Eine Frau mit Sonnenbrille vor blauem Himmel hält eine Leine in der Hand - an der Leine ist ein weißes Stück Stoff aufgehängt.

Sonne, aber sicher! BGW magazin - 3/2023

Sonne tanken, draußen sein: Was viele genießen, hat auch Schattenseiten. Projekte in Kitas zeigen aber, dass der nötige Schutz vor UV-Strahlung Spaß machen kann. Der Clou: Mit guten Konzepten und kreativen Ideen werden Beschäf­tigte, Kinder und Eltern gleichermaßen ins Boot geholt. 

Sonnenschutz, da machen wir doch schon was. Wofür braucht es noch ein Projekt? Diese Frage kennen Ümit Kasapoglu und Melanie Morgenstern. Sie arbeiten in Kitas des Caritasverbands der Erzdiözese München-Freising, die seit 2022 am Projekt SunPass der Bayerischen Krebsgesellschaft teilnehmen. Manche im Team waren zuerst skeptisch, erzählt Morgenstern, die Erzieherin im Kinderhaus Hollern-Nord in Unterschleißheim ist. Aber so viel Arbeit ist das nicht – dafür, dass allen bewusst wird, wie wichtig der Sonnenschutz ist.

Interviewpartnerinnen zum Thema Sonnenschutz in der Kita - Praxisbeispiel

  • Porträt: Melanie Morgenstern

    Melanie Morgenstern

    Caritas Kinderhaus Hollern-Nord, Unterschleißheim Erzieherin
  • Porträt: Ümit Kasapoglu

    Ümit Kasapoglu

    Caritas Kinderhaus Don Bosco, Unterschleißheim Stellvertretende Leitung

UV-Index im Blick

Die vielen Aktivitäten haben einen Schalter umgelegt, bestätigt Kasapoglu. Sie ist stellvertretende Leitung im nahen Kinderhaus Don Bosco und, wie Morgenstern, in ihrem Team für SunPass zuständig. Man schaut jetzt anders auf das Thema, sagt sie. Zuvor haben wir im Frühjahr eher ,gefühlt‘, noch ist es nicht so warm, es braucht keine Kopfbedeckung. Jetzt hängt da für alle sichtbar der täglich an­gepasste UV-Index. Im Zweifel fra­gen die Kinder: ,Hast du schon aufs Handy geschaut? Wie wird das Wetter?‘

Die Kinder übernehmen Verantwortung, weisen sich gegenseitig aufs Eincremen und den Sonnenhut hin. Und auch uns, lacht Morgenstern. Infos und Maßnahmen zum Sonnenschutz habe es schon vorher gegeben. Neu ist zum Beispiel, dass verstärkt die Folgen der UV-Strahlung vermittelt werden. Experimente wie die Banane, die nach einer halben Stunde Sonne ganz schwarz geworden ist, oder das bemalte Papier, das in der Sonne ausbleicht, veranschaulichen, worum es geht. Spielerisch, ohne Angstmache, mit Leichtigkeit, betont Melanie Morgenstern.

Sensibilisieren auf allen Ebenen

Den Erzieherinnen merkt man an, dass sie Spaß haben, in den Teams kreative Ideen für die pädagogische Arbeit zu entwickeln. Die Kinder geben das dann untereinander und in den Familien weiter, sagt Ümit Kasapoglu. Letztlich trage es zur Sensibilisierung in der Gesellschaft bei. Die sollte schon in der Kita anfangen. Das macht den bewussten Umgang mit der Sonne auch später im Erwachsenenleben einfacher.

Die größte Änderung in den beiden Kinderhäusern ist die Verknüpfung aller Ebenen: angefangen bei Team-Schulungen über einen Online-Elternabend mit einer Hautärztin und regelmäßige Elterninfos bis hin zur Begehung der Kitas im Rahmen von SunPass. Das Thema UV-Schutz ist vor allem sehr viel sichtbarer geworden, sagt Morgenstern. Das bewirkt viel in den Köpfen – auch bei uns Erzieherinnen.

Die "SunPass-Ecken" in den Kitas sind bestes Beispiel: An prominenter Stelle platziert, zeigen sie, was für den Sonnenschutz gemacht wird. Sie sind eine Fundgrube für Team, Kinder und Eltern. Neben dem UV-Index findet sich hier die Sonnenschutzvereinbarung, die die Kinderhäuser im Rahmen des SunPass-Projekts geschlossen haben. Einer der Punkte: die Vorbildfunk­tion der Mitarbeitenden. 

Beschäftigte schützen

Drei Kinder spielen auf einem Klettergerüst eines Spielplatzes

Im Schatten lässt es sich prima toben und spielen.

Um ihren Schutz im Berufsalltag geht es der BGW. Zwar sind Erzieherinnen und Erzieher weniger gefährdet, UV-Schäden bis hin zum Hautkrebs davonzutragen, als beispielsweise Beschäftigte im Baugewerbe. Doch auch sie überschreiten schnell mal den Schwellenwert für eine akzeptable Bestrahlung beim Aufenthalt im Freien. Die BGW-Bezirks­stelle München unterstützt daher SunPass und ist gespannt auf die Erfahrungen der beiden Caritas-Kinderhäuser. Ümit Kasapoglu resümiert: Dieser umfassende Ansatz zum Sonnenschutz wird bei uns sicher bleiben. Melanie Morgenstern: Es bringt viel mehr Bewusstsein für das Thema als anfangs vermutet. Und wir machen das auch ein Stück weit für die Zukunft.

Apropos Begehung der Kitas: Diese können im Rahmen von SunPass ein Zertifikat für ihre Aktivitäten erhalten. SunPass gibt es nicht nur in Bayern. Die Krebsgesellschaften bieten das Projekt auch in anderen Bundesländern an und unterstützen die Einrichtungen tatkräftig. Ümit Kasapoglu gibt Kindertageseinrichtungen und deren Trägern noch einen Wunsch mit auf den Weg: Mehr Bäume und schattige Ecken schon beim Bau einplanen! Das ist viel besser, als überall Sonnenschirme aufzustellen.

Das rät die BGW

Frühjahr und Spätsommer nicht unterschätzen! Der UV-Index gibt Aufschluss über das aktuelle Gesundheitsrisiko.

UV-Schutz ist Leitungsthema: Gefährdungsbeurteilung umsetzen und Beschäftigte unterweisen.

Nach T-O-P-Prinzip vorgehen:

  • Technische Maßnahmen (T) prüfen – Schatten hat Vorrang (Bäume, Sonnensegel ...).
  • Organisatorische Maßnahmen (O) ergreifen und beispielsweise die Zeiten der höchsten UV- und Hitzebelastung meiden.
  • Dazu kommen personenbezogene Maßnahmen (P), wie Kopfbedeckung, langärmelige Oberteile und lange Hosen, Sonnenschutzcreme, Sonnenbrille. Kleidung ist besser als Cremen!

Von: Anja Hanssen