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Wie wird die Integration internationaler Fachkräfte­ zum Erfolg? BGW magazin 3/2024

Fachkräftemangel macht sich besonders in der Alten- und Krankenpflege bemerkbar. Aus dem Ausland angeworbene Kolleginnen und Kollegen können Teams bereichern, wenn sie langfristig gut integriert werden. Dazu beitragen soll das Training "Das interkulturelle Team – Pflege" der BGW. Eine Evaluation unter teilnehmenden Kliniken zeigt: Das Konzept geht auf.

Eine erfolgreiche Integration minimiert Missverständnisse und Konflikte, was direkt das Stresserleben beeinflusst.

Porträt: Stefan Köhler
Stephan Köhler, BGW
Das interkulturelle Training der BGW unterstützt Einrichtungen der stationären Kranken- und Altenpflege, die ihre Teams durch auslän­dische Fachkräfte ergänzen, und verknüpft das Thema Interkulturalität mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Die Voraussetzungen sind angesichts angespannter Arbeitssituationen schwierig: Oft fehlt Zeit, die dringend benötigt wird – für die Einarbeitung und die Möglichkeit, gut und sicher in der neuen Umgebung und im Team anzukommen.

Angespannte Arbeitssituation erschwert Integration

Ausländische Fachkräfte müssen in der Regel ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, um entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt zu werden. Sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede machen Integrationsprozesse zusätzlich anfällig für Missverständnisse und dadurch entstehende Konflikte. Das interkulturelle Training sensibilisiert Beschäftigte für Gefährdungen, die hieraus entstehen können. So werden Konfliktpotenziale ebenso wie Stresserleben verringert und gesunde und sichere Arbeitsbedingungen gefördert.

307.000 Pflegekräfte fehlen bis 2035, prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft.

Zielgruppengenaue Inhalte

Damit Integration gelingt, brauchen Einrichtungen ein Konzept, das über den Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme hinausgeht und alle Beteiligten einbezieht, betont Stephan Köhler von der BGW. Im Training lernen Teilnehmende, welche Faktoren positiv auf eine gesunde interkulturelle Zusammenarbeit einwirken.

Drei Workshop-Module richten sich an unterschiedliche Zielgruppen: Teams und Führungskräfte, neue Pflegekräfte aus dem Ausland sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus dem Unternehmen.

Wie das interkulturelle Training ankommt und wie es stetig weiterentwickelt werden kann, zeigt eine Evalua­tion durch das Institut für Arbeitsmedizin, Prävention und betriebliches Gesundheitsmanagement der Universität Lübeck: 80 Prozent des befragten Stammpersonals und 95 Prozent der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gaben an, dass das Training sie motiviere, sich aktiv an interkultureller Arbeit im Unternehmen zu beteiligen.

Ebenso zeigten sich 95 Prozent der Fachkräfte aus dem Ausland motiviert, sich mit Interkulturalität sowie der deutschen Kultur zu beschäftigen.

Praxisnahe Inhalte kommen an

Bei der Evaluation kam heraus:

  • Als besonders nützlich empfanden die Teilnehmenden praxisnahe Inhalte sowie Hinweise zum Umgang mit schwierigen interkulturellen Situationen.
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Stammpersonal finden es wichtig, Ansprechpersonen für alle bekannt zu machen und sich regelmäßig über den Integrationsprozess auszutauschen.
  • Fachkräften aus dem Ausland half besonders in der Startphase ein klar definiertes Aufgabenfeld. Als hilfreich empfanden sie eine gute Einarbeitung sowie die Unterstützung von der Unternehmensleitung und vom Team.

Eine Online-Befragung im Rahmen der Evaluation bestätigt:

  • Die Arbeitszufriedenheit hängt stark von der Unterstützung des Unternehmens und der Teams ab.
  • Einen positiven Einfluss haben auch soziale Kontakte sowie sicheres Arbeiten und eine gute Fehlerkultur.

Was neuen Mitarbeitenden hilft
  • Sprachlernangebote
  • strukturierte Einarbeitung 
  • definierter Arbeitsbereich
  • kultursensible Führungskräfte
  • Unterstützungsangebote zum Anerkennungsverfahren
  • feste Ansprechpersonen 

Wichtig: alle einbeziehen

Die Evaluation des Trainings zeigt auch: Voraussetzung dafür, dass die Integration gelingt, ist ein umfassendes Konzept, das viele Unternehmensbereiche und Personen mit einbezieht. Wichtige Ansprechpersonen beim Thema Arbeitssicherheit sind die Praxisanleitenden. Sie sollten darin geschult werden, Wissen an ausländische Fachkräfte zu vermitteln: mit einfacher Sprache, Wiederholungen und Nachfragen, ob alles verstanden wurde. Auch mehrsprachiges Informationsmaterial wurde als hilfreich genannt.

Informationen und Beteiligung sind auch für das Stammpersonal von hoher Bedeutung, damit Integration als gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten gelebt wird. Neue Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland zu integrieren erfordert Geduld und Einsatz. Wenn Beschäftigte das Gefühl bekommen, alle Aktivitäten würden nur noch auf die ausländischen Fachkräfte ausgerichtet, gefährdet dies die Zusammenarbeit.

Von: Mareike Berger