Zwei Männer im Freien vor einem Gebäude. Einer löscht einen Brand mit einem Feuerlöscher, der andere steht neben ihm und erklärt etwas. Neben ihnen stehen weitere Feuerlöscher.

Die roten Lebensretter BGW magazin - 2/2023

Ob Kurzschluss oder Funkenflug bei Elektroarbeiten: Die Erfahrung zeigt, dass Brände trotz aller Vorsicht entstehen können. Je schneller und zielgerichteter die Anwesenden dann handeln, umso besser. Eine zentrale Rolle bei der Brandbe­kämpfung spielen Feuerlöscher.

Ohne geht nicht: An allen Arbeitsstätten müssen geeignete Feuerlöscheinrichtungen vorhanden sein. Dazu zählen insbesondere tragbare Feuerlöscher. Die roten Zylinder sollen jederzeit schnell zu finden und zu nutzen sein. Sie kommen bei Entstehungsbränden zum Einsatz, das heißt bei Schwelbränden oder kleinen, räumlich begrenzten Bränden. Bei größeren, sich rasch ausbreitenden Bränden sowie starker Rauchentwicklung gilt dagegen generell: Alle müssen sofort das Gebäude verlassen. Löschversuche sind dann Sache der Profis von der Feuerwehr.

Doch Feuerlöscher ist nicht Feuerlöscher. Sie unterscheiden sich nach dem enthaltenen Löschmittel und dem jeweiligen Löschvermögen. Und wie viele sind überhaupt nötig? Hier hilft die Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.2 weiter.

Allgemeine Brandgefährdung bestimmen

Am Anfang steht der Blick auf die betrieblichen Gegebenheiten: Handelt es sich um ein Lager, eine Küche, eine Werkstatt oder ist es "nur" ein Büro? Wird womöglich mit entzündbaren Stoffen gearbeitet?

Die ASR A2.2 listet auf, wo eine erhöhte Brandgefährdung besteht und besondere Anforderungen gelten. Unter anderem sind oft mehrere beziehungsweise spezielle Feuer­löscher nötig – wie ein Fettbrandlöscher bei Fritteusen. Lässt sich ein Bereich nicht eindeutig zuordnen, helfen Fachleute weiter – zum Beispiel die Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Brandschutzbeauftragte in größeren Betrieben.

Brandklasse ermitteln

Feuerlöscher eignen sich nicht gleichermaßen für alle Stoffe, die in Brand geraten. Deshalb ist es wichtig, zunächst die Brandklasse (A bis F) zu ermitteln, für die Feuerlöscher benötigt werden. Piktogramme und Buchstaben auf Feuerlöschern geben Auskunft darüber, für welche Brandklassen sie eingesetzt werden können.

Brandklassen nach DIN EN 2

Brandklassen nach DIN EN 2

Geeignetes Löschmittel identifizieren

Die Zuordnung zu Brandklassen ist eng verknüpft mit dem in Feuerlöschern enthaltenen Löschmittel: Wasser, Schaum, Kohlendioxid oder Pulver. Darüber hinaus gibt es spezielle Fettbrandlöscher und Metallbrandfeuerlöscher. Manche Löschmittel kommen nur für eine Brandklasse infrage, andere decken verschiedene Brand­klassen ab.

Arten von Feuerlöschern

Vom Löschvermögen zur Zahl der benötigten Feuerlöscher

Wie viele Feuerlöscher benötigt werden, lässt sich anhand der Angaben zu Löschvermögen und Löschmitteleinheiten berechnen. Das Löschvermögen steht auf dem Feuerlöscher und gibt Auskunft darüber, inwieweit das enthaltene Löschmittel für ein genormtes Brandobjekt ausreicht. Mithilfe der Arbeitsstättenregel ASR A2.2 kann das Löschvermögen auf Löschmitteleinheiten (LE) umgerechnet werden. Je größer die Grundfläche eines Betriebs ist, desto mehr sind notwendig. Bei der Berechnung helfen Brandschutzprofis und Herstellungsfirmen weiter.

Wo gibt es Unterstützung?

Neben der Fachkraft für Arbeitssicherheit wissen oft auch andere Beteiligte aus dem betrieblichen Arbeitsschutz-Netzwerk weiter oder kennen Anlaufstellen. Zudem kann man sich an Herstellungs­firmen von Feuerlöschern wenden.

Feuerlöscher richtig anbringen und instand halten

Mann überprüft einen Feuerlöscher

Feuerlöscher unbedingt regelmäßig von Sachkundigen prüfen lassen!

Gut sichtbar und leicht erreichbar sollen sie sein – die rote Signalfarbe trägt jedenfalls dazu bei, dass Feuerlöscher schnell gefunden werden. Sie müssen jedoch auch an geeigneten Stellen platziert werden. Außerdem sind sie vor Beschädigung und Witterungseinflüssen zu schützen.

Damit es im Ernstfall nicht zu bösen Überraschungen kommt, müssen Feuerlöscher zudem regelmäßig durch Sachkundige geprüft werden – in der Regel alle zwei Jahre, je nach Herstellerangaben. Benutzte Feuerlöscher dürfen in keinem Fall wieder an ihren Platz zurückgestellt werden. Sie können aber von den Profis neu befüllt und geprüft werden.

Einsatz üben

Unternehmen sind verpflichtet, Brandschutzhelfer und -helferinnen zu benennen und auf einen Löscheinsatz bei Entstehungsbränden vorzubereiten. Mindestens fünf Prozent der Beschäftigten müssen entsprechend unterwiesen sein – bei erhöhter Brandgefährdung oder Anwesenheit vieler beziehungsweise mobilitätseingeschränkter Personen auch mehr. In der Gefährdungsbeurteilung werden diese und weitere Maßnahmen festgelegt.

Brandschutz betrifft aber nicht nur Brandschutzhelfende, sondern alle im Betrieb. Jede und jeder muss wissen, was im Brandfall zu tun ist. Eine jährliche Unterweisung der Beschäftigten zum Thema Brandschutz ist deshalb Pflicht – am besten inklusive Blick auf die vor Ort vorhandenen Feuerlöscher. Nur so können die roten Lebensretter im Ernstfall tatsächlich Schlimmeres verhindern.

Feuerlöscher richtig einsetzen

Windrichtung beachten und genügend Abstand halten.

Brandgut löschen, nicht die Flammen.

Flächenbrände von vorne nach hinten löschen.

Stoßweise löschen und nur so viel Löschmittel einsetzen, wie erforderlich ist. Reserven für mögliche Wiederentzündungen bereithalten.

Mehrere Löscher gleichzeitig einsetzen – nicht nacheinander.

Auf Wiederentzündung achten. Brandstelle nicht verlassen, sondern beobachten.

Achtung: Nie sich selbst in Gefahr bringen! Bei Eigengefährdung oder Brandausbreitung flüchten.


Das rät Expertin Dr. Stefanie Grützke

  1. Fast alle Brände lassen sich anfangs noch mit einem Feuerlöscher sinnvoll bekämpfen.
  2. Pulverlöscher sind beliebt, weil sie viele Brandklassen abdecken. Aber sie sorgen für großflächige Verunreinigungen und vernebeln womöglich Fluchtwege.
  3. Der beste Platz für Feuerlöscher ist immer der, den alle erreichen können. Die richtige Höhe hängt also unter anderem von der kleinsten Person vor Ort ab. Vor mutwilliger oder unbeabsichtigter Beschädigung kann man Feuerlöscher übrigens schützen – zum Beispiel mit Hüllen, Kapseln oder Glaskästen. Unauffällig im Schrank verstecken sollte man die Lebensretter aber nicht.
  4. Der Aufstellort von Feuerlöschern ist zu kennzeichnen. Dreidimensionale Wimpel oder Schilder lassen sich besser erkennen als flache Wandaufkleber.
  5. Werfen Sie bei der Brandschutzunterweisung gemeinsam einen Blick auf den Feuerlöscher. Was steht drauf? Wie benutzt man dieses Modell? Wenn möglich, setzen Sie im ganzen Unternehmen einheitliche Modelle ein.
  6. Wenn ein Mensch in Brand gerät, kamen früher Löschdecken zum Einsatz. Heute gilt: Auch Personen stets mit dem Feuerlöscher löschen – aber keinen Kohlendioxidlöscher dafür einsetzen!

Von: Anja Hanssen