Entwicklung eines Kurzfragebogens zur Messung gesundheitsförderlicher Führung

Der Einfluss des Führungsverhaltens auf die Gesundheit der Beschäftigten gewinnt in den letzten zehn Jahren sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis zunehmend an Bedeutung. Ziel der hier vorgestellten Studie ist es, einen Kurzfragebogen zur Messung gesundheitsförderlicher Führung zu entwickeln, der verschiedene Aspekte integriert, die besonders relevant für die Gesundheit der Beschäftigten im Gesundheitswesen sind.

Zu diesem Zweck wurden insgesamt 346 Beschäftigte im Gesundheitswesen gebeten, Angaben zu ihrer direkten Führungskraft und zu ihrer psychischen Gesundheit zu machen. Die Analysen zeigen gute psychometrische Kennwerte sowie zwei zugrundeliegende Führungsdimensionen: die Führungskraft als Ressourcenmanager und die Führungskraft als Risikofaktor. Mit dem Kurzfragebogen zu gesundheitsförderlicher Führung steht nun ein Instrument zur Verfügung, das die wissenschaftlichen Gütekriterien erfüllt und den Anforderungen in der Praxis gerecht wird. Anhand dieses Instruments können die Anforderungen „Ressourcen fördern und Stressoren reduzieren“ als Maßstab einer „gesunden Führung“ in ökonomischer Weise messbar gemacht werden.

Das Instrument kann im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen eingesetzt werden. Anhand der Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung ist es möglich, fundierte Empfehlungen für das Verhalten von Führungskräften abzuleiten, dass insbesondere die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zum Ziel hat. Diese Empfehlungen können als Grundlage zur Verbesserung der Arbeitssituation durch Führungskräfte genutzt werden.
Während in der Führungsforschung des letzten Jahrhunderts vor allem der Einfluss von Führung auf die Produktivität und Leistungssteigerung der Mitarbeitenden im Fokus stand, wird seit etwa zehn Jahren nun auch die Frage untersucht, wie Führungskräfte die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern können. Dieser Perspektivwechsel wurde vor allem durch den demografischen Wandel eingeleitet. Insbesondere Einrichtungen im Gesundheitswesen sehen sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, gut ausgebildete, effizient arbeitende und gesunde Mitarbeitende langfristig zu (er-)halten (Vincent-Höper et al. 2018). Im Gesundheitswesen kommt der Förderung der psychischen Gesundheit der Beschäftigten vor dem Hintergrund des Fach- und Führungskräftemangels und der Sicherung einer langfristigen Beschäftigungsfähigkeit eine immer zentralere Bedeutung zu (Fehlzeitenreport 2018). Insbesondere beim Erhalt der psychischen Gesundheit spielen Führungskräfte eine entscheidende Rolle (Badura et al. 2011; Vincent-Höper et al. 2017).
Die aktuelle Herausforderung an die Wissenschaft besteht darin, gesundheitsförderliche Führung messbar zu machen, um wissenschaftlich fundierte Ansatzpunkte für eine Gesundheitsförderung durch die Führungskraft in der Praxis zu liefern. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie sollte eine Führungskraft die Arbeitssituation gestalten, um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden positiv zu beeinflussen?
Das Ziel dieser Studie ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Führungsverhaltensweisen eine besonders hohe Relevanz für die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen aufweisen. Diese Erkenntnisse fließen in die Entwicklung eines Kurzfragebogens zur Messung gesundheitsförderlicher Führung ein. Anhand dieses Fragebogens soll gesundheitsrelevantes Führungsverhalten in valider Form messbar gemacht werden. Dieses Analyseinstrument soll – trotz seiner Kürze – differenzierte Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Führungsverhalten und Gesundheit der Mitarbeitenden geben und gleichzeitig Führungskräften gezielte Anhaltspunkte liefern, wie sie die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern können.

Dieser Artikel ist veröffentlicht worden unter:

  • Vincent-Höper S, Stein M, Gregersen S, Nienhaus A (2019). Entwicklung eines Kurzfragebogens zur Messung gesundheitsförderlicher Führung. In: Angerer, Gündel, Brandenburg, Nienhaus, Letzel, Nowak (Hrsg.): Arbeiten im Gesundheitswesen – Psychosoziale Arbeitsbedingungen – Gesundheit der Beschäftigten – Qualität der Patientenversorgung. ecomed Medizin, Landsberg am Lech, 243 – 252