Notebook, Block und Stift mit Schriftzug: BGW Lernportal: Flexibel. Online. Lernen

E-Learning mit der BGW BGW magazin, Ausgabe 3/2019

Lernen mit digitalen Medien liegt im Trend. Auch im Bildungsangebot der BGW hat E-Learning einen festen Platz. Im Interview erklärt Medienpädagogin Stefanie Röhrich, welche Vorteile E-Learning bietet.

Frau Röhrich, Sie leiten bei der BGW den Bereich E-Learning. Was genau meint dieser Begriff eigentlich? Ich setze mich vor den Computer und lese einfach online Material durch, statt in ein Vor-Ort-Seminar zu gehen?

Generell handelt es sich bei allen Lernmethoden, die digital beziehungsweise online stattfinden, um E-Learning. Die Frage ist jedoch, was gutes E-Learning ist.

Es zeichnet sich vor allem durch einen hohen Grad an Interaktivität und Multimedialität aus. Der Mix aus Lernprogrammen, Videos, E-Books oder Animationen stimuliert den Lernprozess über mehrere Sinne. Wissen steht unabhängig von Ort und Zeit digital zur Verfügung.

Es gibt aber auch Webinare, bei denen es mehr auf die Kommunikation ankommt: Hier treffen sich Dozierende und Lernende online und können sich live austauschen."

In Ihrer Antwort klingt an, dass ich mich bei einem guten Angebot in irgendeiner Form aktiv beteiligen muss.

Unbedingt! Wenn wir bei der BGW E-Learning-Angebote für verschiedene Zielgruppen entwickeln, achten wir darauf, dass alle Online-Kurse interaktiv sind und die Inhalte einen Praxisbezug aufweisen.

Dafür gibt es diverse Elemente zur Selbstkontrolle sowie Videos, Simulationen und andere Bausteine, die es zu bearbeiten gilt. Dabei sollen die Lernprogramme immer auch unterhaltsam sein und Lust machen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen."

Interagiere ich nur mit dem Programm oder ist da jemand, an den ich mich bei Fragen wenden kann?

Sowohl als auch. In unseren offenen Angeboten finden Sie Kurse, die komplett alleine bearbeitet werden können. Anders bei den Kursen, die an bestimmte Zugangsvoraussetzungen gekoppelt sind: Hier hat es sich bewährt, komplexere Aufgaben im Dialog durchzugehen.

Dennoch lassen sich individuelle Lösungen für offen gestellte Fragen nicht rein digital auswerten. Ein ausdifferenziertes Feedback kann man also nur im Austausch mit anderen erhalten. Bei einigen Kursen gibt es deshalb auch Tutorinnen und Tutoren oder eine Lernbegleitung. Unter kontakt@bgw-lernportal.de kann man sich zudem jederzeit an unser Support-Team wenden."

Trend in Zahlen

  • 79 % der Unternehmen stehen dem Thema digitales Lernen beziehungsweise E-Learning aufgeschlossen gegenüber.
  • 32 % nutzen bereits digitale Lernangebote für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • 77 % der Betriebe, die schon auf E-Learning setzen oder dies konkret planen, sehen vor allem die zeitliche Flexibilität als Vorteil.
  • 53 % sind der Meinung, dass E-Learning selbstorganisiertes und lebenslanges Lernen fördert.
    (Quelle: Studie "Weiterbildung für die digitale Arbeitswelt", Bitkom/VdTÜV 2019)

Manche Personalverantwortliche scheuen sich, Beschäftigte für ein E-Learning-Angebot anzumelden, da beim "Alleinlernen" die soziale Kontrolle fehle. Was würden Sie ihnen sagen?

Ich kann die Bedenken durchaus nachvollziehen, schließlich haben viele Personalverantwortliche bislang nur begrenzt Erfahrungen mit den neuen Lernformaten. Doch es gibt einen großen Vorteil: Der Einsatz digitaler Medien unterstützt maßgeblich das selbstorganisierte Lernen. Die Lernenden können Inhalte flexibel und bequem erarbeiten, wann und wo sie möchten - und vor allem in ihrem eigenen Lerntempo.

Zeitliche Engpässe und Termine müssen kein Grund sein, eine Lerneinheit zu verpassen. Da man Videos und andere Materialien herunterladen kann, lässt sich auch unterwegs lernen, zum Beispiel im Zug bei einer Dienstreise. Wer will, kann zwischendurch pausieren, "zurückspulen" oder etwas nachschlagen, ohne den Anschluss zu verlieren. Und weil komplexe Themen in kompakten Lerneinheiten vermittelt werden, bleiben die neuen Inhalte jeweils überschaubar.

E-Learning ermäglicht außerdem ungestörtes Lernen, ohne Ablenkung durch andere. Und um auf mögliche Vorbehalte von Personalverantwortlichen zurückzukommen: Soziale Kontrolle ist auch kein Garant für Lernerfolg."

Was erwartet mich bei einem typischen E-Learning-Kurs der BGW?

In der Regel bestehen unsere Online-Kurse aus

  • multimedial aufbereiteten, interaktiven Lerneinheiten,
  • einer Bibliothek mit weiterführenden Informationen,
  • einem Glossar für die Erläuterung wichtiger Fachbegriffe
  • sowie je nach Bedarf weiteren Funktionen."

Nehmen wir zum Beispiel den frei zugänglichen Online-Kurs Unterweisung. Hier können sich die Teilnehmenden Schritt für Schritt mit den wesentlichen Aspekten einer Unterweisung vertraut machen und parallel eine Unterweisung für den eigenen Betrieb planen.

Wie viel Zeit benätigt man dafür?

Das Lernprogramm ist in gut zu erfassende Abschnitte unterteilt. Es geht darin zum Beispiel um Anlässe für Unterweisungen, um Methoden und Medien oder um die Wirksamkeitskontrolle.

Wer den gesamten Kurs durchläuft, benötigt im Schnitt etwa eine Stunde. Wer nur einzelne Themen bearbeiten möchte, vielleicht um vorhandene Kenntnisse aufzufrischen, kann diese Informationen gezielt abrufen und ist entsprechend kürzer dabei."

Provokant könnte man jetzt sagen: Prima, dann sehen wir in Zukunft für alle Beschäftigten nur noch E-Learning-Kurse vor.

Ganz so einfach ist es nicht. Ein Seminar hat klare Vorteile, wenn es darum geht, Gelerntes auszuprobieren oder sich mit anderen Lernenden auszutauschen. Online-Lernangebote ermöglichen dagegen selbstorganisiertes, konzentriertes Lernen. Lerninhalte können unbegrenzt wiederholt werden.

Dass E-Learning sich jedoch einfach "nebenbei" erledigen lässt, ist ein Irrglaube. Auch diese Form des Lernens benötigt Zeit und Raum: Die Teilnehmenden müssen für die Bearbeitungszeit freigestellt werden. Und sie müssen ungestört lernen kännen."

Lassen sich beide Lernformen auch verbinden?

Das ist beim Blended Learning der Fall. Hier werden Online- und Präsenzphasen sinnvoll kombiniert. Beispielsweise kann die reine Wissensvermittlung in den E-Learning-Teil "ausgelagert werden, sodass die Teilnehmenden sich damit individuell vorbereiten kännen und zu Seminarbeginn auf dem gleichen Stand sind.

Die Dozierenden können also direkt in praktische Übungen oder den Erfahrungsaustausch gehen. Eine E-Learning-Phase im Anschluss an das Seminar wiederum hilft, das Gelernte in den Alltag zu übertragen."

Haben Sie ein Beispiel für ein solches Blended-Learning-Format?

Nehmen Sie das BGW-Qualifizierungsangebot "Wege aus dem Stress: Stressprävention am Arbeitsplatz erfolgreich umsetzen": Dort entwickeln die Teilnehmenden Strategien für den eigenen Betrieb und setzen diese auch direkt um. Das individuelle Praxisvorhaben wird durch vor- und nachgeschaltete Online-Phasen sowie Präsenztermine eingerahmt und damit sowohl gut vorbereitet als auch im Seminarverlauf reflektiert. Das stellt sicher, dass man nicht nur neue Kompetenzen aufbaut, sondern sie auch direkt anwendet.

Das heißt aber auch, dass sich ein solches Lernformat über einen längeren Zeitraum erstreckt.

In der Regel schon. Allerdings geht es ja um den Lernerfolg. So ist uns wichtig, dass Arbeitsschutz nicht nur theoretisch in den Köpfen verankert, sondern im Betrieb auch praktisch umgesetzt wird - wovon alle vor Ort profitieren. Wir bieten deshalb bei der BGW zunehmend Blended-Learning-Formate an, weil sie - gerade bei komplexen Themen - nachhaltigen Wissensaufbau ermäglichen und dazu beitragen, dass Teilnehmende sich neue Verhaltensweisen aneignen. Solche Angebote finden Sie übrigens im Seminarverzeichnis der BGW oder auf der Startseite des BGW-Lernportals.

Zurück zu den reinen Online-Kursen: Wo finde ich diese?

Seit 2014 betreibt die BGW die Plattform www.bgw-lernportal.de. Sie wurde jetzt umfassend überarbeitet und präsentiert sich in einem neuen, modernen Design. Wichtig war uns, dass die Angebote besser genutzt werden können. Sie sind nun übersichtlicher dargestellt und lassen sich schnell aufrufen.

Stehen die Kurse allen offen?

Vieles kann ohne Registrierung oder Anmeldung genutzt werden - dazu schauen Sie einfach bei den 'Offenen Angeboten' vorbei, wo Sie zum Beispiel den bereits angesprochenen Kurs zur Unterweisung finden. Es kommt auch kontinuierlich Neues hinzu.

Bei bestimmten Online-Kursen müsen Sie sich auf dem Lernportal registrieren und zusätzlich für das jeweilige Angebot anmelden. Diese Kurse richten sich an besondere Zielgruppen, die an einem Qualifizierungsangebot teilnehmen und Zulassungsvoraussetzungen erfüllen müssen. Zum Beispiel im Rahmen der bedarfsorientierten alternativen Betreuung oder bei den Blended-Learning-Angeboten.

Übrigens verlinken wir auf dem Lernportal auch andere digitale Angebote, die das Lernen mit unseren BGW-Kursen sinnvoll unterstützen kännen. Es gibt also einiges zu entdecken!

Tipps für alle, die einen Online-Kurs absolvieren:

  • Erstellen Sie sich nach Möglichkeit vor Beginn einen persönlichen Lernplan, der sowohl die Lernziele als auch Lernzeiten festhält. Das Lerntempo sollte realistisch gewählt sein. Und da wir dazu neigen, uns gerade anfangs zu viel vorzunehmen, sollte es in den ersten Tagen nochmal angepasst werden.
  • Schaffen Sie sich einen Lernort, an dem Sie sich wohlfühlen und gut konzentrieren können. Alles, was Sie beim Lernen ablenken kännte, sollte verschwinden. Dazu gehärt auch, dass Sie Messenger- und Mailprogramme schließen.
  • Bauen Sie Lernpausen ein.
  • Suchen Sie bewusst den Austausch mit anderen Lernenden - das fördert die Motivation und den Lernerfolg. Nutzen Sie die Forumsfunktion der BGW-Lernplattform für Fragen und zur Diskussion. Teilen Sie Tipps und Informationen - das stärkt alle in der Gruppe.
  • Legen Sie - vielleicht gemeinsam mit Ihrem oder Ihrer Vorgesetzten - klare Lernzeiten fest, in denen keine anderen Aufgaben warten.

Checkliste: Woran erkennt man ein gutes E-Learning-Angebot?

Gutes E-Learning stellt das Lernen in den Mittelpunkt. Darauf sollte man achten:

  • Die Lernziele müssen klar formuliert und vorab kommuniziert werden.
  • Alle Inhalte sind verständlich und übersichtlich gegliedert.
  • Die Zielgruppe wird klar benannt und direkt angesprochen - im Text und in der Bildsprache genauso wie beim Wissen, das vorausgesetzt wird.
  • Die Bearbeitungsdauer pro Kapitel sollte nicht zu hoch sein, maximal zwanzig Minuten.
  • Multimediale Elemente (Erklärgrafiken, Spielszenen, Filme ...) werden allein aus didaktischen Gründen eingesetzt und dienen dazu, komplexe Inhalte so verständlich wie möglich zu machen.
  • Es werden zusätzliche Arbeits- und Begleitmaterialien angeboten, auch zum Download - die Teilnehmenden werden dabei immer wieder aufgefordert, die Inhalte zu reflektieren und das Gelernte in Übungen zu vertiefen.