Richtig oder falsch? Wir checken Gesundheitsmythen #90 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Zu viel Bildschirmzeit macht die Augen kaputt, Vitaminpräparate helfen gegen Erkältungen, wir Menschen brauchen mindestens acht Stunden Schlaf – die Liste an Mythen rund um die Gesundheit ist lang. Was stimmt wirklich und was können wir ein für alle Mal aus unseren Köpfen streichen?
In dieser Podcast-Folge pickt sich Moderator Ralf einige dieser Gesundheitsmythen raus und nimmt sie genauer unter die Lupe. Antworten bekommen wir von Dr. Natasha Schlothauer aus Bremen.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Sprecher 1: Ralf, iss die Karotten auf. Das ist gut für die Augen.
Moderator: Das hat meine Mama früher immer zu mir gesagt. Ich hab's natürlich geglaubt. Mohrrüben mochte ich schon immer und hab die Dinger als Kind förmlich verschlungen. Bis heute sehe ich gestochen scharf, aber trägt das Gemüse seinen Teil dazu bei? Heute befassen wir uns mit Gesundheitsmythen, da gibt es nämlich eine ganze Menge von. Was stimmt davon und was ist absoluter Quatsch? Von alten Hausmittelchen bis hin zu viralen Internet Trends. Wir knöpfen uns ein paar dieser Mythen vor und schaffen Klarheit. Ich bin Ralph Podszus und ich freue mich, dass ihr wieder mit dabei seid.
Moderator: Ist diese Geschichte wirklich so passiert oder wurde sie frei erfunden? Heute also ein bisschen X Faktor bei Herzschlag. Bei mir zu Gast ist Doktor Natascha Schlothauer aus Bremen. Sie arbeitet im Krankenhaus St. Joseph Stift Bremen und wird uns aufklären, auf was wir beim Thema Gesundheit wirklich achten sollten. Und was wir ignorieren können, ja was vielleicht sogar auch ein gefährlicher Mythos ist. Natascha schön, dass du da bist, Hallo!
Natascha Schlothaus: Hallo Ralf.
Moderator: Fangen wir gleich mal mit einem Mythos an, der auf den ersten Blick ganz logisch klingt.
Sprecher 1: Vitaminpräparate sind ein Allheilmittel gegen Erkältungen und Stress.
Moderator: Klingt erstmal richtig. Vitamine sind wichtig für unseren Körper. Aber gewinnen wir die Vitamine nicht schon aus natürlichen Lebensmitteln und reicht die Vitaminzufuhr aus Brokkoli, Äpfeln und Co? Oder macht es Sinn zu supplementieren?
Natascha Schlothaus: Ja, das ist in der Tat eine ganz, ganz spannende Frage. Und grundsätzlich würde man ja erst mal sagen, wenn man abwechslungsreich und ganz natürlich isst, dann reicht das aus, was wir über die Nahrung aufnehmen. Aber das tun wir ja leider nicht. Wir leben vegan, heute ganz modern, oder wir leben vegetarisch. Oder wir haben einfach gar keine Zeit, tagsüber im Bürostress, auch noch irgendwie was gesundes zu essen. Oder kommen auch gar nicht in die Kantine nochmal rein, so geht es mir zum Beispiel. Und dann ist es schon in der Tat so eine Sache, da müsste man dann vielleicht noch mal wieder ein bisschen supplementieren mit Vitamine. Aber kommen wir erstmal dazu: Was kann der Körper selber bilden an Vitaminen und was müssen wir tatsächlich nur über die Nahrung aufnehmen? Der Körper kann tatsächlich ein bisschen Vitamin D aufbauen, dafür braucht er aber auch noch andere Faktoren wie Sonnenlicht, ich will da auch gar nicht so weit jetzt ins Einzelne gehen. Aber Vitamin B kann er auch noch so ein bisschen aufnehmen, aber alles andere müssen wir allein durch die Lebensmittel aufnehmen zu uns. Und das müssen wir eben in ausreichender Form auch machen und dazu müssen wir reichlich vollkommen essen. Frisches Brot, Gemüse, Milch, Milchprodukte, Fleisch und Fisch. Wenn wir irgendwie eins von den Sachen jetzt nicht essen, dann kann es schon mal nicht ausreichen und dann kann auch das Immunsystem darunter leiden. Das Immunsystem braucht nämlich ganz viele Vitamine, nicht nur Vitamin C, sondern auch Vitamin A unterstützt das Immunsystem oder auch Vitamin D zum Beispiel. Vitamine nehmen wir dann über die Nahrung zu uns.
Moderator: Und jetzt kann man ja auch ganz faul sein. Wenn ich so in den Supermarkt gehe, auch in den Bio Supermarkt, dann sehe ich ganze Regale mit Nahrungsergänzungsmitteln und ohne Ende, Vitaminpräparate. Also ich esse einfach immer nur dasselbe und baller mir diese ganzen Vitaminzufuhrträger rein, das ist aber auch nicht gut, oder?
Natascha Schlothaus: Also das machen bestimmt ganz viele, die eben keine abwechslungsreiche Ernährung schaffen, weil sie eben keine Zeit haben zum Einkaufen. Weil sie keine Lust haben zum Kochen. Weil sie einfach kaputt sind, wenn sie abends nach Hause kommen und für die macht das dann schon Sinn. Allerdings muss man auch immer so gucken, nicht dass ich was überdosiere. Wie gesagt, der normale Mensch braucht eigentlich nichts, wenn er so lebt, wie er früher auf dem Lande auch leben konnte. Wo man immer was frisches hat vom Fell, wo man auch vielleicht noch Zeit hat und Lust hat sich das zuzubereiten, dann braucht man das nicht, aber wenn man das eben nicht hat, weil man eingeschränkt lebt, zum Beispiel die Veganer, denen fehlt eben doch viel an Vitaminen.
Moderator: Eisen vor allem dann auch oder?
Natascha Schlothaus: Eisen, das ist jetzt ja kein Vitamin, aber ein Spurenelement und Mineralstoffe, die sind auch total wichtig. Selen ist ganz wichtig noch, Zink ist auch noch ganz wichtig, all das, das kann man schon ganz gut substituieren. Und sollte man auch tatsächlich tun. Also wenn es zu einer Mangelerscheinung kommt, dann habe ich tatsächlich wieder auch mit Erkältungen zu kämpfen, oder es kann jedenfalls passieren.
Moderator: Da sind wir wieder mittendrin beim Immunsystem. Das hast du ja auch schon erwähnt. Können wir also wirklich Erkältung und Stress vorbeugen, wenn wir da so ein Vitaminpräparate einwerfen?
Natascha Schlothaus: Das ist, glaube ich, tatsächlich Mythos, dass man sagt, man kann was vorbeugen. Ne, das können wir nicht, aber wir können, wenn wir schon so ein bisschen kribbeln in der Nase haben. Oder es juckt uns so, dass wir dann sagen, jetzt werf ich aber mal verstärkt Vitamin C ein, dann können wir praktisch die Dauer dieser Erkältung reduzieren. Also sagen wir mal, früher hat man immer gesagt: 7 Tage kommt er, 7 Tage bleibt er und 7 Tage geht er. Der Schnupfen ist damit gemeint. Und diese 7 Tage könnte man nun zum Beispiel auf 5 Tage reduzieren, aber es ist auch nicht alles das was das Immunsystem braucht, ein Vitamin. Das Immunsystem braucht zum Beispiel auch ausreichend Schlaf. Im Schlaf erholen sich meine Zellen, da erholt sich der Körper und das ist eben auch ganz wichtig wenn ich von einer Erkältung schneller wieder genesen sein möchte. Und ich brauch auch Bewegung, an frischer Luft, all das sind auch noch Faktoren die da eine große Rolle spielen es ist eben nicht das Vitamin C alleine.
Moderator: Es soll auch Menschen geben, die spüren einen Kribbeln im Hals und sagen sich so, dann trinke ich jetzt erstmal ein Liter Multivitaminsaft und dann ist ja wieder alles gut. Kann eine zu hohe Dosis Nahrungsergänzungsmittel auch gefährlich werden? Du hast vorhin einmal ganz kurz das Überdosieren angesprochen.
Natascha Schlothaus: Genau das kann es tatsächlich sein. Wenn ich zu viel Vitamine zu mir nehme, dann kann der Körper die auch nicht alle speichern und dann ist irgendwann der Speicher auch mal voll. Dann baut er sie vielleicht auch nicht ab und dann kommt es eben zu einer Überdosierung, und da gibt es dann so Erscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, ganz große Magenprobleme und Kopfschmerzen können es sein. Ich krieg zum Beispiel bei einer Vitamin A Dosis, wenn es so akut ist, dann krieg ich trockene Lippen, trockene Haut und fühl mich einfach unwohl. Vitamin A ist zum Beispiel ganz gefährlich, auch wenn ich das chronisch überdosiere, dann kann ich sogar sterben daran. Das hat man mal früher entdeckt als die Inuits, die immer Robben geschlachtet haben und deren Leber gegessen haben, weil ja so wahnsinnig viel Vitamin A da drin ist. Und die das ganz gesund fanden, und es auch brauchten in diesen kalten Zonen dort oben, und da haben die tatsächlich durch diesen überhöhten Lebergenuss dann auch mal ein Leberversagen bekommen und sind da dran gestorben. Aber heutzutage wissen wir das ja und deswegen kommt es auch nicht mehr dazu.
Moderator: Also zum Mythos „Vitaminpräparate sind ein Allheilmittel gegen Erkältung und Stress“, können wir sagen: Mythos. Nicht nur die Pillen einwerfen, sondern einfach generell auf die Ernährung achten und das Normale, was der Körper braucht, essen. Und natürlich auch an den richtigen Schlaf denken.
Sprecher 1: Durch kalte Luft kann man sich einen Zug holen.
Moderator: Das ist tatsächlich so, wenn ich irgendwie gefühlt im Zug sitze, dann merke ich schon Nacken irgendwie. Andere können das 100 Jahre machen und bei mir ist es schon wieder relativ unangenehm. „Kannst du das Fenster bitte schließen, ich bekomm einen steifen Nacken“, hört man dann von links und rechts, sobald jemand auch im Büro, das dann schon mal wieder geöffnet hat. Wahrscheinlich hat das jeder schon mal gehört, ist das jetzt Mythos oder Wahrheit Natascha?
Natascha Schlothaus: Da würde ich sagen, das ist tatsächlich Wahrheit. Auch wenn man das nicht wahrhaben will, aber es ist so, es ist auch keine Alterserscheinung. So konstante Lüftung, die kühlt einfach den Nacken aus und wer hat schon immer einen Schal um? Also das ist ja meistens die nackte Haut, die ich dann auch habe und da kommt nun direkt immer diese kalte Luft drauf. Und das führt dann eben dazu, dass die Haut auch auskühlt und die Strukturen darunter, und das macht dann Schmerzen.
Moderator: Was passiert denn genau im Körper, wenn jetzt kalte Luft zu Schmerzen im Nacken führt? Und warum ausgerechnet der Nacken?
Natascha Schlothaus: Der Nacken ist wie gesagt unbekleidet, ungeschützt. Also wir haben da eben nicht so den Schutz davor, von schöner Kleidung. Das Gesicht ist auch viel mehr kalter Luft ausgesetzt, viel häufiger, das hat sich schon daran gewöhnt. Der Nacken ist aber so ganz zart, irgendwie so zwischen Kopf und Körper und kriegt eben da keinen Schutz. Wenn es nun so kalt ist, dann ziehen sich dort die Gefäße zusammen, das ist ein natürlicher Reflex, weil in den Gefäßen fließt Blut und Blut ist ja einer der Faktoren, der auch die Körpertemperatur aufrecht erhält, das brauchen wir. Und wenn nun diese Gefäße sich zusammenziehen, dann wird die Muskulatur nicht so gut durchblutet und dann kriegt sie eben auch weniger Spurenelemente, Mineralstoffe. Alles Nährstoffe, die sie braucht für die Funktion und die Muskulatur funktioniert dann einfach nicht mehr so gut. Sie verkürzt sich und es wird eben auch dann nicht so viel an Giftstoffen wieder abtransportiert und das ganze macht, dass die Funktion eingeschränkt wird, dass er sich verkürzt und dass er eigentlich so ein bisschen säuerlich dann reagiert. In dem Muskel sind auch Nervenfasern, und diese Nervenfasern werden dann auch gereizt, und das ist am Ende das, was zu Schmerzen führt.
Moderator: Ich reagiere auch säuerlich über meinen Nacken, wenn er das nicht in den Griff kriegt. Ja, dann hast du so ein dickes Gesicht, aber so ein Weichei Nacken, meine Güte. Klimaanlagen im Sommer, Lüften im Winter, überall ist ja ständig immer kalte Luft. Wie beug ich denn jetzt so einen schmerzenden Nacken vor Natascha?
Natascha Schlothaus: Pack doch einfach mal deinen Nacken schön ein. Nimm auch im Sommer einfach so ein kleines leichtes Tüchlein, das reicht schon aus. Das wickelst du dir modisch um deinen Hals und dann zieht es auch nicht mehr so kalt ran. Du kannst auch Dehnungs- und Lockerungsübungen machen. Wenn es dann schon passiert ist, würde auch gleich Wärme helfen. Also wenn du schon so ein bisschen ziehen da merkst im Nacken, das sind ja so die ersten Anzeichen, dann machst du einfach ein bisschen den Kragen hoch und packst dich ein bisschen wärmer ein. Dann wird sofort die Durchblutung wieder angeheizt und der Muskel kriegt mehr Durchblutung, heißt er wird wieder ganz normal mit Nährstoffen versorgt und er kann seine Giftstoffe auch alle wieder abtransportieren und das tut ihm total gut. Ich kann ja noch dazu sagen, es ist auch gar nicht gut über die Klimaanlage so hoch zu schalten, denn allein so ein Temperaturunterschied von sechs Grad zwischen außen und Innentemperatur ist wahnsinnig belastend für das Herz Kreislauf System, weil eben diese Gefäße sich verengen und wenn die Gefäße sich verengen, dann gibt es eine Widerstandserhöhung. Das heißt das Herz pumpt die ganze Zeit gegen einen erhöhten Widerstand an und das macht eben diese Kreislaufbelastung. Deswegen würde ich gar nicht so die Klimaanlage runterdrehen, sondern so auf ein normales Temperaturgefühl bringen, dann haben wir auch alle diese Probleme nicht mehr und dann meckern auch nicht die Kollegen.
Moderator: Also Mythos, steifer Nacken durch Zugluft eindeutig geklärt. Es ist tatsächlich wahr, danke dir für diese Ausführung.
Sprecher 1: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag.
Moderator: Es gibt ja das Sprichwort „Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König, Abendessen wie ein Bettelmann“. Klär uns doch mal bitte auf Natascha: Fakt oder Fantasie? Und darf ich weiter ein später Esser sein?
Natascha Schlothaus: Also ich würde sagen, das ist Fakt, dass man schon morgens wie ein Kaiser essen soll. Ich kenne das auch und meiner Mutter hat auch immer gesagt, morgens war ich immer gar nicht so gut drauf und wollte gar nicht so viel essen. Aber Fakt ist, dass das Verdauungssystem einfach ausgeruhter ist durch die Nacht und super loslegen kann, wenn du ihm dann eben ein Frühstück anbietest. Außerdem kriegen wir dadurch dann auch Energie in den Körper hinein, das heißt, wir haben Kalorien und die braucht der Körper, um arbeiten zu können. Mittags sollte man ein bisschen weniger essen, weil das Verdauungssystem dann zwar noch ausgeruht ist, aber ich krieg so ein Mittagstief. Also das ist meine innere Uhr, die automatischen Mittagstief hat durch Hormone und was alles noch so mit dazu kommt. Und dann esse ich jetzt auch noch eine ordentliche Mahlzeit. Dadurch wird mein Magen ordentlich durchblutet, weil er das ja dann auch verdauen muss und das ganze Blut geht vom Kopf in den Magen. Das ist tatsächlich so und was passiert dann? Im Kopf ist eben wenig Blut, heißt wenig Sauerstoff und ich werde müde, ich krieg ein richtiges Leistungstief noch zu meiner inneren Uhr mit dazu und deswegen macht es nicht so wirklich Sinn da mittags so eine Hauptmahlzeit draus zu machen. Abends sollte man deswegen nicht mehr so viel essen, weil man erstens kein Kalorienverbrauch merkt, man bewegt sich dann ja nicht und meistens ist ja dann der nächste Gang ins Bett und da liege ich in Ruhe und kann wunderbar diese ganze Energie speichern in Form von Fett und das macht dann irgendwann mal dick. Außerdem stört diese Verdauung, die dann ja natürlich auch anlaufen muss den Schlaf, so dass man sagt, man soll eigentlich zwei Stunden bevor ich zum Schlafen gehe nichts mehr essen, damit ich auch ordentlich gut schlafen kann und nicht meinen Magen gefüllt habe und der ordentlich arbeiten muss, der will ja schließlich auch mal Ruhe haben und das ist eben abends.
Moderator: Macht uns das Frühstück denn wirklich leistungsfähiger?
Natascha Schlothaus: Ja, ich hatte das ja eben schon gesagt. Wir haben ja mit diesem Essen auch immer eine Kalorienaufnahme verbunden und Kalorien sind Energie und die brauche ich auch für den Tag. Es ist in Studien tatsächlich auch belegt, dass es die Gedächtnisleistung steigert, wenn man auch ordentlich gefrühstückt hat. Gerade bei Schülern in der Schule sagt man auch immer, wenn da zu Hause nicht darauf geachtet wird, dass die noch ein Frühstück bekommen haben, dann hängen die da in den Seilen und liegen da, mit dem Kopf auf dem Tisch. Und die Lehrer beschweren sich. Also da gab es tatsächlich Studien, dass solche Schüler, die von zu Hause losgeschickt wurden, mit einem gesunden Frühstück, also mit einem abwechslungsreichen Frühstück, dass die leistungsfähiger waren und auch schneller reagieren konnten. Man sagt, man soll das Frühstück bis 08:30 Uhr eingenommen haben, also so spät um 11 oder um 12, da bist du dann schon beim Mittag.
Moderator: Und was wir dann auch wissenschaftlich dokumentiert haben und deswegen sagen wir auch zu dem Mythos „Morgens soll man speisen wie ein Kaiser“, das ist auf jeden Fall wahr. Das sollte man tatsächlich tun, weil es normalerweise eben auch richtig und gut ist. Kommen wir zum nächsten Mythos.
Sprecher 1: Smartphones, Laptops und Fernseher - das ständige Bildschirmlicht schadet unseren Augen.
Moderator: Wir schauen ständig in irgendwelche Bildschirme. Macht es die Augen jetzt wirklich kaputt oder schlechter, Natascha?
Natascha Schlothaus: Ja, da würde ich mal sagen, Jein. Also das kann man nicht generell sagen, dass die Augen dadurch kaputt gehen. Aber was man sagen kann: wenn ich lange vorm Bildschirm sitze, dann macht mich das müde. Das ist schon sehr, sehr anstrengend, weil ich da konzentriert vorsitzen muss in einer Entfernung, die das Auge nicht unbedingt entspannt. Wenn ich in die Ferne gucke, das kennen wir alle aus dem Urlaub, dann tut mir das gut, dann entspannt das nämlich die Muskulatur, die meine Linse auf scharf stellen muss. Je dichter ich dran sitze, desto anstrengender ist es für meine Linse, weil nämlich die Muskulatur, die um die Linse herum ist, sich anstrengen muss, und das macht müde. Zusätzlich ist dann auch noch der Lidschluss verlangsamt. Ich gucke ja konzentriert auf den Bildschirm und meine Augen klappen dann nicht immer regelmäßig runter. Das heißt, sie werden auch nicht mehr so gut befeuchtet, wie das eben zum Beispiel im Ferne gucken, im entspannenden Gucken ist. Und das macht trockene, gereizte, manchmal juckende Augen und auch Kopfschmerzen dadurch, dass ich eben diese Augenmuskulatur auch ständig anstrengen muss. Also das würde ich sagen, ist schlecht für die Augen und das sind auch die Probleme, die ich habe. Wenn ich jetzt auf das Licht zu sprechen komme, auf die LED Lichtquelle, dann muss man sagen die Strahlen zwar blaues Licht aus, diese Laptops, Smartphones und alles andere, aber der Blaulichtanteil in dem natürlichen Licht ist viel, viel höher und deswegen sind sie auch nicht so schädlich fürs Auge oder beziehungsweise Netzhaut und Sehzellen.
Moderator: Macht es grundsätzlich Sinn, eine Bildschirmarbeitsbrille zu tragen oder macht mich alleine das Wort Bildschirmarbeitsbrille nicht 30 Jahre älter?
Natascha Schlothaus: Also Bildschirmarbeitsbrille ist sinnvoll, wenn du schon älter bist, Ralf. Also ich würde mal sagen, wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, weil sie dann eine Hormonumstellung haben. Bei Männern ist das ja nicht so, die kriegen ja eher so eine Midlife Crisis, aber auch die haben natürlich eine Hormonumstellung und dann macht es Sinn, weil ich einfach die Sehschärfe damit regeln kann, mit dieser Bildschirmarbeitsbrille. Die Linse ist nicht mehr so mobil wie in jungen Jahren, dass sie sich ständig einstellen kann auf Raumentfernung, auf nahe Tastatur und dann eben auch noch auf die mittlere Entfernung eines Bildschirms. Und das erleichtert so eine Bildschirmarbeitsplatzbrille. Weil sie einfach die Sehschärfe besser für das oder sagen wir mal, sie unterstützt das Auge beim Scharfen sehen, so muss man es sagen. Alle diese Filter, die ich drauf mache, auf das Glas Gelbfilter, Blaufilter oder ähnliches, die nützen eigentlich dem Auge nicht viel. Also, das würde ich sagen, ist Quatsch.
Moderator: Also hier können wir auch zu diesem Mythos sagen, es ist ein sowohl als auch.
Natascha Schlothaus: So würde ich das auch sagen und es kommt auch so ein bisschen auf das eigene Empfinden an. Wenn ich jetzt meine, dass ich mich geblendet fühle durch blaues Licht oder durch anderes Licht, was noch zusätzlich auf dem Bildschirm einfällt, weil er eben ungünstig steht. Dann würde ich immer sagen, dann ist eine Brille mit dem Filter ganz toll. Aber das ist auch so ein bisschen eigenes Empfinden, manche mögen es halt sehr, sehr hell und dann gibt es ja die, die gerne in der Dunkelheit lesen. Aber da muss man tatsächlich sagen, dass wenig Licht doch den Augen schadet. Also das macht dann schon eher die Probleme auch an den Sehzellen, das ist auch wissenschaftlich erwiesen. Also früher hat meine Mutter zum Beispiel auch mal gesagt, du verdirbst dir die Augen, wenn du nicht das Licht anmachst und das dann tatsächlich fast dran.
Moderator: Dr. Natascha Schlothauer hat uns heute also einige Mythen entzaubert und auch hier und da mal ein bisschen recht gegeben, was wir so denken, was so Rumschwirrt in unseren Köpfen, was wir teilweise seit unserer Kindheit kennen, weil Mami oder Opa es gesagt haben. So aber jetzt zum Abschluss. Was ist denn jetzt mit den Karotten? Natascha sind Mohrrüben gut für die Augen, ja oder nein?
Natascha Schlothaus: Also Karotten sind natürlich gut für die Augen, weil sie auch viel, viel, viel Vitamine haben. Und sie verhindern eine Nachtblindheit bei dir. Also da kannst du dir schon sehr Gutes tun. Gegen die Nachtblindheit, auf alle Fälle Vitamin A.
Moderator: Dann habe ich jetzt noch eine persönliche Frage an dich, welcher Mythos nervt dich denn schon immer mit dem du ein für alle Mal aufräumen willst?
Natascha Schlothaus: Also ich möchte jetzt ganz aktuell mal mit einem Mythos aufräumen und zwar Grippeimpfung. Das ist immer so ein Mythos, dass wenn ich mich gegen Grippe impfen lasse, dann bekomme ich erst eine richtige Grippe, das höre ich von ganz, ganz vielen unserer Beschäftigten, und das stimmt eben einfach nicht. Weil der Grippeimpfstoff in der Regel ist ein Totimpfstoff und tote Impfstoffe können keine Grippe machen.
Moderator: Wenn ihr weitere Gesundheitsmhyten habt, die ihr endlich mal geklärt haben möchtet, dann schreibt gerne diese in die Kommentare eurer Podcast Plattform, zum Beispiel bei Spotify oder Youtube, oder schreibt eine E-Mail an podcast@bgw-online.de. Wir finden es dann für euch raus und dann sprechen wir uns wieder hier an dieser Stelle. Natascha, danke dir heute für deine Weisheiten.
Natascha Schlothaus: Danke dir, Ralf. Und es hat mir viel, viel Spaß.
Moderator: Schaut auch in die Shownotes dieser Podcast Folge. Dort haben wir weitere Gesundheitsmythen für euch verlinkt und alle Herzschlagfolgen. Die gibt es übrigens überall dort, wo es Podcasts gibt. Auf www.bgwonline.de/podcast ebenfalls. Lasst gerne Bewertungen bei eurer Lieblingsplattform da und klickt bei diesem Podcast auf Abo. Das war's für heute bis in zwei Wochen. Mal sehen ob diese Aussage wahr ist oder falsch.
Interviewgast
Dr. med. Dr. jur. Natasha Schlothauer
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
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