Mit KI, Menschlichkeit und Inklusion: BGW forum 2025 gab Impulse für gesundes Arbeiten in der Behindertenhilfe

Pressemitteilung

04.09.2025

Künstliche Intelligenz und digitaler Wandel können in der Behindertenhilfe neue Möglichkeiten für Inklusion und Teilhabe schaffen. Dabei darf jedoch der Fokus auf die Menschen nicht verloren gehen, lautet das Fazit des Fachkongresses BGW forum 2025. Rund 500 Teilnehmende befassten sich vom 1. bis 3. September in Hamburg mit dem sicheren und gesunden Arbeiten in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Erstmals führte die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) auch einen Thementag zum digitalen Wandel durch.

Eine Person neben einem Roboter.

Das BGW forum 2025 startete mit einem Thementag „Digitaler Wandel“. Die stellvertretende BGW-Hauptgeschäftsführerin Claudia Drechsel-Schlund begrüßte auch einen Roboter.

Keynote Speaker Sanjay Sauldie gab zum Auftakt einen Einblick in die vielen Anwendungsgebiete von KI. Sie könne unter anderem helfen, wertvolle Zeit für die Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu gewinnen, indem sie Standardaufgaben übernehme, so der Experte für KI-Strategie. Seine Vision einer „Symbiose von menschlicher Empathie und technologischer Unterstützung“ unterzogen weitere Fachbeiträge einem Realitätscheck. Denn noch sind viele digitale Trends nicht in der Praxis angekommen, zeigte die Diskussion. Die Teilnehmenden und Referierenden auf dem Kongress sahen aber viele Einsatzmöglichkeiten, insbesondere auch im Bereich von Assistenzleistungen. Erst müsse es jedoch gelingen, die nötigen digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden aufzubauen.

Zentrale Rolle von Weiterbildung

Ein Knackpunkt ist allerdings das Thema Weiterbildung. „Fachkräfte nutzten zuletzt deutlich weniger Weiterbildungen als noch vor einigen Jahren“, erklärte Claudia Drechsel-Schlund, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der BGW, auf Basis eines neuen Trendberichts der BGW zur Berufsgesundheit in der Behindertenhilfe. Mittlerweile zeichnet sich eine Rückkehr auf das Vor-Pandemie-Niveau ab, die jedoch nicht durch kurzfristige Absagen von Weiterbildungen gefährdet werden darf, zum Beispiel aufgrund einer dünnen Personaldecke bei krankheitsbedingten Ausfällen. „Wie sollen sich die Fachkräfte auf die vielen Veränderungen vorbereiten, die in allen Bereichen spürbar sind? Auf neue Anforderungen, Strukturen und Digitalisierung?“ Drechsel-Schlund betonte darüber hinaus, dass alle Beispiele guter Praxis eines gemeinsam hätten: „Sie stellen die Menschen in den Mittelpunkt. Sie bauen auf deren Erfahrungen und Bedürfnissen auf.“

Der neue Trendbericht „Mit Menschen arbeiten – mit sich selbst achtsam sein“ gibt umfassende Einblicke in die Berufsgesundheit des Fachpersonals in der Behindertenhilfe und der beschäftigten Menschen mit Beeinträchtigungen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Thema Gewalterfahrungen. In den mehr als 100 Workshops, Vorträgen und Aktivbeiträgen des BGW forums ging es auch um Praxishilfen zum Umgang mit Gewalt, ebenso wie um Lösungen für weitere Handlungsfelder rund um die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. 

BGW startet Kletterinitiative

Unter dem Motto „Klettern macht stark – Zusammen Spaß haben. Gesundheit stärken. Selbstvertrauen bekommen“ gab die BGW auf dem Fachkongress den Startschuss für eine bundesweite Kletterinitiative ab 2026. Über einen Zeitraum von vier Jahren können sich Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) regional gestaffelt für einen Aktionstag sowie nachgelagerte Angebote zum inklusiven Klettern anmelden. BGW-Hauptgeschäftsführer Jörg Schudmann erklärte: „Der Klettersport eignet sich ganz besonders für ein gemeinsames Erleben. Man klettert in einer Seilschaft, sichert sich gegenseitig. Dabei spielt es in einer Klettergruppe keine Rolle, welche Fähigkeiten die Gruppenmitglieder mitbringen. Alle können gemeinsam trainieren, Koordination und Beweglichkeit verbessern und voneinander lernen.“

Mit Sport und Inklusion beschäftigte sich auch eine politische Diskussionsrunde. Sie knüpfte an das BGW-Symposium „Wie wird der Breitensport inklusiv?“ von 2024 an und ging auf weitere Entwicklungen am Beispiel von Hamburg ein. Deutlich wurden dabei besondere Herausforderungen beispielsweise im Hinblick auf Mobilität und Assistenzleistungen. Denn selbst wenn inklusive und barrierefreie Angebote existieren, müssen sie für Menschen mit Beeinträchtigungen auch barrierefrei erreichbar sein. Und wenn keine Assistenz gewährleistet werden kann, weil finanzielle Mittel fehlen oder kein Personal zur Verfügung steht, versperrt auch das den Zugang zu Sportangeboten.

Drei Einrichtungen erhielten BGW-Gesundheitspreis 2025

Auf dem Kongress wurden drei Unternehmen aus der Behindertenhilfe mit dem BGW-Gesundheitspreis 2025 ausgezeichnet. Allen gemeinsam ist, dass sie sich beispielgebend für das gesunde und sichere Arbeiten ihrer Mitarbeitenden mit und ohne Beeinträchtigungen engagieren. Der erste Preis ging an die Heilpädagogisches Heim Dr. Kruse GmbH aus Walsrode. Über den zweiten Preis freute sich die Westmittelfränkische Lebenshilfe Werkstätten GmbH aus Ansbach. Auf den dritten Platz kam die Stift Tilbeck GmbH aus Havixbeck nahe Münster. 

Weitere Informationen und Bilder zur Veranstaltung: www.bgwforum.de/behindertenhilfe

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Über uns

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für rund 9,5 Millionen Versicherte in über 663.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

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