Ältere Beschäftigte in der Pflege: bleiben oder gehen?

Wie erleben ältere Beschäftigte ihre letzten Berufsjahre und wie stellen sie sich den Übergang in den Ruhestand vor? Die repräsentative Studie „lidA – leben in der Arbeit“ (www.lida-studie.de) beobachtet seit 2011, wie sich Arbeitsbedingungen und Erwerbsverläufe verändern und welche Motive hinter der Entscheidung stehen, das Erwerbsleben zu verlassen oder nicht. Ergebnisse aus der vierten Erhebungswelle (2022/23), in der 8.884 ältere Beschäftigte in Deutschland befragt wurden, werden diskutiert. Im Fokus sollen die Pflegeberufe (Altenpflege und Krankenpflege) stehen. 

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Babyboomer frühzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden möchten, deutlich vor der Regelaltersgrenze. Gleichzeitig scheint sich ein kleiner Teil der nachfolgenden Generation bereits darauf einzustellen, etwas länger erwerbstätig zu sein. Bei den Gründen für den gewünschten frühen Erwerbsausstieg dominieren solche, die den Wunsch nach Selbstbestimmung im Leben nahelegen, darauf folgen belastende Arbeit und gesundheitliche Probleme. Die Bereitschaft, unter bestimmten Umständen länger als momentan gewünscht erwerbstätig zu bleiben – ist unter den Befragten verbreitet, insbesondere dann, wenn sie mehr Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Arbeit erhielten. Retrospektive Befragungsdaten zeigen, dass der Wunsch nach Selbstbestimmung auch die Gründe für den erfolgten frühzeitigen Erwerbsausstieg in Altersrente dominiert. 

Die Ergebnisse für die Pflegeberufe weichen von denen der anderen Berufsgruppen deutlich ab. Sie würden gerne besonders früh aus dem Erwerbsleben aussteigen, als Gründe hierfür werden deutlich häufiger "anstrengende Arbeit" und "gesundheitliche Probleme" angegeben. Zudem "planen" sie - im Mittel - länger zu arbeiten als sie "können", was ungewöhnlich ist und ein Warnzeichen darstellt. Gleichzeitig allerdings scheinen sie besonders von ihrer beruflichen Tätigkeit zu profitieren, denn fast alle befragten Pflegenden meinten, dass ihre berufliche Tätigkeit ihnen "sehr viel gibt". 

Eine Schlussfolgerung ist, dass es Politik und Wirtschaft, wenn sie ältere professionell Pflegende länger im Erwerbsleben halten wollen, gelingen muss, sie dazu zu bringen, länger arbeiten zu "wollen". Dies kann nicht ohne grundlegende Betrachtung der Arbeitsbedingungen gehen. 

Referent: Prof. Dr. med. Hans Martin Hasselhorn

Termin: 28. September 2023, 17.30 bis 18.30 Uhr