Erzieher mit zwei Kindern - die beiden Kinder halten Malstifte in den Händen. Alle schauen freundlich in die Kamera.

Kita: Klein anfangen und das Miteinander stärken  BGW magazin - 1/2022

Was nehmen Kindertageseinrichtungen aus der Corona-Krise mit? Im Interview spricht Dörte Göritz, Branchenfachkraft Kinderbetreuung der BGW, über Zusammenhalt im Team und darüber, was die "Stille Glocke" mit Arbeitsschutz zu tun hat. 

Frau Göritz, wie hat die Corona-Pandemie das Miteinander in Kitas geprägt?

Durch die Pandemie mussten schnell Entscheidungen getroffen werden – auch solche, die erstmal nicht nachvollziehbar erscheinen. Doch mein Eindruck ist, dass viele einen stärkeren Zusammenhalt gespürt haben: „Mensch, wir müssen mit der Situation irgendwie klarkommen. Dafür brauchen wir alle im Team.“ Das hat auch zu Erfolgserlebnissen geführt. Man kann stolz auf sich sein, gemeinsam die Herausforderungen gemeistert zu haben. Die Belastungen waren hoch, dafür fielen andere Dinge nicht mehr so ins Gewicht.

Es ist meine Hoffnung, dass das, was sich hier vielerorts in der Pandemie getan hat, nicht wieder in Vergessenheit gerät.

Porträt: Dörte Göritz
Dörte Göritz, BGW
Branchenfachkraft Kinderbetreuung

Lässt sich daraus etwas für die zukünftige Zusammenarbeit ableiten?

Wenn der Zusammenhalt im Team gut ist, übersteht man schwierige Zeiten besser. Eine große Rolle spielt auch die Leitung, die ihr Team koordinieren muss. Führungskompetenzen sind wichtig. Vieles ist zudem eine Frage der offenen Kommunikation – dass man sich über individuelle Belastungen austauscht, Verständnis füreinander entwickelt. Es ist meine Hoffnung, dass das, was sich hier vielerorts in der Pandemie getan hat, nicht wieder in Vergessenheit gerät. Das Bewusstsein für die Bedürfnisse und Probleme der Beschäftigten sollte unbedingt beibehalten werden.

Ist neben dem Infektionsschutz die Psyche stärker in den Blick gerückt?

Ja, und das gehört zusammen – wie sich schon zeigt, wenn von der "Angst vor Infektionen" die Rede ist. Pädagogische Fachkräfte wissen, dass Körper und Seele ineinandergreifen. Die Erfahrungen der letzten Zeit sollten den Blick dafür öffnen, dass es dabei nicht nur um die Kinder geht, sondern auch um die Beschäftigten und das Team.

Auch das Bewusstsein für den Arbeitsschutz und Instrumente wie die Gefährdungsbeurteilung hat sich verändert …

Ich denke schon. Es wird mehr nach Arbeitsschutzmaßnahmen gefragt: Wie macht man das? Wo gibt es Informationen? Ich freue mich, wenn sich bei der Gefährdungsbeurteilung die Erkenntnis durchsetzt: „Das mache ich nicht, weil es der Gesetzgeber fordert, sondern um meine Mitarbeitenden zu schützen.“ Oft zeigt sich, wie einfach es sein kann, das Personal zu schützen – zum Beispiel indem Handschuhe beim Wickeln getragen werden. Wir von der BGW bieten ein Online-Tool, mit dem sich die Gefährdungsbeurteilung unkompliziert und relativ schnell umsetzen lässt. Ich sage gern: Arbeitsschutz fängt im Kleinen an. Ein Beispiel ist das Spiel "Stille Glocke". Die Kinder bekommen eine Glocke in die Hand und müssen sie weiterreichen, ohne dass sie bimmelt. Dabei konzentrieren sie sich und sind ganz still. Auch die Mitarbeitenden sind still – und es ist einfach mal eine Zeit lang Ruhe im Raum. Und alle Beteiligten merken, wie gut das tut. Damit fängt Arbeitsschutz an. Es hilft auch, nicht gleich von Arbeitsschutz zu sprechen: Es geht um den täglichen Umgang mit sich selbst.

Haben Sie noch einen persönlichen Tipp für das Wohlergehen am Arbeitsplatz?

Eigentlich sind es zwei: Klein anfangen – dann verlieren viele Dinge ihren Schrecken. Und die Angebote der BGW nutzen. Auf unserer Website finden Sie viele Tipps und Hinweise. Im September veranstalten wir außerdem einen Kongress "Sicher und gesund in der pädagogischen Arbeit". Dort können Sie sich auf vielfältige Beiträge nah am beruflichen Alltag freuen – übrigens auch für die Kindertagespflege. Viele vergessen auch, dass sie uns jederzeit direkt ansprechen können. Nutzen Sie also die Kontaktmöglichkeiten zur BGW!

Von: Anja Hanssen