
Grundwissen: Feuchtarbeit BGW magazin - 1/2024
Manche gesundheitlichen Risiken für Haut und Hände lassen sich im Arbeitsalltag nicht vollständig vermeiden. Ein solches Thema ist "Feuchtarbeit". Was verbirgt sich dahinter – und was ist zu beachten?
Fragen und Antworten: Feuchtarbeit
Die gesunde Haut verfügt über eine stabile Barrierefunktion. Ständiger Wasserkontakt sowie anhaltende Feuchtigkeit können sie aber aus dem Gleichgewicht bringen. Denn Wasser trocknet die Haut aus! Dieser Effekt wird durch Seife, Reinigungsmittel und aggressive Substanzen verstärkt. Die Schutzfunktion ist dann geschwächt. Insgesamt wird somit die natürliche Barriere der Haut durchlässiger für Schadstoffe, Allergien auslösende Stoffe und Infektionserreger.
Feuchtarbeit bedeutet, dass Beschäftigte Tätigkeiten ausführen, bei denen sie
- Hautkontakt mit Wasser oder wässrigen Flüssigkeiten von regelmäßig mehr als zwei Stunden pro Arbeitstag haben oder
- Hautkontakt mit Wasser oder wässrigen Flüssigkeiten haben und im häufigen Wechsel flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe tragen (mehr als 10 Mal pro Arbeitstag) oder
- ihre Hände mindestens 15 Mal pro Arbeitstag waschen oder
- flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe tragen und im häufigen Wechsel ihre Hände waschen (mehr als 5 Mal pro Arbeitstag).
(Quelle: TRGS 401 "Gefährdung durch Hautkontakt", Stand 11/2022)
Viele Tätigkeiten im Gesundheitsdienst erfüllen die genannten gefährdenden Arbeitsbedingungen. Aus hygienischen Gründen werden einerseits oft flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe getragen, andererseits kommen die Hände mit wässrigen Flüssigkeiten in Kontakt – insbesondere mit Händedesinfektionsmitteln.
Auch in anderen Branchen finden sich Tätigkeiten mit gefährdenden Arbeitsbedingungen durch Feuchtarbeit, wie Beispiele zeigen:
- In Hauswirtschaft, Küche und Reinigung kommen flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe beim Kontakt mit hautreizenden Lebensmitteln sowie bei Spül- und Reinigungstätigkeiten zum Einsatz. Das wechselt sich häufig ab mit Wasserkontakt, Händewaschen und Händedesinfektion.
- In Kinderbetreuung und Heilerziehungspflege werden Handschuhe beim Wickeln der Kinder und beim Unterstützen der Körperpflege getragen. Und zwischendurch immer wieder mal: Hände desinfizieren, bei Verschmutzung waschen – oder mit den Kindern Händewaschen üben.
- Im Friseurhandwerk, in der Kosmetik und der Podologie wechselt sich der Hautkontakt mit Wasser häufig mit dem Tragen flüssigkeitsdichter Handschuhe ab. Auch hier werden Hände zudem regelmäßig gewaschen oder desinfiziert.
Arbeitgebende müssen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ermitteln, ob Feuchtarbeit vorliegt und, wenn ja, in welchem Umfang. Die Gefährdungsbeurteilung hilft, Gefährdungen zu erkennen und Arbeitsschutzmaßnahmen effektiv zu planen. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen im Berufsalltag sind die Beschäftigten zu unterweisen.
Wenn Angestellte laut Gefährdungsbeurteilung regelmäßig täglich mehr als zwei Stunden Feuchtarbeit ausgesetzt sind, müssen Arbeitgebende ihnen anbieten, sich vorsorglich betriebsärztlich wegen möglicher Hautschäden beraten und – wenn gewünscht – untersuchen zu lassen. Ist eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter regelmäßig täglich mehr als vier Stunden für Feuchtarbeiten eingeteilt, muss eine Pflichtvorsorge veranlasst werden.
Ob Angebots- oder Pflichtvorsorge: Die individuelle arbeitsmedizinische Vorsorge wird vom Betriebsarzt oder der Betriebsärztin durchgeführt.
Gut zu wissen:
Hände desinfizieren ist weniger hautbelastend als Hände waschen. Deshalb Händewaschen auf das notwendige Minimum beschränken!
Von: Alexandra Morch-Röder und Dr. Christiane Altenburg