Eine Frage der Fahrweise: Pflegebetten ergonomisch bewegen

Pflegebetten haben zwar Rollen, sind aber trotzdem recht schwer und sperrig. Hinzu kommt oft noch das Gewicht des Menschen, der im Bett liegt. Damit der Bettentransport im Krankenhaus den Muskel-Skelett-Apparat möglichst wenig belastet, kommt es auf eine effiziente Fahrweise an.

Zwei Pflegekräfte schieben ein Bett mit einer Patientin über einen Krankenhausflur

Betten zu zweit zu bewegen verringert die Belastung.

Bettenschieben ist alles andere als ein Kinderspiel: Überhaupt erst in Fahrt kommen, rangieren, einerseits Kurven und andererseits lange gerade Strecken bewältigen, unerwarteten Hindernissen ausweichen, bremsen – und dabei immer auch das Wohl des Patienten oder der Patientin berücksichtigen. Neben medizinischen und pflegerischen Erfordernissen gilt es dabei insbesondere ergonomische Aspekte zu beachten.

  • Schieben statt ziehen
    Grundsätzlich werden Betten geschoben. Das Schieben schwerer Lasten belastet den Muskel-Skelett-Apparat deutlich weniger als das Ziehen. Ziehen sollte man sie nur, soweit es zum Rangieren oder Positionieren erforderlich ist.
  • Betthöhe anpassen
    Ähnlich wie beim Fahrradfahren entlastet man auch beim Bettentransport den eigenen Rücken durch eine leicht vorgeneigte Oberkörperhaltung, um das Gewicht auf dem Bettrahmen abzustützen. Die Arme sollten leicht angewinkelt, die Schultern nicht hochgezogen und die Handgelenke nicht überstreckt sein. Wie beim Arbeiten am Pflegebett passt man dazu als erstes die Betteinstellung an.
  • Spurrolle nutzen
    Für gerade Strecken empfiehlt es sich, die Spurrolle des Bettes festzustellen. Das stabilisiert den Geradeauslauf. So lassen sich Scherkräfte in der Wirbelsäule vermeiden, die sonst beim Spurhalten entstehen würden. Wichtig: Die festgestellte Spurrolle muss sich in Fahrtrichtung vorne am Bett befinden. Sonst erreicht man das Gegenteil und benötigt erhebliche zusätzliche Kraft, um den Schlingerkurs durch dauerndes Gegenlenken auszugleichen. Beim Rangieren dagegen müssen alle Räder frei beweglich sein, dazu löst man die Spurrolle wieder.
  • Bettkonstruktion berücksichtigen
    Die Blickrichtung des Patienten oder der Patientin unterwegs ist grundsätzlich durch die Konstruktion des Bettes vorgegeben. Oft befindet sich die feststellbare Spurrolle am Kopfende. Dann wird das Bett über gerade Strecken mit dem Kopfende voran geschoben – mit Blickkontakt zur Person im Bett. Der Blickkontakt ermöglicht auch ein Überwachen des Patienten oder der Patientin. Bei angemessenem Tempo ist auch das Rückwärtsfahren für die Person im Bett in der Regel kein Problem. Es gibt aber auch Bettmodelle mit Spurrolle am Fußende. Wenn aus medizinischen oder pflegerischen Gründen eine bestimmte Schieberichtung bevorzugt wird, ist das bei der Auswahl des Pflegebetts zu berücksichtigen.
  • Langsam schieben
    Häufig werden Betten wegen vermeintlichen oder tatsächlichen Zeitdrucks sehr schnell geschoben. Auch mit Rücksicht auf den Patienten oder die Patientin empfiehlt es sich in der Regel, ein langsameres Tempo zu wählen. Das reduziert die Unfallgefahr und den Kraftaufwand beim Abbremsen.
  • Zu zweit arbeiten
    Wann immer möglich sollten Betten zu zweit verfahren werden, nur so kann die Belastung gering gehalten werden. Die zweite Person unterstützt beim Anfahren und Bremsen, beim Erkennen von Hindernissen, bei der Kurvenfahrt und beim Rangieren. Wichtig: Sie muss vorwärts neben dem Bett herlaufen. Rückwärts oder vor dem Bett zu gehen ist zu gefährlich und sehr gelenkbelastend.
  • Gegebenenfalls Bed-Mover einsetzen
    Für den Transport von Betten werden zunehmend Technische Hilfsmittel eingesetzt: so genannte Bed-Mover. Sie werden am Bett angebracht und funktionieren wie ein Hubwagen. Durch den Elektromotor ist das Bewegen des Bettes damit fast ohne Kraftaufwand möglich. Bed-Mover sind vor allem bei weiten Transportwegen und Steigungen sinnvoll.

Schutzmaßnahmen festlegen und bekannt machen
Der manuelle Bettentransport gehört zur Lastenhandhabung im Betrieb und unterliegt damit der Lastenhandhabungsverordnung. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen diese Tätigkeit in der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen. Dabei helfen die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) herausgegebene „Leitmerkmalmethode zur Beurteilung von Ziehen und Schieben“ sowie der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Die sichere Arbeitsweise beim Bettentransport ist zudem ein wichtiges Thema für die regelmäßige Unterweisung der Beschäftigten.