Muskuloskelettale Beschwerden der oberen Extremitäten bei Veterinären in Deutschland – eine Querschnittstudie

Muskuloskelettale Beschwerden (MSB) sind eine bedeutsame Gesundheitsstörung bei praktizierenden Tierärzten. Unergonomische Körperhaltungen, repetitive Tätigkeiten und von Tieren verursachte Unfälle sind häufige Risikofaktoren für MSB--Muskuloskelettale Beschwerden, insbesondere der oberen Extremitäten.

Hintergrund:

In der vorliegenden Studie werden die 12-Monats-Prävalenz von MSB–Muskuloskelettale Beschwerden, die Häufigkeit der daraus resultierenden funktionellen Einschränkungen dargestellt sowie die Häufigkeit der arbeitsbedingten Unfälle, die MSB–Muskuloskelettale Beschwerden zur Folge hatten. Darüber hinaus wird untersucht, welche Faktoren mit einer Beschwerdelast der oberen Extremitäten in Zusammenhang stehen.

Methode:

An der 2011 durchgeführten fragebogenbasierten Prävalenzstudie nahmen 3.174 Veterinäre (Responserate 38,4 %) aus sieben Kammerbezirken teil. Die Teilnehmer wurden zu MSB–Muskuloskelettale Beschwerden, den tierärztlichen Tätigkeiten sowie zu ihrer psychomentalen Verfassung befragt. Verwendet wurde der standardisierte Nordic Questionnaire und Teile aus dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire.

Ergebnis:

Muskuloskelettale Beschwerden–MSB am Nacken (66,6 %) und an der Schulter (60,5 %) wurden häufiger genannt als an der Hand (34,5 %) oder am Ellenbogen (24,5 %). Diese Beschwerden führten zu Einschränkungen im Alltag: am Hals (28,7 %), Schulter (29,5 %), Hand (19,4 %) und Ellbogen (14 %). Die 12-Monats-Prävalenz von MSB–Muskuloskelettale Beschwerden der distalen oberen Extremitäten war bei Großtierpraktikern signifikant höher als bei den übrigen Tierärzten. Dagegen klagten vor allem Kleintierpraktiker über Beschwerden im Nacken. Von Unfällen, die MSB–Muskuloskelettale Beschwerden zur Folge hatten, waren am häufigsten die Hand (14,3 %) oder die Schulter (10,8 %) betroffen. Die meisten Unfälle, die den Oberkörper verletzten, gingen von Tieren aus (19 % vs. 9,2 %). Je nach Körperregion trugen persönliche und arbeitsbedingte Faktoren wesentlich zur Beschwerdelast bei: höheres Alter, Geschlecht, frühere Verletzungen, Body-Mass-Index, Praxistyp, häufig durchgeführte veterinäre Tätigkeiten wie Zahnmedizin, rektale Untersuchungen und Geburtshilfe sowie hohe Anforderungen und Burnout.

Schlussfolgerung:

Erstmals konnte gezeigt werden, dass MSB–Muskuloskelettale Beschwerden bei Tierärzten in Deutschland häufig auftreten. Maßnahmen zur Prävention von Unfällen und unergonomischen Haltungen bzw. Tätigkeiten erscheinen sinnvoll und notwendig. Bei der Implementierung von Maßnahmen sollten der Praxistyp, geschlechtsspezifische sowie psychosoziale Faktoren berücksichtigt werden.

Diese Zusammenfassung ist ein Teil des Beitrages "Muskuloskelettale Beschwerden der oberen Extremitäten bei Veterinären in Deutschland – eine Querschnittstudie", erschienen im Buch "RIRE - Risiken und Ressourcen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege", © 2014 ecomed MEDIZIN, ISBN 978-3-609-10024-1.