"Hurra, ein Problem!" – Wie Humor bei der Arbeit hilft. #120 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Ein charmantes Lächeln vom Chefarzt, ein spontaner Kalauer im Teammeeting – Humor schafft Vertrauen, baut Stress ab und stärkt die Unternehmenskultur. In dieser Folge spricht Moderator Ralf Podszus mit der Schauspielerin, Speakerin und Humorexpertin Katrin Hansmeier über die Kraft des Humors im Arbeitsalltag – besonders in Branchen, in denen es oft ernst zugeht, wie im Gesundheitswesen.
Sie zeigt, wie Humor die Kommunikation verbessert, für Entspannung sorgt und sogar Resilienz aufbaut – bei Mitarbeitenden wie Führungskräften. Mit vielen Beispielen, Techniken und einem Blick auf die Work-Joy-Balance gibt es in dieser Folge praktische Tipps für mehr Leichtigkeit im Job.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator:
Die 86-jährige Oma kommt mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus. Nach der OP liegt sie auf der Station – angespannt und unsicher. Dann kommt der Chefarzt, kontrolliert die Narbe und sagt: „Frau Hansmeier, Ihre Narbe sieht wirklich sehr gut aus.“
Er fasst zur Tür, dreht sich noch einmal um und fügt lächelnd hinzu: „Sie übrigens auch.“ Ein Satz, der in wenigen Sekunden die Stimmung hebt. Humor kann Wunder bewirken.
Ja, und das war jetzt noch nicht mal ein Mörder-Gag – das muss es auch gar nicht sein. Es war ein sympathischer Schmunzler, und der baut Vertrauen auf, nimmt die Angst und schafft Wohlfühlmomente. Gerade in einem Umfeld, das oft von Schmerz, Stress und Themen geprägt ist, die sehr ernst sind. Das gilt nicht nur für Patientinnen und Patienten, sondern auch für Teams und Führungskräfte – im ganzen Krankenhaus oder in der Pflegeeinrichtung. Genau deshalb habe ich mir heute eine Humor-Expertin eingeladen, die uns hilfreiche Tipps geben kann. Kann man Humor lernen? Das klären wir. Ich bin Ralf Podszus – und wenn Lachen wirklich die beste Medizin ist, dann holen wir uns jetzt mal eine Dosis ab.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Moderator:
Sicher und gesund arbeiten – und das bitte mit einer guten Portion Humor. Genau darum geht es heute. Wie das am besten gelingt, verrät uns Katrin Hansmeier. Hallo Katrin.
Katrin Hansmeier:
Hi, ich freue mich, hier zu sein.
Moderator:
Du bist Autorin, Moderatorin, Schauspielerin, Speakerin und Expertin für Work-Joy-Balance. Was hat es mit der Work-Joy-Balance genau auf sich?
Katrin Hansmeier:
Also, Work-Life-Balance hieß oder heißt für viele ja: Ich habe hier die Arbeit und da mein Leben – und da brauche ich eine Balance. Also dieses: „Ich brauche einen Ausgleich, ich brauche genug Freizeit.“ Bei Work-Joy bezieht es sich tatsächlich darauf – in Deutschland sagen wir ja: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Und ich sage eben gern: Wieviel Vergnügen darf’s denn auf der Arbeit sein? Es geht also wirklich darum, Leichtigkeit und Freude in Arbeitsprozesse einzuladen – gerade auch in Situationen, die vielleicht mal ein bisschen anstrengender sind: in Change-Prozessen oder wenn man mal ein Problem hat. Da nicht gleich in die schlechte-Laune-Falle zu tappen, sondern eher nach dem Motto: „Hurra, ein Problem – mal gucken, was ich damit mache!“ zu agieren.
Moderator:
Dann werden wir viel Vergnügen haben – denn ich stehe auf jeden Fall auch sehr auf Vergnügen. Man kennt dich als Schauspielerin, zum Beispiel aus dem Tatort, von der SOKO Wismar und auch einigen anderen Krimis. Das klingt jetzt erst mal nicht nach viel Humor – aber am Set sieht das bestimmt anders aus, oder? Wie ist da die Stimmung, wenn eigentlich immer ordentlich gestorben wird?
Katrin Hansmeier:
Ja, ja, es ist tatsächlich so – das wird auch heute wieder angesprochen. Ich war beim Spendenlauf meiner Tochter in der Schule. Da kam eine zu mir und sagte: „Meine Eltern haben dich im Tatort gesehen. Du hast ein Kind überfahren.“ Und ich so: „Ähm …“
Moderator:
Das war aber auch ein böses Kind.
Katrin Hansmeier:
Nee, das ist halt einfach vor meinen LKW gerannt – und es stand so im Drehbuch. Punkt. Tatsächlich war das ein Nachtdreh, und es war alles sehr dramatisch. Da brauchen wir immer den Ausgleich – auch, damit die Arbeit an sich mit Leichtigkeit durchgeführt wird. Ja, also da sind wir tatsächlich ziemliche Heldinnen und Helden darin, am Set auf unsere Stimmung aufzupassen. Und im besten Fall passen wir auch mal auf die Stimmung der anderen auf. Genau bei dem Dreh, von dem ich erzählt habe, war das so: Es war ziemlich trubelig, es war nachts, wir haben auf der Straße gedreht, und drumherum war relativ viel los. Ich hatte eine ziemlich heftige Szene im Verhör zu spielen – ich hatte ja gerade jemanden umgefahren – und da hat meine Kollegin übernommen. Das war ganz toll: Sie hat einfach eine kurze Ansage gemacht und gesagt:
„Passt mal auf, die Katrin hat jetzt gerade richtig ein Brett zu spielen – wir brauchen jetzt Konzentration.“ Und ich war so dankbar, weil ich in dem Moment gar nicht in der Lage gewesen wäre, das selbst zu sagen.
Moderator:
Wie bist du eigentlich Humor-Expertin geworden?
Katrin Hansmeier:
Also, ich habe ja Schauspiel studiert. Man musste eine Diplomarbeit schreiben, und ich habe in dieser Diplomarbeit über das Thema „Humor als geistiges Überlebensmittel in Krisenzeiten“ geschrieben – also als eine Bewältigungsstrategie. Mich hat nämlich schon während meines Studiums total fasziniert, was Humor kann: wie er mich befähigt, mit Widrigkeiten umzugehen, aber auch, wie er es schafft, wenn wir mit Publikum im Raum sind und gemeinsam lachen. Diese Magie, die dann entsteht – das hat mich schon immer fasziniert. Damals wusste ich noch nicht, dass das mal zu meinem Hauptberuf wird. Es war einfach eine Leidenschaft, eine Neugierde, die in mir angelegt war. Dann bin ich ans Theater gegangen. Und als ich irgendwann entschieden habe, mich selbstständig zu machen – also nicht mehr im klassischen Theatersystem zu arbeiten und mich auch nicht komplett in die Abhängigkeit der Filmbranche zu begeben – bin ich dieser offensichtlich vorhandenen Begabung gefolgt: mit Menschen an Freude und Humor zu arbeiten. Das ist ja eher eine gemeinsame Arbeit, die man da macht. Ich bin dann tiefer eingestiegen und habe ein Format entwickelt – gemeinsam mit meiner Kollegin Eva Ullmann, die Sozialpädagogin ist. Auch sie hat ihre Diplomarbeit über Humor geschrieben. Als wir uns trafen, war sofort klar: 1000 Ideen! Daraus sind inzwischen viele wunderbare Formate und Vortragsideen entstanden. Wir haben gemeinsam geforscht – und so liegen jetzt fast zwei Jahrzehnte Beschäftigung mit diesem Phänomen hinter uns. Denn ja, Humor ist ein Phänomen – genauso wie Freude. Der Dalai Lama hat ein tolles Buch – oder ein Buch, in dem er eine zentrale Rolle spielt – über Freude geschrieben. Und darin geht es auch um die Unterschiede zwischen Freude und Humor, zum Beispiel.
Moderator:
Jetzt musst du natürlich erzählen: Was sagt der Dalai Lama?
Katrin Hansmeier:
Na, der spricht zum Beispiel darüber, dass es zuerst einmal diese innere Freude ist, die ich empfinde. Und wenn ich diese innere Freude für mich schütze, bewahre und immer wieder suche – also mich an kleinen Dingen freue und bewusst darauf achte, wo mein Fokus liegt –, dann kann ich auch gut durch diese wilde Welt und durch irre Zustände kommen.
Moderator:
Und in der bewegen wir uns aktuell ja ziemlich. Kommen wir zurück zu unserem Beispiel vom Beginn der Folge: Wer gut aufgepasst hat, wird bemerkt haben, dass der Chefarzt mit einer gewissen Frau Hansmeier gesprochen hat. Katrin, das ist deine Oma, nicht wahr? Der ist das genauso passiert. Dieses Erlebnis ist ihr nachhaltig im Kopf geblieben – also: Alles richtig gemacht vom Chefarzt, oder?
Katrin Hansmeier:
Absolut. Also, meine Oma wäre echt stolz, dass du mit ihr den Opener dieser Folge eröffnet hast. Sie hat sich sowieso immer gefreut – sie hat mich immer wieder versorgt.
Sie war ab und zu im Krankenhaus, natürlich – sie ist 97 geworden, und da erlebt man einiges. Und sie hat mir immer die witzigen Sachen berichtet. Das finde ich auch wieder spannend: Wo ist der Fokus? Meine Oma hat selbst im Krankenhaus immer geschaut, was es da zu lachen gibt – damit ich wieder Futter für meine Vorträge habe. Und da gibt es noch einige andere Beispiele.
Moderator:
So, das hilft einem ja selbst auch. Man speichert einfach mal die positiven oder unterhaltsamen Dinge ab, ne?
Katrin Hansmeier:
Genau. Und dann – wenn man sie hinterher erzählt – entsteht ja auch eine gewisse Nachhaltigkeit. Ich komme also nicht aus der Klinik und erzähle als Erstes, was alles ganz schrecklich war, sondern habe auch schöne Erlebnisse oder inspirierende Momente im Gepäck – mit denen ich wiederum andere anstecken kann. Und ja, dieser Chefarzt – das ist übrigens ein Beispiel, das ich oft verwende – hat einfach einen kurzen Moment Zeit investiert und einen echten Return on Invest gehabt: eine entspannte Patientin, die sich gefreut hat, wenn er den Raum betrat. Denn häufig kommt ja das Argument: „Wir haben keine Zeit für Humor oder gute Kommunikation – das dauert alles viel zu lange.“
Moderator:
Und das ist natürlich auch schön, wenn man sich auf die positiven Erlebnisse berufen kann. Denn oft ist es ja so: „Schatz, wie war dein Tag?“ – „Oh, ich hab heute … bam, bam, bam …“, und dann geht es gleich negativ los – und oft auch genauso weiter, nicht wahr? Man erzählt sich im Alltag häufig nur das Doofe.
Katrin Hansmeier:
Ja, genau. Man hängt dann so im Café Elend ab, sage ich immer. Und ich frage gern: Wie oft gehst du ins Café Elend – und wie oft gehst du ins Café Freude? Es geht um Balance, nicht wahr? Das heißt nicht, dass ich gar nicht mehr meckern oder immer nur das Schöne sehen soll. Aber es lohnt sich, mal für sich zu überprüfen: Wo liegt mein Fokus? Wie gut kann ich mich an Dinge erinnern, über die ich geschmunzelt oder vielleicht sogar gelacht habe? Und wie gut kann ich mich an Dinge erinnern, die mich geärgert haben? Und meistens ist da eine Dysbalance.
Moderator:
Schlechte Laune ist ansteckend – hochgradig. Das sagst du zum Beispiel als Speakerin bei Vorträgen. Ich kenne da eine, die ist permanent negativ – und das nervt. Den ganzen Winter höre ich von ihr nur: „Alles so dunkel, kalt, ach, schlimm …“ und dann, am ersten schönen, sonnigen Frühlingstag – und weil das so hängen geblieben ist, denke ich mir: „Hey, Frühling! Sonne! Alles klasse, oder?“ und was kommt von ihr? „Viel zu grell, da kann man ja gar nicht gucken!“, da habe ich mir gedacht: Alter Falter! Man kann sich das Leben wirklich selbst schwer machen, wenn man immer nur das Negative sieht. Das ist für mich auch so ein typisches Beispiel für dieses „typisch deutsch“ – griesgrämig durch den Alltag schleppen.
Katrin Hansmeier:
Ja, also ich finde schon, dass wir eine Kultur des Jammerns pflegen – auch in Unternehmen. Wir dürften viel mutiger die Chancen entdecken, gemeinsam groß denken – nicht immer nur in diesem kleinen Kästchen. Und es hat auch etwas mit Gemütlichkeit zu tun. Es ist einfach erst mal eine Gewohnheit, die wir haben – und kulturell gesehen ist das bei uns eine ziemlich ausgeprägte. Wenn ich zum Beispiel nach Griechenland komme – oder auf die Kapverden: Die Menschen dort haben wirklich sehr, sehr wenig, aber sie wirken glücklich – und vor allem: sehr entspannt. Das zeigt immer wieder: Glück, Lockerheit, Leichtigkeit – all das hängt nicht direkt davon ab, wie viel Reichtum oder Luxus ich habe. Mir geht es in meinen Seminaren auch gar nicht darum zu sagen: „Wir sind hier in Deutschland blöd.“, sondern ich will zeigen: Wir verpassen viele Chancen. Und wenn wir uns nicht bemühen, dann werden wir irgendwann abgehängt – denn auch Innovation und die Arbeit der Zukunft, agiles Arbeiten, hängen stark davon ab, dass wir unsere Denkweise verändern. Und neben all dem: Wenn Menschen in meinen Vorträgen waren, sind sie meistens heiter, entspannt – manchmal kommen sie sogar auf mich zu und sagen: „Frau Hansmeier, Sie haben mein Leben verändert.“ Dann sage ich: „Oh Gott, Hilfe!“ und sie: „Ja, ich weiß jetzt, wie ich mit meinem pubertierenden Kind umgehen kann.“ Obwohl der Vortrag eigentlich ein Fachvortrag für die Arbeitswelt war – aber diese Techniken kann man eben überall anwenden. Dieses „Hurra, ein Problem – mal gucken, was ich damit mache“ befähigt uns, macht uns handlungsfähig. Da, wo wir früher den Kopf in den Sand gesteckt haben, fangen wir jetzt an, ihn wieder herauszuziehen – und uns für Lösungen zu begeistern. Und plötzlich merken wir: Mensch, wir haben ja noch 20 andere Optionen – außer den Kopf in den Sand zu stecken.
Moderator:
Katrin, ich weiß jetzt endlich, wie ich mit meinem pubertierenden Kind umgehen muss. Du warst doch letztens mit dem Laster unterwegs – in diesem Film, oder?
Katrin Hansmeier:
Oh Gott, das wird rausgeschnitten.
Moderator:
Nicht verwechseln.
Katrin Hansmeier:
Wir kommen ja wahrscheinlich noch zu den Humorstilen. Das war aggressiver Humor – für alle Hörerinnen und Hörer kurz zur Einordnung, ja.
Moderator:
Du bist als Speakerin und Humor-Expertin häufig auch im Gesundheitswesen unterwegs. Ist gerade in dieser Branche Humor besonders wichtig, weil man dort eben oft mit negativen Themen zu tun hat?
Katrin Hansmeier:
Ja, wenn ich mit kranken Menschen zu tun habe – Menschen, denen es gerade nicht so gut geht, dann sind sie ja ohnehin schon in Anspannung und Unsicherheit. Und da ist es umso schöner, wenn ich eine Atmosphäre schaffen kann, in der sich jemand wohlfühlt, in der sich jemand öffnet. Denn dann kann diese Person auch besser kommunizieren. Und umgekehrt gilt das genauso für diejenigen, die selbst im Gesundheitswesen arbeiten: Humor ist eine Ressource. Wenn wir sie pflegen, ebenso wie die Freude, dann hilft sie uns, gesund zu bleiben. Sie hilft uns auch, mit all den Widrigkeiten im Gesundheitssystem umzugehen, ohne daran zu zerbrechen. Gerade in Zeiten wie diesen denkt man ja manchmal: „Das kriegen wir nicht mehr gebacken. Das ist einer zu viel.“ Und wenn wir es dann schaffen – als Einzelperson, als Team oder sogar als ganzes Unternehmen – eine Kultur zu pflegen, in der Humor erlaubt und gewünscht ist, dann entsteht eine Unternehmenskultur, die Resilienz fördert. Und ich glaube: Nur so werden wir in diesen Zeiten gut und gesund weitermachen können, glaube ich.
Moderator:
Wie kann Humor konkret dabei helfen, die Arbeitsatmosphäre zu verbessern?
Katrin Hansmeier:
Na also, es gibt ja jeden Tag Dinge, die wir nicht geplant haben – kleinere und größere Störungen zum Beispiel. Das können aber auch Missgeschicke sein, die passieren. Du bist im Meeting, irgendwem fällt ein Glas Wasser um – ob Patient, Teamkollege, egal. Und da nicht zu sagen: „Mensch, du hast ja Reflexe wie ein Dreijähriger“, sondern lieber: „Mensch, du kannst aber schön loslassen“ oder: „Super, ich wollte eh lieber Orangensaft trinken.“ Also: in die Aufwertung gehen, wenn Missgeschicke passieren –
ob bei mir selbst oder bei anderen. Oder es gibt Störungen: Du hast ein Meeting, und es ist wahnsinnig heiß. Wenn dann jemand sagt: „Mensch, ich bin heute euer Aufgussmeister – welchen Duft hättet ihr denn gern?“, oder: „Heute verbrennen wir ein paar Kalorien.“ Ja, du hast vorhin diese schöne Umdeutung gemacht – das ist ganz cool: Bei der Deutschen Bahn muss man manchmal rennen. Es ist ganz schön hetzig, aber dadurch verbrennt man eben auch Kalorien.
Moderator:
Das hatten wir im Vorgespräch kurz mit der Deutschen Bahn angesprochen, die einen zwangsläufig auch immer wieder in Galgenhumor versetzt, ja.
Katrin Hansmeier:
Genau, ja – also die Fähigkeit, etwas positiv umzudeuten. Denn das Missgeschick oder die Störung ist ja bereits passiert. Jetzt nicht in die Falle zu tappen, sich ewig darüber zu ärgern – das hilft uns in der Regel nicht weiter. Dem Problem ist es schließlich egal, ob wir gute oder schlechte Laune haben. Es geht vielmehr darum, das Problem zu nutzen und es tatsächlich positiv umzudeuten. Das ist eine Technik.
Moderator:
Wie kann Humor konkret dabei helfen, die Arbeitsatmosphäre zu verbessern?
Katrin Hansmeier:
Na, genau so.
Moderator:
Also, Entschuldigung – das ist hier falsch markiert, denn das habe ich ja gerade eben gefragt. Es tut mir furchtbar leid.
Katrin Hansmeier:
Ist nicht schlimm – jetzt lasst das bitte unbedingt drin. Ich finde es schön. Manchmal muss man mir eben auch zweimal eine Frage stellen.
Moderator:
Ich mache jetzt nur noch diese Frage.
Katrin Hansmeier:
Ja, du kannst mir diese Frage auch zehnmal stellen – ich werde dir jedes Mal etwas Neues erzählen.
Moderator:
Genau. Jetzt kommt die nächste Antwort dazu: Wie kann Humor konkret dabei helfen, die Arbeitsatmosphäre zu verbessern?
Katrin Hansmeier:
Ja, also neben dem, was ich schon gesagt habe: Natürlich geht es zunächst einmal um die Grundhaltung – nämlich darum, nicht bei der ersten Krise oder dem ersten Konflikt gleich zusammenzubrechen. Sondern vielmehr darum, gemeinsam eine Strategie zu haben und zu sagen: „Cool, ein Konflikt – mal schauen, wie wir damit heiter und gelassen umgehen.‘ Oder es gibt zum Beispiel eine Technik, die eher vom Körper ausgeht. Also sich bewusst zu fragen: „Atme ich eigentlich gerade weiter?“, Humor und Leichtigkeit haben viel damit zu tun. Denn wenn wir in eine Art Schnappatmung verfallen – und alle um uns herum auch – dann sind wir plötzlich im Steinzeitmodus. In diesem Zustand haben wir kaum noch Spielraum in der Kommunikation. Wenn wir aber bewusst weiteratmen, merken wir: Das sind keine Säbelzahntiger – das sind meine Kolleginnen und Kollegen. Und mit denen dürfen wir die Dinge gut und konstruktiv klären.
Moderator:
Und Atmen ist im Grunde gar nicht so unwichtig
Katrin Hansmeier:
Genau. Und dann haben wir eine ganz andere Arbeitsatmosphäre. Wenn wir noch einen Schritt weiter gehen: Manche Teams, mit denen ich gearbeitet habe – oder auch Teilnehmende aus Vorträgen – nehmen tatsächlich eine Sache mit, und das ist das Winken. Wenn du einfach mal ausprobierst, mit rechts und mit links zu winken, braucht es einen kurzen Moment – und vielleicht merkst du: Du fängst an zu lächeln. Zum einen, weil es ein bisschen komisch ist, zum anderen, weil sich die Muskeln in der Hand lockern. Und diese senden Signale ans Gehirn, die sagen: „Bleib locker.“ Das ist neurologisch erwiesen. Man kann das wunderbar vor oder nach angespannten Situationen machen. Ich habe tatsächlich ein Anwaltsteam, das mir drei Monate nach einem Vortrag schrieb: „Frau Hansmeier, wir winken jetzt immer. Wenn wir einen schwierigen Fall haben, stehen wir als Team kurz auf, erheben uns feierlich – und winken eine Runde.“ Und dann sind sie lockerer. In so einer Arbeitsatmosphäre kann man besser und gut gelaunt Probleme lösen.
Moderator:
Danke, Katrin, für diesen Wink. Und wie kann Humor konkret dabei helfen, die Arbeitsatmosphäre zu verbessern?
Katrin Hansmeier:
Habe ich eigentlich schon gesagt, dass Humor auch die Arbeitsatmosphäre verschlechtern kann?
Moderator:
Nee, hast du noch nicht – aber lass raus!
Katrin Hansmeier:
Ja, also zum Beispiel: Ich komme in den Raum, stolpere und sage als Erstes: „Ja, egal. Als blonde Frau habe ich meine Gliedmaßen nicht so gut unter Kontrolle, ich muss mich sogar selber flachlegen.“
Moderator:
Letztendlich hast du das vorhin schon ein bisschen erwähnt – zum Beispiel mit dem Glas, das umgeschüttet wird, und der Idee, dass man dann eben einfach O-Saft trinkt. Das Schöne daran ist: Auch wenn die Situation vielleicht gar nicht so lustig ist, kann man der anderen Person trotzdem ein gutes Gefühl geben. Vielleicht ist es ihr gerade furchtbar peinlich und unangenehm – vielleicht sitzt sogar der gesamte Vorstand oder die Klinikleitung im Raum – und dann passiert so ein Missgeschick. Wenn dann jemand einen Satz sagt, der die Situation auflockert, kann das enorm helfen. Im Grunde sagt man damit: „Schau, ich nehme das jetzt auf mich – ich werfe mich gerade auf die Handgranate für dich. Du bist jetzt geschützt.“
Katrin Hansmeier:
Ja, genau – oder eben auch: Wenn man sich selbst darin trainiert hat, positiv umzudeuten, dann kann das etwas sehr Charmantes sein. Es zeigt, wie souverän wir mit Missgeschicken umgehen können. Wenn ich zum Beispiel selbst sage: „Ich übe mich heute im Loslassen“ – wunderbar! Oder wenn ich stolpere und sage: „Ich wollte Ihnen ohnehin mal zu Füßen liegen“ – dann verwandelt sich die Peinlichkeit in einen charmanten Moment. Gleichzeitig hat das auch eine Wirkung im Raum: Ich kreiere damit eine freundliche Atmosphäre.
Moderator:
Das mit dem „zu Füßen liegen“ ist schon ein bisschen gefährlich – da bewegen wir uns langsam in Richtung Boomer-Humor. So nach dem Motto: „Kannst du mir helfen? – Nein, ich muss noch fahren.“ Da muss man schon aufpassen, welche Sprüche man aus dem Sprücheheft auswählt.
Katrin Hansmeier:
Findest du? Wenn ich einen Vortrag halte und dabei stolpere und auf der Bühne lande – und dann sage: „Sie sind aber umwerfend“ – findest du das gut?
Moderator:
Ja, Nein. Das ist mir zu naheliegend.
Katrin Hansmeier:
Ach so – ah, du hättest da gern noch etwas Anspruchsvolleres, mhm.
Moderator:
Ja, das ist dann vielleicht auch berufsbedingt – das kann natürlich sein.
Katrin Hansmeier:
Ja, dazu sage ich gerne direkt etwas, denn ich finde das gerade sehr wichtig: Wir sind oft ziemlich schnell blockiert – vor allem, wenn wir auch noch wahnsinnig originell sein wollen. Deshalb freue ich mich ehrlich gesagt schon, wenn mir überhaupt etwas einfällt – auch in der Vorbereitung. Man kann zum Beispiel super gut Folgendes machen: Überlege dir drei Situationen, vor denen du im Meeting, im Vortrag oder im Kundenkontakt richtig Schiss hast. Was sind drei Dinge, die dich sprachlos machen könnten? Und dann überlegst du dir im Vorfeld ein paar witzige Reaktionen darauf. Wichtig ist in dieser Vorbereitung: Schreib erst mal alles auf, was dir einfällt, und lass es zu – ohne sofort zu bewerten. Wenn du dir zu früh einen zu hohen Anspruch setzt, führt das oft dazu, dass du gar nichts mehr aufschreibst.
Moderator:
Einfach locker bleiben – und das geht nicht, wenn man sich selbst ständig den höchsten Anspruch auferlegt.
Katrin Hansmeier:
Genau, absolut – im Gegenteil! Als Schauspielerin trainiere ich ständig den Mut zur Mittelmäßigkeit. Und genau deshalb werde ich manchmal richtig gut. Manchmal.
Moderator:
Ich habe es ja vorhin schon mal im Einstieg zu dieser Folge erwähnt – und das wirst du wahrscheinlich auch ziemlich oft gefragt: Kann man Humor lernen?
Katrin Hansmeier:
Ja, natürlich. Wenn das nicht möglich wäre, könnte ich ja kaum seit 20 Jahren davon leben – sag ich mal.
Moderator:
Es gibt tatsächlich humorlose Menschen – und das kann in bestimmten Situationen durchaus ein Problem für sie sein.
Katrin Hansmeier:
Ja, wer denn? Etwa deine Frau?
Moderator:
Bitte?
Katrin Hansmeier:
Deine Frau?
Moderator:
Um Gottes willen, nein, die ist noch viel lustiger als ich.
Katrin Hansmeier:
Noch lustiger? Das geht ja gar nicht!
Moderator:
Es geht immer eine Schippe mehr, Katrin.
Katrin Hansmeier:
Kennst du Menschen, die gar keinen Humor haben? Woran erkennt man das?
Moderator:
Ach, wenn ich auf dem einen oder anderen Amt in Deutschland bin – es ist schon besser geworden, habe ich auch festgestellt. Aber ich bekomme mitunter auch sehr humorlose Briefe von denen.
Katrin Hansmeier:
Ja, natürlich. Und wenn du sie jetzt aber in ihrer Kleingartenlaube treffen würdest, beim Nachmittagskaffee mit Kuchen? Dann wären die eventuell ganz anders. Was ich damit sagen will: Humor ist per Definition zum einen eine Fähigkeit. Diese Fähigkeit kann ich trainieren oder nicht – so wie Klavierspielen. Und vor allen Dingen ist es aber auch eine Bereitschaft. Die besteht darin, dass wir heiter und gelassen mit den Schwierigkeiten des Alltags umgehen. Diese Fähigkeit beziehungsweise diese Bereitschaft fehlt zum Beispiel vielen Menschen auf dem Amt. Die sagen: „Ich bin jetzt auf dem Amt, ich bin jetzt auf der Arbeit – da gehört für mich Humor nicht hin.“ Deswegen ist es nicht so, dass sie komplett humorlos sind. Sie erlauben sich in diesem Abschnitt ihres Lebens einfach keinen Humor. Ich erlebe das tatsächlich häufig, wenn ich in Unternehmen bin – auch im medizinischen Bereich ist das sehr verbreitet. Denn im Studium wird Kommunikation nur ein bisschen gelehrt – aber Humor schon mal gar nicht. Es gibt eine große Unsicherheit: Wie gehe ich damit um, wenn mein Patient Humor macht? Oder mein Team? Viele denken: Je weiter ich oben bin, je mehr Status ich habe, desto weniger darf ich lachen – weil das meiner Kompetenz schadet. Das hat also eher mit der Bereitschaft zu tun und gar nichts mit der Fähigkeit. Und das heißt: Ich arbeite auf zwei Ebenen. Die eine ist: Wenn ich Humor-Techniken trainiere – so etwas wie Übertreibung oder positives Umdeuten – dann lerne ich Techniken. Und wenn ich diese Techniken beherrsche, muss ich sie ein bisschen üben, anwenden, ausprobieren – und dann werde ich besser. Die zweite Ebene ist die psychische Komponente. Die hat auch etwas mit Mut zu tun und mit der Bereitschaft, eigene Gewohnheiten zu hinterfragen: Wo erlaube ich mir keinen Humor, weil es mir so beigebracht wurde? Wenn Fehler passieren, wird vielen Kindern beigebracht: „Das ist jetzt doof.“ Sie werden beschämt. Oder in der Schule wird der Fehler rot angestrichen – obwohl vieles richtig war. Die Fehler werden markiert – und das tragen wir in unserem Mindset weiter mit uns herum. Stattdessen sollten wir sagen: „Cool, ein Fehler – der hat mir geholfen, etwas zu verstehen.“ Aber das haben die wenigsten. Doch genau das ist Fehlerkultur. Und das ist auch Humor und Leichtigkeit: dass ich Störungen nutze, dass ich Fehler nehme und ihren Wert erkenne. Und das ist die zweite Ebene, die ich trainieren kann: mir Humor zu erlauben – und überhaupt erst den Raum dafür zu öffnen.
Moderator:
Wie kann man Humor richtig einsetzen? Welche Techniken empfiehlst du für den humorvollen Umgang mit stressigen oder sogar sehr schwierigen Situationen im Berufsleben? Also, wenn mir da gerade jemand unter den Händen stirbt, ist Lachen vielleicht nicht die beste Medizin.
Katrin Hansmeier:
Nein, aber Atmen ist eine gute Medizin – und Lockerheit. Also, jetzt das Beispiel mit dem Sterben: Da ist man sicherlich sehr stark damit beschäftigt, jemanden am Leben zu halten. Wenn ich zum Beispiel jemanden reanimiere – ich bin selbst Herzretter-Trainerin – dann ist das so anstrengend, dass da sicherlich überhaupt kein Humor passiert. Aber wenn ich es geschafft habe, jemanden zu retten, folgt der Humor manchmal danach – als eine Möglichkeit, die Situation zu verarbeiten. Und darauf kann ich durchaus achten: Was passiert danach? Oder was passiert davor? Wenn wir vorher schon gut ausgestattet sind – also innerlich in einer gewissen Lockerheit – dann kann ich auch in Stresssituationen besser agieren. Und unabhängig davon übernehmen das manchmal auch die Patientinnen und Patienten. Ich habe eine schöne Geschichte von der Intensivstation: Da wurde ein Patient eingeliefert, der reanimiert werden musste – und sie haben es geschafft. Als er die Augen aufschlug, sagte der Arzt zu ihm: „Sie hatten einen Herzinfarkt.“ Und der Patient antwortete als Erstes: „Ach, das hat sich wohl schon rumgesprochen.“ Dieser Patient hatte offensichtlich Humor direkt als Bewältigungsstrategie – selbst in einem lebensbedrohlichen Moment. Und das erleben wir häufig. Später war er noch einmal weg, musste erneut reanimiert werden – zum Glück erfolgreich. Und sein erster Spruch danach war: „Ach, das war knapp, ja.“
Moderator:
Ja, das stimmt dann ja auch auf jeden Fall. Ich habe vorhin ja schon einmal vorgegriffen: Humor muss nicht immer positiv sein – Stichwort Lasterkind. Welche Unterschiede gibt es da?
Katrin Hansmeier:
Also, es gibt den aufwertenden und den abwertenden Humor. Humor kann ich ja immer entweder mit mir selbst machen oder mit meinem Gegenüber. Wenn ich mich aufwerte, dann deute ich etwas positiv um. Und wenn ich abwerte, dann deute ich es quasi negativ um. Ein Beispiel: Das Glas Wasser. – „Du kannst aber schön loslassen.“
– versus: „Na ja, in deinem Alter kann man das Wasser nicht mehr so gut halten.“ Beim zweiten Satz hört man oft ein eher herablassendes „Ho ho“-Lachen – während beim ersten, aufwertenden Satz eher ein freundliches „Ha ha“-Lachen entsteht.
Moderator:
Also mit anderen Worten, nicht die anderen noch mal runter dissen. In diesem Falle fällt das Wasser rum, ist eh schon peinlich und dann setzt man noch mal einen drauf, man hat ja einiges anderes gesagt als meine Güte du Trottel also das ist ja noch mal ein Nachtreten eigentlich.
Katrin Hansmeier:
Genau, und so ein Humor ist ja durchaus sehr verbreitet. Die Menschen sind es einfach nicht gewohnt, sich gegenseitig aufzuwerten – zum Beispiel, wenn jemandem ein Missgeschick passiert.
Moderator:
Mir passieren ständig Missgeschicke.
Katrin Hansmeier:
Ja, genau – mit dir kann man alles supergut üben.
Moderator:
Das klingt immer schön. Ich bin immer gut als schlechtes Beispiel – perfekt, oder?
Katrin Hansmeier:
Das war jetzt eine positive Umdeutung – und ich praktiziere das tatsächlich oft mit meinen Kindern. Wenn sie gerade in so einem „Och nee“-Moment sind – und dann schaffst du es doch! Das hat ja auch eine Wahrheit in sich. Dieses Umdeuten ist eine permanente Befähigung, die wir aktiv einsetzen können.
Moderator:
Kann man auch dann gut üben.
Katrin Hansmeier:
Genau. Und wenn wir jetzt noch ein Level weitergehen – bei unfairen Angriffen, zum Beispiel: Jemand sagt zu dir „Du bist ja total inkompetent“ – und du antwortest mit „Vielen Dank fürs Kompliment, du bist der Erste, der es entdeckt hat. Sag es bitte keinem weiter, es ist noch keinem aufgefallen“ – dann ist das erstmal super ungefährlich. Ganz im Gegensatz zu einer Antwort wie: „Na, besser inkompetent als hässlich.“ Das wäre ein Gegenangriff auf Status-Ebene – und da entsteht sofort Anspannung. Genau das trainiere ich auf drei Ebenen: Level 1 – Missgeschicke und Störungen. Da üben wir, schon in ungefährlicheren Situationen in die Aufwertung zu gehen. Ein weiterer Bereich, den wir umdeuten können, sind unsere eigenen Glaubenssätze. Zum Beispiel: „Das ist mal wieder typisch für mich.“ Da könnte ich auch einfach denken: „Yes, mein USP!“ Es sind meine Routinen – in einer Welt voller Veränderungen halte ich an dieser einen Macke fest. Und das ist auch ein liebevoller Umgang mit sich selbst.
Moderator:
Macken sind ja oft auch liebevoll – man kann sie sogar charmant ausspielen. Wie bei allem im Leben kommt es auf die Dosis an. So ist das auch beim Humor. Und du hattest da mal diesen schönen Vergleich mit dem Parfum – erzähl doch mal!
Katrin Hansmeier:
Ja, ich sage immer: Humor ist wie ein Parfum – das kann sehr angenehm duften. Es kann im Raum präsent sein, während ich spreche, und vielleicht sogar noch, wenn ich den Raum schon verlassen habe.
Moderator:
Und auf einmal: „Oh, das riecht nach Ex!“
Katrin Hansmeier:
Genau – oder der abwertende Humor, der situativ einfach nicht passt, kann sehr unangenehm „riechen“. Und diesen Humor gibt es durchaus: Humor kann diskriminierend und ausgrenzend sein. Deshalb sage ich immer: Man sollte sich gut überlegen, welchen Duft man aufsetzt.
Moderator:
Wie können Führungskräfte Humor nutzen, um Mitarbeitende zu motivieren und Konflikte zu entspannen?
Katrin Hansmeier:
Na, zum einen erst einmal, indem sie überprüfen: Was haben wir eigentlich gemeinsam für Spielregeln? Haben wir überhaupt jemals welche vereinbart? Ich komme manchmal in Teams, wo ich frage: „Habt ihr eigentlich mal darüber gesprochen, wie ihr miteinander arbeiten wollt?“ Dann schauen mich alle mit großen Augen an – und ich denke: „Okay, let’s talk!“ Tauscht euch mal aus: Was braucht ihr, um gut miteinander zu arbeiten?
Und dann schauen wir: Können wir uns auf ein paar Dinge committen? In so einer Vereinbarung kann natürlich auch ein Element sein: ein wertschätzender Umgang. Aber auch: Wir bleiben leicht, wenn es stressig wird. Wir erlauben uns Freude. Man kann Humor ganz bewusst mit aufnehmen – als Haltung. Als Führungskraft kann ich auch beobachten: Was für ein Humor herrscht in meinem Team vor? Tut er uns gut? Oder brauchen wir vielleicht mehr liebevollen, aufwertenden Humor? Ja, abwertender Humor kann in Teams auch sehr wirksam sein – gerade im medizinischen Bereich. Er wirkt wie Psychohygiene. Es tut extrem gut, auch mal Dampf abzulassen – wenn das in einem geschützten Raum passiert. Aber: Wenn ich nur diesen Humor verwende, schadet das langfristig der Kommunikation. Und genau da kann ich als Führungskraft ansetzen:
Diese Note – diesen Duft – bewusst mitgestalten. Darüber sprechen. Beobachten. Und selbst eine Richtung vorgeben: Zum Beispiel mit heldenhaftem Humor. Oder – wenn „heldenhaft“ zu groß klingt – einfach mit aufwertendem Humor.
Moderator:
Das ist eben auch ganz wichtig: Zu viel abwertender Humor ist nicht gut. Ich notiere mir – der Spruch mit der Ex vorhin war bei mir schon zu viel. Aber gibt es noch andere Situationen, in denen Humor mehr schadet als hilft? Zum Beispiel, wenn man im Team der permanente Gag-Cowboy sein möchte?
Katrin Hansmeier:
Weißt du, was total gemein ist? Das erzähle ich allerdings eher, wenn ich mit Ärztinnen und Ärzten arbeite: Wenn jemand frisch operiert wurde, ist es extrem gemein, ihn jetzt zum Lachen zu bringen – weil dann die Naht in Gefahr ist. Es gibt also tatsächlich auch kontraindizierte Situationen für Humor. Das findest du jetzt sehr witzig, oder?
Moderator:
Ja, da muss man wirklich aufpassen – gerade im medizinischen Bereich muss man sowieso immer besonders achtsam sein. Und dann hat man das mit dem ganzen Humor endlich verinnerlicht, denkt: „Jetzt setze ich das mal ein!“ – und zack, zack … die ganze Bauchdecke aufgerissen. So, und dann … ja, also …
Katrin Hansmeier:
Genau. Also, ich sehe schon – du magst bestimmt auch Thriller und solche Sachen, so wie du dich freust. Das war jetzt also auch wieder schwarzer Humor – nur kurz zur Einordnung. Natürlich: Die Dosis macht das Gift – oder bringt den Erfolg. Du hast es ja schon gesagt. Man kann Humor durchaus mit einem Medikament vergleichen. Und so ein Breitband-Antibiotikum einfach allen zu verabreichen, bringt nichts. Also: Immer denselben Gag zu machen, egal wer vor einem sitzt – das wird nicht funktionieren. Das heißt: Humor bedeutet für mich auch erst einmal zu schauen: Wo bin ich gerade? Und: Was braucht mein Gegenüber? Und manchmal braucht es eben auch mal keinen Humor – sondern etwas ganz anderes. Humor ist ein Instrument, das ich gezielt einsetzen kann – wie viele andere Werkzeuge auch. Und wie bei allen anderen Dingen gilt: Ich kann es auch überdosieren. Ich sage auch immer: Kommunikation ist wie ein Werkzeugkasten. Wenn wir zum Beispiel die Technik des Spiegelns nehmen – dann nutze ich sie auch nur, wenn sie Sinn ergibt. Wenn jemand sagt: „Ich hab die Schnauze voll! Ich hab hier ewig gewartet – hier geht nie jemand ans Telefon!“
Dann sage ich: „Mensch, Sie sind richtig genervt – weil Sie ein dringendes Anliegen haben und keiner war für Sie da.“ – Ja, genau dafür nutze ich das. Aber wenn meine Kinder sagen: „Mama, ich hab Durst.“ Dann sage ich nicht: „Ja, das kenne ich – das ist so ein pelziges Gefühl auf der Zunge, ne?“ Sondern dann schaue ich einfach, wie sie schnell etwas zu trinken bekommen.
Moderator:
Katrin, abschließend bleibt mir nur noch die Frage: Wie kann Humor ganz konkret dabei helfen, die Arbeitsatmosphäre zu verbessern?
Katrin Hansmeier:
Ja, geil! Ja, geil – okay! Also, ihr seid jetzt live dabei, wie Ralf es tatsächlich schafft, eine Humor-Work-Joy-Expertin sprachlos zu machen – indem er mal eben einen richtig guten Entscheider kreiert hat. Ich hoffe natürlich, dass auch alle draußen verstehen, worum es geht – das ist jetzt ein echter Insider. Wenn Ralf und ich uns das nächste Mal begegnen, wird er mir wahrscheinlich als Erstes genau diese Frage stellen.
Moderator:
Sofort, um die Last abzuwerfen – und dann lachen wir erst richtig.
Katrin Hansmeier:
Ja, genau. Also, wie kann zum Beispiel Humor die Arbeitsatmosphäre verbessern? Indem ich so etwas aufbaue – auch Räume für Insider, für Running Gags. Du hast ja in diesem Gespräch eine schöne Dramaturgie entwickelt und immer wieder etwas aufgegriffen. Im Schauspiel sagen wir: „Angebote annehmen und etwas daraus machen.“ Und genau das haben wir auch in diesem Gespräch gemacht. Wenn man gut aufgepasst hat oder es noch einmal anhört, kann man das gut beobachten: Du gibst mir Angebote, die ich annehme, und dann gebe ich dir wieder eines, das du annimmst. Was du gemacht hast: Du hast einfach immer wieder ein Angebot gesetzt, damit daraus etwas entstehen kann. Und genau das kann ich mir als Führungskraft auch im Vorhinein überlegen: Wo sind diese Räume, in denen ich persönlich Humor einbringen kann? Wo kann ich ein Angebot machen, damit Leichtigkeit entstehen kann? Und dann schaue ich neugierig zu, ob das Team es aufnimmt oder was daraus gemacht wird.
Moderator:
Das waren viele Beispiele, die zeigen, wie einfach man Humor am Arbeitsplatz einsetzen kann – eben auch, wenn es sehr stressig ist. Vielen Dank, Katrin, für deine Zeit und vor allem für all die Tipps und Tricks, die du mit uns geteilt hast.
Katrin Hansmeier:
Danke euch! Es war mir eine große Freude, bei euch zu Gast zu sein, und ich hoffe, dass ich noch an vielen Stellen bei euch eingeladen werde – um dem Humor bei euch noch ein bisschen genauer auf die Schulter zu schauen.
Moderator:
Das wäre jetzt auch sehr mysteriös und merkwürdig, wenn es für die Humorexpertin keine Freude gewesen wäre, bei diesem Podcast mitzumachen.
Katrin Hansmeier:
Ja, Ralf, da hättest du dich wirklich anstrengen müssen.
Moderator:
„Humor Expertin fragt Führung“, so heißt der Podcast von Katrin Hansmeier und Eva Ullmann. Dort gibt es jede Menge Best-Practice-Beispiele von Führungskräften, die mit Humor arbeiten. Hört gerne mal rein! Den Link dazu findet ihr in den Shownotes dieser Podcast-Folge. Weitere Podcast-Folgen zu Themen wie Positive Psychologie, Selbstfürsorge oder auch Glück gibt es auf www.bgw-online.de/podcast. Ja, ich habe dort zum Beispiel auch mit Eckart von Hirschhausen über Humor gesprochen und Herzschlag gibt es natürlich überall, wo es Podcasts gibt. Lasst gerne 5 Sterne da, wenn euch diese Folge gefallen hat. Falls noch nicht geschehen, abonniert einfach diesen Podcast – dann verpasst ihr keine weitere Folge. Wir hören uns in zwei Wochen wieder. Bis zum nächsten Mal.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Interviewgast
Katrin Hansmeier
Expertin für Work-Joy-Balance
Speakerin, Schauspielerin, Autorin, Moderatorin
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