Biss- und Kratzverletzungen

In Kleintierpraxen und -kliniken sind Biss- und Kratzverletzungen häufig. Teilweise gehen sie mit schwerwiegenden und langwierigen Komplikationen einher.

Stress, Schmerz und Angst der Patienten können zu heftigen und gefährlichen Abwehrreaktionen führen.

Beengte räumliche Verhältnisse, unbekannter Lärm, fremde Menschen und andere Tiere, Hektik und zu wenig Zeit für die Kontaktaufnahme können die Patienten unter Stress setzen und in Angst versetzen. Individuelle Verhaltensbesonderheiten spielen natürlich auch eine Rolle.

Von entscheidender Bedeutung sind tierartspezifische Kenntnisse und Erfahrungen sowie das Wissen um die eventuell notwendige Verwendung von Hilfs- und Zwangsmitteln sowie Medikamenten. Auch Informationen zum oder eigene Erfahrungen mit dem jeweiligen Patienten erleichtern den Umgang.

 

Beispiele für Maßnahmen zur Risikoreduzierung

Technisch

• Getrennte Wartezimmer für Hunde und Katzen einrichten
• Sanfte Beruhigung, zum Beispiel durch synthetische Pheromone
• Sedierung durch geeignete Medikamente
• Patiententransportkörbe mit großer Öffnungsklappe nach oben verwenden und gegebenenfalls an Katzenbesitzer verleihen
• Maulkorb oder undurchsichtigen Halskragen anlegen
• bei Bedarf Nackengriff, Einwickeln in Tücher, Fixation in Seitenlage
• Zwangskäfig verwenden – oft für extrem aggressive Katzen die schonendste Methode
• Cat-Bag verwenden
• Höhenverstellbare Behandlungstische

Organisatorisch

  • Räumliche Gegebenheiten schaffen für eine entspannte und ruhige Atmosphäre für die Patienten
  • Terminsprechstunden einrichten
  • Angemessene Zeitfenster einplanen:

    • klärende Gespräche mit Tierhaltern und Tierhalterinnen über Verhaltensbesonderheiten des Patienten
    • Information über notwendige Maßnahmen zur Risikoreduzierung
    • Information über unterstützendes Verhalten der Halter und Halterinnen
    • Zeit für ruhige und vertrauensschaffende Kontaktaufnahme mit den Patienten einplanen
  • Mit Hilfsperson arbeiten
  • Medikamente nicht direkt in die Maulhöhle geben: besser im Futter verstecken oder flüssig mit Spritze applizieren, eventuell Pilleneingeber benutzen

     

Persönlich

  • Schutzhandschuhe verwenden
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig unterweisen:

    • im tierartspezifischen Umgang bei Kontaktaufnahme, Untersuchung und Behandlung von kooperativen und unkooperativen Patienten
    • zur richtigen Anwendung geeigneter Medikamente für den Umgang mit ängstlichen und nichtkooperierenden Patienten
    • zur richtigen Anwendung technischer Arbeitsmittel