Analyse der Lumbalbelastung beim manuellen Bewegen von Patienten zur Prävention biomechanischer Überlastungen von Beschäftigten im Gesundheitswesen

Manuelles Bewegen von Patienten führt bei Beschäftigten im Gesundheitswesen (BiG) im Allgemeinen zu einer hohen mechanischen Belastung im unteren Rückenbereich. Ein langfristiges Forschungsvorhaben, die „Dritte Dortmunder Lumbalbelastungsstudie (DOLLY 3 – the Dortmund Lumbar Load Study 3)”, wurde durchgeführt, um die Lendenwirbelsäulenbelastung von Pflegepersonen während des manuellen Bewegens von Patienten zu untersuchen. Neun verschiedenartige Tätigkeiten mit Patiententransfer im oder am Bett oder Stuhl, die als „sicher gefährdend” im Rahmen von Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren gelten, wurden analysiert. Die Messung von Aktionskräften mit eigens entwickelten Systemen und die Erfassung der jeweils eingenommenen Körperhaltungen mit optoelektronischen und Videokameras, um daraus mehrere Kenngrößen der Lumbalbelastung zu quantifizieren, wurden in einer früheren Publikation beschrieben.

Im vorliegenden Artikel werden die Ergebnisse der Laboruntersuchungen und der anschließenden biomechanischen Modellrechnungen vorgestellt; diese konzentrieren sich auf die Belastung der Lendenwirbelsäule und auf Möglichkeiten zur Belastungsverringerung durch biomechanisch „optimierte” Transfermodi statt „konventioneller” Arbeitsweise sowie durch die zusätzliche Verwendung kleiner Hilfsmittel wie Gleitmatte und Rutschbrett. Die Druckkraft auf die lumbosakrale Bandscheibe kann je nach durchgeführter Tätigkeit, Transfermodus und individueller Ausführung erheblich variieren. Die höchsten Werte wurden bei konventioneller Ausführung der Tätigkeiten gemessen, niedrigere Werte ergaben sich durch eine verbesserte Arbeitsweise; die niedrigsten Druckkraftwerte wurden bei der Verwendung von kleinen Hilfsmitteln erreicht. Bei 13 von 17 derartigen Vergleichen war der Unterschied statistisch signifikant. Die Analyse der Kenngrößen für asymmetrische Belastungsanteile zeigte, dass Seitbeuge- und Torsionsmomente an der lumbosakralen Bandscheibe hohe Werte erreichen können, die jedoch durch die Nutzung verbesserter Transfermodi wesentlich reduziert werden können. Die Bewertung der biomechanischen Belastungen mithilfe von alters- und geschlechtsspezifischen Richtwerten zur Arbeitsgestaltung ergab für keine der analysierten Tätigkeiten – ungeachtet der Art der Durchführung – Belastungen in einem akzeptablen Bereich. Demzufolge wird die Anwendung einer biomechanisch angemessenen Arbeitsweise unter Zuhilfenahme kleiner Hilfsmittel dringend empfohlen, um beispielsweise die Reibung zwischen Patient und Bett-Oberfläche zu verringern; diese Maßnahmen dienen insbesondere zur Prävention von Überlastungen bei älteren Beschäftigten im Pflegebereich.

Diese Zusammenfassung ist ein Teil des Beitrages "Analyse der Lumbalbelastung bei manuellen Bewegen von Patienten zur Prävention biomechanischer Überlastungen von Beschäftigten im Gesundheitswesen", erschienen im Buch "RIRE - Risiken und Ressourcen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege", © 2014 ecomed MEDIZIN, ISBN 978-3-609-10024-1.