Praxen und zehn Tageskliniken Wischproben genommen.


Verteilung der Proben/Fragebögen

Wischproben
(n=37)
Fragebogen
(n=22)

Tageskliniken

15

10

Praxen

22

12

Für die Probenahme wurden Flächen und Gegenstände ausgewählt, die den kompletten Arbeitsablauf abdecken - von der Anlieferung der Zytostatikazubereitung aus der Apotheke bis zur Entsorgung. Insgesamt waren 57,6 Prozent der Analyseergebnisse positiv. Die Wischproben, die von den Toiletten genommen wurden, waren alle positiv. Die höchsten Einzelbelastungen wiesen Wischproben von Abfallbehältnissen und von Arbeitsflächen für die Zubereitung der Zytostatika auf, denn in zwei Einrichtungen wurde noch selbst zubereitet.

Werden die Wischprobenergebnisse für Praxen und Tageskliniken getrennt betrachtet, zeigt sich, dass in Praxen die Belastungen mit Zytostatika ausgeprägter sind. Dies gilt vor allem für die Flächen im Therapiebereich. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass in den teilnehmenden Praxen durchschnittlich mehr Zytostatikazubereitungen pro Woche verabreicht wurden (76,5 versus 49,8) als in den Kliniken. Des Weiteren deutet die Auswertung der Fragebögen darauf hin, dass in Tageskliniken Fußböden, Arbeitsflächen und Gegenstände regelmäßiger gereinigt werden. 

Ein Abschlussbericht zum Projekt liegt vor.

Zu diesem Thema ist ein englischsprachiger Beitrag veröffentlicht worden unter:

Evaluation of working practices and surface contamination with antineoplastic drugs in outpatient oncology health care settings. Bettina Kopp, Rudolf Schierl, Dennis Nowak. Int Arch Occup Environ Health DOI 10.1007/s00420-012-0742-z.

Des Weiteren wurde ein deutschsprachiger Beitrag dazu veröffentlicht unter:

Zytostatika: Mitarbeiter schützen. A. Heinemann et al. Die Schwester Der Pfleger 52. Jahrg. 02/13 S. 194-196.