Sport und Kunst mit Handicap - Special Olympics World Games in Berlin (3/3) #73 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Im letzten Teil unserer Reihe zu den Special Olympics World Games geht es noch einmal hoch hinaus. Moderator Ralf Podszus klettert ein weiteres Mal den inklusiven Kletterturm rauf – diesmal allerdings mit Handicap.
Tanja Rieckmann von der BGW nimmt uns mit zur Siegerehrung der Handballerinnen, die wir auf ihrer Reise bei den Special Olympics begleitet haben. Sie fängt die Emotionen ein und holt die Sportlerinnen für uns vors Mikrofon.
Außerdem erfahren wir, was Kunst mit den Weltspielen zu tun hat und sind live mit dabei, wenn die Gewinnerinnen und Gewinner der diesjährigen Kunstpreisverleihung der BGW und des Paritätischen Hessen ausgezeichnet werden.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator: Judo, Reiten, Segeln, Tennis, Geräteturnen. Tausende Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung, sie treten hier in Berlin bei den Special Olympics World Games in 28 Sportarten gegeneinander an. In den letzten beiden Folgen haben wir schon zu den Wettkämpfen der Handballerin mitgenommen, zum Beispiel war ich auch bei den Healthy Athletes, außerdem haben wir euch erklärt, was genau die Special Olympics World Games überhaupt sind und wie die Kooperation mit der BGW aussieht. Wenn ihr was verpasst habt, einfach nochmal diese Podcast Folgen nachhören.
Ich bin Ralf Podszus und auch heute wieder mit Tanja Rieckmann von der BGW für euch hier in den Hallen der Messe Berlin unterwegs. Wir schauen uns die ganzen Wettkampfstätten an und ich sag mal so: Auch für mich bleibt es sportlich. In der letzten Podcast Folge musste ich schon beim Kletterturm hoch hinaus. Gleich mach ich es wieder, diesmal beim inklusiven Klettern eben auch mit Handicap. Welches Handicap ich haben werde, erfahrt ihr gleich.
Intro Podcast
Moderator: Ich war ja schon auf diesem Kletterturm, da habe ich großartige Begleitung von Klara gehabt. Du bist auch schon wieder am Start, Hallo.
Klara: Ich bin bereit, sowas von.
Moderator: Immer, wenn ich irgendwo klettern will, bist du da.
Klara: Aber sowas von.
Moderator: Ja, das versuchen wir jetzt nochmal. Ein zweites Mal werde ich diesen Turm erklimmen. Nur es gibt einen kleinen, aber sehr feinen Unterschied. Katrin Degenhardt ist wieder dabei. Sie ist die Teamleiterin hier am Kletterturm. Katrin, erklär doch mal, was du jetzt mit mir vorhast.
Katrin Degenhardt: Also jetzt werden wir dir in Anführungszeichen ein Handicap verpassen. Das machen wir sehr oft mit Menschen, die eigentlich keine Beeinträchtigungen haben, um ihnen zu zeigen, wie es ist, wenn man mit einer Beeinträchtigung klettert, damit sie diese Erfahrung auch mal machen und dann vielleicht auch eine gewisse Wertschätzung und Respekt entwickeln für Menschen, die eben mit einem Handicap klettern.
Und wir haben uns für dich ausgedacht, dass du, du kannst wählen, dass du entweder mit einer Schlafmaske kletterst, also quasi in Anführungszeichen blind, oder ob du nur mit einem Arm kletterst. Dann müsstest du deinen zweiten Arm hinten in deinen Gurt stecken und dann darfst du auch diesen Arm nicht rausnehmen, sondern nur mit diesem einen Arm klettern. Das simuliert quasi oder das soll eine Hemiparese darstellen, eine halbseitige Lähmung, weil die Menschen können auch nur einen Arm benutzen.
Moderator: Wenn ich denn tatsächlich falle, darf ich nicht meinen zweiten Arm nehmen, dann fängt mich Klara auf. Dann entscheide ich mich für den Arm. Und parallel, wo ich gerade mein Geschirr angelegt bekomme für die ganzen Sicherheitsvorkehrungen. Es gibt eine ganz große Action, die hier neben uns an der anderen Seite vom Turm gerade passiert. Da ist ein Rollstuhlfahrer, der auch klettern möchte. Und da passiert ein bisschen mehr, als dass er nur ans Seil gehängt wird.
Katrin Degenhardt: Ganz genau. Das ist eigentlich das Kernstück unserer Arbeit. Wenn wir mit Menschen klettern, die im Rollstuhl sitzen, da braucht es sehr viel Unterstützung. Das bedeutet letztendlich, dass wir da zunächst einmal in der Wahl des Gurtes was anderes machen. Wir nehmen sogenannte Ganzkörpergurte, die kommen aus dem Industriekletterbereich. Und dann wird die junge Dame, die da jetzt gerade schon freudig strahlt und total gut drauf ist, mit Beikletterern oder Beikletterinnen klettern.
Das bedeutet letztendlich, dass sie begleitet wird von unseren Klettern und Kletterinnen und dass die die junge Dame unterstützen. Aber nur da, wo sie es braucht, also sprich, wenn sie Schwierigkeiten habt, ihre Beine zu bewegen, helfen wir mit den Beinen, stellen die Füße auf die Tritte, wir stabilisieren von hinten damit sie immer gut an der Wand bleibt oder wir helfen mit den Händen. Das kommt jetzt darauf an, was sie für eine Unterstützung braucht. Das heißt aber nicht, dass wir sie hochziehen, und das heißt auch nicht, dass wir alles für sie machen. Also die junge Dame wird auch ins Schwitzen kommen, wir geben wirklich nur diese Unterstützung, die sie unbedingt braucht.
Moderator: Ist echt fantastisch, was alles möglich ist. Und man sieht ja anhand des strahlenden Gesichts gerade wieder … die ist noch gar nicht in der Nähe von diesem Turm, sie wird nur vorbereitet und ist jetzt schon wirklich sehr, sehr glücklich. Wir lassen sie jetzt auch in Ruhe in ihrer Kletter Action jetzt, ja, weil das Erlebnis wollen wir jetzt nicht stören, aber du hast ein anderes schönes Erlebnis, was auch mit einem Rollstuhlfahrer vor kurzem war.
Katrin Degenhardt: Ja, es war auch ein Rollstuhlfahrer, der mit seinem Freund da war. Der hat das super gemacht mit der Unterstützung einer Begleiterin und als er da oben ankam, hat sein Freund unten am Boden schon angefangen zu heulen, weil er total ergriffen war, weil er das ganz toll fand und dann hat er gesagt, ich möchte unbedingt mit meinem Freund mal gemeinsam da hochklettern und dann sind wir ein zweites Mal hoch und dann sind die beiden nebeneinander geklettert ...
Moderator: … er Rollstuhlfahrer und der Nichtrollstuhlfahrer …
Katrin Degenhardt: Das Pärchen. Und als sie dann oben waren, haben sie sich geküsst und wir haben alle unten gestanden und geheult, weil das so schön war.
Moderator: Also wirklich sehr emotionale und wirklich sehr schöne Momente am Kletterturm. Klasse was dieses ich-geh-mal-kurz-5-Meter-hoch mit einem macht.
Katrin Degenhardt: Absolut, absolut.
Moderator: Klara, locken wir uns wieder ein?
Klara: Genau, gleiches Spielchen wie beim letzten Mal. Der Haken kommt an den Gurt, wird zugeschraubt. Kriegst du noch einen zweiten …
Moderator: Sieht auch gut aus.
Klara: Und dann binde ich mich an der anderen Seite ein.
Moderator: Dann checken wir nochmal gegen beide, ob das wirklich alles so richtig ist.
Klara: Genau, Partner-Check immer noch dazu machen und wir hängen auch wieder am richtigen Seil, nichts verknotet.
Moderator: Ja, da ist auch nichts verknotet, alles ist richtig schön. Klasse. Das heißt, jetzt muss ich mich nur verknoten und einen Arm hier nach hinten festmachen. So überlegen, rechts oder links, das ist jetzt die Frage. Ja, wo habe ich weniger Muskelkater von der Gartenarbeit, ich glaube hier rechts geht es gerade besser, ich entscheide mich für die rote Kletterlinie, geht es so schön gerade nach oben, ja.
Klara: Genau und hat auch schöne große Griffe. Das heißt, für die eine Hand hast du auch was zu greifen.
Moderator: Gut, eine Hand hält in diesem Fall nicht die andere. Ich versuche, alles einarmig zu machen und bewege mich jetzt auf diesem Turm nach oben.
Klara: Such dir immer schöne Tritte und steh gut auf den Beinen …
Moderator: Also noch geht‘s eigentlich.
Klara: Ja, du bist aber auch noch auf den schrägen Teil der Wand. Das wird gleich ein bisschen schwieriger.
Moderator: Ja, das muss ich auch schon bisschen mehr an die Wand dran, mehr auf Tuchfühlung gehen. Jetzt auch schon steiler. Im ersten Drittel habe ich es geschafft, jetzt komme ich zum zweiten Drittel und dann muss ich gleich noch eine Kurve gehen, wie ich sehe. Jetzt komme ich zu dem Punkt, wo ich schon merke, hier würde ich gerne eine zweite Hand dazunehmen, weil der Abstand zum nächsten Griff ist nämlich einfach schon größer. Jetzt schwinge ich mich mal so ein bisschen mit einer Hand Mission Impossible mäßig nach oben.
Klara: Wenn du die Füße einfach immer vor ein bisschen nach oben setzt, dann brauchst du nämlich mit dem Arm gar nicht mehr so weit zu greifen.
Moderator: Ja, das wollte ich mir generell fürs Leben merken. So, jetzt bin ich ein bisschen umgesprungen und mache erst den Fuß und hopse mich langsam nach oben. Ja, man merkt, man geht, wenn man das einarmig macht, vielmehr auf Tuchfühlung mit dem Turm. Einen solchen Abstand würde man sonst vielleicht eigentlich nicht wählen. So, jetzt wird's interessant. Ich bin im letzten Drittel angekommen, es wird steiler, auch anstrengender. Ich merke es jetzt tatsächlich.
Klara: Stell mal den rechten Fuß auch noch nach oben, ne.
Moderator: Mach ich jetzt rechts meinen Arm hoch oder links meinen Arm hoch. Erst mal das Bein. Einen einzigen muss ich nur noch erhalten und an den komme ich gerade nicht hoch.
Klara: Ah, das schaffst du.
Moderator: Ich bin tatsächlich abgerutscht und werde von Klara gehalten.
Klara: Dann kannst du dich entspannen, loslassen, in den Gurt setzen. Und dann hole ich dich wieder runter.
Moderator: So, jetzt geht es wieder abwärts.
Moderator: Jawoll, vielen Dank. Genau auf der anderen Seite des Turms wird gerade eine Rollstuhlfahrerin nach oben begleitet. Und alle flippen vor Freude aus, inklusive sie, sehr, sehr schön. So, festen Boden habe ich wieder unter meinen Füßen und ich bin tatsächlich erschöpfter, die letzte Nummer, wo ich ganz normal hoch klettern konnte, war jetzt nicht so anstrengend, aber man merkt mit Handicap, einen Arm nur, das geht dann schon die Substanz. Also beim letzten Ding wusste ich nicht so wirklich, wie komm ich denn da jetzt noch hoch. Und dann habe ich einfach mal ein bisschen rumprobiert und hab mich ein bisschen hochgeworfen.
Katrin Degenhardt: Ja, und hast quasi auch noch die Fallerfahrung gleich noch mitgenommen und.
Moderator: Genau und wäre jetzt abgerutscht, wenn Klara mich nicht gehalten hätte und bin auch tatsächlich aus der Puste. Also, man merkt schon: Mit Handicap ist einfach nicht so leicht.
Katrin Degenhardt: Genau, und das wollen wir eben auch zeigen. Was für eine Leistung ist, wenn eben bei uns die Leute mit Handicap klettern.
Moderator: Klettern ist echt eine coole Sportart. Das haben wir heute alle mitbekommen, wirklich jede und jeder kann da mitmachen, egal ob mit oder ohne Handicap. Probiert’s einfach mal aus, wenn ihr die Gelegenheit dazu habt.
Katrin Degenhardt: Aber eine Sache ist auch wirklich noch sehr wichtig, Ralf, denn man klettern ja nicht nur, sondern, du hast jetzt Klara gehabt – man hat ja auch jemanden, der unten sichert.
Moderator: Ja, ich brauche eine Klara generell für den Alltag, egal wo ich bin, eigentlich.
Katrin Degenhardt: Und da haben wir natürlich auch in unserem Team Menschen mit Beeinträchtigungen, die sichern am Trum.
Moderator: Das finde ich auch richtig cool. Da würde ich mal sagen, das schaue ich mir jetzt nochmal an, weil das kenne ich nicht. Das heißt auch ganz normal behinderte Menschen helfen hier, damit eben alle anderen, egal ob behindert oder nichtbehindert hochklettern können.
Katrin Degenhardt: Ganz genau. Also wir haben Menschen mit Autismus, die das machen können, oder mit Downsyndrom, die das machen können, und wir haben ja die Nadine, die Nadine ist auch Rollstuhlfahrerin und die sichert eben aus dem Rollstuhl heraus.
Moderator: Ich spreche gleich mit Nadine, bin ich ganz gespannt. Vorher nochmal zu Tanja, die für uns gerade bei einer ganz besonderen Kunstpreis-Verleihung ist. Gleich Nadine, vorher Tanja. Was hat denn jetzt Kunst mit den Special Olympics World Games zu tun?
Tanja Rieckmann: Eine ganze Menge, Ralf. Es geht hier nämlich um Werke von kreativen Menschen mit Behinderungen, und auch in diesem Jahr zeichnen die BGW und der Paritätische Hessen die 3 schönsten Motive des Wettbewerbs aus, und zwar heute im Rahmen der Special Olympics World Games, hier im Sommergarten der Messe Berlin. Silvia Thimm von der BGW Selbstverwaltung ist jetzt bei mir. Hallo, Frau Thimm.
Silvia Thimm: Hallo, grüße Sie.
Tanja Rieckmann: Frau Timm, Sie sind Teil der Jury bei diesem besonderen Kunst-Wettbewerb. Wie viele Kunstwerke wurden überhaupt eingereicht, und wie schwer fiel ihnen die Entscheidung, drei davon als Gewinner auszuwählen?
Silvia Thimm: Also, die Entscheidung zu fällen ist immer unglaublich schwer, weil, die sind alle klasse, wirklich alle. Es sind immer so ungefähr in den einzelnen Jahren so um die 100 bis 150 und so auch dieses Mal – mit Corona war ein bisschen eingebrochen, aber jetzt ist er wieder auf dem aktuellen Stand – und die sind alle wirklich super.
Tanja Rieckmann: Ja und dem Gewinner beziehungsweise der Gewinnerin wird eine ganz besondere Ehre zuteil. Können Sie uns sagen, welche das ist?
Silvia Thimm: Ja, das haben wir ja gerade gesehen, sozusagen mit der Preisverleihung, dass eben halt die Gewinner eingeladen werden zu einer großen Location. In diesem Jahr sind es die internationalen Special Olympics in Berlin, und ja, da ist dann die Preisverleihung in einem entsprechenden Rahmen, und wo man einfach dann auch nochmal ein bisschen das Umfeld genießen kann und das ist nochmal richtig, richtig gut. Und das zweite Ding, was auch nochmal richtig schön ist, das ist die Vorlage für die Weihnachtskarte, und zwar für die BGW und für den Paritätischen in Hessen. Und damit werden die Künstler und auch die Einrichtungen noch mal wirklich bekannt, auch innerhalb von ganz Deutschland. Und ist doch mal ein super Gewinn.
Tanja Rieckmann: Muss man ein bisschen switchen. Wir haben strahlenden blauen Himmel, ungefähr 30 Grad und dann Weihnachten, aber Weihnachten kommt schneller als man denkt und dann gibt es wieder diese wunderbare Karte wie jedes Jahr.
Silvia Thimm: Ja, ganz genau da haben wir auch schon ein bisschen Übung. Wir müssen uns dann wirklich tatsächlich immer ein bisschen einstimmen, wenn wir dann so schwitzend in Darmstadt in der Jury zusammensitzen und sagen, OK, jetzt machen wir mal Weihnachten. Aber wir sind ja Profis, das gelingt uns auf jeden Fall. Und es geht ja vor allen Dingen darum, nochmal zu zeigen: Jeder Mensch ist kreativ. Und im Rahmen von Kreativität nochmal Bewusstsein und ein gutes Standing zu vermitteln, das ist doch einfach nur grandios. Das heißt, da gewinnen nicht nur die Künstlerinnen und Künstler, sondern auch die Einrichtungen, das ganze Umfeld und ich bin total froh, Teil davon sein zu dürfen und dann wirklich so tolle Sachen auszeichnen zu dürfen.
Tanja Rieckmann: Und gewinnen passt ja auch sehr gut zu den Special World Games, von daher ist das genau der richtige Rahmen dafür auch. Ich habe noch eine Frage: Den Kunstpreis gibt es schon seit mehr als zehn Jahren. Was ist das Ziel dieses Wettbewerbes und welche Botschaft will die BGW damit nach außen tragen?
Silvia Thimm: Das Ziel ist wirklich einfach. Nochmal klar zu zeigen: Kunst hängt nicht ab von kognitiven Fähigkeiten, sondern jeder kann ein Künstler sein, das hat schon Beuys gesagt und das kann man mit diesem Wettbewerb und mit den Ergebnissen wunderbar unterstreichen.
Tanja Rieckmann: Vielen Dank, Frau Thimm und dass Sie mit uns die Eindrücke dieser tollen Kunst-Preisverleihung geteilt haben und eine schöne Zeit hier noch auf dem World Games.
Silvia Thimm: Ja, vielen Dank, und auch Ihnen und noch eine gute Zeit.
Tanja Rieckmann: Jetzt wollen wir aber natürlich auch noch die Gewinnerin hören. Hallo, Petra Griesert.
Petra Griesert: Ja, bin ich da, spreche gerade in ein Mikrofon, mir geht es gut.
Tanja Rieckmann: Petra, du machst Schreibkunst. Kannst du mir mal beschreiben, wie das aussieht?
Petra Griesert: Wenn wir schreiben, dann mit Buchstaben da.
Tanja Rieckmann: Was gefällt dir besonders gut daran kreativ zu sein und zu malen, zu zeichnen und zu schreiben?
Petra Griesert: Ja gefällt mir sehr gut, genau, Spaß macht das.
Tanja Rieckmann: Das ist toll, dass es dir Spaß macht und wir haben auch viel Spaß mit deinem Bild und vielen Dank. Herzlichen Glückwunsch an dich.
Also noch einmal herzlichen Glückwunsch, Petra Griesert, die mit ihrem Bild „Lieber Nikolaus“ den ersten Platz beim diesjährigen Kunstwettbewerb gemacht hat. Ihr Bild können dann ganz viele Menschen auf den Weihnachtsgrußkarten der BGW und des Paritätischen Hessen sehen und natürlich bewundern.
Moderator: Hier ist der Kletter-Ralf, danke Tanja. Wir sind zurück beim inklusiven Kletterturm. Wie viele andere Sportlerinnen und Sportler bei den Special Olympics World Games war ich heute auch schon sportlich aktiv und bin hier diesen Turm hochgekraxelt, mit Handicap ohne Handicap, und hier ist auch Party rundherum, alle Nationen kommen hierher und haben viel Freude. Jetzt aktuell sind gerade die Italiener am Start, Südkorea und Uruguay. Für alle ein herrliches Erlebnis, einfach diese fünf Meter mal hochzukraxeln. Ist ne interessante Erfahrung, kann ich sagen, sollte mal jeder und jeder ausprobieren. Ja, und eine, der man in Sachen Klettern überhaupt nichts vormachen kann, das ist Nadine Heuschen und sie liebt das Klettern und unterstützt das Team hier am Kletterturm beim Sichern. Hallo Nadine, du sicherst aus dem Rollstuhl heraus. Gucken dich da auch Menschen kritischer an nach dem Motto „Na, schafft die das auch?“
Nadine: Manchmal, wenn die Leute das erste Mal sehen, wie einen schon sehr kritisch an mit großen Augen. Weil die sich deshalb nicht vorstellen können, dass auch einer im Rollstuhl das schaffen kann.
Moderator: Und was sagst du dann? Was entgegnet du denen, wenn du schon den Blick ein bisschen siehst?
Nadine: Ich geh dann halt auf die Leute zu, erkläre denen das, was ich genau habe, zum Beispiel für Behinderung, und zeige denen dann bei anderen, dass das Halt geht.
Moderator: Du trägst eine große Verantwortung. Worauf musst du besonders?
Nadine: Ich muss an dem Kletterer, den die ganze Zeit immer im Blick haben, also nicht jetzt irgendwie in der Gegend rumgucken und den da oben total vergessen.
Moderator: Kurz mal WhatsApp Nachrichten checken am Handy so.
Nadine: Nein, das auf gar keinen Fall, weil, sonst könnte es passieren, dass der ganz schnell unten landet, weil er kann ja auch immer ganz plötzlich loslassen, aus Panik oder so, und dann muss ich halt das Seil schön straff immer haben.
Moderator: Wenn jemand ruckartig runterfällt, dann ist es jetzt auch ein ziemliches Gewicht, was du mal kurz ein bisschen erhalten musst. Natürlich entspannt durch die ganze Absicherung mit dem Seil, aber wucht dich das auch so ein bisschen nach oben aus dem Rollstuhl raus?
Nadine: Ich sag mal so, es kommt darauf an, was derjenige für ein Gewicht selber hat und was ich halt für ein Gewicht habe. Darauf musst du achten. Darf jetzt keiner sein, der schwerer ist als ich. Sonst zieht er mich definitiv aus dem Rollstuhl raus.
Moderator: Und du bist ja auch hier bei deinem Rollstuhl extra gesichert. Wie ist das da bei dir angebracht?
Nadine: Also ich habe einen Ganzkörperklettergurt. Normalerweise hat man ja nur einen Hüftgurt, aber ich habe einen Ganzkörpergurt an, weil ich halt ab dem Nabel abwärts kein Gefühl habe in den Beinen. Also meine Hüfte kann ich nicht bewegen und deswegen brauche ich einen Ganzkörpergurt, damit ich halt an der Wand bleibe, wenn ich dann halt selber klettere zum Beispiel.
Moderator: Und du musst natürlich auch spüren, was geht eigentlich ab, wie ist die Druckbewegung gerade. Du hast auch einen coolen Rollstuhl übrigens. Du bist sehr musikalisch unterwegs oder? Weil hier bei deinen Rädern sind ohne Ende Musikinstrumente zu sehen.
Nadine: Selber musikalisch bin ich nicht, aber ich liebe halt Musik.
Moderator: Und warum liebst du auch das Klettern so sehr?
Nadine: Ja, das Klettern macht mir halt Spaß, weil ich komm dann endlich mal aus dem Rollstuhl raus, weil ich bin sonst wirklich nur im Rollstuhl. Und die Truppe ist einfach toll.
Moderator: Du kletterst auch selbst sehr gerne. Was würdest du jetzt Menschen sagen, die glauben, im Rollstuhl sitzen und klettern, das geht überhaupt nicht.
Nadine: Ich würde auf die Leute zugehen und denen meine Story erzählen, wie ich es bei mir halt hinbekommen habe. Dass ich das halt auch erst nicht glauben konnte, dass es halt geht und dann halt das versuchen schmackhaft zu machen und zu sagen, probiert es aus und dann könnt ihr immer noch sagen das geht nicht.
Moderator: Wir haben jetzt schon die Party gehört. Die Uruguayer feiern sich gerade derbe, da am anderen Ende des Turmes ab, dass sie es so schön schaffen. Wir haben auch noch Besuch aus Deutschland. Franzi ist da.
Franzi: Hallo, grüß dich.
Moderator: Du möchtest jetzt auch mal hier auf dem Turm und Nadine würde dabei sicher ist, oder? Dann würde ich sagen, du hast dein Geschirr schon um, Nadine hat dich auch schon gesichert, dann könnt ihr jetzt mal loslegen, oder? Da muss n bisschen das Seil gezogen werden. Nadine macht das hier.
Nadine: Bereit?
Franzi: Ja, ich bin bereit.
Moderator: Welche Tour nimmst du? Nimmst die blaue, sehe ich.
Franzi: Ja, ich nehme die blaue.
Moderator: Ja, die geht ja ganz schön schnell nach oben, Nadine.
Nadine: Ja, eine gute Kletterin.
Moderator: Also das erste Drittel ist jetzt schon absolviert, es kommt aber ein Vorsprung, so ein blaues Dreieck, das sticht heraus, das muss sie jetzt überwinden, irgendwie. Franzi, du machst das ganz schnell, ne. Ja, die will hoch hinaus. Musst du jetzt richtig ackern oder geht das?
Nadine: Nee, das geht.
Moderator: Und wie ist die Luft da oben?
Franzi: Wird schon langsam dünn.
Moderator: OK, ja, coole Aussicht, oder? Du hast es geschafft, das war ja wirklich eine sehr schnelle Nummer. Ich habe länger gebraucht vorhin, sehr cool, Nadine, wunderbar. Strengt dich auch nicht an, kannst alles halten, so muss es sein, dann viel Spaß beim Runtermopsen.
Moderator: Gut gemacht, am Ende natürlich das obligatorische Abklatschen. Ja, so sieht Inklusion aus. Nadine, Du bist der beste Beweis dafür, dass es oft viel weniger Hürden oder Hindernisse im Leben mit Handicap gibt, als wir glauben. Im Rollstuhl sitzen und klettern oder auch im Rollstuhl sitzen und helfen beim Klettern – kein Problem. Vielen Dank, Nadine.
Und weiter geht's mit noch mehr Sport hier bei unserer Sonderfolge zu den Special Olympics World Games in Berlin. Tanja begleitet auch heute wieder die Handballerinnen des SV Werder Bremen.
Tanja Rieckmann: Ganz genau, Ralf. Letzte Folge wart ihr live dabei, wie die Handballerinnen gegen Aserbaidschan gespielt haben. Leider wurde das Spiel verloren, aber der Teamgeist ist natürlich immer noch sehr groß und ich möchte gern mal mit den Spielerinnen sprechen heute, wie es ihnen gefällt, wie ihre Eindrücke sind und natürlich auch, wie die Trainerin die Leistung der Mannschaft einschätzt. Ich bin gespannt, was sie zu sagen haben. Hallo Dana!
Dana: Moin!
Tanja Rieckmann: Moin, das kommt mir sehr gelegen als Hamburgerin. Wie zufrieden bist du bisher mit dem Team mit deinem Team? Du bist nämlich die Trainerin.
Dana: Richtig, ja. Ich bin superzufrieden mit den Mädels. Sie kämpfen sich wirklich durch jedes Spiel, beißen die Zähne zusammen. Leistungstechnisch ist noch ein bisschen Luft nach oben, muss man auch ehrlicherweise sagen, es ist aber auch super aufregend, die Belastung ist am Anfang recht hoch, gerade in der Klassifizierung. Jetzt sind wir in der Gruppenphase, gewöhnen uns an die längeren Spiele und jetzt gucken wir mal, dass wir ein bisschen mehr noch in die Leistung kommen, im Angriff noch ein bisschen stärker werden, aber die spielen eine super starke Abwehr und da bin ich ganz stolz drauf.
Tanja Rieckmann: Du hast mir erzählt zu den ersten Spielen, dass alle noch ein bisschen nervös waren. Also es ist schon aufregend besonders hier bei den World Games zu sein, denke ich.
Dana: Auf jeden Fall. Wann bekommt man schon mal so eine Kulisse und so ein Publikum bei Spielen, das ist selbst für mich als Trainerin total aufregend, dementsprechend ist es für die Spieler natürlich und die Athleten ein riesen Event und ganz anders zu verarbeiten als bei einem normalen Ligaspiel zum Beispiel.
Tanja Rieckmann: Und was macht dein Team besonders? Worauf bist du besonders stolz?
Dana: Ich bin besonders stolz darauf, dass sie wirklich super miteinander auch umgehen, dass sie zusammengewachsen sind, dass sie Vollgas geben und sich durchbeißen. Wir sind konditionell nicht die stärksten, aber wir beißen uns durch jedes Spiel durch und da bin ich richtig, richtig stolz drauf.
Tanja Rieckmann: Und was ist noch drin? Ihr habt ja noch ein paar Spiele. Was meinst du, was könnt ihr noch erreichen oder was wollt ihr erreichen, was habt ihr euch vorgenommen?
Dana: Ich glaube, was ganz, ganz wichtig ist, dass wir noch ein bisschen Selbstvertrauen sammeln, dass wir das eine oder andere Tor vorne noch werfen. Und dann schauen wir mal. Hoffentlich noch ein Spiel auf jeden Fall gewinnen, um dann in die die Finalrunde noch einzuziehen. Das wäre ganz wichtig, aber auch ansonsten einfach das Beste aus jeder einzelnen Spielerin rauszuholen, das wäre besonders wichtig.
Tanja Rieckmann: Vielen Dank und vielen Dank, dass ihr euch so eng begleiten durften. Und wir drücken natürlich weiterhin die Daumen und wünschen euch ganz viel Erfolg und noch ganz viel Spaß bei den World Games. Vielen Dank, Dana.
Dana: Dankeschön und schön, dass ihr dabei seid.
Tanja Rieckmann: Dankeschön. Und jetzt wollen wir natürlich auch hören, wie es für die Spielerinnen ist, hier teilzunehmen an den Weltspielen. Hallo Chrissi! Wie stolz bist du auf dich und dein Team?
Chrissi: Ich bin ganz stolz auf mein Team und dass ich in Berlin dabei sein kann mit meiner Mannschaft.
Tanja Rieckmann: Und wie ist es in der Halle, werdet ihr viel angefeuert?
Chrissi: Ja, die ganze Halle, unsere Fans. Und Deutschland 1 feuert uns auch an. Das ist auch froh, dass ich hier richtig los. In der Halle sein, ist ein komisches Gefühl, aber kriegen wir schon hin.
Tanja Rieckmann: Was waren die schönsten Momente für dich bisher hier bei den Special Olympics World Games?
Chrissi: Das ist echt komisches Gefühl, wenn ich dabei bin, klopft mein Herz wie verrückt. Aber mir geht es ganz gut und meiner Mannschaft geht es auch ganz gut. Das ist das Wichtigste für mich.
Tanja Rieckmann: Und was könnt ihr noch erreichen? Wie meinst du, werden die letzten Spiele ausgehen?
Chrissi: Nee, ja, okay, ich weiß nicht, wie wir jetzt nachher spielen. Aber ja, dass wir selber uns vertrauen sollten. Das ist wichtig, dass wir uns selbst vertrauen, das ist wichtig für mich und den ganzen Mannschaften und auch unserer Mannschaft, das Selbstvertrauen, das ist sehr wichtig.
Tanja Rieckmann: Vielen Dank, Chrissi. Hallo Gabi. Die Hörerinnen und Hörer kennen dich schon, bei der Einkleidung habe ich dich auch schon interviewt. Wie ist es denn bisher bei den Special Olympics hier in Berlin, wie fühlst du dich?
Gabi: Bis jetzt fühle ich mich hier richtig gut und das macht mir richtig Spaß hier.
Tanja Rieckmann: Ich habe gesehen, ihr habt vorhin Autogramme schreiben müssen sogar, das war bestimmt ein tolles Gefühl, oder?
Gabi: Ja, war auch ein gutes Gefühl.
Tanja Rieckmann: Und was waren die Highlights bisher in Berlin?
Gabi: Das Handballspiel hat mir jetzt gefallen. Und dass wir die Spiele auch manchmal auch uns angeguckt haben.
Tanja Rieckmann: Welche waren das, was hast du gesehen?
Gabi: Beispiel Deutschland, Indien, Spanien. Viele Spiele haben wir gesehen.
Tanja Rieckmann: Wie sieht's denn aus, was glaubst du, was ihr noch erreichen könnt? Wie geht es weiter? Ihr habt ja auch viel Teamgeist. Also da ist noch einiges drin für Euch, oder?
Gabi: Ja, ist noch drinne.
Tanja Rieckmann: Dann wünsche ich euch noch viel Glück und vielen Dank für das Gespräch.
Moderator: Das war sie, die dritte und die letzte Ausgabe zu den Special Olympics World Games in Berlin. Es hat uns richtig viel Spaß gemacht und euch hoffentlich auch. Vielen Dank auch an dich, Tanja, dass du mich hier als Reporterin tatkräftig unterstützt hast.
Tanja Rieckmann: Sehr gerne. Es hat viel Spaß gemacht, wie du sagst.
Moderator: Wir beide werden uns jetzt hier noch ein paar Wettbewerbe anschauen, läuft hier noch so ein bisschen, das große Event, und ihr hört es wahrscheinlich auch schon im Hintergrund: Wir sind gerade in der Halle, wo überall Badminton gespielt wird, hier im Messegelände in Berlin. Und ich habe schon auf dem Weg hierher in der S-Bahn fröhliche Menschen gesehen, aus Pakistan, Schweden, Usbekistan. Das liebe ich einfach so, alle Nationen zusammen vereint, fröhlich lachend, jeder erkennt sich in so einem Outfit, alle haben die gleichen Sport-Outfits an, wo dann auch die Namen draufstehen aus den ganzen Ländern und das nehme ich auch mit, diese fröhlichen Menschen, die überall einfach gerne zusammen feiern wollen.
Tanja Rieckmann: S-Bahn ist ein gutes Stichwort. Ich habe da ein ganz tolles Erlebnis gehabt, ich wurde angesprochen auf meine Akkreditierung und eine Frau hat mir gedankt dafür, dass wir das hier organisieren, was wir ja gar nicht machen. Und sie hatte fast Tränen in den Augen, sagte sie war gestern auch hier und es ist so toll und vielen Dank und es war so ein besonderes Erlebnis. Und ich kriege auch mit, alle reden davon im Familien- und Freundeskreis, im Kolleginnenkreis, die Einschaltquoten sind großartig. Also die Sichtbarkeit ist da, schon bei der Eröffnung, und ich hoffe, es geht so weiter und alle wissen bald was Special Olympics ist und kommen und gucken zu und feuern an so wie hier.
Moderator: Finde ich sehr schön. So soll es sein und Tränen in den Augen habe ich auch gehabt bei Begegnungen hier, weil man einfach so herzliche Situationen erlebt. Auch beim BGW Kletterturm wo ich war, da wurde ich auch angesprochen nachdem ich den Podcast aufgenommen habe, wollte eine Schweizerin unbedingt nochmal mit mir auf diesen Turm hoch. Die hatte ich vorher kurz angesprochen für eine Aufnahme und die war völlig begeistert, dass ich das getan habe und das bewirkt ja auch was mit einem. Also, ich nehme ja auch viele schöne Momente mit. Und jetzt genießen wir hier zusammen in der Halle die Badminton Spiele.
Tanja Rieckmann: Ich bin gespannt, wie es ausgeht hier.
Moderator: Mehr Infos zu den Special Olympics World Games und zum Thema Inklusion findet ihr auf der Webseite der BGW www.bgw-online.de/podcast. Damit verabschieden wir uns, Tanja und Ralf. Wir sagen Tschüss aus Berlin.
Outro Podcast
Interviewgäste
Katrin Degenhardt
Leiterin inklusiver Kletterturm
Nadine Hoischen
Helferin am inklusiven Kletterturm
Silvia Thimm
Jury Kunstpreisverleihung, BGW Selbstverwaltung
Preisträgerin Kunstpreisverleihung
Dana Beckmann
Trainerin Handball-Mannschaft
Handballerinnen SV Werder Bremen
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