Personen klettern an einer Kletterwand

Inklusion in der Sportwelt: Chancen noch besser nutzen BGW magazin 1/2025

Wie selbstverständlich ist Inklusion im Sport? Zu dieser Frage läuft aktuell ein Forschungsprogramm der BGW in Kooperation mit Special Olympics Deutschland. Jetzt ist ein zweiter Bericht erschienen, der insbesondere tiefere Einblicke in die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträch­tigungen gibt. Auch Social-Media-Aktivitäten zu Teilhabe, Inklusion und Sport sowie die Medien­berichterstattung wurden weiter ausgewertet. 

Sport hält fit. Sport ermöglicht soziale Teilhabe: Dabei sein, in Kontakt mit anderen treten, gemeinsam im Team Spaß haben und Ziele e­rreichen – Sport eröffnet Menschen die Möglichkeit, ihr Potenzial zu entdecken und zu entfalten. Ein wichtiges Gefühl, um sich in unserer Gesellschaft nicht abgehängt zu fühlen.

Porträt: Jörg Schudmann
Jörg Schudmann
BGW-Hauptgeschäftsführer

Person in einer Yoga-Pose

Der zweite Forschungs­bericht "Mittendrin statt nur dabei" stellt unter anderem die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.185 Menschen mit Behinderungen vor. Demnach sind sie vorwiegend sportlich aktiv, um etwas für ihre Gesundheit zu tun, Spaß zu haben und Stress abzubauen. Dies sollte der Breitensport als klaren Auftrag verstehen, seine Angebote anzupassen und besser zugänglich zu machen.

Viele Menschen mit Beeinträch­tigungen, die in Einrichtungen der Eingliederungshilfe leben, sind auf Unterstützung angewiesen, um sportlich aktiv zu sein. Deshalb haben Fach- und Assistenzkräfte eine wichtige Rolle, wenn es um die Umsetzung von Sport- und Bewegungsangeboten in den Einrichtungen geht. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Qualifizierung der Mitarbeitenden und deren eigenes Interesse an körperlicher Aktivität eine entscheidende Auswirkung darauf haben, in welchem Umfang Sport- und Bewegungsangebote stattfinden.

Die Rolle von Social Media

Die Hoffnungen auf einen Schub in Richtung gleichberechtigter Teilhabe über Social Media erfüllen sich bislang nur bedingt. So besteht zwar die Chance, auf diesen Kanälen Informationen über Behindertensport einer großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen und über Angebote zu informieren. Gleichzeitig zeigt aber auch die neue Untersuchung, dass viele Informationsangebote nach wie vor auf wenig Resonanz stoßen. Ausnahme ist die Social-Media-Kommunikation der Special-Olympics-Bewegung: Ihr gelingt es, größere Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu generieren. Dabei steht nicht die sportliche, sondern die soziale und integrierende Komponente des Wettbewerbs im Vordergrund.

Medienberichterstattung

Ähnlich durchwachsen ist das Bild im Bereich der Medienberichterstattung. Der Fortschritt in puncto Medienpräsenz konzentriert sich ebenfalls auf Special Olympics – 2023 fanden die Weltspiele in Berlin statt. Mit Blick auf den sonstigen Breitensport von Menschen mit Beeinträchtigungen sind dagegen noch deutliche Anstrengungen von Vereinen und Verantwortlichen notwendig, um diesen Sport als Teil einer inklusiven Gesellschaft erkennbar werden zu lassen.

Wie sehen Menschen mit Behinderungen ihre Teilhabemöglichkeiten beim Sport?*

  • 62,5 Prozent sind sportlich aktiv.
  • Sportlich aktive Menschen mit Behinderungen erleben die Beeinträchtigungen im Alltag als geringer.
  • Sport findet hauptsächlich selbst organisiert ohne feste Angebote statt.
  • Der Gesundheitszustand, zu wenig Zeit und zu wenig Geld hindern am häufigsten daran, sportlich aktiv zu sein.

* Umfrage des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS) unter 1.185 Menschen mit Behinderungen.

Special Olympics World Winter Games

Vom 8. bis 15. März 2025 steht in Turin ein sportliches Großereignis an: die Weltwinterspiele von Special Olympics International.

Sport für alle – Dokumentation des BGW-Sportsymposiums

Am 13. März 2024 fand in Berlin das BGW-Sportsymposium mit 150 Gästen aus Sportverbänden, Politik, Verbänden und Eingliederungshilfe statt. Das Thema: Wie wird der Breitensport inklusiv? Inzwischen liegt eine Dokumentation der Vor­träge und Gesprächsrunden vor. Sie zeigt Problemstellungen, Lösungsan­sätze und gute Praxis auf. Insgesamt wurde bei der Veranstaltung deutlich, dass auf allen Ebenen Handlungsbedarfe bestehen: bei der Gesetzgebung, in den Sportstrukturen und in den Kommunen.

Forschung zu Teilhabe im Sport

Seit Anfang 2021 kooperiert die BGW mit Special Olympics Deutschland (SOD). Die Zusammenarbeit umfasst auch ein gemeinsames Forschungsprogramm zu Teilhabe im Sport. Unter dem Titel "Mittendrin statt nur dabei" sind bislang zwei Forschungsberichte verfügbar. 


Gut zu wissen:

Zu den bei der BGW versicherten Unternehmen gehören rund 700 Träger anerkannter Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, über 1.000 Einrichtungen für sucht- und psychosozial gefährdete Menschen und etwa 450 Bildungseinrichtungen. Auch Inklusionsbetriebe sowie Träger mobiler Teilhabe- und Inklusionsdienste für Menschen mit Beeinträchtigungen und für psychisch erkrankte Menschen sind bei der BGW versichert.

Von: Jutta Hinsch