Psychosoziale arbeitsbedingte Einflussfaktoren und Konsequenzen von Burnout bei Beschäftigten in der Behindertenhilfe

Die Tätigkeit in der Behindertenhilfe ist geprägt durch emotionale Interaktion mit Menschen mit schwierigen und komplexen Verhaltensmustern. Das kann zu hohen psychischen Belastungen der Beschäftigten führen.

Empirische Untersuchungen über die psychosoziale Arbeitssituation der Beschäftigten in der Behindertenhilfe in Deutschland gibt es wenige. Das Ziel dieser BGW Studie war es, mögliche Zusammenhänge zwischen arbeitsbedingten Belastungen, Ressourcen und Burnout zu untersuchen. Ferner wurden Zusammenhänge zwischen Burnout und weiteren Outcomes aufgezeigt.

Von Januar bis März 2011 wurde eine Querschnittstudie in Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe im norddeutschen Raum durchgeführt. Insgesamt wurden 409 Beschäftigte aus zehn Sozialeinrichtungsträgern befragt. Die Responserate betrug 45%. Psychosoziale Belastungen und Beanspruchungen wurden mit dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) erfasst.

Insgesamt zeigten rund 40% der Befragten ein erhöhtes Risiko für eine hohe Burnout-Symptomatik (≥50) auf. Der Mittelwert auf der Burnout Skala betrug 43,5 (SD 19,3). Insbesondere Frauen, Beschäftigte in der mittleren Altersgruppe (30-39 Jahre) und solche, die bereits 11-15 Jahre in der Behindertenhilfe tätig waren, gaben häufiger an, emotional erschöpft zu sein. Mittels logistischer Regressionsanalyse wurden Risikofaktoren für hohe Burnout-Werte ermittelt: Anforderungen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (OR 1,04; 95% CI 1,03 - 1,05), emotionale Anforderungen (OR 1,03; 95% CI 1,01 - 1,05), Rollenkonflikte (OR 1,02; 95% CI 1,02 - 1,03), Arbeitsplatzunsicherheit (OR 1,03; 95% CI 1,01 - 1,05) und Feedback (OR 0,98; 95% CI 0,97 - 0,99). Beim Vorliegen hoher Burnout-Werte denken die Befragten häufiger daran, ihren Beruf aufzugeben (r = 0,5) und weisen stärkere kognitive Stresssymptome (r = 0,6) auf. Mit zunehmender Burnout-Symptomatik, nimmt die Zufriedenheit mit der Arbeit (r = -0,5) und mit dem Leben (r = -0,5) insgesamt ab. Beschäftigte mit einer hohen Burnout-Symptomatik weisen zudem einen schlechteren Gesundheitszustand (r = -0,6) auf.

Die vorliegende Studie impliziert, dass eine Verbesserung der psychosozialen Arbeitssituation auf Organisationsebene die Burnout-Symptomatik reduzieren und somit auch weitere ungünstige Konsequenzen von Burnout verringert werden können.

Literatur:

  • Kozak A, Kersten M, Schillmöller Z, Nienhaus N: Psychological work-related predictors and consequences of personal burnout among staff working with people with intellectual disabilities. Research in Developmental Disabilities 34 (2013) 102-115