
Betriebsklima und Gesundheit auf der Spur BGW magazin 1/2025
Personalbefragungen kommen aus gutem Grund in vielen Unternehmen zum Einsatz: Sie gewähren wertvolle Einblicke, wie es Beschäftigten geht und was sich im Unternehmen verbessern lässt. Die BGW bietet mit dem BGW-Betriebsbarometer ein qualitätsgesichertes Instrument für eine solche Befragung an.
Mitarbeitende sind Fachleute in eigener Sache. Wer Belastungen aufdecken oder Abläufe verbessern will, fragt am besten sie selbst. Personalbefragungen helfen, systematisch mehr über das Betriebsklima und die Gesundheit der Beschäftigten zu erfahren – vor allem auch in größeren Unternehmen. Der Ausgangspunkt kann ganz unterschiedlich sein:
- Vielleicht ist ein erhöhter Krankenstand aufgefallen oder die Effizienz hat nachgelassen.
- Die Personalbefragung kommt im Rahmen der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung zum Einsatz.
- Sie begleitet Veränderungsprojekte oder unterstützt das betriebliche Gesundheitsmanagement.
Das BGW-Betriebsbarometer eignet sich für alle Einrichtungen des Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege mit mehr als 50 Mitarbeitenden. Die Befragung ermöglicht eine Beurteilung der vorhandenen Belastungen und der Ressourcen im gesamten Unternehmen. Sie kann online, schriftlich oder hybrid durchgeführt werden und lässt sich flexibel gestalten, beispielsweise mit Zusatzmodulen.

Die digitale Anwendung des BGW-Betriebsbarometers: Der aktuelle Stand Ihrer Personalbefragung kann jederzeit eingesehen werden.
Gut vorbereiten
Im Vorfeld sind Ziele, Schwerpunkte und Rahmenbedingungen der Befragung im Unternehmen zu klären. Sinnvoll ist es, eine verantwortliche Person als Projektleitung einzusetzen, die sich um die Organisation und Durchführung des gesamten Prozesses kümmert.
Eine Personalbefragung sollte immer in einen Gesamtprozess eingebettet werden. Die Befragung mit dem BGW-Betriebsbarometer ist daher nur mit Fachberatung durch die BGW möglich. Diese ist bereits in den Kosten enthalten und lässt sich auch für einen Auswertungsworkshop zu den Ergebnissen und zur Ableitung von Maßnahmen nutzen.
Flexibel und anonym
Die Fragebögen sind in Deutsch und acht weiteren Sprachen erhältlich. Das Ausfüllen des Basisfragebogens dauert etwa 20 bis 25 Minuten. Auch bei der Online-Variante müssen die Teilnehmenden nicht alle Fragen auf einmal beantworten, sondern können Eingaben zwischenspeichern und die Befragung zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen.
Die Auswertung der Fragebögen erfolgt anonym über ein von der BGW beauftragtes Institut. Der unternehmensbezogene Ergebnisbericht geht ausschließlich an das Unternehmen, das die Personalbefragung beauftragt hat. Für die Auswertung stehen Referenzwerte aus Vergleichsgruppen zur Verfügung.

Der Basisfragebogen lässt sich mit Zusatzmodulen ergänzen. Die Auswertung steht über eine Online-Plattform ausschließlich dem Unternehmen zur Verfügung.
Ziele der Personalbefragung
- Mehr über die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszufriedenheit der Belegschaft erfahren.
- Gemeinsam Maßnahmen entwickeln.
- Belastungen abbauen und die Zusammenarbeit verbessern.
- Gesundheit und Arbeitsmotivation fördern.
- Die Qualität der Arbeit weiter verbessern.
Aus der Praxis: Befragung mit dem Betriebsbarometer
Thomas Bernert ist Personalleiter der Lebenshilfe im Kreis Pinneberg. Dreimal kam dort bereits das BGW-Betriebsbarometer zum Einsatz – erstmals 2016 und danach in Folgebefragungen 2019 und 2023.
Die Lebenshilfe im Kreis Pinneberg bietet an 25 Standorten mit knapp 700 Mitarbeitenden Dienstleistungen für Menschen mit und ohne Behinderungen in jedem Lebensalter – von Frühförderung und Kitas bis hin zu Werkstätten und Wohnangeboten.
Aus der Praxis: Befragung mit dem Betriebsbarometer
„Wir setzen das BGW-Betriebsbarometer für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ein. Wir kommen also von der Idee, Belastungsfaktoren für die Mitarbeitenden zu ermitteln und daraus Maßnahmen abzuleiten, um diese Belastungen zu verringern. Darüber hinaus wollen wir die Arbeitsbedingungen mitarbeiterfreundlich gestalten. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es entscheidend, vorhandene Mitarbeitende zu halten. Für das BGW-Betriebsbarometer als Befragungsinstrument sprach dabei auch die Möglichkeit zum Vergleich mit den eigenen Vorgängerbefragungen. So lässt sich prüfen, ob eingeleitete Maßnahmen tatsächlich wirken. Darüber hinaus erhält man einen Branchenvergleich.“
„Wir sind den Empfehlungen der BGW gefolgt. Dazu gehört, ein Projektteam einzurichten, das die unterschiedlichen Beteiligten im Betrieb zusammenbringt und das Vorhaben begleitet. In unserem Projektteam sind insbesondere auch die Geschäftsführung, Leitungskräfte aus verschiedenen Standorten sowie der Betriebsrat vertreten.“
„Unser Kommunikationskonzept hat alle Kanäle einbezogen. Wir haben laufend im Intranet berichtet und Mailingaktionen durchgeführt. Wobei wir gerade im pädagogischen Bereich viele Mitarbeitende ohne Büroarbeitsplatz haben, die nicht so gut per E-Mail erreichbar sind. Umso wichtiger waren Flyer und die Plakate, die wir an schwarzen Brettern vor Ort platziert haben. Regelmäßig haben dort neue Querbanner über den aktuellen Stand informiert. Also: "Die Befragung läuft bis …" oder "Die Auswertung erfolgt dann und dann" oder auch "Vielen Dank für Ihre Beteiligung".“
„2023 haben wir erstmals eine Online-Befragung durchgeführt. Eingegangen sind Rückmeldungen von über 300 Mitarbeitenden. Da wir noch etwas weniger Beschäftigte hatten als jetzt, war das eine Rücklaufquote von 52 Prozent. Damit haben wir aussagekräftige Ergebnisse erhalten. Hilfreich war, dass man während der Online-Befragung unmittelbar die aktuelle Quote sehen konnte. Wir haben den vorgesehenen Befragungszeitraum von drei Wochen kurzfristig verlängert. Bei der Wahl eines Befragungsweges ist einiges zu bedenken: Wie sind die Strukturen in der Einrichtung? Was passt zeitlich und organisatorisch gut? Ist der Herbst/Winter besser oder vielleicht doch der Frühling?“
„Zwei Schwerpunkte zeichneten sich ab: Zum einen ging es um organisatorische Fragestellungen – so wurde unter anderem mehr Klarheit in Abläufen und Zuständigkeiten gewünscht. Eine Maßnahme war daher, Verfahrensanweisungen zu kommunizieren. Zum anderen sahen unsere Mitarbeitenden insgesamt Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Kommunikation und Information. Sie hatten beispielsweise das Gefühl, von der Geschäftsführung nicht so richtig gehört zu werden.“
„Ja, das konnten wir sofort aufgreifen, indem die Geschäftsführung mit den Befragungsergebnissen auf Tournee durch die Standorte gegangen ist. Und das kam sehr gut an. Nun ist die zweite Tournee geplant. Beim ersten Mal ging es um Ergebnisse und Maßnahmenvorschläge – jetzt wollen wir kommunizieren, was daraus geworden ist, und Feedback einholen.“
„Personalbefragungen in regelmäßigen Abständen sind sinnvoll. Ich sehe das auch als Möglichkeit, Maßnahmen nachzuhalten und auszuwerten. Und es gibt Raum fürs Einholen von konstruktiver Kritik von den Mitarbeitenden. Je offener man Themen angeht – und zugibt, wo etwas noch nicht gut ist –, desto positiver wird das gesehen.“
„Dass die Ergebnisse in verschiedenen Bereichen sehr heterogen sein können. Entsprechend differenziert sollten Maßnahmen ausfallen. Das BGW-Betriebsbarometer ist für unsere Größe und dezentrale Struktur jedenfalls eine gute Wahl – speziell als Instrument für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung.“
Tipp für kleinere Betriebe
Arbeitssituationsanalyse
Einen schnellen Überblick über zentrale Herausforderungen am Arbeitsplatz, gesundheitliche Belastungen und ungenutzte Ressourcen der Mitarbeitenden gibt die BGW-Arbeitssituationsanalyse.
In moderierten Workshops besprechen Teams, was gut läuft und wo Verbesserungen möglich sind. Das Verfahren ist ideal für kleine Betriebe und Teams, in denen keine umfassende Personalbefragung möglich ist – oder es ergänzt diese. Besonders geeignet ist die Arbeitssituationsanalyse zudem für Werkstätten für Menschen mit Behinderungen: Eine Variante in einfacher Sprache sorgt dafür, dass sich auch Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen beteiligen können. Zum Angebot Arbeitssituationsanalyse für WfMB.
Gut zu wissen: Die BGW-Arbeitssituationsanalyse wurde kürzlich weiter optimiert und lässt sich jetzt noch einfacher und flexibler auch in digitalen Workshops nutzen.
Von: Anja Hanssen