BGW veröffentlicht Trendbericht 2025 „Mit Menschen arbeiten – mit sich selbst achtsam sein. Behindertenhilfe in Deutschland“
Pressemitteilung
01.09.2025Wie steht es um die Berufsgesundheit der Menschen, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe arbeiten? Einen Überblick bietet der Bericht „Mit Menschen arbeiten – mit sich selbst achtsam sein. Behindertenhilfe in Deutschland“. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat den Trendbericht 2025 jetzt zum Kongress „BGW forum – Sicher und gesund in der Behindertenhilfe“ veröffentlicht.

Der Bericht zeigt aktuelle Entwicklungen in der Behindertenhilfe und beleuchtet den Stand der Inklusion in unterschiedlichen Lebensbereichen. Im Fokus steht das Thema „Gewalterfahrungen in der Behindertenhilfe“. Außerdem wird die Berufsgesundheit von Fachkräften und Beschäftigten mit Beeinträchtigungen untersucht. Interviews mit Leitungskräften aus Einrichtungen sowie Aufsichtspersonen der BGW und weiteren Fachleuten ergänzen die Analyse.
Hohe Berufszufriedenheit, aber zu wenig Fortbildungen
Es gibt Belastungsfaktoren für die Berufsgesundheit in der Behindertenhilfe, die sich in den vergangenen Jahren tendenziell negativ entwickelt haben. Zum Teil wirken die erschwerten Bedingungen während der Covid-19-Pandemie noch immer nach. So nahm beispielsweise das Fachpersonal seit 2019 immer seltener an beruflichen Weiterbildungen teil. Laut einer Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der BGW aus dem Frühjahr 2025 geht der Trend inzwischen aber wieder in Richtung Vor-Pandemie-Niveau. Allerdings führt die dünne Personaldecke im Fall krankheitsbedingter Fehlzeiten oft dazu, dass eine geplante Weiterbildung nicht wahrgenommen werden kann. Für Menschen mit Beeinträchtigungen zeigt die Befragung eine verbesserte Teilnahme an Weiterbildungen gegenüber der vorangegangenen Befragung im Pandemiejahr 2021.
Die Arbeitszufriedenheit des Fachpersonals entwickelte sich über die Jahre durchweg positiv: Viele Fachkräfte nehmen ihre Arbeit in der Behindertenhilfe als erfüllend und sinnstiftend wahr. Negativ zu bewerten sind die steigende Zahl befristeter Verträge und die Zunahme an wechselnden Arbeitszeiten. In der genannten Allensbach-Untersuchung gaben 77 Prozent der befragten berufstätigen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen an, sich voll und ganz am Arbeitsplatz akzeptiert zu fühlen – im Jahr 2021 waren es 84 Prozent gewesen. Unzufrieden zeigten sich viele von ihnen mit dem Einkommen – sowohl in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) als auch in Inklusionsbetrieben. In letzteren haben Beschäftigte mit Beeinträchtigungen zudem oft ein befristetes Arbeitsverhältnis.
Fokusthema Gewalterfahrungen
Der Trendbericht widmet sich in einem eigenen Kapitel den Gewalterfahrungen von Menschen mit Beeinträchtigungen. Im Auftrag der BGW befragte das Institut für Demoskopie Allensbach berufstätige Menschen mit Beeinträchtigungen sowie ihre Vorgesetzten, betreuende Personen und ihr Kollegium. Im Fokus standen die Fragen, wie oft Gewalterfahrungen wahrgenommen werden, welche Arten von Gewalt besonders häufig vorkommen und ob es im Betrieb Ansprechpersonen für Gewaltvorfälle gibt.
Insgesamt 42 Prozent der Befragten mit Beeinträchtigungen gaben an, schon verbale, körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren zu haben. Am weitesten verbreitet ist nach der Befragung verbale Gewalt. Als Ort der Gewalterfahrung werden Arbeitsplatz, privates Umfeld und Öffentlichkeit ähnlich oft angegeben. In WfbM kommen der Befragung zufolge mehr Gewaltvorfälle vor als in Inklusionsbetrieben und in Betrieben ohne staatliche Förderung: Rund ein Drittel der WfbM-Beschäftigten berichtet von Gewalterfahrungen am Arbeitsplatz. Insgesamt 82 Prozent der Befragten wussten, an wen sie sich im Bedarfsfall im Betrieb wenden können. Trotzdem wird laut der Befragung weniger als die Hälfte der Gewaltvorfälle gemeldet. Es ist also von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Trendbericht zum Download
Diese und viele weitere Informationen sind dem aktuellen Trendbericht der BGW zur Behindertenhilfe zu entnehmen. Der Bericht steht zum kostenlosen Download unter www.bgw-online.de/trendbericht-behindertenhilfe-2025 zur Verfügung.
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Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für rund 9,5 Millionen Versicherte in über 663.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
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